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Ausgabe:

1987

Spalte:

452-455

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Glaube zum Leben 1987

Rezensent:

Rössler, Andreas

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Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 6

452

Die wechselnde Herausgeberschaft bei der Edition der Orationes
bewirkt leider, daß unnötige Diskrepanzen zwischen den einzelnen
Bänden vorhanden sind. Sie betreffen vor allem die Art der Annotie-
rung und den Aufbau der Register. Eine für alle Bände gleichermaßen
verbindliche Vorgabe wäre für den Benutzer eine Wohltat gewesen.
Auch hätte es gereicht, wenn allein der erste Band eine Bibliographie
mit den entsprechenden Siglen geboten hätte. Im vorliegenden Band
ist S. 32 lf ein »Index des abbreviations bibliographiques« gegeben,
doch werden einerseits nicht immer die dort genannten Siglen gebraucht
(so z. B. S. 221 Anm. 5) oder andererseits die gesamten bibliographischen
Angaben wiederholt (z. B. S. 117 Anm. 4).

Abweichend von anderen Bänden der Gregoredition ist im vorliegenden
Band nicht ausreichende Mühe auf die Register verwandt worden
. Zum biblischen Stellenregister (S. 323-330) heißt es S. 7: »Pour
l'indication des citation ou des allusions bibliques, le travail des
Mauristes a ete complete .. .« Den »Index des mots grecs« (S.
331-338) hätte man sich gerade bei diesen Orationes so eingehend
und umfassend wie möglich gewünscht. Es sind nur die Eigennamen
und die theologischen Begriffe aufgenommen. Dabei beschränkte man
sich auf reine Stellenangaben ohne jede Charakterisierung.

Berlin Friedhelm Winkelmann

Bode, Franz-Josef: Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott. Die Lehre
von der Eucharistie bei Matthias Joseph Scheeben. Paderborn-
München-Wien-Zürich: Schöningh 1986. XIII, 522 S. gr. 8' =
Paderborner theologische Studien, 16. Kart. DM 68,-.

Vorliegende Monographie hat 1985/86 der (röm.-kath.) Theologischen
Fakultät Bonn vorgelegen.

Bode ist davon überzeugt, S. „kann mit seiner erstaunlich breiten
Kenntnis der Tradition eine Hilfe geben, das .Geheimnis des Glaubens
' EUCHARISTIE als ,Brennpunkt' zu verstehen, in dem sich die
großen Linien des Heilsgeschehens bündeln". Wenn er auch keinen
eigentlichen Eucharistietraktat vorgelegt hat, so meint Bode doch, daß
S. sich auch hier als „Wegbereiter heutiger Theologie" erweisen kann
(1-3).

Im 1. Kapitel beschreibt Bode „Ort und Art der Theologie Scheebens
" (4-47): Von der Römischen und Tübinger Schule beeinflußt
sowie von der Neuscholastik, war sie verwurzelt in der Patristik, Scholastik
und in der Ecole francaise. Vor allem Kyrill von Alexandrien,
Chrysostomus, Augustin und Thomas haben S. beeinflußt. Seine
Inkarnationstheologie und in ihrer Folge die Eucharistielehre bezieht
S. stark auf kyrillisches Gedankengut und ist mystisch auf Vergöttlichung
des Menschen ausgerichtet; der Mensch trägt als „Mikro-
theos" Ähnlichkeit mit der göttlichen Natur (36,42).

Das 2. Kapitel behandelt „Die Entfaltung der Gedanken Scheebens
zur Eucharistie innerhalb seines theologischen Lebenswerkes"
(48-234). Hier verdeutlicht-B., wie S. seine Eucharistielehre von Anfang
an eng an die Inkarnationslehre anschließt; Eucharistie ist für ihn
Fortsetzung der Inkarnation. In der Eucharistie, als „Vehikel" teilt
Gott sein Leben mit, in ihr wird Gnade verbreitet, sie ist Gnadennahrung
, Teilhabe an der göttlichen Natur und Vorgeschmack des
himmlischen „frui" (55-59). Ein weiteres Schlüsselwort der Eucharistie
ist für Scheeben „Vermählung". Es fällt auf, wie stark S. die
Eucharistie über die anderen Sakramente, auch die Taufe, setzt.

