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Ausgabe:

1987

Spalte:

258-260

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Norin, Stig I.

Titel/Untertitel:

Sein Name ist allein hoch 1987

Rezensent:

Heller, Jan

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^ Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 4

den 30er Jahren gemacht. Seitdem, besonders nach dem Krieg, sind
eine ganze Reihe von internationalen Ausgrabungen in Jordanien vorgenommen
worden, und mehrere Länder haben in Jordanien wissenschaftliche
Institute errichtet. Nicht zuletzt aber hat das Antiquitätsdepartement
Jordaniens durch seine Aktivitäten zur besseren Kenntnis
der Geschichte des Landes beigetragen u. a. bei der Bildung internationaler
Kongresse über Archäologie und Geschichte Jordaniens.
Der dritte dieser Kongresse wurde im April 1986 in Tübingen veranstaltet
.

Ernst Axel Knauf, ehemaliger Direktor des Deutschen Institutes in
Amman, heute an der Jarmuk-Universität in Jordanien angestellt, hat
seine Kieler Dissertation 1982 über Ismael hiermit veröffentlicht.
Sein Ausgangspunkt ist das Auftreten dieses Namens im Alten Testament
. Auf Grundlage namentlich von Gen 16 und 21 hat man allgemein
angenommen, daß Ismael ein Nomadenstamm war, der am
Schluß des zweiten Jt. v. Chr. im Gebiet südlich von Palästina beheimatet
war. Be'er la-Hai Rai wäre Ismaels zentrales Heiligtum und
El-Roi seine Gottheit gewesen. Demnach hätte Ismael wahrscheinlich
kurz nach der Zeit Davids als Stamm zu existieren aufgehört, denn er
wird jedenfalls danach nicht mehr als Stamm erwähnt.

Knauf wendet sich gegen diese Vorstellung. Er identifiziert Ismael
mit Sumu Ü. der in assyrischen Inschriften vorkommt als Name
eines Stämmebundes in Nordarabien im 8. und 7. Jh. v. Chr. Die beiden
Namen sind zwar insofern nicht identisch, als (J)isma'el ein
Imperfektum-Name ist, während Sumu'il von Perfektum abgeleitet
•st. Daß aber derselbe Name in beiden Formen auftreten kann, ist
auch sonst bekannt. Ferner besteht die Möglichkeit, daß (J)ismael
sekundär in Analogie mit Jishuq gebildet sei.

Der Vf. unternimmt eine sorgfältige Analyse von den Stellen im
AT, wo Ismael erwähnt ist. Das Hauptgewicht liegt natürlich auf den
beiden Erzählungen in Genesis. Kap. 21 ist nicht, wie allgemein angenommen
, eine selbständige Parallele (E-Quelle) zu Kap. 16 (J-
Quelle), sondern eine Midrasch-artige Hinzufügung, die die P-Quelle
Voraussetzt, und die Punkt Tür Punkt die Erzählung in Kap. 16 erweitert
und korrigiert. Kap. 16 wird - mit aller Vorsicht - dem Ende des
8-«der Anfang des 7. Jh. zugeschrieben.

An mehreren Stellen im AT ist Ismael nicht länger Bezeichnung für
diesen nordarabischen Stämmebund, sondern bedeutet im weiteren
Sinne die Araber. Das ist vielleicht auch der Fall in der Josephsgeschichte
, wo eine ismaelitische Karawane Waren von Gilead nach
Ägypten transportiert. Weil man die Abfassungszeit der Josephsgeschichte
nicht mit Sicherheit bestimmen kann, kann man auch
diese Ismaelitcr nicht näher identifizieren. Und umgekehrt: Wenn
man aus den verkehrsmäßigen Verhältnissen, die aus dieser Erzählung
hervorgehen, Ismael identifizieren könnte, würde das zur Zeitbestimmung
der Josephsgeschichte beitragen.

Das letzte Kapitel des Buches dreht sich um die Nabatäer. Wer sind
sie? Woher kamen sie? Knauf meint zwar nicht, daß sie etymologisch
mit den alttcstamentlichen Nebaioth verwandt sind; er will aber doch
eine Verbindung zwischen den beiden sehen. Er betrachtet die Nabatäer
als Teil der „ismaelitischen Wanderungen" im 6. Jh. v. Chr.. die
zum erstenmal zahlreiche Araber nach Süd- und Ostpalästina brachten
. Ursprünglich waren sie Beduinen und unter den Nordarabern
eine progressive Gruppe. Die Möglichkeiten des Transithandels wurden
die Hintergründe für die Entwicklung des nabatäischen Kulturreiches
.

Knaufs Analyse ist durch ein umfassendes Wissen geprägt, sowohl
sprachlich als historisch und kulturgeographisch. Auch für die alt-
'estamentliche Forschung ist das Buch wertvoll zur Beleuchtung des
Verhältnisses Israels zu seiner Umwelt und der alttcstamentlichen
Traditionsbildung.

