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Ausgabe:

1987

Spalte:

263-265

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Goldstein, Jonathan

Titel/Untertitel:

II Maccabees 1987

Rezensent:

Schunck, Klaus-Dietrich

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Seite 1, Seite 2

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263

Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 4

264

Menschensohn" auf den ugaritischen Mythos mit der Dualität des
Wolkenreiters Baal, der Jam bekämpft, und den Hochgott El zurückgeführt
. Der „Menschenähnliche" wird übrigens wie die Heiligen des
Höchsten als Engelwesen eingestuft, ohne daß andere Meinungen ausführlich
diskutiert werden können.

So bietet der Band über die sorgfältige formkritische Analyse jedes
einzelnen Danielabschnittes hinaus, die künftig für die Erforschung
dieses Buches unentbehrlich sein wird, eine Fülle von aufschlußreichen
Bemerkungen zum Inhalt der Apokalypse. Als generelle
Information über den Stand der Forschung kann der Band uneingeschränkt
empfohlen werden. Wer nach Begründungen für die Einzelheiten
sucht, sollte sich Collins gescheite Monografie von 1977 "The
Apocalyptic Vision of the Book of Daniel" (Harvard Semitic Mono-
graphs 16) danebenlegen.

Hamburg Klaus Koch

Judaica

Goldstein, Jonathan A.: II Maccabees. A New Translation with
Introduction and Commentary. Garden City, NY: Doubleday
1983. XXIII, 595 S. m. 9 Ktn gr. 8* = The Anchor Bible, 41 A. Lw.
$ 18.-.

Überraschend schnell nach seinem umfangreichen Kommentar
über das 1 Makk (I Maccabees = The Anchor Bible, Vol. 41, Garden
City NY 1979) legte J. A. Goldstein nun auch die nicht weniger ausführlich
gehaltene Neuübersetzung und Kommentierung des 2Makk
vor. G. ist wie viele, die sich mit den Problemen dieser beiden
Schriften beschäftigten und immer wieder beschäftigen, nicht Theologe
sondern Althistoriker und -philologe; er lehrt als Professor of
History and Classics an der Universität von Iowa/USA. Der vorliegende
Band ist dem Andenken an seinen Bruder Alexander, einen
Rabbiner, sowie an seinen Lehrer Elias Bickerman gewidmet, der
einer der profundesten Kenner der 1 Makk und 2Makk war. Die dankbare
Anknüpfung an ihn wie die taktvolle Auseinandersetzung mit
seinen einschlägigen Hypothesen ziehen sich durch das ganze Buch.

Der Kommentar zum 2Makk bietet ebenso wie die Auslegung des
IMakk hauptsächlich die eigene Interpretation des Vf.; andere Auffassungen
zu den einzelnen Problemen werden nur auswahlweise,
sofern es für die Herausarbeitung der eigenen Position erforderlich erscheint
, dargelegt. Insofern erweist sich dieser Kommentar nicht als
eine bequeme Informationsquelle über alle wichtigen Lösungsvarianten
der jeweiligen Detailfragen und als keine günstige Ausgangsbasis
für eigene weiterführende Überlegungen.

Zweifellos hat sich der Vf. intensiv mit allen Problemen des 2Makk
- und damit in Verbindung auch erneut des 1 Makk - beschäftigt. Das
wird schon daraus ersichtlich, daß er in dem vorliegenden Band zahlreiche
Korrekturen seiner früheren, vor allem in dem Kommentar
zum IMakk vertretenen Auffassungen vornimmt. Dann aber kommt
das auch, von einigen vorangegangenen einschlägigen Arbeiten
abgesehen, in der sehr ausführlich gehaltenen Einleitung (S. 3-128)
zum Ausdruck. Hier werden in 7 Abschnitten behandelt: 1. Der Inhalt
und Charakter des 2Makk, 2. Die Quellen des IMakk und des
Geschichtsauszugs (= der Epitome) aus dem Werk des Jason von
Kyrene, 3. Die historischen Methoden des Jason von Kyrene, 4. Die
Abfassungszeit der Geschichtsdarstellungen und die Art und Weise
von deren weiterer Überlieferung, 5. Die realen staatlichen und
religiösen Maßnahmen von Antiochus IV., 6. Die chronologische
Abfolge der realen Ereignisse in Form einer Tabelle, 7. Die Textzeugen
. Bedauerlich knapp ist demgegenüber das sich anschließende
Literaturverzeichnis (S. 129-134) ausgefallen. Obwohl der Vf. ausdrücklich
betont, daß er damit keine umfassende Bibliographie
bieten will, sondern nur die häufig von ihm zitierten bzw. zu Rate
gezogenen Arbeiten nennen möchte, wird dadurch doch wieder darauf
verzichtet, dem Benutzer dieses Bandes die Grundlagen für eine

selbständige Beschäftigung mit Einzelfragen zur Verfügung zu
stellen.

