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Ausgabe:

1987

Spalte:

340-341

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Maier, Johann

Titel/Untertitel:

The temple scroll 1987

Rezensent:

Minke, Hans-Ulrich

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339

Theologische Literaturzeitung 1 12. Jahrgang 1987 Nr. 5

340

Deir Älla, Syria 54, 1977, 189-208; H. Ringgren, Balaam and the
Deir 'Alla Inscription, I. L. Seeligmann Volume III, 1983) anzuführen
. Und schließlich wäre es im Hinblick auf eine internationale
Geltung des Kommentars wünschenswert, daß stets die Originalausgabe
einer Publikation, nicht aber nur deren englische Übersetzung
genannt wird (so S. XV u. ö. zu M. Noth. O. Eißfeldt, G. Fohrer,
R. de Vaux; S. 10 u. ö. zu G. v. Rad, S. 68 u. ö. zu W. Eichrodt). S.
XII ist Num 25,32 (statt 25-32), S. 9 u. ö. ist M. Görg (statt Gorg) zu
lesen.

Rostock Klaus-Dietrich Schunck

Hamlin, E. John: Inhcriting the Land. A Commentary on the Book of
Joshua. Grand Rapids: Eerdmans; Edinburgh: Handsei Press
1983. XXIII, 207 S. 8" = International Theological Commentary.
Kart. L 4.75.

Dem neuen Kommentar ist ein Vorwort der Hgg. vorangestellt
(VI-IX), das über die Grundsätze des ITC Auskunft gibt. Großer
Nachdruck wird hierbei auf das Theologische gelegt: Christen schreiben
für Christen, für die das AT zusammen mit dem NT die Bibel ist.
Der internationale Charakter des Kommentarwerkes wird in der
Weise erläutert, daß er sich bewußt an das weltweite Christentum
wendet und in den Kreis der Mitarbeiter auch solche aus buddhistischen
, muslimischen und sozialistischen Ländern aufnimmt, um
deren Einsichten den anderen zu vermitteln. Allen aber ist gemeinsam
, daß sie die historisch-kritische Arbeit schätzen, daß ihnen aber
die Bibel nicht ein Gegenstand für kritische Studien, sondern Offenbarung
Gottes ist.

Wie verhält sich H.s Kommentierung zu diesen Prinzipien? In der
Einleitung (XI-XXIII) erörtert er grundsätzliche Fragen des Josua-
Buches. Es ist nicht der Bericht eines Augenzeugen, sondern das Werk
eines "Teacher", der als Gruppe vorzustellen ist, von der Zeit Hiskias
bis in das Exil hinein wirkte und bei seiner Arbeit eine nach längerer
mündlicher Tradition von einem Nordreichliteraten des 9. Jh.
(="Narrator") aufgezeichnete Version von Jos 2-12 sowie anderes in
Jos 13 ff verarbeitetes Material aufgriff. Diesem Grundschema gemäß
wird über „Das Volk Kanaans" von der Amarna-Zeit bis in die Tage
Josuas, die Zeit Josias und schließlich die Exilkrise gehandelt, ebenso
über „Die Israeliten" der Josua-Gruppe und der sich mit dieser verbindenden
Gruppe der Proto-Israeliten sowie über deren Erwartungen
zur Zeit des Reform-Königs und in der Krise des Exils. Das alles
mündet in die These des Vf. einer radikalen Neuinterpretation der
Josua-Erzählung durch Dt-Jesaja ein.

Für die Auslegung wird der Stoff in vier Teile (c. 1-5.6-
12.13-22.23-24) gegliedert. Die Auslegung selbst kommt ohne Übersetzung
aus und erfolgt auch nicht in fortlaufender Weise Vers für
Vers, sondern bespricht in je eigenen kleinen Abschnitten vom Autor
als wichtig und wertvoll herausgestellte Fragestellungen, legt also auf
vollständige Kommentierung des gesamten Textes keinen Wert und
verzichtet auch auf Anmerkungen. Das verhilft dazu, daß das Buch
gut zu lesen ist. Und die systematisierende Aufbereitung des Stoffes
macht aus dem biblischen Josua-Buch, wenn man einmal etwas überspitzen
darf, ein wirklich attraktives Buch. Aus der Gestaltung des
Titels geht das insofern hervor, als der Sachtitel "lnheriting the Land"
vor dem dann auch kleiner gedruckten "A Commentary ..." steht.
Wohlgemerkt, diese Attraktivität geht nicht zu Lasten etwa der
Wissenschaftlichkeit; der Autor zeigt dem Eingeweihten, wie gut er
um die Forschungslage weiß. Doch sie verwischt ein wenig die
Spannungen, gleicht aus, indem nur eine Stimme zu Gehör gebracht
wird, und ebnet historisch Gewachsenes und damit oft schärfer Profiliertes
ein.

Das kann an verschiedenen Beispielen aufgezeigt werden:
die 12 Steine aus der Jordanmitte, Jos 4, oder im Abschnitt „Die
Lade", Jos 23-27. Theologisch folgt daraus: Nur wenn man der Belehrung
Gottes folgt, kann man andere Götter meiden (Dtn 6,14 u. ö.).

