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1987

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Theologische Literaturzeitung 1 12. Jahrgang 1987 Nr. 5

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im Amt auch in deren eigenem Interesse als „intakt" gebliebener
Institution lag, wobei übrigens die Stiftler selbst eine ziemlich klägliche
Rolle spielten. Eine gleichsam theologiepsychologische Skizze
entwirft Hans F. Geißer. „Barth und Bultmann im Streit um Stiftlerseelen
" (299-320), aufschlußreich auch wegen der Kennzeichnung
des Einflusses F. Gogartens u. a. in diesem „wunderlichen Streit", der
sich von den eher fruchtlosen Konfrontationen außerhalb des Stifts
immerhin deutlich unterschied. Daß die Enthusiasmen der Zeit inzwischen
erzählbar geworden sind, zeigt auf ihre Weise die Beilage
einer Stiftsdisputation aus dem Jahr 1953.

Den Band, der vergnüglich bewahrheitet, daß „die Württemberger
zwar sprechschwach, aber sprachstark"(15) sind, beschließen eine
poetische Meditation zur Platanenallee (Albrecht Goes) und ein nützliches
Personen-, Orts- und Länderregister (Wolfgang Schöllkopf,
Christoph Weismann). Das Geleitwort des Landesbischofs Hans von
Keler und das Vorwort des bisherigen Ephorus Friedrich Hertel
haben das Vorrecht der Verbindlichkeit (zum „Bengelhaus" vgl.
etwa 9 mit 250); den Anspruch des Stifts, außer überhaupt guten
Köpfen nichts weniger als sehr gute Theologen auszubilden, dürften
sie entschlossener vertreten. Denn daß die institutionalisierte Nötigung
, Demut und Bildung zu verknüpfen, das Stift auch zum Trojanischen
Pferd machen kann, wie es schon Nikodemus Frischlin sah,
darf niemandem ein zu hoher Preis sein.

Bayreuth Walter Sparn

[Kcnnings, Heinrich:] Die Feier der Sakramente in der Gemeinde.

Festschrift für Heinrich Rennings. Hg. von M. Klöckener u.
W. Glade. Kevelaer: Butzon & Bercker 1986. 484 S. gr. 8*.

Herausgeber und Autoren wollen dazu beitragen, daß der erneuernde
Geist des 2. Vatikanums im liturgischen Handlungsfeld
weiterwirkt, damit die „lebendige Gemeinde Trägerin der Feier ihres
lebendigen Glaubens ist" und nicht „zum unmündigen Zuschauer degradiert
wird". Die actuosa partieipatio der Gemeinde ist ein Hauptanliegen
der ganzen vorbildlich koordinierten Festschrift. Der reiche
Inhalt der 32 Aufsätze wird durch ausführliche Register so gut erschlossen
, daß die Festschrift als pastoralliturgisches Arbeitsbuch
empfohlen werden kann. Aus dem I. Teil sei exemplarisch der Beitrag
„Die aktive Beteiligung der Sakramentenempfänger an der Vorbereitung
und einigen Diensten des Sakramentengottesdienstes" (E. Ja-
schinski) genannt. Zu diesem Teil über „Theologisch-pastoralliturgische
Grundlagen" gehört auch der Aufsatz von H.-Ch. Schmidt-
Lauber: „Die Bedeutung sakramentaler Gottesdienste in evangelischer
Sicht". Im 2. Teil („Die Einzelsakramente") sind je drei Beiträge
der Taufe, der Buße und der Ehe gewidmet, je zwei der Firmung,
der Krankensalbung und Fragen des Amtes. „Vorstchen in der liturgischen
Versammlung" (F. Kohlschein) ist eins der wichtigen Themen
des 3. Teils (= „Erweiterungen und Ausblicke"). Zum Anhang gehören
Lebenslauf und Bibliographie des Jubilars, der das Liturgische
Institut Trier leitet.

E.W.

[I.cngeling. Emil J.:] Emil Joseph Lengcling 1916-1986. Curriculum Vitae.
Gesamtbibliographie. Dissertationen. Hg. vom Seminar für Liturgiewissenschaft
der Kath.-theol. Fakultät der Westf. Wilhelms-Universität Münster.
Bearb. von S. Rau. 24 S. 8

Ludwig. Hartmut: Der Mann in der Brandung - Martin Niemöllers Leben
und Wirken 1892-1984 (Standpunkt 15,1987,12-14).

Schnübbc. Otlo: Die Botschaft der Rechtfertigung als Überwindung der Sinnkrise
bei Paul Tillich. Zum 100. Geburtstag Paul Tillichs (Luther 57, 1986.
99-113).

Schweizer, Harald [Hg.]:.....Bäume braucht man doch!". Das Symbol des

Baumes zwischen Hoffnung und Zerstörung. Sigmaringen: Thorbecke 1986.
247 S. m. 60 Abb. aufTaf z. T. färb. 8". Kart. DM 32,-.

