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Ausgabe:

1987

Spalte:

230-231

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Hübner, Johann

Titel/Untertitel:

Zweymahl zwey und funffzig auserlesene biblische Historien aus dem Alten und Neuen Testamente 1987

Rezensent:

Adam, Gottfried

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^9 "Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 3 230

Theologie und Religiosität, die m. E. die Nachvollziehbarkeit der
Argumentationsweise beeinträchtigt

Praktische Theologie:

Entsprechend „mager" fällt dann auch das Gesamtergebnis aus: In KateChetlk/ReligiOIISpädagOgik

«inen methodologischen Überlegungen (VI) sucht Eidam nach einem Hfibner Johann. Zweyma, mey und funffzig Auseriesene Biblische
.■Konvergenzpunkt zwischen Seelsorge und (Reich'scher) Psycho- Historien Aus dem Alten und Neuen Testamente, Der Jugend zum
nerapie" (211). Sie wird in der Anthropologie als einer geeigneten Besten abgefasset. Mit einer Einleitung und einem theologie- und
und angemessenen Gesprächsbasis gefunden (215). Aber das heißt illustrationsgeschichtlichen Anhang hg. von R. Lachmann u. C.
doch noch nicht eine „gegenseitige Relativierung", weil zwischen den Reents. Hildesheim-Zürich-New York: Olms 1986. XIV, [28 S.],
verschiedenen Ebenen eine „hermeneutische Wechselbeziehung" 416 S., zahlr. Taf„ (85 S.) Färbt. 8*. Lw. DM 118,-.
(219) bestehen müsse! (Die in diesem Kontext aufgerufenen Krön- C. Reents hatte in ihrer Berner Habilitationsschrift „Die Bibel als
zeugen, wie etwa Pannenberg, werden sich schwerlich dafür in An- Schul- und Hausbuch für Kinder" (1984) den praktischen Schrift-
sPruch nehmen lassen, daß es in theologischer Anthropologie zu einer gebrauch in der religiösen Erziehung des 18. und 19. Jh. am Exempel
Auflösung der coram Deo-Relation und damit der Wort-Glaube- J. Hübners untersucht. Sie hatte gezeigt, wie im Umbruch von der
Relation kommen könne!) Was nun eigentlich unter dem so reichlich Orthodoxie zur Friihaufklärung einerseits und zum Pietismus ande-
beschworenen Menschenbild Reichs, das ein kontinuierliches Ver- rerseits die „Biblischen Historien" eine Anleitung für die praktischstehen
des Gesamtwerkes garantiere, zu verstehen sei, das bleibt tätige Lebensbewältigung darstellten. Die Untersuchung bereicherte
se'tsam blaß und farblos. Es hat, wie der Vf. selbst vom Spätwerk unsere Kenntnis der Geschichte der Religionspädagogik in eindrucks-
Reichs sagt, keine rechten Konturen (262). Wieso aber gerade das als voller Weise. Es ist höchst erfreulich, daß jetzt das Werk selber in
..angemessene Sprache und eine angemessene wissenschaftliche einem Reprint vorliegt.

Form" angesehen werden kann, bleibt rätselhaft. So verblaßt eigent- Dem Nachdruck wurden ein Vorwort der Hgg. sowie Beobachtun-

** alles zur „Einheit von Körper und Seele/Bewußtsein", die, wie gen zur Buchgeschichte von C. Reents beigegeben. In einem theolo-

°er Vf. zu Recht bemerkt, schon immer zum Grundbestand der theo- gie- und illustrationsgeschichtlichen Anhang geht C. Reents auf

'°gischen Anthropologie gehört hat (269). Dies wird dann noch ein- „Johann Hübners Biblische Historien nach ihrem erziehungs- und

•"al an Hand einiger theologischer Zitate vorgeführt. theologiegeschichtlichen Hintergrund, ihrem Autor und ihren theolo-

(VIII) Die Schlußfolgerungen für die Praxis stellen schließlich die gischen Grundlinien" ein, während R. Lachmann eine Analyse der

beherzigenswerte Forderung auf, Seelsorge auch als eine „bewußt ver- „Bebilderungen und Bebilderungstraditionen zu Johann Hübners

antwortete Körperlichkeit" und das heißt auch eine „bewußt verant- Biblischen Historien" vorlegt. Bei dem Nachdruck handelt es sich um

^ortete emotionale Beziehung" (292) anzusehen. Aber dazu hatte es eine wissenschaftliche Quellenedition, die der von Hübner verantwor-

"icht des ganzen weiten Weges durch die psychoanalytische und teten Auflage letzter Hand (Leipzig 1731) folgt. Diese eignet sich des-