Auch der Sachverhalt, daß in 7,25 sowohl von der Steinigung
Achans als auch von seiner Verbrennung die Rede ist, wird nicht
eigens erörtert. Nur am Ende des Abschnitts über Achan (56ff) wird
64 auf die Steinigung des Mose, Josua und Kaleb und anderer verwiesen
und fortgefahren: „Menschen, die behaupten, Christen zu sein,
haben solche verbrannt, von denen sie meinten, sie seien Ketzer oder
Hexen, haben Schwarze gelyncht und Juden vergast." Nur hier
kommt das Wort „verbrennen" vor. Der letzte Satz lautet dann aber:
„Die Hinrichtung Achans kann eigentlich nur verstanden werden im
Blick auf die Erneuerung des Volkes durch Gottes Bundesverkündigung
(Jos 8,30-35)."

Als drittes Beispiel soll Jos 11,1-15 dienen (99ff). Unter dem Eindruck
der Ausgrabungsergebnisse nimmt H. an, Hazor habe z. Z.
seiner Einnahme durch Josua nur mehr als kleines Fort - ähnlich
Jericho - bestanden (1020- Das Problem von Parallelen im Ri-Buch
wird hier so wenig wie an anderen Stellen benannt. Die eigentliche
Feststellung ist letztlich auch hier: „Das Land hatte Ruhe vom Krieg"
(109). Darin spricht sich der göttliche Wille hinsichtlich des richtigen
Verhältnisses der Menschen zum Land aus. Ist dieses gestört, wird das
Land verwüstet (Jes 6,110- Das erinnert uns an Hiroshima und Nagasaki
, aber auch an die Zerstörung der Natur durch den Menschen, so
daß das Land schreit, klagt und wimmert (vgl. Hos4,3; 2Sam 13,19;
Lev 18,25; Jes24,4fT). „Wenn das Land Ruhe hat, dann ist Fluch
zum Segen, Bedrückung zur Freiheit, Furcht zu Vertrauen gewandelt
" (106).

Diese Auslegung des Jos-Buches ist in der Tat ungewöhnlich.
Mancher wird sich an ihr stoßen. Doch bei allem Vorbehalt sollte
man bedenken, daß das Jos-Buch von theologischen Vorstellungen
und Absichten bestimmt, also ein theologisches Buch ist. Darauf erneut
hingewiesen zu haben, ist ein großes Verdienst H.s. Doch ob das
Urteil der Hgg. zutrifft, sein Werk sei "an axe blow to the root of the
long-hold, caricatured understanding of the Joshua narrative" (IX),
bleibt abzuwarten.

Greifswald Hans-Jürgen Zobel

Maier, Johann: The Temple Scroll. An Introduction, Translation
& Commentary. Sheffield: JSOT Press 1985. XI, 143 S., 4 Abb.
8° = Journal for the Study of the Old Testament Suppl. Scries, 34.
£ 18.50; Lw.£28.50.

Das Buch ist die englische Fassung von: „Die Tempelrolle vom
Toten Meer." Übersetzt und erläutert von Johann Maier (Uni-
Taschenbücher, 829), Ernst Reinhardt Verlag, München 1978.
128 Seiten. Die deutsche Fassung erschien weniger als ein halbes Jahr
nachdem Y. Yadin die monumentale Erstveröffentlichung der Tempelrolle
mit seiner Gesamtinterpretation publizierte. Jedem, der sich
die Mühe mit dem Neuhebräischen der Erstveröffentlichung nicht zumutete
, bot die rasche Arbeit Maiers einen Kurzweg zur Tempelrolle
mit einem knappen Überblick unter kritischer Stellungnahme zurGe-
samtinterpretation Yadins. Die Bedeutung des preiswerten Büchleins
stellte sich um so mehr heraus, als die für 1978 angekündigte englische
Paralleledition Yadins sich bis 1983 verzögern sollte.

Die vorliegende englische Fassung enthält außer einem Vorwort
und einer kurzen Einleitung (S. VII—XI und S. 1-7) eine ausführliche
Zerlegung der Rolle nach Inhalt und Themen (S. 8-19), Übersetzung
des Textes (S. 20-57), Erklärungen (S. 58-136), und abschließend
Literaturverzeichnis und Skizzen (S. 137-147).

Gegenüber der deutschen Fassung ist, von Einzelheiten zum Text
abgesehen, nur wenig geändert. Maier ist fortan der Meinung, die
Tempelrolle sei so was wie ein „Urdeuteronomium", beeinflußt
durch alte zadokidische Kulttraditionen und Heiligkeitsvorschriften
aus vormakkabäischer Zeit, das Ganze hier als direkte Offenbarung
Gottes an Mose am Sinai angesetzt. Neu ist alledings, daß Maier in
seiner Erklärung der Tempelanlage in der Rolle jetzt einer Maximallösung
(Außenhof 1700x1700 Außenmaß) statt wie früher einer