Winkler. Klaus: Freundschaft als Herausforderung. Ernst F. Sicvcrs(genannt
ßox)zum 70. Geburtstag(WzM 38.1986.476-483).

Religionswissenschaft

Green Henry A.: The Economic and Social Origins of Gnosticism.

Atlanta, GA: Scholars Press WS5. XV, 304 S. 8° = SBL. Dissertation
Scries, 77. Kart. $ 17.95; Lw. $ 26.95.

Der Vf., von Hause aus Soziologe, legt seine 1982 in St. Andrews
angenommene und von R. McL. Wilson betreute Dissertation vor.

In einem ersten Kapitel (1-19) gibt Green Auskunft über die Voraussetzungen
seiner Arbeit. Er bemängelt, daß die bisherigen Versuche
, den Ursprung der Gnosis soziologisch zu bestimmen (Kippenberg
, Rudolph, Pageis), den konkreten historischen und sozialen
Umständen des angeblichen Entstehungsmilieus zu wenig Beachtung
geschenkt haben. Indem er diesen Mangel behebt, will er zu einer
überzeugenderen soziologischen Antwort auf die Frage nach dem
Ursprung der Gnosis kommen. Er setzt dabei voraus, daß Ägypten ihr
Ursprungsort und daß die Gnosis im Judentum entstanden sei. Beide
Voraussetzungen hält er aufgrund der bisherigen Forschung für hinreichend
gesichert. Gegen Max Weber entscheidet er sich ferner dafür,
religiöse Gedanken einseitig als Ausdruck bestimmter Produktionsverhältnisse
anzusehen. Damit ist der Weg der Untersuchung deutlich
vorgezeichnet.

Im zweiten Kapitel (21 -73) beschreibt Green Struktur und Wandel
der Produktionsverhältnisse im ptolemäischen und - seit 31 v. Chr. -
römischen Ägypten. Seine Gewährsleute sind Rostovtzeff, Avi-
Yonah, Taubenschlag, Johnson, Heichelheim und andere, aus deren
Untersuchungen er ein lebendiges Mosaik der ökonomischen Verhältnisse
Ägyptens zusammenstellt. Besonderen Wert legt er dabei aufdie
Feststellung, daß Ägypten, in dem die Sklaverei seit jeher weitgehend
unbekannt war, gegen Ende der ptolemäischen und verstärkt in der
römischen Zeit von der bürokratisch gelenkten, staatliches Eigentum
an Grund und Boden sowie an den Produktionsmitteln voraussetzenden
Wirtschaftsweise zur Förderung des Privateigentums und eigenverantwortlicher
Produktion überging.

Im dritten Kapitel (75-169) stellt der Vf. in ähnlich mosaikhafter
Weise kenntnisreich zusammen, was wir über das Judentum im ptolemäischen
und römischen Ägypten wissen. Dabei holt er weit aus und
ergänzt die spärlichen unmittelbaren Informationen über das ägyptische
Judentum, die auf uns gekommen sind, durch analoge Nachrichten
aus der jüdischen Diaspora im gesamten römischen Reich.
Gewährsleute Grecns sind im dritten Kapitel unter anderem Tcheri-
kover, Rostovtzeff. Smallwood, Hengel, Goodenough. Besonders
ausführlich stellt Green das Synagogeninstitut dar. und er reflektiert
über die Beziehungen des ägyptischen zum palästinischen Judentum.
Er versucht den Nachweis, daß die Juden in den Übergang von der
Staatswirtschaft zu der Privatwirtschaft integriert waren und daß die
.Aufsteiger' unter ihnen von diesem Wandel gesellschaftlich profitierten
. Ihr sozialer Aufstieg führte diese Gruppe von jüdischen Landbesitzern
und von städtischen Handwerkern und Geschäftsleuten zu
einer verstärkten Assimilierung an die hellenistische Welt, die
dennoch die Juden nicht als ihresgleichen ansehen wollte. Diese konkrete
Situation bildete Green zufolge den Mutterboden, aus dem die
Gnosis im ägyptischen Judentum erwuchs.

Diese These hofft der Leser im vierten Kapitel (171-259: The
Emergence of Gnosticism) belegt und ausgeführt zu finden; denn die
beiden vorausgehenden Kapitel gehen auf das Thema des Vf. nicht
direkt ein. Jene Hoffnung wird freilich nur begrenzt erfüllt; denn das
vierte Kapitel widmet der Vf. zu einem guten Teil dem vor allem
anhand der Nag-Hammadi-Schriftcn geführten Nachweis, daß die
meisten gnostischen Texte eine Kenntnis des Alten Testaments voraussetzen
und einzelne von ihnen rein jüdischen Ursprungs sind -
Green beruft sich dabei vor allem auf Pearson, Stroumsa. Segal.
Gruenwald und Vcrmes -, sowie einer Darstellung des gnostischen
Ethos (Askese und Libertinismus) und der gnostischen Gemeindeorganisation
. In diesem Rahmen stellt Green dann freilich die These
auf, daß die jüdischen Aufsteiger, die weder in der Synagoge noch in