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Ausgabe:

1986

Spalte:

92-93

Kategorie:

Religionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Da Free John, Nirvanasara 1986

Rezensent:

Kern, Udo

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Theologische Literaturzeitung III. Jahrgang 1986 Nr. 2

92

Allgemeines, Festschriften

Zur Geschichte der Theologischen Fakultät Berlins = Wissenschaftliche
Zeitschrift der Humboldt-Universität Berlin. Gesellschaftswissenschaft
!. Reihe 30, 1985, 7. S. 517-628. gr. 8 M 5,-.

Die jüngste der 6 Fakultäten für Theologie in der DDR legt Beiträge
zu ihrer Geschichte vor; diese beginnt 1810 mit der Gründung der
Berliner Universität, die jetzt ihr 175jähriges Bestehen feierte. Sektionsdirektor
Heinrich Fink sagt im Vorwort zutreffend, daß sich die
vorgelegten Beiträge „wesentlich von der Arbeit unterscheiden, die
Walter Elliger 1960 unter dem Titel ,150 Jahre Theologische Fakultät
' veröffentlicht hat". Fink gibt der Hoffnung Ausdruck, „daß diese
Beiträge zu einem differenzierteren Bild vom vielfältigen und durchaus
widersprüchlichen Erbe unserer theologischen Ausbildungs- und
Forschungsstätte verhelfen" (521). Tatsächlich erhält der Leser ein
recht vielfältiges Bild, das hohes Interesse durchaus verdient.

Das Heft gliedert sich in zwei Rubriken. 1 1 Beiträge wurden
geschrieben „Zur Entwicklung der theologischen Disziplinen in Berlin
seit 1810". Es folgen 6 Beiträge unter der Überschrift „Die fakultätsgeschichtlichen
Phasen im Rahmen der gesellschaftspolitischen
Veränderungen". Offenbar gab es zwischen den Mitarbeitern an diesem
Heft nur wenig Konsultation, so daß recht unterschiedliche Bewertungen
geäußert werden. Besonders auffällig ist dies in zwei Fällen
: Über den Praktischen Theologen Leonhard Fendt berichtet der
jetzige Ordinarius für Praktische Theologie Hans-Hinrich Jenssen
sehr gründlich und anerkennend (S. 560-562 mit den Anmerkungen
8-18). In Teil 2 dagegen wird Fendt in die Nähe der berüchtigten
Sportpalastkundgebung der Deutschen Christen gerückt, - freilich
ohne Beweis (S. 589). Nach Jenssens auslührlich begründeter Darstellung
erscheint es ausgeschlossen, daß sich Fendt im Sinne jener Sportpalastkundgebung
engagiert hätte. Fendt sollte nach 1945 seine Lehrtätigkeit
fortsetzen, er gehörte „zu den vom Hochschulausschuß
bestätigten Professoren" (595). Über den Kirchenhistoriker Walter
Dreß bietet der jetzige Ordinarius für Kirchengeschichte Hans-Dieter
Döpmann ein durchaus positives Bild. Er erwähnt auch, daß Dreß ein
langjähriger Freund und naher Verwandter von Dietrich Bonhocffer
war. Wegen seiner Lehrtätigkeit für die Bekennende Kirche verlor
Dreß 1937 seine Dozentur an der Universität (551). In Teil 2 wird
diese Absetzung von Dreß ebenfalls mitgeteilt, jedoch in Verbindung
mit negativen Urteilen (592). Der Verfasser jenes Beitrages, Dozent
Dr. Dieter Kraft, will offensichtlich Walter Dreß überhaupt nicht zur
Bekennenden Kirche rechnen; er formuliert jedenfalls folgenden
Schlußsatz über die Theologische Fakultät Ende 1945: „Die Zusammensetzung
des neuen Lehrkörpers, zu dem auch wieder Walter Dreß
und Bruno Doehring zählten und dem aus der Bekennenden Kirche
ausschließlich Heinrich Vogel kontinuierlich angehörte, bot keine
Voraussetzung dafür, daß unmittelbar nach 1945 in die Fakultät jener
Geist hätte Einzug halten können, aus dem heraus Bonhoeffer der
Theologie und Kirche den Weg unbedingter Wahrhaftigkeit gewiesen
hatte" (594). Gerade angesichts einer solchen Formulierung ist es zu
bedauern, daß die jüngste Geschichte der Systematischen Theologie
nicht dargestellt wird. Damit wurde die Chance vergeben, Männer wie
Dietrich Bonhoeffer und Heinrich Vogel auch vom wissenschaftsgeschichtlichen
Zusammenhang her ausführlicher darzustellen; der
Name Rudolf Hermann fehlt dadurch überhaupt in diesem Heft. Alle
anderen Lehrstühle und Institutionen ziehen so weit als irgend möglich
die Linie durch bis zur Gegenwart und bieten auch damit nützliche
Informationen. Nachstehend seien die einzelnen Beiträge genannt
:

