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Ausgabe:

1987

Spalte:

287-288

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Nikolau, Theodōros

Titel/Untertitel:

Theodōru St. Nikolau He eleutheria tēs bulēseōs kai ta pathē tēs psychēs kata Klēmenta ton Alexandrea 1987

Rezensent:

Winkelmann, Friedhelm

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287

Theologische Literaturzeitung I 12. Jahrgang 1987 Nr. 4

288

(iottes (insofern letzterer Mensch ist); damit ist eine nicht statische,
sondern dynamische Realität benannt: sie wird vom Sohn und Geist
dem Fleischgewordenen mehr und mehr gleichförmig gemacht bzw.
transformiert und vollkommen gemacht; folglich ist sie ein Teil der
Natur des Menschen. - „Ähnlichkeit" als Übersetzung von ößüioxtfQ
ist die Ähnlichkeit zwischen der von Gott gegebenen Freiheit des
Menschen und der Freiheit Gottes selbst; für den Menschen heißt sie
die Möglichkeit, Gottes Plan zu begreifen und ihm zu folgen; diese
Freiheit gehört, eingeschrieben in die Seele, als Fähigkeit zur menschlichen
Natur und ging auch durch Adams Sünde nicht verloren. -
„Ähnlichkeit" als Ofioitooig heißt die Gegenwart des Hl. Geistes im
Menschen, der sich auf ihn einläßt. Die erstgenannte „Ähnlichkeit"
sowie das „Bild" sind deutlich anthropologische Kategorien und
zeigen - zusammen mit der zweiten „Ähnlichkeit", die ein soteriolo-
gischer Begriff ist - die Einheit von Schöpfung und Heil bzw. auch die
Korrespondenz und Differenz zwischen Anthropologie und Soterio-
logie. Man beachte auch die trinitarische Struktur dieser Diktion: Die
„Ähnlichkeit" mit dem Vater ist das Fundament für das „Bild" des
inkarnierten Sohnes, das sich durch die „Ähnlichkeit" als Einwirkung
des Hl. Geistes fortschreitend realisiert. Christus ist der Mittler zwischen
Bild und Ähnlichkeit. - Mehr kann hier nicht referiert werden.
Und zur Kritik nur dies: Das eindrucksvoll geschlossene Gesamtbild
basiert auf Textanalysen, denen man nicht in allen Fällen folgen mag.
Die Grundrisse dürften im Großep und Ganzen aber standhalten.
Allerdings habe ich meine Zweifel, ob man Irenäus eine so präzise
Begrifflichkeit zutrauen darf, wie es, namentlich zur Abgrenzung
gegen die Alexandriner (1940 geschieht, wobei ich deren Abstand zu
Irenäus auch nicht so groß wie der Vf. sehe. - Überraschend ist, daß
im Literaturverzeichnis fast nur französische Titel erscheinen.
Namentlich P. Schwanz, Imago Dei als christologisch-anthropolo-
gisches Problem in der Geschichte der Alten Kirche von Paulus bis
Clemens von Alexandrien, Halle (Saale) 1970 und Göttingen 1979,
hätte man erwartet.

Regensburg Norbert Brox

Nikolaou, Theodor: Die Willensfreiheit und die Affekte der Seele
nach Klemens von Alexandrien, [griech.] Thessaloniki 1981. 166 S.
gr. 8°.

N. nimmt ein wichtiges anthropologisches Problem auf, auf die
ethische Komponente abzielend. Er wendet es auf Klemens an. Denn
bei ihm läßt sich die Spannung zwischen den Vorstellungen von Stoa
und mittlerem Piatonismus und biblischer Anthropologie sehr deutlich
verfolgen, steht Klemens doch am Anfang theologischer Wissenschaft
.

Er hat deshalb schon viel Aufmerksamkeit in der Forschung gefunden
. So ist nicht alles, was die Studie bietet, neu, sondern verdankt
vieles Walther Völker, Heinrich Karpp und anderen. Das Literaturverzeichnis
(S. 149-155) ist umfangreich, doch wären noch einige
weitere Titel erwähnenswert gewesen, so z. B. A. Mayer, Das Gottesbild
im Menschen nach Clem., 1942; P. Blomenkamp, Klemens
v. AI. und Basilius d. Gr., 1957; H. Merki, Omoiösis theo, 1952 oder
auch P. Ziegert, Die Psychologie des T. Flavius Clemens AI.. 1894.

N. versucht zu belegen, daß Klemens nur das dichotomische
Menschenbild vertrat (S. 23-35). Er hebt dann die Einheitlichkeit der
Seelenvorstellung bei Klemens hervor, der sich bemühte, den naheliegenden
Dualismus zu umgehen (S. 36-42). Das leitende Prinzip der
Seele sah Klemens in der pneumatischen Potenz (S. 43-55). An dieses
Hegemonikon sei die Freiheit der menschlichen Entscheidung geknüpft
. N. arbeitet hier besonders die Korrektur vieler philosophischer
Vorstellungen bei Klemens durch biblische Auffassungen
heraus (S. 56-77). An den niedrigeren Teil der Seele (das Hypo-
keimenon, s. auch S. 53 ff) dagegen seien die Affekte gebunden

(S. 80-108). N. beschreibt dann die einzelnen Affekte und zeigt, daß
mc im System des Klemens eine andere Bedeutung als bei den griechischen
Philosophen haben (S. 109-125). Schließlich habe Klemens
auch das stoische Ideal der Apatheia verchristlicht (S. 126-136), so
daß es sich wesentlich von dem der Philosophen unterschied
(S. 131).

