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Ausgabe:

1987

Spalte:

293-294

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Keil, Günther

Titel/Untertitel:

Philosophiegeschichte 1, Von der Antike bis zur Renaissance 1987

Rezensent:

Nethöfel, Wolfgang

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Seite 1

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I

293 Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 4 294

braucht, um auf Kenntnisse zu stoßen. Beeindruckend bleibt auf alle geschichte sich nicht stärker von überkommenen Schwerpunktset-
Fälle, wie es ein renommierter Soziologe mit stark theologisch-kirch- Zungen emanzipieren muß, wenn sie nicht bloß über einen (vergange-
üchem Interesse versteht, seine Leser in die Welt der Kirche ein- nen) Traditionszusammenhang orientieren will - was hier in gelunge-
zuführen und sachkundig zu begleiten. ner Weise geschieht -, sondern wenn sie darüberhinaus beansprucht,

„in die wirklich philosophische Problematik" einzuführen (s. o.).

Hamburg ( Wolfgang Nethöfel

Wonneberger, Reinhard, u. Hans Peter Hecht: Verheißung und VerLeipzig
Gottfried Kretzschmar

Philosophie, Religionsphilosophie

K sprechen. Eine theologische und sprachanalytische Klärung. Göt-

*eil. Günther: Philosophiegeschichte. 1: Von der Antike bis zur tjngen. Vandenhoeck & Ruprecht 1986. XIV, 273 S. gr. 8 Kart.

Renaissance. Stuttgart-Berlin (West)-Köln-Mainz: Kohlhammer 39 gg

1985. 162 S. gr. 8' = Theologische Wissenschaft. Sammelwerk für

Studium und Beruf, 14,1. Kart. DM 28,-. Die beiden Autoren haben es sich zum Ziel gesteckt, um ein zentra-
Die zweibändige Philosophiegeschichte des Vf. er0f.net die 14. Ab- les theologisches Thema verschiedene Disziplinen miteinander ins
teüung des Sammelwerkes „Theologische Wissenschaft". Sie ist aus GesPräch zu bringen: Sprachph,losoPh,e, L.ngu.st.k, Exegese, philo-
Marburger Vorlesungen für Studenten aller Fachrichtungen hervor- soPhische und theolog.sche Ethik, Soziologie und prakt.sche Theologegangen
, will aber auch ältere Schüler und jüngere Philosophie- gie' Sie versuchen, mit korrelierenden Theorien die theologisch rele-
«udenten „auf knappem Raum bei möglichst guter Verständlichkeit Vanten SPrechweisen von Verhe.ßen und Versprechen zu erhellen,
dennoch möglichst tief in die wirklich philosophische Problematik Dabe' &ehen sie vom rel.'Slösen Sprachschatz aus (Kirchenlied,
einführen" (S 11) Bibelsprache), stellen dann die analytische Sprechakt-Theorie (Au-
Der vorliegende erste Teilband bietet in zwei Abschnitten („Antike stin< Searle) vor' handeln ihre Weiterentwicklung in der Linguistik
Philosophie", S. 27-113; „Philosophie des Mittelalters und der und versuchen dann mittels dieser Theorie. Versprechen in verschie-
p..,;„, „ . ,,. r . 1 1 i- u j- u. * denen Lebensbereichen (Alltag, Recht, Wirtschaft) zu analysieren.
Renaissance , S. 114-155) einerseits fast lexikalisch verdichtete v .. ' '
Kiir,;„<- _ .• u -i u- u c u 1 c. ■■_ a Dabei wird das Problem des Ubergangs vom Sein zum Sollen ausführ-
Rurzintormationen zu philosophischen Schulen, Strömungen und ■

Fimoi« . j u. u- i. • -oi r t i t. c lieh dargestellt, wobei sprachphilosophische Aspekte (Searle, Hare)

clnzelpositionen, andererseits geht er verhältnismäßig austuhrlich aut . K

Pin™ a • . . 1 ja u- u-u j , . ir dominant bleiben. Dann werden exemplarische Versprechenssitua-

r'aton, Aristoteles und Augustin ein. Hier erhalt der Leser eine hilf- K K

reiche Kurzcharakteristik aller platonischen Dialoge (§4, S. 51-64), tlonen ,n der B,bel nachgezeichnet, wobei „Verheißung" als e.ne

eine didaktisch sehr geschickte und unter problemgeschichtlichem blbllscne Grundstruktur angegeben wird.

r,.„- l, 1. •• n .11. n. -ui j c- <- u j- Wie aber kann biblische Verheißung heute verkündigt werden?

Gesichtspunkt äußerst zielbewußt auswahlende Einführung in die . . . .

Ph;i™„ u- j a • .1 /c c c cc oi .• u Können logische Theorien und linguistische Analysen für diese Ver-

rnilosophie des Aristoteles (§ 5, S. 65-82) sowie eine systematische 6 f ,

r>are,„n j u i u- u tl. 1 a <i: n kündigung nützlich sein? Hier wird ansatzhaft gezeigt, wie solche

Darstellung der philosophischen Theologie Augustins (§9, 6 6

S 106-113) Theorien für Homiletik, Katechetik und allgemeine Pastoral sinnvoll

rw -r u -y er j- c- u . n a- rezipiert werden könnten. Theologische Überlegungen über „Zukunft

l>er spezifische Zugriff dieser Einzeldarstellungen sowie die pro- v 6 6 &

blemgeschichtliche Verdichtung v. a. in den §§ 7 („Gnosis und spät- und HofTnung" beschließen die Arbeit; im Anhang werden Nachbarantiker
Geist"), 11 u. 12 („Die Dominikanische Philosophie", „Die worter zum Thema' ein Glossar zur Sprechakt-Theone. eine Liste der
F_>r,„- , . „, , , ■ „. , ■ ... , .. c... , . Glückensbedingungen für Sprechakte, ein ausführliches Literatur-
rranziskanische Philosophie ) machen deutlich, wo die Starke dieser ...
n,_, ,. . . . . . .-, , ,, Verzeichnis und ein Index geboten.