Die Textübersetzung ist, den für die "Anchor Bible" geltenden
Richtlinien entsprechend, in 18 Abschnitte gegliedert, an die sich
unter der Bezeichnung "Notes" die Auslegung des jeweiligen Textes
anschließt. An diesen Hauptteil des Bandes (S. 137-505) sind 9
Karten (S. 509-518), nach Vorlagen aus anderen Publikationen
gezeichnet, sowie 5 Appendices (S. 521-550), in denen der Vf. sein
eigenes Verständnis von einigen speziellen Problemen ausführlicher
begründet, angefügt. Diese Anhänge, die teilweise über das 2Makk
hinausgreifend auch das IMakk und Flavius Josephus in die Erörterung
einbeziehen, lehnen sich formal eng an analoge Anhänge in
dem Band über das IMakk an und setzen deshalb auch die dortige
Zählung fort. Der vorliegende Band wird von ausführlichen Indices (S.
553-595) abgeschlossen.

Sowohl in einem Abschnitt der Einleitung als auch in einem
Appendix erörtert der Vf. ausführlich die Frage nach den im 2Makk
verarbeiteten Quellen. Diese ergibt sich bereits daraus, daß er
annimmt, daß das Geschichtswerk des Jason von Kyrene, das die
Grundlage für die sog. Epitome (= 2Makk ohne die sog. Einleitungsbriefe
) bildet, frühestens 60 Jahre nach dem Tode des Judas
Makkabäus abgefaßt wurde. Er meint, für das Geschichtswerk des
Jason von Kyrene und damit auch für die Epitome bzw. das 2Makk
folgende Quellen unterscheiden zu können: 1. Dan 7-12, 2. Urkunden
aus Archiven, 3. Eine Chronik des Seleukidenreiches, 4.
Die Memoiren des jüdischen Priesters Onias IV. (von Leontopolis), 5.
Eine jüdische "Common Source", die wohl von Heliodor bis Judas
oder Alkimus reichte und diese Periode als ein "Age of Wonders"
beschreiben wollte, 6. Eine "Legendary Source". Darüber hinaus
führt er 12 Verse bzw. Abschnitte im 2 Makk auf Eintragungen durch
Jason von Kyrene oder den Epitomator zurück.

An dieser Quellenanalyse fällt vor allem auf, daß sie auf die
Annahme von hohepriesterlichen Jahrbüchern völlig verzichtet,
obwohl der Vf. für das IMakk die Auswertung von Jahrbüchern
zumindest für die Hohenpriester Jason und Alkimus nicht für ausgeschlossen
hält und die Benutzung der Jerusalemer Archive durch
Jason von Kyrene als sehr wahrscheinlich ansieht. Die Heranziehung
von Jahrbüchern der Hohenpriester von Onias III. bis Alkimus muß
zudem keineswegs durch die gleichzeitige Nutzung der vom Vf.
überzeugend herausgearbeiteten Memoiren des Onias IV. ausgeschlossen
werden. Zustimmung verdient auch das Bemühen des Vf.,
die bereits vom Rez. als Quelle nachgewiesene Seleukiden-Chronik
durch Zuweisung weiterer Verse noch genauer zu umreißen, und mit
Freude stellt man fest, daß auch er die Judas-Überlieferung des 1 Makk
wie des 2Makk auf eine gemeinsame jüdische Quelle zurückführt,
obwohl deren Abgrenzung und Charakterisierung durch den Vf. noch
nicht ganz überzeugen dürften.

Da die Darstellung des 2Makk eng mit der des 1 Makk verknüpft ist,
finden sich im vorliegenden Band immer wieder längere oder kürzere
Bezugnahmen auf den Kommentarband über das 1 Makk. Dabei
werden vielfach dort vertretene Auffassungen korrigiert. Erklärt sich
das aus der inzwischen noch intensiver gewordenen Beschäftigung des
Vf. mit dem 2Makk, so wäre es zumal für den Benutzer des Kommentars
zum 1 Makk doch hilfreich, wenn diese Korrekturen noch einmal
zusammenhängend in einem besonderen Abschnitt dem vorliegenden
Band angefügt wären. Obwohl der Vf. bereits im Vorwort des vorliegenden
Bandes auf solche Irrtümer in seinem Kommentar zum
IMakk hinweist, führt er hier doch nur zwei besonders gravierende
Fälle an, wobei die eine Korrektur seine Abkehr von der Annahme
einer gemeinsamen jüdischen Quellenschrift des 1 Makk und 2Makk,
die er „De Mortibus Persecutorum" genannt und entsprechend ausgesondert
hatte, beinhaltet.

Die weithin sehr eigenwillig geprägte Auslegung wird in Einzelfragen
, deren Erörterung hier zu weit führen würde, nicht immer ohne
Widerspruch bleiben. Dennoch ist dem Vf., der sich auch nicht vor
einer kritischen Auseinandersetzung mit Thesen seines Lehrers E.