Orgonomischc Scholastik des Reich'schen Gesamtwerkes hindurch halb als Forschungsgrundlage besonders, weil hier alle Elemente des

bedurft

Grundtypus der Hübner-Tradition vereinigt sind: „Vereinheitlichte

Die Arbeit krankt m. E. ein wenig daran, daß das erkenntnis- Überschriften, lateinische Reimverse und - erstmals und noch von

theoretische Problem von naturwissenschaftlichem Erklären einer- Hübner selbst autorisiert-die Monath-Bcbildcrung" (S. IX).
seits und hermeneutischem Verstehen andererseits zu wenig bedacht C. Reents charakterisiert in ihren Beobachtungen zur Buchgeschichte

w""d. So wird der „Bruch" in der Entwicklung von Reich, der hier kurz die Auflage letzter Hand von 1731 im Vergleich zur 1. Auflage von

offenbar mitten im Rennen die „Pferde wechselt", unterschätzt und 1714. Sie arbeitet heraus, daß die inhaltlichen Veränderungen zwischen

heruntergespielt. Vielleicht, daß sich dann herausgestellt hätte, daß beiden Auflagen gering sind, daß nur gelegentlich eine Überschrift

Reich tatsächlich das Zeug dazu hatte, die gesamte abendländische geändert, eine Frage hinzugefügt oder ausgelassen oder eine der Lehren

Erkenntnistheorie zum Einsturz zu bringen. So bleibt jedoch das Ver- neu formuliert wurde. Die lateinischen Reimverse wurden in der Auf-

mittlungsproblem, das die gesamte Reich-Rezeption so belastet. Was läge letzter Hand im Kleindruck aufgenommen. Die 104 Kupferstiche

Reich erleuchtet hat und was offensichtlich auch Eidam „einleuchtet" finden sich in der von Hübner selbst verantworteten Fassung der

"57f), überzeugt noch nicht den Leser! Wenngleich auch an einem Leipziger Firma Gleditsch endgültig vereinigt.

Autor, dessen Bücher 1956 in einer (leider nicht!) „einzigartigen Dem Nachdruck der „Biblischen Historien" liegt das gegenwärtig

Aktion" (208) im demokratischen Amerika verbrannt wurden, mehr einzig bekannte Exemplar der Auflage von 1731, das sich in der Uni-

..dran" sein muß, als bisher zum Vorschein gekommen ist! versitäts- und Landesbibliothek in Halle (Saale) befindet, zugrunde.

v . . .. ' Es ist für die Forschung wichtig, daß diese Ausgabe jetzt in einer sehr

Kiel Joachim Scharfenberg . ,.

guten Druckqualität wieder zugänglich ist.

Im Anhang geht Frau Reents auf die Bibel als Erziehungsbuch im

deutschen Luthertum seit dem Ausgang des 30jährigen Krieges ein.

yNasenfratz, Hans-Peter: Seelenvorstellungen bei den Germanen und ihre sie skizziert die Bibelrenaissance im 17. Jh. und behandelt einige der

j bernahme und Umformung durch die christliche Mission (ZRGG 38, 1986, jn djesem Zusammenhang entstandenen Biblischen Historien-Bücher

t_T anderer Autoren, um dann auf die Reformbestrebungen in der Erzie-

Mibler-Ross. Elisabeth: Leben bis wir Abschied nehmen. Mit Fotos von , , . . _ . . ,

M w , , • „ . „ „ , j. . ., hung einzugehen, in deren Zusammenhang der Autor J. Hubner

'• "arshaw und einem Beitrag von P. Becker. Ubers, aus dem Amenk. von _~ i °

Ch. Reich. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1986. 174 S.m. 80 selnen Platz hat- Zu dessen Werk ne,ßt es: ..Hübners Biblische

Abb.8' = GTB/Siebenstern 955. DM 9,80. Historien können als eigenständiger Typ eines für kindliche Leser ge-

Lindner. Wulf-Volker: Psychoanalytisch orientierte Suchtkrankentherapie dachten Schul- und Hausbuches bewertet werden, aus damals be-

WzM 38,1986,137-145). kannten Elementen neu gestaltet. Bisher konnte kein vergleichbares

Ott. Gerhard Heinrich: Barmherzigkeit am Kränkenbett. Grenzbereiche und Gesamtkonzept als direkter Vorläufer nachgewiesen werden. Der

A*iome ärztlichen Handelns(EK 19, 1986,631-634). Autor war als Schulmann der Barockzeit katechetisch nicht auf den

Piper. Hans-Christoph: Die Kirche im Wandel-am Beispiel der Seelsorge Sti, des pfarramtlichen Katechismusunterrichts festgelegt. Sein
ILM 25 1986 347-349)

q. ' ' '" . .. ..... methodischer Neuentwurf läßt sich als adressatenbezogene U nterwei-

^lerra. Alejandro Martinez: La conversion en la reconciliacion sacramcntal . ... . ■ ■

(RAE 27 1986 231 257) sun^ ln Pra'<tlscrien Fragen des Alltags mit biblisch-dogmatischer

Spiegel. Yorick: Archetyp im Talar. Carl Gustav Jung in der Theologie Grundlage charakterisieren. Es ist aus der Verbindung von lutheri-

'EK20.1987,22-25). scher Erbauungsliteratur. Katcchismuslchrc, vernünftiger Orthodoxie

Nvinklcr. Klaus: Aggresives Verhalten im Krankenhaus. Pastoralpsycholo- und Offenheit für die Fragen der damaligen Gegenwart zu erklären"

»'»che Reflexionen(WzM 38.1986,400-410). (Anhang.S. 11).