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Ausgabe:

1987

Spalte:

290-292

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Löser, Werner [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Die römisch-katholische Kirche 1987

Rezensent:

Kirchner, Hubert

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289 Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 4 290

Bd. 11/2, S. 42, 2. Aufl., Leipzig 1958). Man meint zwar in der For- tern die Benutzung und fördern die Erschließung dieser Homilien.
schung, daß Rufin bei seiner Forschung nicht sehr sorgfältig vorgegan- Dabei handelt es sich um einen Index von Bibelstellen (S. 205-230),
gen sei, ist aber trotzdem der Meinung, daß er den Geist und Stil des von Namen (S. 231-235) und von Begriffen (S. 236-243). Eine
Origenes richtig wiedergegeben habe, so daß seine Übersetzung Ver- knappe Bibliographie und eine Übersetzung der redaktionellen Eintrauen
verdiene. führung in französischer Sprache (S. 245-246) beschließen das

Unter der Überschrift „Der Lehrer des geistlichen Lebens" gibt Werk.
E. Stanula eine Einleitung in die publizierten Homilien. Dabei erörtert
er zunächst kurz die Umstände der Entstehung der Homilien,
dann ausführlicher die anthropologische Terminologie des Origenes
mit den Begriffen Pneuma, Nous, Psyche, Sorna und Sarx sowie am
Schluß das Thema „Der Mensch aufdem Weg zu Gott" (S. 7-20).

Uber die Entstehung der Homilien gibt es wenig konkrete Zeug-
nisse, nur einige sehr allgemein gehaltene Äußerungen bei Euseb, We,me,r [Hfrl ,D!en^m'^jM*?1U^^e- ^iT^.-

Berlin Joachim Rohde

Kirchen- und Konfessionskunde

Werner [Hg.]: Die römisch-katholische Kirche. Frankfi

Bw—liTTT r„. " j ' T~„7^" ' Evang. Verlagswerk 1986. 455 S. Beilage: I Faltkte färb. 8" = Die

rampniius und Hieronymus, aus denen geschlossen wird, daß Onge- „. , , .,, .. . c,

. . _ " • b Kirchen der Welt, 20. Lw. DM 56,-.
"es sie in Caesarea gehalten und dort auch publiziert habe. Er soll zu

dieser Zeit bereits über 60 Jahre alt gewesen sein und erst zu dieser Damit, daß die Reihe „Die Kirchen der Welt" mit ihrem 18. Bande

Zeit Stenographen gestattet haben, seine vor der Gemeinde gehalte- (Die Kirche Armeniens, 1978) noch nicht zu ihrem Abschluß gekom-

nen Homilien mitzuschreiben, wozu er vorher nie die Erlaubnis gege- men sein würde, war zwar zu rechnen, keineswegs jedoch mit diesem

ben habe (vgl. dazu Euseb, h. e. VI,36). Die Homilien stammen also Band 20 (Band 19, Die Russisch-orthodoxe Kirche, ist in Vorberei-

aus den Jahren etwa ab 244/245. Stanula vermutet, daß Origenes die tung). Allein dies ist schon einer besonderen Unterstreichung wert.

Mitschrift der Stenographen nach einer Überarbeitung autorisiert und Widerspricht es doch eigentlich römisch-katholischem Kirchenbe-

s>e dann Kalligraphen zur Veröffentlichung übergeben habe (S. 8). wußtsein, sich selber in einer solchen Reihe stehend zu präsentieren.

Besonders beschäftigt sich Stanula mit dem Charakter der Lehre „alsein Planet unter vielen, die um Christus als die Sonne kreisen und

v'om Menschen bei Origenes. Dieser sehe den Menschen nicht als un- von ihm das Licht empfangen", wie es sogleich im Vorwort deutlich

veränderliches Wesen an, das seine natürliche Bestimmung erfülle, genug (unter Verwendung eines Bildes von E. Schlink) ausgesprochen

sondern im Menschen finde ein ständiger Kampf statt. Nach Origenes wird (S. 7). Andererseits beweist jedoch gerade die Art und Weise, wie

bestehe der Mensch aus der ursprünglichen präexistenten himm- das hier nun - und zumal im ersten Teil-tatsächlich geschieht, daß es

"sehen Natur, geschaffen nach dem Ebenbildc Gottes, und aus der doch möglich ist, und sei es auch nuralsein Beitrag zum Dialog (ebd.),

irdischen Natur, geschaffen nach der Ähnlichkeit der animalischen und daß ckklesiologischc Vorgaben nicht mit geschlossenen Türen

"Veh. In der origenistischen Konzeption des Menschen werde diese verwechselt werden dürfen. Zudem kommt jener Anspruch ohnehin

Dichotomie der menschlichen Natur deutlich. Dies sei auch mit ein eindrücklich genug zur Sprache.

