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Ausgabe:

1986

Spalte:

95-97

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Craigie, Peter C.

Titel/Untertitel:

Psalms 1 - 50 1986

Rezensent:

Seidel, Hans

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Theologische Literaturzeitung III. Jahrgang 1986 Nr. 2

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In jedem Falle lohne es sich „für die Gläubigen der einen und der
anderen Religion .. ., einmal die andere Seite zu betrachten und zu
befragen". Denn dabei kann „eine Bereicherung und eine Vertiefung
des jeweils eigenen Glaubens erfolgen" (156). Das Buch schließt mit
einem Bekenntnis zum Dialog zwischen Christen und Buddhisten und
zum Dialog zwischen den Religionen überhaupt.

Berlin Karl-Wolfgang Tröger

Altes Testament

Greenspoon, Leonard J.: Textual Studies in the Book of Joshua.

Chico, CA: Scholars Press 1983. XIII, 397 S. 8° = Harvard Semitic
Monographs, 28. Lw. $ 21.75.

Der Titel läßt nicht erkennen, daß es sich um ein Werk aus der Sep-
tuagintaforschung handelt. G. beschäftigte sich mit dem griechischen
Text des Buches Josua und hat unzweifelhaft einen weiterführenden
und stimulierenden Beitrag der Fachwelt vorgelegt. Seine Gewährsmänner
waren Margolis, O'Connell und Orlinsky. Er spricht in erster
Linie die Gelehrten an, welche mit dem griechischen Alten Testament
befaßt sind, denn er gibt keine einführenden Erläuterungen, sondern
setzt die Kenntnis der Probleme, Lösungsversuche und Hypothesen
voraus.

Das Buch verrät eine immense Arbeitsleistung des Sammeins, Ordnens
und Auswertens. Es enthält umfangreiche tabellarische Übersichten
mit eingehenden durch Anmerkungen erweiterten Erörterungen
. Sein Hauptaugenmerk richtete der Vf. auf den Text des Theo-
dotion und gelangte zu den folgenden Einsichten.

Theodotion (Th.) revidierte die altgriechische Übersetzung, die er
hoch schätzte, nach einer Gestalt des hebräischen Textes, die nahezu
in jeder Hinsicht dem masoretischen Text identisch war. G. setzt also
die Möglichkeit voraus, die altgriechische Fassung zu identifizieren,
welche Th. bearbeitete. Bezüglich der altgriechischen Version und
derer Aquilas (A.) und Symmachus' (S.) nehme Th. eine Zwischenstellung
ein. Denn A. habe sich vielfach auf Th. gestützt und den alt-
griech. Text nicht unabhängig von ihm gekannt. S. kannte den alt-
griech. Text und arbeitete weitgehend selbständig, habe aber auch Th.
herangezogen. Also rangiere Th. unter den Drei als die älteste Version
.

Zuletzt wird die Frage nach der seit den frühen sechziger Jahren
herausgestellten, freilich noch nicht sicher nachgewiesenen, sog. xaiye
- Rezension einbezogen, die durch das Bemühen um eine Standardisierung
in der Wiedergabe hebräischer Wörter charakterisiert sei. G.
schließt sich denen an, welche die xaiye - Rezension konstatieren zu
müssen meinen, und versichert, der theodotionische Text des Buches
Josua bilde einen Teil der allgemeinen xaiye- Rezension, weil sie hier
durchgängig Berücksichtigung gefunden habe.

Das die Ausführungen abschließende Urteil des Vf. über die
Arbeitsweise Theodotions lautet so: "... he took into aecount the
needs of his intended audience and produced a text in which the davor
for neitherthe Hebrew (as with Sym.) nor the Greek (as with Aq.) was
lost."

Leipzig Wolfram Herrmann

Craigie, Peter C.: Psalms 1-50. Waco, Texas: Word Books 1983.
378 S.gr. S^WordBiblicalCommentary, 19.Geb.$ 18.95.

Im Word Biblical Commentary sind für die Kommentierung der
Psalmen drei Bände vorgesehen, die von drei Autoren (Peter Craigie,
Marvin Täte, Leslie Allen) bearbeitet werden.

