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Ausgabe:

1987

Spalte:

195-196

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Holl, Karl [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Epiphanius III, Panarion haer. 65 - 80 1987

Rezensent:

Haendler, Gert

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195

Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 3

196

und Christen. „Pagani e cristiani vivono a fianco a fianco talvolta
anche nella stessa famiglia" (S. 6), das heißt dann auch im Blick auf
die ganze Gesellschaft: „1 pagani convivono coi cristiani con le loro
culture" (S. 217). Diese Spuren zu verfolgen, das ist das eigentliche
Themades Buches.

Q. geht bei seiner Arbeit nicht von einem Prinzip oder von einer
Grundstruktur aus, die als Schlüssel für ein Verständnis der Epoche
dienen könnten, sondern rollt an Hand einzelner Themenkreise die
Motive, Impulse und Gesetze der kulturellen Entwicklung am Ende
des 4. Jh. im Spannungsfeld der antiken kulturellen Tradition und der
neuen staatlich geförderten Religion auf. Der Nachdruck liegt dabei
auf dem Occident, in dessen Probleme Q. bestens eingearbeitet ist. „In
alcuni centri occidentali . .. accadevano disordini che alla storiografia
ufficiale sono un po' sfuggiti. Come in Oriente anche in occidente c'e
un paganesimo cittadino e un paganesimo agreste" (S. 5). Dieser Satz
zielt auf die literarische Kultur ab. Er wäre sonst noch wesentlich zu
erweitern. Q. gewinnt den Problemen aber neue Seiten ab, die die
Lektüre zu einem Gewinn machen.

Einem Überblick über heidnische Reaktionen von der Zeit Julians
an bis in das 5. Jh. folgen Ausführungen überGrundzüge der Entwicklung
der christlichen Historiographie, der Epistolographie, Autobiographie
, Biographie und des Panegyricums, der Naturwissenschaften
(„La cultura della Chiesa era lontana dal dualismo dei nostri giorni tra
conoscenza scientifica della natura e conoscenza degli uomini e delle
loro istituzioni" S. 213), neuer dynamischer Impuls für den kulturellen
Wandel, die Rolle der Pneumatologie, den katechetischen Sprachgebrauch
als Spiegel der Komplexität der vorhandenen Vorstellungen
und Bestrebungen, die ikonographische Fassung der Idee der Kirche
als himmlischer Stadt, Formen der Poesie. An diesen Themen wird
die Widerstandskraft der antiken vor- und nichtchristlichen Kultur
untersucht. Dieses methodische Vorgehen ist durchaus ertragreich.
Aus Raumgründen muß hier auf eine eingehendere Darstellung und
auch auf die Anmeldung abweichender Bewertungen bei einzelnen
Problemen, z. B. der Darstellung der christlichen Historiographie,
verzichtet werden.

Natürlich kennt Q. die Forschungslage zur anstehenden Problematik
genau, scheint aber vor allem an italienischen und französischen
Arbeiten interessiert zu sein. Die übrigen Monographien Q.s zeichnen
sich durch umfassende Biographien aus. In der vorliegenden Studie ist
darauf gänzlich verzichtet. Das ist gerade bei diesem brisanten Thema
sehr zu bedauern.

Berlin Friedhelm Winkelmann

Holl, Karl [Hg ]: Epiphanius, III. Panarion haer. 65-80 De fide. 2.,
bearb. Aufl. hg. von J. Dummer. Berlin: Akademie-Verlag 1985.
XV, 543 S. gr.8° = Die Griech.-Christi. Schriftsteller der ersten Jahrhunderte
, geb. M 110,-.

Über den 1980 erschienenen Band II der Epiphanius-Edition berichtete
ThLZ 107, 1982, 216f. Band III folgt den dort beschriebenen
Grundsätzen: Die Edition von Holl, die Hans Lietzmann nach Holls
Tode zum Abschluß führte, wurde nur bei Druckfehlern oder geringfügigen
Versehen berichtigt. „Sonst ist die Ausgabe in ihrer ursprünglichen
Gestalt belassen worden" (VII). Ein Anhang bringt die Rezensionen
und Anzeigen zu jener Ausgabe (527), danach neuere Literatur
, ferner Nachträge und Berichtigungen zum Text (531-534) und
zum Sachapparat (535-543). Sternchen am Rande der Edition verweisen
auf die Nachträge und Berichtigungen im Anhang; sie sind im
Text jedoch ziemlich selten, dafür findet man sie öfter in Anmerkungen
. Der Text war in 7 Handschriften erhalten, von denen eine verloren
ist und heute nur noch in einem Druck von 1544 vorliegt. Der
Text beginnt mit Paul von Samosata, es folgen die Manichäer
(13-132). Ausführlich werden die Arianer dargestellt (152-229), auch
die Semiarianer (267-313), die Anhomöer (340-414) sowie auch
Apollinaris (416-451). Am Schluß bietet Epiphanius eine zusammenfassende
Darstellung des kirchlichen Glaubens (496-526). Jürgen

Dummer kündigt eine Arbeit an: „Zur Epiphanius-Ausgabe der
Griechischen Christlichen Schriftsteller", die in einem Sammelband
der Reihe Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen
Literatur erscheinen soll.

