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Ausgabe:

1986

Spalte:

125-126

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Hällström, Gunnar af

Titel/Untertitel:

Fides simpliciorum according to Origen of Alexandria 1986

Rezensent:

Kraft, Heinrich

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125

Theologische Literaturzeitung III. Jahrgang 1986 Nr. 2

126

ten und Grenzen der KG überschritten. Andererseits gewinnen
Impulse aus der Ökumene zunehmend an Bedeutung für das Leben
der konkreten KG.

Die instruktiven Beschreibungen kirchlichen und gemeindlichen
Lebens vermitteln ein anschauliches Bild von der Situation der Kirchengemeinden
in der Bundesrepublik und bieten zugleich umfangreiche
kirchenkundliche Informationen über eine der großen Landeskirehen
in der BRD. Dabei finden sich auch interessante, zur Diskussion
herausfordernde Positionen für eine Sicht der neuesten Kirchengeschichte
in der BRD (z. B. die Frage, ob die sechziger Jahre eine so
entscheidende Zäsur darstellen - cf. S. 2240. Ein ausführliches
Sachregister am Schluß erhöht noch den Informationswert des
Buches.

Kavelstorf Franz-Heinrich Beyer

Dogmen- und Theologiegeschichte

Goodspeed, Edgar J. [Hrsg.]: Die ältesten Apologeten. Texte mit kurzen
Einleitungen. Neudruck der 1. Aufl. von 1914. Göttingen: Van-
denhoeck & Ruprecht 1984. XI, 380 S. 8-. geb. DM 88.-.

Werke des amerikanischen Neutestamentiers und Patristikers
EdgarJ. Goodspeed scheinen eine Renaissance zu erleben: Sein
..Index apologeticus sive Clavis Justini martyris operum aliorumque
Apologetarum pristinorum", erschienen 1912, erfuhr 1969 eine
Neuauflage; sein Textbuch „Die ältesten Apologeten" von 1915
wurde 1950 in New York nachgedruckt, - nach Angabe von Maurits
Geerard, Clavis Patrum Graecorum I, 1983, S. 26,29 und 31. Die bei
Geerard genannten Seitenzahlen stimmen überein mit jenen der
'■ Auflage von 1914, die jetzt in Göttingen neu gedruckt wurde, und
zwar in jenem Verlag, in dem sie einst vor 7 Jahrzehnten zuerst erschienen
war. Das genannte Standardwerk Clavis Patrum Graecorum
zeigt, wie viele neuere Texte und Arbeiten über die Apologeten inzwischen
'erschienen sind: S. 25-57 mit den Nummern I 060 bis
' 115. Allein zu Justins Apologie nennt Geerard 6 „Alienae editio-
nes" (30). In der Reihe "Oxford Early Christian Texts" wurde Melito
vonSardes 1979 und Tatian 1982 gedruckt. Trotzdem sollte es für das
Jetzt neu gedruckte Buch von Goodspeed durchaus Interessenten
geben: Die Ausgabe ist keineswegs überholt. Die Texte apologetischer
Schriftsteller findet man sonst in verschiedenen Bänden getrennt. Hier
haben wir eine zusammenfassende Textausgabe der einschlägigen
Autoren: Quadratus, Aristides, Justin, Tatian, Melito von Sardes und
Athenagoras stehen in einem handlichen Bande vereint. Dem Verlag
'st zu danken, daß er das Risiko dieses Neudrucks eingegangen ist -
gerade im 250. Jahre seines Bestehens.

G.H.

Hällström, Gunnar af: Fides Simpliciorum aecording to Origen of
Alexandria. Helsinki: Societas Scientiarum Fennica 1984. 112S.
gr. 8' = The Finnish Society of Sciences and Letters. Commcntatio-
nes Humanarum Litterarum. 76, 1984.

Die Theologie des Origenes hat schon zu seinen Lebzeiten allerhand
Gegner gefunden, nicht allein in den Theologen anderer Denkweise
, sondern auch in den Angehörigen des einfachen, naiven Christentums
. Die vorliegende Studie hat sich vorgenommen, den Glauben
dieser Naiven zu ermitteln und darzustellen. Der Verlässer hat
seine Aufgabe zweigeteilt in die Fides qua creditur und die quae credi-
tur, in den Glauben als menschliche Haltung und als Zusammenhang
von Lehrmeinungen. Diese Unterscheidung war schon bei ihrem großen
Erfinder eher ästhetisch als sachlich begründet und kann in der
vorliegenden Anwendung ebenfalls nicht ganz überzeugen; denn die
beiden Dinge, die hier gleicherweise „Glaube" genannt werden, haben
nicht viel miteinander zu tun. Daher kommt es bei der Ausbreitung
des Stoffes zu Wiederholungen und Lücken. Indessen läßt sich die
Freude an einem übersichtlichen Aufbau mitempfinden, selbst wenn

sich die Einteilung nicht straff durchhalten läßt. Die Neigung des Verfassers
zu systematisieren zeigt sich auch bei der weiteren Gliederung.
Nach einer Übersicht über die vorkommenden Ausdrücke erklärt er
jedesmal zunächst das Zustandekommen des Phänomens und versucht
dann, dessen Wesen nach dogmatischem Modell darzulegen.