Kopenhagen Svend Holm-Nielsen

Calles. Erik: Der Theologe, der seinen eigenen Weg ging. Unter-
ägcri/Zug: Edition Sven Erik Bergh 1983. 189 S..8Taf.8

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Die vorliegende Biographie würdigt Leben und Werk von Jonas
Walles (1864-1928), der als Exeget und Religionsforscher außerhalb
Schwedens kaum bekannt geworden ist. Sein Hauptwerk „Messianske
folkförbund och tidsäldrar" (Messianische Völkerbünde und Zeitalter
) erschien in Uppsala 1924 (angezeigt von L. Köhler, OLZ 26,
1929, 998). Vorausgegangen war „den heliga geografien", Uppsala
1908. In dieser Publikation sind die Eindrücke der Orientreise, die
J.Walles im Jahre 1904 unternahm, verarbeitet. Der Vf. vermittelt
aus den Briefen seines Vaters einen im einzelnen sehr interessanten
Einblick in die Reiseerlebnisse, einschließlich der unmittelbar vorausgegangenen
Studienaufenthalte in Berlin und Leipzig(83-101).

Forschungsgeschichtlich gehört J. Walles zu den Kritikern der
national begrenzten und kriegerischen Jahwereligion, der er die universale
und humane El-Religion, nordsyrisch/mesopotamischer Herkunft
und in Sichern gepflegt, gegenüberstellt. Die Entdeckung der
ugaritischen Texte aus Ras'esch-Schamra, die seine Auffassung in verschiedener
Hinsicht hätten unterstützen können, erlebte W. nicht
mehr.

K.-H.B.

Altes Testament

Norin, Stig I. L.: Sein Name allein ist hoch.Das Jhw-haltige Suffix althebräischer
Personennamen untersucht mit besonderer Berücksichtigung
der alttestamentlichen Redaktionsgeschichte. Übers, von
Ch. B. Sjöberg. Malmö: CWK Gleerup 1986. 228 S. gr. 8* = Con-
iectanea Biblica. Old Testament Series, 24. SEK 200.-.

Der Vf. ist durch seine frühere Arbeit „Er spaltete das Meer. Auszugsüberlieferung
in Psalmen und Kult des alten Israels", Lund 1977,
bekannt. Auch diesmal lieferte er eine gründliche und detaillierte
Monographie, die zugleich die Sprachwissenschaft, die Onomatologie
und die Redaktionsgeschichte berührt.

Zum Inhalt: Im kurzen Vorwort beschreibt der Vf., wie er auf das
Thema stieß (über eine eigenartige Namensform Jehosep in Ps 81,6)
und dankt seinen Lehrern und Mitarbeitern. Es folgt das Inhaltsverzeichnis
, ein Abstract in Englisch und die Einleitung, die das
Arbeitsverfahren beschreibt. Der Vf. beruft sich hier auf seine frühere
Arbeit zum gleichen Thema in VT 29, 1979, 87ff. Seine Thesen
stießen jedoch auf den Widerstand von A. R. Miliard (vgl. VT 30.
1980, 208 ff). Dieser machte den Vf. zugleich auf neues Material und
einige neue Aspekte aufmerksam, die jetzt ins Buch eingearbeitet
wurden. Die Aufgabe der vorgelegten Monographie besteht darin, den
Wechsel zwischen den Suffixen -jhw, -jh und -Jw in altisraelitischen
Personennamen zu untersuchen und die Ursache für ihren Wechsel zu
finden. In der „Forschungsübersicht" erwähnt der Vf. frühere Arbeiten
zum Thema: M. Jastrow 1894.G. BuchananGray 1896,M.Noth 1928,
H. Torczyner 1938, J. T. Milik 1961, Kutscher 1974, Rose 1975, Vorländer
1975. R. Albertz 1978,Heltzer-Ohana 1978.

Kap. I. „Das außerbiblische Material" bringt vollständiges Namenmaterial
aus der nordwestsemitischen Epigraphik, das die untersuchten
Suffixe enthält, die Zusammenstellung erfolgt nach Datierung
und Fundorten. Das Suffix -jw überwiegt in der älteren Zeit und im
Norden, während dagegen -Jhw in späterer Zeit und im Süden dominiert
. Dann folgt das aramäische Papyrusmaterial aus Ägypten und
das jüdische Material aus der Babylonischen Diaspora. Ein Exkurs
über die Personennamen auf-ia/i-a in den Funden von Ebla und eine
Karte der Fundorte schließt das Kapitel ab. Die Deutung der Ebla-
Funde wird dadurch erschwert, daß die Keilschrift bisweilen für
gewisse Götternamen fixierte Kurzbeschreibungen verwendet. So besitzen
, behauptet der Vf., die eblaitischen Namen keinerlei Bedeutung
fürseine Untersuchung.

Kap. II „Das alttcstamentliche Material - eine Übersicht" befaßt
sich zuerst mit den Quellen, also Textausgaben. Dann kommt die
Matcrialdurchsicht, sortiert nach den einzelnen Suffix-Formen. Einige
Namen (Abia. Ahia. Elia und Micha) sind Varianten besonderer Art,