GH.

Kirchengeschichte: Mittelalter

Dierkens, Alain: Abbayes et Chapitres entre^et Meuse (Vlle-XIIe
siecles). Contribution ä l'histoire religieuse des campagnes du Haut
Moyen Age. Preface de G. Despy. Sigmaringen: Thorbecke 1985.
367 S. m. 24 Abb. gr. 8' = Beihefte der Francia, 14. Lw. DM 98,-.

Alain Dierkens hatte 1983 in einer Diss. phil. (Brüssel) die Anfänge
des Christentums im Raum zwischen Sambre und Maas untersucht,
der Gegend südwestlich von Namur in Südbelgien. In dem jetzt
vorgelegten Band hat er seine Forschungen weitergeführt. Die Abteien
und Kapitel werden in Teil I je für sich dargestellt von ihren Anfängen
an bis über die Jahrtausendwende hinweg (63-282). Einige Klöster
führen ihren Ursprung bis in die Merowingerzeit zurück, deren
wichtigste Quellen umstrittene Heiligenviten sind. Das Kloster
St. Peter von Moustier-sur-Sambre wird schon von der Vita Amandi
bezeugt; Bischof Amandus starb 674, aber seine Vita wurde erst Jahrzehnte
später geschrieben. Das Kloster Fosses wurde von dem Iren
Foilan gegründet nach dem Zeugnis des Addidamentum Nivialense
aus der Mitte des 7. Jh. (71 ff). Das Kloster Lobbes (Laubach im
Hennegau) beginnt mit Landelin und Ursmar; letzterer war Abt und
Bischof zugleich, die Vita Ursmari wurde aber auch erst Jahrzehnte
nach dem Tode Ursmars 713 geschrieben. Das kleine Kloster Mallone
bei Namur führt zurück auf die Vita Bertuini, eine umstrittene Quelle
aus dem 9. Jh. über einen von den britischen Inseln stammenden
Bischof (137-144). Die Mehrzahl der Klöster ist später gegründet
worden, und die Quellenlage ist wesentlich günstiger. Salles und
Couvin entstanden im 9. Jh. (145-148). Nach 900 beginnt die
Geschichte von Hastiere (149-160) und Waulsort, an das Hastiere
969 angegliedert wurde (161-196). Am ausführlichsten wird das
Kloster Brogne dargestellt (197-259). Die Reformbestrebungen des
Gerhard von Brogne werden nicht als Nachspiel zur clunyazensischen
und gorzischen Reform geschildert; Gerhard steht hier im Rahmen
der Geschichte der Klöster seines Territoriums (229-246). Insgesamt
werden in 9 Kapiteln 11 Klöster oder Kapitel mit großer Sorgfalt
untersucht.

Teil II bietet Elemente einer Synthese (283-349). Unter den
Beobachtungen über die Epoche der Merowinger ist die Tatsache
wichtig, daß in den ältesten Klöstern dieser Gegend mehrfach eine
Personalunion zwischen Abt und Bischof überliefert wird (297 fF). Sie
erklärt sich aus insularen Einflüssen, die sich auch noch auf andere
Weise auswirkten (300ff) und auch auf architektonischem Gebiet
eine Rolle spielen (314ff). Stark unterstrichen wird der Einfluß der
Pippiniden seit der Mitte des 7. Jh. (318-327). Der Vertrag von
Meersen 870, der in Ribemont bestätigt wurde, hatte Auswirkungen
für jenes Gebiet, das zu Lothringen gehörte. Zusammenhänge mit den
Normanneneinfällen am Ende des 9. Jh. werden untersucht, - freilich
mit nur geringer Ausbeute (330Q- Einer Landkarte folgen Abbildungen
: Grabsteine, Sarkophage, Kirchengebäude sowie eine
Marienstatue. Dierkens schließt mit der Hoffnung, seine Arbeit möge
Vorbild sein für weitere Arbeiten, welche Klöster in anderen Landschaften
nach seinen Gesichtspunkten untersuchen sollen, damit man
zu Verallgemeinerungen oder Nuancierungen kommen könne. Es ist
fraglich, ob sich diese Hoffnung erfüllt. Aber auch ohne weitere
Untersuchungen kann man sagen, daß diese territorial so eng begrenzte
Arbeit weiterreichende Bedeutung hat: Der Einfluß von den
britischen Inseln her ist für mehrere Jahrhunderte wesentlich, das
jeweilige Verhältnis der Klöster zum Ortsbischof ist ein häufig wieder-