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Ausgabe:

1987

Spalte:

429

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Fohrer, Georg

Titel/Untertitel:

Vom Werden und Verstehen des Alten Testaments 1987

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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Seite 1

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429

Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 6

430

gelegt. Als älteste Heilsworte des Buches werden der Brief an die
Gola 29,5-7 und das Wort vom Ackerkauf 32,15b herausgestellt. Aus
solchen knappen Verheißungen sind im Zuge der jahrhundertelangen
innerkanonischen Auslegung „ganze Trauben von Heilsworten herausgewachsen
" (S. 164), die in Jer 29-33 kumulieren. Die Ausrichtung
der Verheißungen teils auf die Gola, teils auf die Diaspora beruht
auf späteren Überarbeitungen, in denen sich Auseinandersetzungen
innerhalb des Judentums widerspiegeln. Das Alte Testament ist nach
L. „aus der Verschmelzung zweier theologischer Schultraditionen
hervorgegangen, der palästinischen, für die als Beispiele das Deute-
ronomium und seine Bearbeitungen, das deuteronomistische Geschichtswerk
und das Jeremiabuch stehen mögen, und der babylonischen
, für die Deuterojesaja und das Ezechielbuch genannt seien"
(S. 167).

Abschnitt VIII (S. 197-256) - Die Nachgeschichte der Bundesverheißung
- behandelt Texte nicht nur aus dem Jeremiabuch
(31,35-40; 24,6-7a; 32,36-41), sondern auch aus dem Ezechielbuch
(11,14-21; 36,16-28; 37,20-28; 34,25-31) und dem Heiligkeitsgesetz
(Lev 26,3-13), Bundesverheißungen der Priesterschrift
(Gen 9,9.11; 17,6-8; Ex 6,4-7; 29,44-46), die Anfangskapitel des
Buches Hosea, den Abrahambund (Gen 15) und die Natanweissagung
(2Sam 7). Die Wirkungsgeschichte von Jer 31 wird hierbei im Einzelnen
erläutert. Dabei wird Lev 26,3-13 als zusammenfassende Wider-
holung der Bundesverheißungen des Ezechielbuches aufgefaßt
(S. 2220, Hos 1 wird als „ein verdreifachter Abklatsch der jesaja-
nischen Zeichenhandlung Jes 8,1.3-4" gewertet (S. 237), und
Hos 2,20, das Wort vom Bunde Gottes mit den wilden Tieren, wird,
m. E. überzeugend, auf die ezechielische Verheißung des Friedensbundes
(Ez 34,25) zurückgeführt (S. 244). Die ezechielische Ausprägung
der Bundesverheißung wird nach L. nicht nur vom Davidbund,
sondern auch vom Abrahambund in der Fassung von Gen 15 vorausgesetzt
(S. 247).

Abschnitt IX (S. 257-264) geht auf die Tora-Verheißung von
Jer 31,33 a ein: „Ich gebe meine Tora in ihr Inneres, und auf ihr Herz
will ich sie schreiben". Abschnitt X (S. 265-279) zieht die Linien bis
zum Neuen Testament weiter.

Ein Literaturverzeichnis, ein Verzeichnis der hebräischen Wörter
und Wendungen sowie ein Bibelstellenregister schließen das anregende
, aber auch zum Widerspruch reizende Buch ab.

Berlin Ludwig Wächter

Kohrer, Georg: Vom Werden und Verstehen des Alten Testaments.

Gütersloh: Gütersloher Vcrlagshaus Gerd Mohn 1986. 269 S. 8'
= GTB/Siebenstern, 1414. Kart. DM 19,80.

Georg Fohrer bietet eine allgemeinverständlich gehaltene und
zugleich wissenschaftliche Einführung in das Alte Testament. Sie mag
speziell für kirchliche Mitarbeiter und interessierte Gemeindeglieder
gedacht sein, aber auch dem Studenten der Theologie als Lernbuch
und dem Pfarrer als Orientierung oder zur Auffrischung einst erworbener
Kenntnisse nützlich werden. Der Band folgt in seinem Aufriß
und in seinem Inhalt der bekannten ..Einleitung in das Alte Testament
" des Vf. Die Kapitel, die Kanon und Textgeschichtc behandeln,
werden hier allerdings vorangestellt. Weggefallen sind Ausführungen
zur Forschungsgeschichte und - bis auf wenige Anmerkungen - die
Litcraturangabcn. K.-H. B.

Drewermann. tugen: Abrahams Opfer. Gen 22,1-19 in ticfcnpsycholo-
gischcrSicht(BiKi41, 1986, 113-124).

Jensen. Joseph: Yahwch's Plan in Isaiah and in the Rest of the Old Testament
(CBQ48,1986,443-455).

Thiel. Winfried: Verfehlte Geschichte im Alten Testament (Theologische
Beiträge 17,1986.248-266).

Weslermann. ( laus: Das Beten der Psalmen und unser Beten(ZdZ40. 1986.
243-247).