Fink, Heinrich: Zum Weg der Fakultät von ihrer Gründung bis zur
Gegenwart; Bernhardt, Karl-Heinz: Die Geschichte des Berliner
Lehrstuhls Für Altes Testament; Golling, Ralf: Das Institutum Judaicum
; Rohde, Joachim: Die Geschichte des Berliner Lehrstuhls Für
Neues Testament; Döpmann, Hans-Dieter: Die Geschichte des Berliner
Lehrstuhls Für Kirchengeschichte: Fritzsche, Hans-Georg: Zur

Geschichte des Berliner Lehrstuhls Für Systematische Theologie
(1810-1918); Jenssen, Hans-Hinrich: Zur Geschichte des Berliner
Lehrstuhls Für Praktische Theologie (1951-1984); Trebs, Herbert:
Die Geschichte des Berliner Lehrstuhls für Ökumenik; Strohmaier-
Wiederanders, Gerlinde: Zur Geschichte des Spezialfaches Christliche
Archäologie und Kirchliche Kunst; Döpmann, Hans-Dieter:
Zur Geschichte des Spezialfaches Kirchenkunde der Orthodoxie;
Tröger, Karl-Wolfgang: ZurGeschichte des Spezialfaches Allgemeine
Religionsgeschichte; Rohde, Joachim: Die Theologische Fakultät
Berlins in der Zeit des deutschen Kaiserreiches (1871-1918); Kraft,
Dieter: Die Theologische Fakultät Berlins von der Novemberrevolution
bis 1945; Stappenbeck, Christian: Die Theologische Fakultät
Berlins in der Zeit der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung
(1945-1948); Gaede, Käte: Die Theologische Fakultät Berlins von
der Gründung der DDR bis 1961; Gabriel, Hans-Jürgen: Die Theologische
Fakultät in den Jahren 1961 bis 1971; Gabriel, Hans-Jürgen:
Die Sektion Theologie von ihrer Gründung bis zur Gegenwart
(1971-1984).

Rostock Gert Haendler

Religionswissenschaft

Da Free John: Nirvanasara. Radical Transcendentalism and the
Introduction of Advaitayana Buddhism. Clearlake, CA: The Dawn
Horse Press 1982.

Dieses Buch gibt einen guten Überblick über den „Radikalen
Transzendentalismus" bzw. „Advaitayana Buddhismus" des 1939 als
Sohn kleinbürgerlicher, aus Jamaika stammender Eltern in Long
Island (New York) geborenen Franklin Jones alias - so mit „erleuchtendem
" Namen - Master Da Free John. Um ihn schart sich die
"Johannine Daist Communion". - Eine -umfängliche (Seite 7-55)
informative, viele Zitate auch aus anderen Werken Johns enthaltende
Einleitung zu NIRVANASARA schrieb der englische Indologe Georg
Feuerstein. Leider ist Feuersteins Einleitung völlig unkritisch gegenüber
John. Feuerstein verneigt sich in Ehrfurcht vor dem Meister,
sieht in John "a great adept (mahd - .siddha), a living Buddha" (7),
einen "world teacher" (50).

John versteht sein eigenes Werk als "the ultimate development of
the tradition of Transcendental Realization" (107). Grundlegend für
Johns Advaitayana Buddhismus ist sein System der "seven stages of
life" (22ff). Die individuelle physische Anpassung an die Welt, in die
man hineingeboren wird, ist die erste Stufe. Die zweite Stufe, die sich
ungefähr auf das 8. bis 15. Lebensjahr erstreckt, besteht im emotionalen
, sexualen und sozialen Heranreifen. Die vom 15. bis 21. Lebensjahr
reichende 3. Stufe besteht in der intellektuellen Reife. Diese
3. Stufe wird von vielen Menschen auf Grund sozialer Destruktionen
(Alkoholismus, Drogenabhängigkeit, Suizid, Depression etc.) nicht
erreicht. Noch weniger Menschen gelangen zur 4. Stufe, die sich von
den drei ersten individuell psycho-physischen Stufen abhebt. Mit ihr
beginnt recht eigentlich die "ego transcendence", obgleich diese
schon verborgen in der 3. Stufe da ist. Gekennzeichnet ist die 4. Stufe
"by Submission and adaptation of all funetions of the lower body-
mind to the sacrificial and moral disposition of the feeling or psychic
being" (250- Die 5. Stufe-die Domäne der traditionellen Mystik und
des Yoga - besteht in der Ausweitung des Radius des Erkenntnisfeldes
und in neuen "opportunities for Selftranscendence" durch die Erfahrung
der "subtile physiology" des "body-mind" (26). Zu seiner transzendentalen
Identität (älman, purusa) erwacht das Individuum in der
6. Stufe. Sein Differenzsein vom Ego erkennt es. In der 7. Stufe wird
"sahaja-samädhi. the enstasy 'with open eyes'", d. h. die "God-
realization" erreicht. Die Desavouierung des "transcendental SelF'
durch die "phenomenal world" ist überwunden; "the world ist recog-
nized as continuously arising in the Ultimate Being which is coessen-
tial with SelF'(28).