Später denkt S. die Inkarnation fester mit dem Kreuz zusammen
(66). Neben die manducatio sacramentalis setzt S. die manducatio
spiritualis: „Indem er uns speist, zeugt er uns von Neuem", er ordnet
sie ein zwischen der unvollkommenen Vereinigung mit Gott in
Glaube und Liebe und der vollkommenen in der Gottesschau. Gewagte
Formulierungen fehlen bei S. nicht, wenn er etwa unsere
Menschheit in der Eucharistie gewissermaßen Christi Mutter werden
läßt, weil wir Christus substantiell empfangen, um ihn in unserem
Auferstehungsleib Wiederzugebären (71-74). Neben diesen mariologischen
Bezug (vgl. auch 148, 228 u. ö.) tritt der pneumatologische:

„Um unsere Leiber mit seinem Leib durch die Glut des Heiligen Geistes
zusammenzuschmelzen, schmilzt er durch dieselbe Glut die Nahrung
unseres Leibes in seinen Leib um." Die Substanzverwandlung
des Brotes in Christi Leib zielt auf unsere substantielle Vereinigung
mit Christus (91f, 141). „Die Kirche ist die innigste und realste Gemeinschaft
der Menschen mit dem Gottmenschen, wie sie in der
Eucharistie ihren realsten und vollendetsten Ausdruck erhält" (104).
S. will auch den trinitarischen Bezug nicht vernachlässigen. Hinsichtlich
des Opfers betont er sein latreutisches Verständnis. Er hebt die
„besonders hohe Analogie zwischen dem Geschehen in und an Maria
und dem eucharistischen Geschehen" hervor (216). Darum betont er
die „mütterlichen Funktionen der Kirche", „wodurch sie den eucharistischen
Christus als Haupt, Opfer und Speise der Glieder seines
mystischen Leibes in ihrem Schoß gebiert". Die Christen werden
Christus in der Eucharistie „in der innigsten, realsten, substantiellsten
Weise inkorporiert" (226, 280). In der Frage der Transsubstantiation
tritt der Gedanke der Vernichtung von Substanz zugunsten ihrer Verklärung
zurück (308-310,352).

Ob S. Wegbereiter heutiger Theologie - auch auf ökumenischem
Hintergrund - ist, wird verschieden beurteilt werden. B. ist hier wohl
zu optimistisch, ist S. doch ein typischer Vertreter des mariologischen
Jahrhunderts röm.-kath. Theologie. Aber hinsichtlich der Betonung
der Inkarnation, der personal-essentiellen Präsenz Christi und der
pneumatologisch-ekklesiologisch-kosmischen Dimension der Eucharistie
regt S. zum Weiterdenken an. B. hat das Material sehr breit entfaltet
.

Störend sind lyrische Epitheta (Keimlinge, Fruchtkerne, Bodenschichten
usw.). Die Anmerkungen sind sauber und zuverlässig erarbeitet
(363-489) und enthalten manchmal Gedanken, die in den
Text gehört hätten. B. legt ein Buch vor, das deutlich macht, daß sich
mit S.s Theologie im ökumenischen Kontext zu befassen lohnt.

Freiberg Karl-Hermann Kandier

Systematische Theologie: Allgemeines

Chenu, Bruno, Coudreau, Francois, u. a. [Hg.]: Glaube zum Leben. Die
christliche Botschaft. Übertr. aus dem Franz. von A. Berz, H. W.
Eichelberger, A. Himmelsbach, P. R. Kohlhaas, W. Müller.
Deutsche Fassung hg. u. bearb. von G. Biemer. Freiburg-Basel-
Wien: Herder 1986. 840 S. 8 geb. DM 29,80.

1984 publizierten zwei französische Autorengruppen aus Lyon und
Paris einen Fundamentalkatechismus («Catechese fondamentale»)
unter dem Titel „Der Glaube der Katholiken" («La foi des catholi-
ques»). Die deutsche Fassung, hg. und bearb. von Günter Biemer,
Professor für Religionspädagogik und Katechetik in Freiburg, trägt
den programmatischen Titel „Glaube zum Leben. Die christliche
Botschaft." Dieser Erwachsenenkatechismus versteht sich, wie im
Vorwort (7-12) ausgeführt, als ein „Glaubensbuch". Von der Situation
in Frankreich ist nicht mehr explizit die Rede, dafür öfter von der
in der Bundesrepublik (31,37, 39, 76, 726, 728, 749f). Auf die Situation
in der DDR ist nicht direkt Bezug genommen. Es ist aber immer
wieder der keineswegs nur in Abgrenzung erwähnte Marxismus im
Blick (295f, 341-344, 519-525). Neuestes ist gelegentlich eingearbeitet
(579 u. ö.). Etliche der zahlreichen „Begleittexte" stammen aus
dem Jahr 1986.

Teil I (cap. 1 -3: „Ein lebendiger Glaube") entfaltet eine Art Phänomenologie
des Glaubens, in biblisch wortbezogener Weise, mit
christologischem und kirchlichem Akzent. Zunächst geht es um „den
christlichen Glauben heute" (cap. 1), wobei auch das Leben der zeitgenössischen
katholischen Kirche zur Sprache kommt (etwa 43-49).
„Der Glaube der ersten Gemeinden" (cap. 2) schildert die Ursprungsgeschichte
des christlichen Glaubens und der Kirche. „Der Glaube,
wie er im Leben eines Menschen entsteht" (cap. 3) beschreibt die
lebendige Spannung von Wort Gottes und Antwort des Glaubens.