Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1987

Spalte:

194

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Zmijewski, Josef

Titel/Untertitel:

Das Neue Testament 1987

Rezensent:

Holtz, Traugott

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

193

Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 3

i

194

Berlin (West) Walter Schmithals

Briefen ihres Vaters zitiert. Hans Jonas ergänzt seine eindrucksvolle gionsgeschichtlichen Forschung erscheint ihm das Christentum einer-

Anspräche, die er auf der Gedenkfeier der Marburger Fakultät nach seits als ein uns fremd gewordenes synkretistisches Phänomen, ande-

Bultmanns Tod gehalten hat. durch einen Bericht über die Anfänge rerseits als Ausdruck eines bestimmten politisch-sozialen Konsensus,

seiner Begegnung mit Heidegger und über die Ursprünge seiner Konsequente historische Forschung, die diesen Tatbestand aufdecke,

berühmten Untersuchung über die mythologische Gnosis. James M. müsse darum an die Stelle des überlieferten christlichen Propriums,

Robinson, der 1959 von Claremont aus in seinem Buch über "A New "which is at the core of white male Christian Imperialism", den soli-

Quest of the Historical Jesus" die "post-Bultmannian" Phase der darischen Kampf mit den Unterdrückten setzen-ein "prospect", das

Theologie ansagte, berichtet dem amerikanischen Leser kenntnisreich nicht nur von Bultmann und seiner Hermeneutik, sondern auch vom

(die .Währungsreform' in der Bundesrepublik wurde freilich nicht Neuen Testament selbst Abschied nimmt.
'950, sondern 1948 durchgeführt) und mit ausführlichen Zitaten über
die Anfänge der Theologie .Zwischen den Zeiten', ohne freilich den
Anspruch zu erheben, mehr als eine informative Skizze für wenig

Informierte vorzulegen ■ Zmijewski, Josef: Das Neues Testament - Quelle christlicher Theolo-

m» ,.. au. i ,..r. i. j .u r- . ... o u 8>e ""d Glaubenspraxis. A ufsätze zum Neuen Testament und seiner

uie zweite Abteilung Bultmann and the Future ) eröffnet Schu- . , c, . „ ,, „., . . ,„,,<, „. .

u„rt .. _ , . , , „ Auslegung. Stuttgart: Kath. Bibelwerk 1986. 390 S. 8 . geb.

u(-n m. Ugden mit einem bemerkenswerten Aufsatz über das mit der 39 _

-Neuen Frage nach dem historischen Jesus" aufgeworfene christolo-

SWChe Problem. Er setzt sich exemplarisch mit James P. Mackey und Der Band vereinigt zwölf Arbeiten des noch verhältnismäßig jungen
dessen 1979 erschienenem Buch "Jesus, the Man and the Myth: A Fuldaer Neutestamentiers. Die Sammlung ist dem Bischof und Vor-
Contemporary Christology" auseinander, der mit systematischer gänger Zmijewskis, Eduard Schick, zum 80. Geburtstag gewidmet.
Stringenz und in Auseinandersetzung mit Buitmann die .Neue Frage' Zwei Aufsätze (zu Apg 1 und zur Stephanusrede) sind hier erstmalig
m einer an Schleiermachers Christologie erinnernden Weise aus- veröffentlicht, die anderen formal und mit Blick auf die Literaturarbeitete
. Ogden deckt an diesem Beispiel eindrucksvoll die histo- angaben gegenüber ihren Erstveröffentlichungen leicht überarbeitet.
r'schen und systematischen Aporien einer Ansicht auf. welche die Jeder Beitrag schließt mit einem eigenen Literaturverzeichnis ab, der
mythische Christologie des Osterglaubens bruchlos aus dem Verhal- ganze Band endet mit einem gemeinsamen Stellenregister. Die Dar-
(en und der Verkündigung Jesu ableiten will, und insistiert im Sinne bietung ist sachlich geordnet und in drei Teile gegliedert: I. Zum Ver-
Bultmanns darauf, daß es ohne das Christuskerygma keinen Christ- hältnis von Theologie und literarischer Gestalt im Neuen Testament
liehen Glauben gebe. Zugleich sucht er freilich nachzuweisen, daß und seiner Bedeutung für eine sachgerechte Schriftauslegung; II. Zum
Mackey und andere Bultmann zu Unrecht vorhalten, die Kontinuität Verhältnis von Theologie und Tradition im Neuen Testament: III.
des Kerygmas mit der vorösterlichen Erfahrung der Jünger zu Zum Verhältnis von Theologie und Glaubenspraxis nach dem Neuen
'gnorieren. In der Tat hat Bultmann behauptet, schon für Jesus selbst Testament. Bemerkungen „zur Einführung" begründen diese Gliede-
und für die ihm nachfolgenden Jünger sei nicht das .Was' seiner Ver- rung; der erste Beitrag freilich fügt sich mit seinen theologisch-her-
kündigung. sondern der Entscheidungsruf im Jetzt angesichts der Zu- meneutischen Überlegungen ihr kaum ein. Erstellt allerdings sogleich
kunft Gottes wichtig gewesen, und dieser Entscheidungsruf habe als die kirchlich-theologische Linie des Vf. deutlich heraus und trägt
solcher auch die nachösterliche Christologie bestimmt. Ogden be- dabei durchaus bedenkenswerte Fragen an eine neutestamentliche
achtet freilich nicht, daß diese Auskunft, deren eigene Problematik er Arbeitsweise vor, die zu problemlos sich konfessionell neutral etablie-
nicht weiter bedenkt, Bultmann dazu dient, die Anfänge des Keryg- ren zu können meint.