Die im vorliegenden ersten Band vorangestellte Einführung bezieht
sich auf den gesamten Psalmenkommcntar. Die einzelnen Abschnitte
der Einleitung, denen eine kurze Bibliographie vorangestellt wird,
informieren über "The origins of psalmody in Israel, the compilation

of the psalter, psalm titles, the psalms and the problem of authorship,
Hebrew poetry and music, theological perspectives on the book of
psalms, the place of the book of psalms in the OT, chapter and verse
numbers in the psalms, the psalms in recent research, the psalms and
Ugaritic studies". Es fällt schon bei diesem Überblick auf, daß der
Gattungsforschung kein eigner Abschnitt gewidmet ist. Im Abschnitt
"the psalms in recent research" geht der Vf. darauf ein. Nach einer
kurzen Zusammenfassung der wichtigsten Psalmcnkommentare
(Gunkel, Mowinckel, Weiser, Kraus, Beaucamp, Dahood) präzisiert
der Vf. seinen eigenen Standort. Er möchte sich nicht in eine der
.Schulen' einordnen. Das bedeutet auch eine kritische Haltung gegenüber
der Formkritik. "I have followed the broad principles of form-
criticism set down by Gunkel, at Ieast insofar I have recognized the
importance of attempting to classify psalms aecording to their type
and to set them in particular lifc situations. But my System of Classification
, though rooted in Gunkel, is more flexible, and it has been
necessary at times to modify the terminology describing the various
types." (47) Der Vf. führt dann weiter aus, daß für solche Modifikation
der Kommentar von Ridderbos (1972) wesentliche Impulse geliefert
hat, der ein gutes Gleichgewicht zwischen Formkritik und "new
stilistic or rhetorical criticism" aufweise. Daß der Einfluß der
.Schulen' nicht gleichgewichtig ist, zeigt der relativ umfangreiche Abschnitt
über die Psalmen und die Ugarit-Forschung und die besondere
Erwähnung M. Dahoods, den der Vf. nicht nur als Kollegen und
Freund bezeichnet, sondern von dem er bekennt: "I have learned
enormously from his insights." (9)

Insgesamt bietet die Einleitung die allgemein verbreiteten und anerkannten
Erkenntnisse über Entstehung und Inhalt des Psalmbuches.
Widerspruch fordert nur die Zusammenstellung der ältesten poetischen
Texte heraus, in der sich der Vf. auf Albright, Cross und Freed-
man beruft und z. B. Ex 15,1-18, Dtn 32 und 33 zu diesen Texten
rechnet. Über einige Thesen im Abschnitt "Theological perspectives
" möchte man mit dem Vf. in ein kritisches Gespräch kommen,
so z. B. über die Annahme, daß "the broad spectrum of the experience
of God which is rcflected in the psalms means that they contain populär
theology, in the best sense of that expression" (40).

Die Kommentierung der einzelnen Psalmen ist ähnlich aufgebaut
wie in BK XV (Kraus). Auf eine kurze Bibliographie folgen die Übersetzung
und die textkritischen Anmerkungen. Der Abschnitt "Form/
stueture/ setting" entspricht Form/Ort, und die Abschnitte "com-
ment" und "explanation" gleichen den entsprechenden Kapiteln
Wort und Ziel im Kommentar von Kraus. In der Auslegung ist der
wissenschaftliche Aufwand geringer als in BK, d. h. literarkritische,
traditionsgeschichtliche und redaktionsgeschichtliche Überlegungen
treten zurück, auf den hebräischen Text wird weniger Bezug genommen
. Es wird deutlich, daß der Kommentar einem breiteren Publikum
zugänglich sein soll - etwa in der Zielstellung des ATD -, ohne
seine wissenschaftliche Basis zu verleugnen.

Zwischen die Kommentare der einzelnen Psalmen sind drei Exkurse
eingefügt: L The meaning of selah (76-77), IL The translation oftenses
in Hebrew poetry (110-113), III. Acrostic psalms (128-131). Zu I.
nennt der Vf. drei Deutungsmodelle (LXX, Targum, Mowinckel) und
kommt ohne Diskussion der Literatur zum Schluß, daß nach LXX die
Deutung „musikalisches Zwischenspiel" die wahrscheinlichste sei. Im
zweiten Exkurs verdeutlicht der Vf. das Problem der Perf./Imperf.-
Übersetzung an Ps 8,6-7. Die Folge der Verbformen cons. Imperf. -
Imperf. - Imperf. - Perf. übersetzt der Vf. in Perf. - Fut. - Fut. - Perf.
(past-future-future-past). Im dritten Exkurs wendet sich der Vf. gegen
die These, daß die alphabetisch geformten Psalmen zu den jüngeren
poetischen Erzeugnissen zu zählen seien. Alphabetische Texte aus
Babylonien, Ugarit und Tel Aphck sichern ihm das ähnlich hohe Alter
der alphabetischen Psalmen in Altisrael. Die letztgenannten Exkurse
fordern kritische Rückfragen geradezu heraus.

Da es über den Rahmen einer Rezension hinausginge, die Auslegung
der einzelnen Psalmen zu besprechen, soll pars pro toto nur
Ps 8 in das Blickfeld treten.