Am wichtigsten scheinen mir die Ergebnisse über die Affekte zu
sein, da N. neue Aspekte gewinnt. Er lehnt die Herleitung aus philosophischen
Lehren ab (vor allem gegen S. Lilla). Sie bedürften der
Zustimmung und seien freiwillige Entscheidungen in der Sicht des
Klemens (S. 91-105. 108). N. verweist vor allem auf Strom. 2,20. Bei
dieser Deutung dominierten die biblischen Vorstellungen von Schöpfung
und Fall.

Leider verwendet N. bei seinen Untersuchungen zu wenig Aufwand
auf eine gründliche Kommentierung zentraler Textstellen aus dem
klementinischen Kontext heraus. Die Häufung von Stellenverweisen
in Text oder Anmerkungen beweisen zu wenig, da ja jede der genannten
Stellen ihre speziellen Probleme hat. Nicht daß N. diese Probleme
nicht kenne - er ist in den Quellen und in der Forschungsliteratur
sehr belesen -, aber er breitet sie nicht aus und unterbaut seine eigene
Position nicht genügend durch tiefschürfende Interpretation.

Klemens wird in die Reihe der Väter der orthodoxen Theologie eingeordnet
(z. B. S. 35 u. ö.), u. zw. nicht nur so, daß sein Einfluß auf die
spätere Entwicklung und auch die Unterschiede herausgestellt werden
, sondern überwiegend in der Weise, daß er von der späteren Entwicklung
aus interpretiert wird. So erfahrt man viel über die Meinung
der großen Kappadokier, des Johannes von Damaskos, des Nemesios
von Emesa u. a. Von hier aus wird dann auch Klemens' Haltung zu
seinen philosophischen Wurzeln beurteilt. Gegen diese Methode muß
man seine Vorbehalte anmelden.

Aufs Ganze gesehen liegt eine Studie vor, die auch für denjenigen
interessant ist, der von anderer wissenschaftlicher Tradition geprägt
ist. Um so mehr bedauert man, daß nur ein Index der Bibelstellen und
ein Sachregister gegeben werden (S. 157-163), aber Stellen- und
Namensregister, die zur Erschließung der Studie ausgesprochen notwendig
wären, fehlen.

Berlin Friedhelm Winkelmann

Orygenes: Homilie o Ksiegach Radzaju, Wyjscia, Kaptariskiej. Prze-
ktad i opracowanie St. Kalinkowski, wstep E. Stanula. Vol. 1 u. 2.
Warszawa: Akademie Teologii Katolickiej 1984. 278 S. u. 248 S. gr.
8' = Pisma Starochrzescijariskich Pisarzy, XXXI. I u.2.

Mit dieser Ausgabe in der Reihe der „Schriften der altchristlichen
Schriftsteller" im Auftrag der Akademie für katholische Theologie in
Warschau werden erstmalig die Homilien des Origenes über die
Bücher Genesis, Exodus und Leviticus in einer polnischen Übersetzung
vorgelegt. Der Redaktionsausschuß für die Reihe besteht aus
Emil Stanula als dem Vorsitzenden sowie aus Stanislaw Kalinkowski,"
Kazimierz Obrycki und Wincenty Myszor als Mitarbeitern. Von
diesen hat E. Stanula die Einleitung zur Übersetzung dieser Homilien
geschrieben und St. Kalinkowski die Übersetzung und Bearbeitung
des Textes vorgenommen. Dabei ist Kalinkowski bereits früher in
dieser Reihe als Übersetzer von Werken des Origenes in die polnische
Sprache hervorgetreten, z. B. des Kommentars zum Johannesevangelium
und der Schrift gegen Celsus. Der Übersetzung liegt die Textausgabe
zugrunde, die W. A. Baehrens in der Reihe der „Griechischen
christlichen Schriftsteller", Bd. 6 (Leipzig 1920) herausgegeben hat.
Die polnische Übersetzung enthält die 16 Homilien des Origenes über
das Buch Genesis, die 13 Homilien zu Exodus und die 16 Homilien zu
Leviticus, wobei sie sich nicht auf den verlorengegangenen griechischen
Originaltext stützen kann, sondern auf die lateinische Übersetzung
des Rufinus von Aquileja (siehe auch das Verzeichnis der alt-
testamentlichen Homilien des Origenes bei A. Harnack, Geschichte
der altchristlichen Literatur bis Eusebius, Bd. 1/1, S. 344-349.