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Ausgabe:

1987

Spalte:

22-24

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Martin-Achard, Robert

Titel/Untertitel:

God's people in crisis 1987

Rezensent:

Mathias, Dietmar

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Theologische Literaturzeitung I 12. Jahrgang 1987 Nr. I

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zu gering ausgebildete interdisziplinäre wissenschaftliche Arbeit an
Luthers Werk wird durch Wolfs Bibliographie genauso Impulse empfangen
wie die Darstellung der Geschichte der Lutherforschung. Auf
ein paar forschungsgeschichtliche „Nebeneffekte" weist der Autor
bereits in seiner Einleitung hin (21). Ein großer Kreis der an der
Lutherforschung unterschiedlicher Disziplinen Beteiligter ist ihm und
seinen Helfern für die entsagungsvolle Arbeit Dank schuldig.

Berlin Siegfried Bräuer

Ikülling. Samuel R.:] Seine Stimme gehört und keinen Fabeln gefolgt.

hg. von R. Möller. Festschrift für S. R. Külling zum 60. Geburtstag
. Rihcn: Immanuel-Verlag 1984. 274 S. m. Abb. 8° = Funda-
mentum, I.

Mit dieser Sondernummer der Zeitschrift der Freien Evangelisch-
Theologischen Akademie Basel ehrt das Kuratorium den Rektor und
Alttestamentler dieser Ausbildungsstätte zum 60. Geburtstag.
23 Aufsätze sind auf sieben thematische Abteilungen verteilt. A^len
gemeinsam ist ihre Beziehung zur Wort-Gottes-Frage. Gleichsam für
alle Themen und Mitarbeiter seien folgende Aufsätze genannt:

Pierre Bcrlhoud. Die Autorität und die Auslegung des Alten Testaments.
21-30: Jan P. Lettinga. Das alttcstamenlliehc Magnilikal. 33-39; Hans Möller.
Die malkut jahwe, die Königsherrschafl Gottes, 41—44: Richard C. Gamble,
Soli Deo (iloria. Die Ehre Gottes im reformierten Gottesdienst, 49-57; Ernst
Holtmann. Die Mission in Israel nach der Sicht des Apostels Paulus, I 13-117:
Herbert R. Dymale, Die Bibel - das Fundamentum der christlichen Ausbildung
, 141-146; Friso Melzer, Das deutsche Wort .Glauben'. Eine theo-
philologisehe Besinnung. 198-202; Herman J. Hcgger. Der Heilige Cicist und
die Schrill. 251 -258; Ernst-Wilhejm Kohls. Die römischen Christenverfolgun-
gen. Sehleehle und gute Literatur. 261 -274.

M.P.

Bibelwissenschaft

Greenwood. David: Structuralisn and tbe Biblfcal Text. Berlin
(Wcst)-Ncw York-Amslerdam: Mouton Puhl. 1985. XL 155S.gr.
8" = Religion and Reason. 32. geb. DM 64.-.

Der vergleichende Literaturwisscnschaftler (1927-84) von Maryland
will einen allgemeinen Überblick über strukluralistische Vor-
gehensweisen geben, um Vorurteile abbauen ZU helfen. Eingedenk der
Tatsache, daß es eine feste Definition für ..Strukturalismus" nicht
gibt, bleibt es bei der (i runda n nähme, daß eint regenstand strukturiert
ist, ihm also Regeln zugrunde liegen, und bei dem Grundprinzip:
Jedes Konzept eines bestehenden Systems wird definier) durch alle
anderen Konzepte dieses Svstems und hat für sich allein gar keine Bedeutung
. Um Infrastrukturen eines Textes oder Superstrukturen ähnlicher
Texte zu beschreiben, müssen sie miteinander verglichen werden
: bestehende geregelte Strukturen und Systeme werden bei syntag-
matischen wie paradigmatischen Dekompositionen entdeckt: jedes
Element auf der syntagmatischen Ebene eines Textes wird geregelt
Und erklärt durch das ihm zugrunde liegende Paradigma (102).

Wiewohl es sich dabei um grundlegende wissenschaftstheoretische
Prinzipien handelt, werden einige prominente Anreger vorgestellt und
ihre Adepten auf Bibeltexte kritisch analysiert: Die von C. Levi-
Strauss als achronische Strukturen sekundärer Oppositionen definierten
..Mythcmc" sind durch Verkennung seines spezifischen Mylhos-
BegrifTs nur scheinbar auf bibl. ..mythische" Texte applizier! worden
und haben nicht zu überzeugenden und Weiterführenden Ergebnissen
geführt (13-40: vgl. ThL/. 106. 1981. 2550. Der frühe R. Barthcs
(41-61) hat zwar den konkreten Text und Autor im Blick, jedoch
keine vergleichenden Analysen intendiert und auch kein paradigma-
tisches Modell entwickelt. Da er seine sich überlappenden Kodes
mehr als Pro/esse denn als vorgegebene Muster versteht, macht seine
versuchsweise Anwendung der eigenen Kategorien auf einen bibl.
Text die Übertragung auf andere Texte fragwürdig. A. .1. Grcimas
(63-73) beabsichtigt die deduktive Erstellung eines Modells für narra-
tive Synlagmcn. Dabei ist sein Forschungsziel immer die darunter

