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Ausgabe:

1987

Spalte:

177-179

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Foresti, Fabrizio

Titel/Untertitel:

The rejection of Saul in the perspective of the deuteronomistic school 1987

Rezensent:

Herrmann, Siegfried

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung 112. Jahrgang 1987 Nr. 3

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lungen mit dem Keret-Epos, daß Israel alte Erzählformen aufnahm, werden die Verse 13-31 als das narrative Zentrum des Kapitels er-
um die eigene Frühgeschichte zu berichten. Einschließlich des reli- kannt, der Konflikt zwischen Saul und Samuel. Durch Aufweis von
giösen enthalten W. zufolge die Erzählungen über die Anfänge Israels Dubletten und Parallelen wird ein Originaltext von sekundären Er-
ln der jahwistischen Quellenschicht eine beträchtliche Menge tradi- Weiterungen unterschieden, beispielsweise die Verse 23b; 30f
tionellen Materials, mit Hilfe dessen die eigene geschichtliche Erfah- „original" gegenüber dem „Einschub" 24-26a. Nach gleichen Gerung
interpretiert worden sei. Sichtspunkten werden die Abschnitte lSam 15,1-12; 33-35 ana-

Auf der skizzierten Grundlage analysiert der Autor die Paradies- lysiert.
erzählung, in welcher er die ätiologischen Züge als sekundär beurteilt. Im folgenden redaktionsgcschichtlichen Teil ist als Strukturparal-
Bestimmt sei sie von zwei Themen, nämlich „Schöpfung" und „Got- lele zu lSam 15 die Begegnung zwischen Nathan und David in 2Sam
tesgarten". Jahwe sei der Schöpfer und Herrscher über den Kosmos. 11,27b- 12,15a herangezogen, wo David in einer mit Saul verglcich-
Schon die amphiktyonischen Traditionen hätten ihn als universalen baren Weise einem Propheten seine Sünde bekennt. Diese Szene ist
König gesehen. Angesichts der Behauptung, die Urgeschichte beginne nach Auffassung von W. Dietrich, Prophetie und Geschichte
be> J mit der Schöpfung von Erde und Himmel, ist neben der (FRLANT 108, 1972), ein Werk von DtrP (prophetische Redaktion
re'igionsgeschichtlichcn Problematik darauf hinzuweisen, daß Gen des deuteronomistischen Geschichtswerkes). Forcsti kommt zu dem
2,4b eine redaktionelle Klammer darstellt und inhaltlich keinen An Schluß, daß die von ihm gefundene „Originalcrzählung" in lSam I 5
haltspunkt in der folgenden Erzählung hat. Es liegt also kein Gewicht DtrP zum Autor habe, der sie als Parallclerzählung nach dem Vorbild
darauf und kann deshalb in dieser Form kein Thema bilden. Der Gar- von 2Sam 11,27b-12,15a gestaltete. Des weiteren wird der Nachweis
ten hingegen ist sicher von Haus aus als Gottesgarten, nämlich gött- erbracht, daß eine ganze Reihe von Formeln in dieser „Originallicher
Aufenthaltsort zu verstehen und kann als*Angelpunkt einer hier erzählung" Kontakte zur deuteronomistischen und zur prophetischen
zu beobachtenden Thematik fungieren. Literatur, insbesondere zu Jeremia, erkennen läßt. Ferner zeige sich

Die beiden Bäume könnten - so W. - auf die Verbindung von Va- Abhängigkeit von Dtn 25,17 f. Die „Originalerzählung" ist an einigen

fanten des einen Motivs zurückgehen. Der Baum des Lebens bilde ein Stellen durch DtrN (nomistische Redaktion) in einer den Ungehorsam

traditionelles Motiv in der israelitischen Literatur. Sauls gegenüber dem Wort Gottes betonenden Weise erweitert

Nachdem der Autor die weiteren Erzählelemente samt kurzen worden.
Erörterungen aufgelistet hat, und zwar den Namen der Frau, die Im dritten Kapitel befaßt sich die Untersuchung mit der Herkunft
Schlange, die Nacktheit des Paares und den Fluch über die Ackererde, der „Traditionen", die von DtrP und DtrN in lSam 15 verarbeitet
wendet er sich noch zwei Themenkreisen zu, die er wie folgt nennt: a) sind und reklamiert für die „Originalerzählung" des DtrP sechs, für
Eva und die Schlange, b) der Garten Eden und Fruchtbarkeitskulte. die Erweiterungen in DtrN zwei Motivkreise, die sich auch ander-
Traditionell - so führt er aus-sei die Schlange mit Weisheit, Unsterb- wärts in Dtn und in Dtr finden. Dabei handelt es sich hauptsächlich
üchkeit und Fruchtbarkeit verbunden. Eva habe ursprünglich viel- um die Amalekitertraditionen, um das Konzept des „Bannens", um
'eicht Beziehungen zu Aschera (den dahin führenden Argumenta- das Verhältnis Sauls zu Samuel und das Motiv des reumütigen Königs
tionsgang lese man selbst nach). Beide Faktoren seien aber in der sowie des Übergangs der Herrschaft von Saul auf David aufgrund des
gegenwärtigen Erzählung ins Gegenteil gekehrt, denn die Schlange, Verlustes an Charisma, den Saul erlitt. Diese Motive lieferten je auf
das Tier der Fruchtbarkeit, führe die Frau und den Mann zu Ungehor- ihre Weise die Voraussetzungen und das Material für die relativ späte
sam und nachfolgenden Beschwerlichkeiten, besonders beim Gebären Komposition von lSam 15.