Grund dafür, daß Origenes aus jedem Text einen doppelten Sinn her- Wie jeder Band dieser Reihe steht auch dieser in Eigenverantwor-
ausarbeite: einen historisch-literarischen und einen darüber hinaus- tung der Kirche, um die es geht, sowohl was den großen Aufriß anbeweisenden
geistlichen Sinn. Origenes interessiere sich nicht nur fürdie trifft, wie auch im Hinblick auf die Einzclbeiträge. Nicht ein dem
menschliche Natur selbst, sondern auch für die Tätigkeit und den Ganzen vorgeordnetes, quasi neutrales Schema bestimmt also die
Portschritt des Menschen. Die anthropologischen Termini bei Orige- Darstellung, sondern das Bestreben, sich selber so darzustellen, wie
"es seien nicht nur Strukturclemente der menschlichen Natur, son- man von außen gesehen und ernstgenommen werden möchte. Und
dem auch von moralischer Realität und Bedeutung. Die Trichotomie das heißt hier: Als Mysterium und Institution zugleich, als Weltkirche
des Menschen (Geist. Seele und Leib) gäben auch drei Formen der und als Kirche in der Ökumene - so die Themen der drei Hauptteile
menschlichen Existenz wieder: in ihrer Präexistenz, nach dem Fall des Bandes. Schon diese Subthcmatik ist in mehrfacher Hinsicht inter-
und nach der Auferstehung. Daraus ergebe sich auch ein dreifacher essant:

Sinn bei der Interpretation biblischer Texte durch Origenes: ein litera- Einmal: Es geht in dem Band fast ausschließlich um die Kirche,

■"isch-historischer. ein geistlicher (auch mystischer oder allegorischer) d. h. genauer: Es geht um die Ekklesiologie und ihre Grundlagen und

u»d ein moralischer Sinn. Ansätze sowie um die reale Situation heute (wobei freilich auch

Im einzelnen stützen sich die Homilien des Origenes zu den drei jeweils einige Seitenblicke auf die Geschichte geworfen werden) und
ersten alttestamentlichcn Büchern nicht auf den gesamten Text dieser um das Verhältnis zu den anderen Kirchen. Nur an einer Stelle wird
Bücher, sondern befassen sich nur mit ausgewählten Stellen, wobei der Versuch gemacht, diesen Bereich zu überschreiten: im letzten Beider
christozentrischc Charakter der Interpretation biblischer Texte trag des ersten Teiles, „Katholische Spiritualität" (F.-J. Steinmetz,
durch Origenes deutlich wird, indem von den alttestamentlichen S. 97-111), in dem also thematisch das Glaubensleben behandelt
Texten ständig Verbindungslinien zum Neuen Testament gezogen wird, Gemeinschaft, Bibel, Gebet, Sakramente, Orden. Heilige und
werden. Wallfahrten. Ob aber die Fülle des damit Angesprochenen in solcher

Die den einzelnen Homilien zugrunde liegenden Texte können hier Kürze (und noch dazu an Hand einer „nachdenklichen Betrachtung"
nicht alle genannt werden. Sie reichen bei den Homilien zur Genesis einer Fronleichnamsprozession) hinreichend zur Geltung kommt.
vom ersten Schöpfungsbericht bis zur Erzählung vom Frondienst der muß wohl doch gefragt werden. Hier wäre doch etwas mehr wün-
Agypter für den Pharao angesichts der Hungersnot (Gen 47.13-26), sehenswert gewesen als nur die Literaturhinweisc schon im Vorwort
bei den Homilien zu Exodus vom Heranwacnsen der Nachkommen für die Frage nach den „Grundprinzipien des Katholischen". Und
Jakobs zu einem großen Volk bis zum Bericht von den Gaben des Vol- mehr noch: Wenn schon in doch wohl zustimmender Aufnahme eines
kes zum Bau der Stiftshüttc (nach Ex 35-40) und beim Buch Leviticus Zitates von Max Scckler von der „Konfessionalisierungder Katholizi-
von der ersten Homilic über die verschiedenen Opferarten nach tat" gesprochen wird (S. 59), dann sähe man nur zu gern diese Konfes-
Kap. 1-4 bis zur sechzehnten über die verschiedenen Segenssprüche sionalität der römisch-katholischen Kirche etwas stärker inhaltlich
dieses Buches. gefüllt als nur mit dem Hinweis auf die Romanität. Möglicherweise

Der polnischen Übersetzung der Homilien ist jeweils ein Anmer- wäre aber damit jene primäre Grenze für das ganze Unternehmen

kungsapparat vor allem mit Hinweisen auf die zugrunde liegenden allzu weit überschritten worden.

Texte und weitere alt- und neutestainentliche Parallelen sowie in Abgesehen von dieser Selbstbeschränkung, die Rez. nur mit Bedau-

geringem Maße auch auf Sekundärliteratur und andere Werke des ern feststellen kann, bietet der Band jedoch so gut wie in allen Hei-

Origenes beigegeben. Mehrcrc Indices am Ende des Heftes 2 erleich- trägen eine Fülle wichtiger Klarstellungen und willkommener Infor-