liegende semantische Struktur und nicht die Erschließung der konkreten
Texte, die das Material dafür bieten: dies haben seine Adepten
meist nicht berücksichtigt. Die Postulatc des Programms einer Theologie
als generativer Poetik von E. Güttgemanns (75-89) werden umsichtig
beurteilt: da der Autor aber prognostiziert, daß Theologie als
generative Poetik zu reinen Deduktionen aus dieser Texttheorie und
damit zu einer rein analytischen Formalwissenschaft und somit zu
ihrer Selbstaufhebung tendiere, stellt er dem als anzustrebende Alternative
nicht etwa eine Erfahrungswissenschaft mit synthetischen
Urteilen entgegen, sondern argumentiert auch hier wie sonst vom
Ideal eines biblizistischcn Offcnbarungspositivismus her für die bekannte
Position einer ..Sprachlehre des Glaubens".

Nach Kurzrezensionen weiterer Versuche (91-106 Chabrol. Staro-
binski. Marin, Via) kommt er zu der abschließenden Beurteilung
(107-21). daß der Strukturalismus für eine induktive Analyse
ungeeignet ist. denn Strukturen als solche lassen noch keine Hierarchien
erkennen (I 12). Sie ergeben weder einen neuen Typ von Exegese
noch von Hermeneutik (1 15). Muster wie Propps Charaktere
und Funktionen sind für das enge Feld bestimmter Volksmärchen
konzipiert und können nicht universal angewendet werden (109 z. B.
"Parables arc not folktales"). Strukturanalysen sollten daher größeres
Gewicht auf die Analyse der Oberflächenstrukturen legen und sinnvoll
im Rahmen der Semiotik. nicht aber der induktiven Logik, v orgenommen
werden (1140. Dies wird abschließend an Gen 22 und
l.k 15.11 ff exemplarisch demonstriert.

So wird der Leser vor einem Pan-Strukturalismus gewarnt: Nicht
alles ist strukturiert: es kommt vielmehr darauf an. das Strukturierbare
zu identifizieren. Levi-Strauss selbst urteilte: ..In den meisten
literaturkritischen Arbeiten, die sich auf den Strukturalismus berufen,
vermag ich allerdings keine strukluralistische Methode zu erkennen
. . . Ich begreife nicht, wie man unter strukturalen Aspekten ein
W erk studieren kann, ohne sich zuerst aller Informationen versichert
zu haben, die Geschichte, Biographie. Philologie der Interpretation
liefern können . . . diese (sc. Strukturale) Methode erneuert und vervollständigt
nur die traditionellen Mittel, sie macht sie nicht überflüssig
" (M ythos und Bedeutung. 1980:1270.

Eppstein Wolfgang Schenk

Lindberg, C onrad: The Middle Engtish Bilde. I he Book of Baruch.
Oxford: Oxford l Iniversit) Press: Oslo: Norwegian l Iniversity Press
1985. 174 S.8". Kldr£ 15.50.

Ziemlich genau vor 600 Jahren vollendete John Wyclifdie Rc ision
seiner Bibelübersetzung. Im Druck erschien sie erst 1731. Grundlage
für die neuere Forschung ist immer noch die Ausgabe von J. Fortfall
und F. Madden. die in Oxford 1850 herauskam. Eine moderne kritische
Bearbeitung ist wünschenswert. Dieser Aufgabe hat sich Conrad
Lindberg seil Jahren gewidmet. Der erste Band ("Prefatory Lpist-
leSofSt. Jerome")erschien im Jahre 1978. Dem vorliegenden Bande,
der den mittelcnglischcn Text nebst Varianten und die lateinische
Vorlage bietet, wird noch die Bearbeitung des Richlerbuches folgen.
Die Weiterführung der begonnenen Arbeit isl ungewiß, da es an Mitarbeitern
fehlt.

K.-H B

Altes Testament

Martin-Achard. R. et S. Paul Re'emi: Gnd's l'eople in Crisis. A Com-
mentary on the Book of Arnos. A Commcntary on ihc Book of
Lamentations. Edinburgh: Handsei Press: Grand Rapids: Eerd-
mans 1984. VIII. 134 S. 8" = International Theological ( ommen-
tary. Kart. £4.50

Wie den anderen Bänden der Reihe ist auch diesem das gleiche Vorwort
des Herausgebers George A. F. Knight und Frederick Carlson
llolmgren vorangestellt worden (VI-VIII). Mit durchgehender Seiten-