Darstellung hegt: Der Leser wird vor den philosophischen Ursprungs- e

nn h„ 1^ 1 j 11 <~i__. j j _u n. 1 1__. a 1 Diese ausgezeichnete Arbeit zeigt aber die begrenzte Nutzbarkeit

°n der Dcnkmodelle geführt, in denen anderthalb Jahrtausende lang 6 6 6

m:t j -r-u 1 1 .. . ,. . „ • .« ■, von logischen Analysen und Theorien für praktische Theologie. Wie

mit der Theologie auch die abendländische Geistesgeschichte ihre 5 ' K 6

Ai,r„„u a 1 ■• . »a j 11 ai ein Hinweis auf die Gestalttherapie (188ff) andeutet, handelt es sich

^utgaben und Losungen formuliert hat. In diese Modelle wird der VT

[«„. ,,, „... , , . , „ .... bei Versprechen und Verheißen nämlich primär um emotionale Pro-
Leser knapp und klar eingeführt, und deren thematische Kontinuität K

u.i.-j • , . „ , , r zesse, die sich nur zum Teil durch Vcrbalsprache äußern - nur diese
w'rd ihm immer wieder vor Augen geführt. Daneben erhalt er Intor-

m„,; r>u/ u nu j.ui uc 1 kann durch Logik erfaßt werden - und die nur im größeren Kontext

rnationen. die das Buch (auch im Rahmen des theologischen Sammel- & 6

, „ . j ki u ui i a von Lebensform, Lebenswelt und Körpersprache hinreichend Vermerkes
) zu einem ersten Onentierungs-und Nachschlagewerk werden

lassen standen werden können. Folglich muß Logik durch Disziplinen

rv ■ l. r- • n i_4 a ai i ergänzt werden, die sich mit Kommunikationsprozessen und emotio-

L>ieses erreichte Ergebnis muß angesichts des Adressatenkreises •

llr,j . , -n.i nr ■ a vr i.a . ' i nalen Dynamiken befassen, soll sie für die Verkündigung hilfreich

und des vorgegebenen äußerst knappen Umfangs jede Kritik stark ' TT

rou.- • „r . ... • u il. » u ■ t. , ., , . sein. Eben deswegen bleibt die vorgelegte Arbeit für Theologen eine

relativieren. Vf. versteht sich selbst aber nicht nur als theologischer 6 & & e

Hilfswissenschaftler, sondern will, wie er in „Einleitung" (S. 13-23) gewichtige.

und „Rückblick" (S. 1560 deutlich macht, seiner geschichtlichen Graz Anton Grabner-Haider
Darstellung die philosophische Wahrheitsfrage in systematischer

Absicht integrieren. Dadurch wird die vorliegende nützliche Ein- . . ...

fuhrung in den philosophiegeschichtlichen Problemhintergrund der SyStematlSChe I heOlOgie: UOgmatIK

theologischen Tradition zunächst durch die Prämissen der Zwei- _' , , .... , ' ^ j <~

, .. , , .. ,„ _ . . .. .. , , .. Schwerdtfeger, Nikolaus: Gnade und Welt. Zum Grundgefüge von

teilungbelastet, die Vf. seiner Bandeinteilung zugrundelegt: „Philoso- Kar, Rahners Theorje der anonymcn Christen". Freiburg-Basel-

Phie unter pnmar ontologischcr Fragestellung" heißt der Sach-Unter- wjen. Hcrder i982. XVI, 454 S. gr. 8" = Freiburger Theologische
titel des vorliegenden Bandes; entsprechend soll der zweite Band mit Studien, 123. Kart. DM 69 -.
Descartes einsetzen und die Denkgeschichte der Neuzeit als „Philosophie
unter primär erkenntnistheoretischer Fragestellung" behandeln. Diese große Studie, entstanden als Dissertation in Freiburg i. Br. auf
Sodann wird das Ungleichgewicht zwischen den beiden Teilen dieses Anregung und betreut von K. Lehmann, dem langjährigen Mitarbei-
ersten Bandes zu einem Urteil über Problemgewichte, gegen das ter K. Rahners (=R.) und jetzigen Bischof in Mainz, ist die bisher
(gerade im Interesse der Theologie) protestiert werden muß: Kepler. gründlichste Untersuchung zum Thema „anonyme Christen". Dar-
Galilci und Newton, und damit „Die Entstehung der Naturwissen- aus kann jeder, dem dieses Stichwort „etwas sagt"-welche „Theorie"
scharten" werden zusammen auf knapp zwei Seiten behandelt damit gemeint ist, welchen Stellenwert diese im Ganzen der Theolo-
(S. 152ff). Und schließlich muß gefragt werden, ob eine Philosophie- gic R.s hat, welcher Streit darüber in der katholischen Theologie und