mas verständlich zu machen, nicht aber dazu, den .historischen Jesus' Folgende Arbeiten werden geboten: I. Schriftauslegung - Ein Problem zwi-

der apostolischen Predigt als die primäre Quelle des christologischen scnen den Konfessionen?, 19-66; Apg I als literarischer und theologischer

Kerygmas zu erweisen. Insofern mißachtet er Bultmänns deutliche Anfan8 der Apostelgeschichte, 67-84; Die Stephanusrede (Apg 7.2-53) -

Aussagen über den qualitativen Unterschied von Verkündigung Jesu Lilerarischcs und Theologisches. 85-128; Beobachtungen zur Struktur des

UniipL ■ , 1 . ••. .• r-, 1 • j .■ Philcmonbriefcs, 129-155; Kontextbezug und Deutung von 2Kor 12,7a,

una t-hnstusglaubcn. über die Diskontinuität in der Kontinuität. ... ,-,„_.-,.,, ■ A .... ... „ ,,f ,„, . , ...

11. " ' . 157-167; II. Die Eschalologiereden Lk 21 und Lk 17. 171-183; Apostolische

Helmut Koster ( Early Chnstranity from the Perspective of the Paradosjs und Pseudcpigraphie im Neuen Testament, 185-196; Die Pastoral-

n'story of Religion: Rudolf Bultmann's Contnbution") geht davon briefe als pseudepigraphische Schriften - Beschreibung, Erklärung, Bewertung,

aus. daß Bultmann zumal im angelsächsischen Sprachraum kaum als 197-220; III. Überlegungen zum Verhältnis von Theologie und christlicher

Keligionsgeschichtler bekannt ist, weil die entsprechenden Aufsätze Glaubenspraxis anhand des Neuen Testaments, 223-264; Der Glaube und

nicht übersetzt wurden. Er berichtet deshalb über Bultmanns Bezie- seine Macht, 265-292; Christliche „Vollkommenheit", 293-324; Neutesta-

hungen zur Religionsgeschichtlichen Schule und über Bultmanns mentliche Weisungen für Ehe und Familie, 325-378.

eigene Arbeiten auf diesem Feld. Warum er dabei Bultmanns Buch T H
u°er „Das Urchristentum im Rahmen der antiken Religionen" von
•949 unberücksichtigt läßt, das Füller 1959 ins Englische übersetzte,

Wlfd nicht ersichtlich. Der deutsche Leser erfährt nichts Neues. Kirchengeschichte: Alte KlTChe

nimmt aber mit Interesse zur Kenntnis, daß Köster der weitgehend

abgelehnten These Bultmanns, der Verfasser des Johannesevange- _ ... . . „ , . , „

ij. . . Quacquarelli. Antonio: Reazione pagana e trasformazione della

"ms habe e.ne gnost.sche Redenquelle benutzt, nach wie vor Sympa- cultura (fine ,y seco|o d C ) Bari. Edipuglia i986 248 S. gr. 8' =

'nie entgegenbringt (68ff). Kritisch vermerkt Köster, daß Bultmann Quaderni di „Vetera Christianorum", 19. Lire 32.000.
d'e sozialen Bedingungen und Bezüge der antiken Religionen und

auch des Urchristentums nicht hinreichend berücksichtigt habe. Eine meisterhafte Abhandlung aus der Feder eines Gelehrten. Pro-
wodurch ihm auch entgehe, daß das Christentum nicht nur die fessors am Istituto di Letteratura cristiana antica dell 'Universitä di
Sprache der Religionen seiner Umwelt spreche, sondern auch an Bari, der sich seit Jahrzehnten der Erforschung der patristischen
deren "agonies, predicaments, and failures" (73) partizipiere. Literatur und Kunst und der christlichen Kultur der Spätantike verwiesen
kritischen Gedanken führt Dieter Georgi (Rudolf Bult- schrieben hat. Die Themenstellung des vorliegenden Bandes erwuchs
mann's Theology of the New Testament Revisited) in einem auf dem aus Q.s Untersuchung der Berichte über den Märtyrertod der drei aus
Symposion in Wellesley nicht vorgetragenen, der vorliegenden Veröf- Kappadokien stammenden Christen Sisinnios, Martyrios und Alex-
fentlichung aber beigegebenen Aufsatz weiter aus. Bultmanns Begriff ander am 29. 9. 397 in Trient. Daraus entstand die umfassende und
der .Sachkritik' (miß)verstehl Georgi als Kritik der Sache statt als Kri- zur Deutung notwendige'Frage nach dem heidnischen Widerstand am
l'k des Gesagten von der gemeinten Sache aus. und im Lichte der reli- Ende des 4. Jh. und nach dem Mit- und Gegeneinander von Heiden