Der Verfasser besitzt gründliche Kenntnis der Quellen und der
Sekundärliteratur. Man hat durchweg den Eindruck, daß er aus dem
Vollen schöpft; wenn er etwa erklärt, für irgendeine Behauptung gebe
es zwei Belege, dann wirkt er glaubwürdig, und der Leser ist um so tiefer
beeindruckt, je mehr Sachkenntnis er mitbringt. Man darf sich
auch durch die geringe Seitenzahl der Arbeit nicht täuschen lassen.
Das Buch enthält auf seinen gut hundert Seiten mehr an konkreter
Information, als andere Autoren auf dem vierfachen Platz untergebracht
haben. Die Hälfte des Raumes wird von inhaltsreichen, enggedruckten
Anmerkungen eingenommen. Eigenes Lob verdient - mit
einer Ausnahme - die klare, verständliche Sprache. (Die Ausnahme
betrifft eine Koketterie: Die Lehren vom Ursprung der Welt, der Seele
und des Bösen werden als „Protologie" zusammengefaßt. Erfahrungs-
gemäß lassen sich einfache Gemüter von dergleichen schicken Wörtern
beeindrucken und ahmen den Gebrauch nach. Doch mag es sein,
daß andere Leser wissenschaftliche Entdeckungen, die sich auf den
Bereich des sprachlichen Ausdrucks beschränken, nicht als so anstößig
empfinden wie der Rezensent.)

Zwei grundsätzliche Vorwürfe kann man dem Verfasser jedoch
nicht ersparen. Der eine besteht darin, daß die „Fides simpliciorum",
um die er sich bemüht, gewiß nicht als Substanz existiert hat und wohl
auch nicht als einheitliche und darstellbare Haltung. Dementsprechend
kommt nicht die Fides zur Darstellung, sondern die Verteidigung
des Origenes gegen die Gegner seiner Theologie und besonders
seiner Exegese. Gegenstand des Buches ist Origenes und sind nicht die
Simplices mit ihrem Glauben. Der andere Vorwurf erwächst daraus,
daß das Buch ein historisches Thema auf unhistorische Weise abhandelt
und damit nicht nur auf unerläßliche Informationen verzichtet,
sondern auch ein unhistorisches Origenesbild entwirft. Origenes wird
ganz isoliert dargestellt wie ein dogmatischer Locus oder ein mathematischer
Lehrsatz. Weil der Verfasser nicht den Glauben der Simplices
, sondern die Kritik des Origenes an diesem Glauben zum Gegenstand
seiner Darstellung gemacht hat, entsteht jetzt ein hochmütiger,
unsympathischer Origenes, ein Gelehrter, dessen Bild sich nur schwer
mit dem vereinbaren läßt, das uns aus den Quellen geläufig ist. -
Vielleicht hat der Verfasser damit mehr Recht, als dem Rezensenten
auf den ersten Blick scheint? Origenes hat es fertiggebracht, sich dreihundert
Jahre nach seinem Tod durch ein ökumenisches Konzil als
Ketzer verurteilen zu lassen. Von keiner andern Gestalt der Kirchengeschichte
ist es vorstellbar, daß ihre Beurteilung durch die Nachwelt
so lange in der Schwebe hätte bleiben können. Wir kennen wohl die
dogmengeschichtlichen Gründe für die Verketzerung des Origenes;
das Buch könnte aber die Ressentiments beleuchten, die ebenfalls zu
den Voraussetzungen der Verurteilung gehören.

Kiel Heinrich Kraft

Origene: Traite des prineipes, V. Complcmcnts et Index par
H. Crouzel et M. Simonetti. Paris: Cerf 1984. 278 S. 8' = Sources
Chretiennes.312.ffr207.-.

Die Edition selbst ist bereits in dieser Zeitschrift (ThLZ 106, 1981,
668-670) besprochen. Der abschließende Band enthält einige Bemerkungen
zur handschriftlichen Überlieferung (S. 9-22; M. Simonetti).
weiter Addenda et conigenda (S. 23-26; H. Crouzel) und schließlich
Indices (S. 27-276; H. Crouzel). Die Bemerkungen Simonettis bestätigen
die hervorragende Qualität der Edition P. Koetschaus in GCS
(Bd. 22, Leipzig 1913). Seine Bemerkungen zu Rufins Text verlieren
dadurch an Gewicht, daß der Sprachgebrauch Rufins noch nicht
grundsätzlich und ausreichend untersucht wurde. Der Index doctrinal
(S. 29-47) ist nach zwölf theologischen Themcnkomplexen und