Judaica

Die fünf Bücher der Weisung. Verdeutscht von M. Buber gemeinsam
mit F. Rosenzweig. 10., verb. Aufl. der neubearb. Ausgabe von
1954. Beilage: Martin Buber, Zu einer neuen Verdeutschung der
Schrift. 46 S.; 1 Beilageblatt: Vorbemerkung des Verlages: Zur
Geschichte der Bibelverdeutschung. 2 S. Heidelberg: Schneider
1981. 584 S. 8* = Die Schrift, 1. Lw. DM 46,-.

Bücher der Geschichte. Verdeutscht von M. Buber gemeinsam mit
F. Rosenzweig. 8. Aufl. der neubearb. Ausgabe von 1955. Heidelberg
: Schneider 1985. 524 S. 8* = Die Schrift, 2. Lw. DM 46,-.

Bücher der Kündung. Verdeutscht von M. Buber gemeinsam mit
F. Rosenzweig. 8. Aufl. der neubearb. Ausg. von 1958. Heidelberg:
Schneider 1985. 782 S. kl. 8*= Die Schrift, 3. Lw. DM 46,-.

Die Schriftwerke. Verdeutscht von M. Buber. 5., verb. Aufl. der neubearb
. Ausgabe von 1962. Beilage: Martin Buber, Zur Verdeutschung
des letzten Bandes der Schrift. 26 S. Heidelberg: Schneider
1980. 704 S. 8* = Die Schrift, 4. Lw. DM 46,-.

Martin Bubers Übersetzung des Alten Testaments ist ein Lebenswerk
. Der Plan reifte noch vor dem ersten Weltkrieg. Zur Verwirklichung
kam er aber erst durch ein Angebot des Verlegers Lambert
Schneider im Jahre 1925. Vier Jahre hat Martin Buber gemeinsam mit
Franz Rosenzweig (t 1929) an der Übersetzung gearbeitet und sie
dann bis zu seiner Übersiedlung nach Palästina im Frühjahr 1938
allein weitergeführt, zuletzt unter den immer härter werdenden
Bedingungen des faschistischen Regimes in Deutschland. Nach zwölfjähriger
Unterbrechung wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Sie
galt zunächst der Neugestaltung des bereits Erschienenen. In den
Jahren 1959 bis 1961 übersetzte dann Buber noch die restlichen alt-
testamentlichen Bücher von Hiob bis zur Chronik. Bis zu seinem
Tode im Jahre 1965 hat der nun über achtzigjährige Gelehrte und
Dichter an seiner Übersetzung des Alten Testaments weiter gearbeitet
. Die 1976 bis 1979 herausgekommene neue Ausgabe der vier
Bände berücksichtigt die Bemerkungen in seinem Handexemplar.
Diese Ausgabe .letzter Hand' steht in einem typographisch hervorragend
gestalteten Neudruck den vielen Verehrern von Bubers sprachgewaltiger
Verdeutschung der hebräischen Bibel wieder zur Verfügung
.

Im Laufe der Jahrzehnte hat sich Bubers Übersetzung einen festen
Platz auf dem Bücherbrett vieler Pfarrer erworben, neben Luther, der
Zürcher Bibel, Menge und anderen neuen Übersetzungen. Das ist
erstaunlich; denn Bubers Sprache ist geprägt von einer Epoche der
deutschen Literatur, die uns heute schon ferner liegt und sich der
jüngeren Generation nicht mehr so leicht erschließt. Nicht zu verkennen
ist, daß die eigenwillige, historisierende und hebraisierende
Wortgcstalt sich unterschiedlich bewährt. Die ohnehin schon in ihrer
Begrifflichkeit schwierigen Gesetzestexte im Pentateuch werden
durch Bubers an Wortneubildungen reiche Wiedergabe nicht verständlicher
. Aber diese Partien werden wohl auch nur selten gelesen.
Auch die geschichtlichen Texte erhalten eine feierliche Schwerblütigkeit
, die ihnen im Urtext fremd ist. Es mag u. a. daran liegen, daß
Buber grundsätzlich das verbindende „Und" in der Wiedergabe der
Konsekutivtempora vermeidet und die Sätze in Zeilen aufgliedert, die
jeweils nur eine Aussage enthalten. Das hemmt die Erfassung des
erzählenden Zusammenhangs. In den poetischen Texten aber erreicht
Buber eine sprachliche Intensität, die dem Urtext so nahe kommt wie
wohl keine andere Übersetzung. Hrer spürt man den Meister, der
durch sein Werk einen herausragenden Platz in der deutschsprachigen
Literatur unseres Jahrhunderts erworben hat.

Dankbar begrüßen wird es der Leser, daß dem ersten bzw. dem vierten
Band Bubers Abhandlungen „Zu einer neuen Verdeutschung der
Schrift" und „Zur Verdeutschung des letzten Bandes" als Anlage beigefügt
worden sind. Beide Aufsätze machen nicht nur mit der Entstehung
der Übersetzung bekannt, sondern verdeutlichen auch Bubers