und Bestellen des Ackerbodens. Die Elemente der Sexualität und Das Schlußkapitel erläutert den Einbau des Kapitels an der Naht-

Eruchtbarkeit spielten keine zentrale Rolle mehr. stelle zwischen der älteren Saul-Überlieferung und der „Geschichte

Das Buch ist gut gearbeitet und fast druckfchlcrfrei. Ein Hinweis: auf S. 187 von Davids Aufstieg" (I Sam 16,14-2Sam 5,10). Der letzte Vers von
fehlt die Angabe zu Anm. 1; die folgenden Anmerkungsziffern sind dann je um ISam 14 wurde von DtrH (historische Redaktion) als redaktionelles
e|ne weiterzurücken. Zwischenglied geschaffen, um von der Saul-Überlieferung zur Auf-
Kann man nicht übersehen, daß in vorliegender Arbeit Vermutun- stiegsgeschichte ab 16,14 überzuleiten. Das von DtrP eingefügte Kapigen
ein ziemliches Gewicht haben und die Neigung zu Generalisie- tei ] 5 markiert den Wendepunkt in Sauls Schicksal, von der Darstel-
rungen und zur Gleichordnung von Begriffen und Motiven zutage iung seiner positiven Entwicklung bis lSam 14 zu seinem unglück-
tr>tt, so handelt es sich doch um eine Publikation, welche die seit etwa |ichen Abstieg, parallel zu Davids Aufstieg ab lSam 16. Jedoch sind
*wei Jahrzehnten lebendigen veränderten Auffassungen im Bereich die von DtrP und DtrN dafür beigebrachten Gründe in lSam 15 ver-

er Pentateuchkritik zu erneutem Überdenken und Präzisieren ihrer schieden gewichtet und dramatisch verarbeitet. Am Ende des Kapitels

ositionen herausfordert. läßt otrp saul seine Tat bereuen, um auf solche Weise Gottes Lang-

Leipzig Wolfram Herrmann mut zu demonstrieren, die darin zum Ausdruck kommt, daß er Saul

zunächst nicht, sondern erst in lSam 28 definitiv verwirft. ISam 15

p. und 28, beide von DtrP gestaltet und jeweils an ihrer Stelle in den

oresti. Fabrizio: The Rejection of Saul in the Perspective of the Deu- Kontext eingefugt sind deshalb a)s einander zugeordnet zu verstehen.

•eronomistic School. A Study of 1 Sm 15 and Related Texts. Roma: „. r,.- j ■ _j t _j *_t: u c..i ™-^k

Fh;, ■ 1 -1- ,na. ™r t. o. c j- tl. i DtrU verfolgt jedoch eine andere Tendenz, nämlich Saul so rasch wie

tdizioni Del Teresianum 1984. 205 S. 8 = Studia Theologica - ...... .. , .. .. _ . . _ .

Teresianum 5 Kart $15- möglich durch David ersetzt zu sehen. Für ihn geschieht Sauls definitive
Verwerfung bereits in ISam 15; darum läßt er Davids Salbungs-

Das Buch ist die nur wenig veränderte Fassung der Arbeit, mit der geschichte 16,1-13 unmittelbar folgen. Foresti schließt seine Unter-

der Vf. den Grad des M. A. im Sommer 1983 an der Universität Haifa suchung mit dem Satz: "From the traditional point of view. the Störy

erwarb. Nach einer kurzen forschungsgeschichtlichen Einleitung wird of Saul's campaign against the Amalekites is a secondary adaption of

eine literarkritische und traditionsgeschichtliche Untersuchung von David's campaign described in ISm 30 and, in consequence, its histo-

'Sam 15 unter Hinzuziehung vergleichbarer Texte vorgelegt. In ricalvalueisdubious."

Jeweils selbständigen Kapiteln wird der methodische Dreischritt Lite- Der Autor übernimmt uneingeschränkt die von R. Smend jr. ange-
rarkritik - Redaktionsgeschichte - Traditionsgeschichte verfolgt. regte und von dessen Schülern W. Dietrich und T. Veijola weiteres
Schlußkapitel ist der redaktionsgeschichtlichen Einordnung von geführte und verfeinerte Auffassung von drei Bearbeitungsschichten
'Sam 15 in den Kontext der Samuelisbücher gewidmet. Eine sticho- oder „Redaktionen" im deuteronomistischen Geschichtswerk (Dtr),
metrische Transkription des hebräischen Textes von ISam 15 ist einer historischen, einer prophetischen und einer nomistischen. Es
angefügt. unterliegt keinem Zweifel, daß auf diesem methodischen Wege ein
Methodisch wird wie folgt vorgegangen: Im literarkritischen Teil genauerer Durchblick durch die Kompositionsweise von Dtr möglich