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Ausgabe:

1986

Spalte:

74-75

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Titel/Untertitel:

Concordantia verbalia missalis romani 1986

Rezensent:

Bieritz, Karl-Heinrich

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Theologische Literaturzeitung 111. Jahrgang 1986 Nr. 1

"4

Christentum . . . diese konstruktive Potenz innewohnt" (S. 42). ehrt
als Überzeugung Schleiermacher, läßt heute aber Zweifel aufkommen
. Gegen die ..restaurative Verfaßtheit seiner Lebenswelt" und die
„Lehrtradition seiner Kirche" hat Schleiermacher Front gemacht und
„in dieser Konfrontation eine gesellschaftlich überzeugende, christlich
verantwortete Lebenswirklichkeit hervorzubringen" gewußt. Ob
aber das Verhältnis von Kultur und Christentum in der „Konvergenz
des Sittlichen", in der Öffentlichkeit als dem Forum, „auf dem die
Einwirkung sich dann „umsetzt in Fortschritt" (S. 1050- wie Schleiermacher
es sah und er zeitgenössisch verstanden war, für unsere
Problcmlage in der Konfrontation z. B. von Theologie und Philosophie
Klärung bringt, ist zweifelhaft. Es muß die Grundkurve der
Evolution in dem bei Schleiermacher ganz anders als bei uns miteinander
verbundenen philosophischen und dogmatischen Denken aufgezeigt
und die Christliche Sittenlehre als Spezialfall einer philosophisch
begründeten allgemeinen Ethik abgehoben werden von der
inzwischen ganz anders entwickelten philosophischen Bewertung von
Kultur und Ethik, wenn sein Ansatz beim ethischen Bewußtsein neu
gehört werden soll.

Die vorgelegten Studien regen zu solcher weiterführenden Arbeit
an; aber von wachsender „Konvergenz von Christentum und Kultur"
im Sinne Schleiermachers zu reden und diese „antizipiert" zu sehen
„in der Lebenswirklichkeit des ethischen Bewußtseins", das teleologisch
verläßt ist und diese „seine materiale Kpnstitution ausschließlich
der theologischen Christozentrik zu verdanken hat" (S. 107
u. 100), überschätzt natürlich Schleiermacher wie den eigenen
Beitrag, was dem Engagement für eine Schleiermacherwürdigung und
-aktualisierung zugutezuhalten sei.

S. 9 ist der vorletzte Satz ohne Satzaussage unvollständig; S. 88 hat in der
letzten Zeile einen Druckfehler.

Jena Horst Beintker

Praktische Theologie:
Liturgiewissenschaft

Schütz, Werner: Der christliche Gottesdienst bei Origenes. Stuttgart:
Calwer 1984. 176 S. 8" = Calwer Theologische Monographien:
Reihe B,8. Kart. DM 28,-.

In jüngerer Zeit ist immer mehr an einem Bild des Origenes gerüttelt
worden, das ihn als Platoniker oder halben Gnostiker zeigte, für den
der Gemeindeglauben nur ein Zugeständnis an die sein konnte, denen
höhere Geistesflüge nicht gelangen. Schütz geht auf diesem Wege
weiter und zeichnet ein überzeugendes und beeindruckendes Bild des
Christen Origenes, des um seine Gemeinde besorgten Predigers.
(iewiß geht es um den Gottesdienst. Da diese Darstellung aber aus den
Predigten gewonnen ist, ist sie mehr noch eine Charakterisierung des
Predigers Origenes. Der Vf. bringt dazu ausgezeichnete Voraussetzungen
mit. Als einstiger begeisterter Loofs-Schülcr und als Homilc-
tiker vom Fach hat er ein Leben lang Origenes gelesen. So ist dieses
Buch frei von allen handbuchartigen Verallgemeinerungen, dauernd
kommt Origenes selbst zu Wort. In sorgfältigen Interpretationen und
Vergleichen mit ähnlichen Äußerungen werden unter kritisch reflektierten
methodischen Maßstäben die Urteile gewonnen. Weithin
besteht das Buch aus aneinandergereihten Paraphrasen von sachlich
geordneten Origcncs-Zitaten.

Gottesdienst ist für Origenes Epiphanic als Ankunft des Logos.
Opfer, insofern wir uns selbst darbringen. Repräsentanz der Kirche
über Raum und Zeit hinweg. Er weiß sich zum Dienst am Wort berufen
, und er nimmt diesen Dienst in aller Gewissenhaftigkeit mit
Lehren und Ermahnen wahr, weil durch die Predigt das „Wort" in die
Welt, zu dem Menschen kommen will. Dabei ist Origenes unermüdlicher
Ausleger, der durch Studium und Beten sich um den Sinn der
Schrift müht. Schütz bestreitet energisch, besonders mit Blick auf den
Hohelied-Kommentar, daß die Lösung vom Leib bei Origenes etwas

Mystisches oder Ekstatisches sei. Vielmehr geht es um Askese, mühseliges
Studium und so um Erkenntnis und Erfülltwerden mit dem heiligen
Geist. So sind seine Predigten auch nicht Zugeständnisse an die
„Gemeindechristen", Origenes spricht vielmehr aus seinem Innersten
. Und so sind seine Allegoresen nicht Willkür, sondern entspringen
einer im Inspirationsglauben begründeten Schrifttreue, die sich
mit historisch-kritischer Exegese verbindet und nun vor der Aporie
eines buchstäblichen Verständnisses steht. Sie bringen auch nicht
neue Erkenntnisse ein, sondern erkennen in einem sonst unsinnigen
Text das aus dem Ganzen der Schrift Erkannte wieder, wobei der
Skopus immer Christus ist. (Das hätte man sich längst denken können
: Ein Exeget, der so viel Mühe in die Herstellung eines genauen
Textes in Gestalt der Hexapla investiert, wird sich nicht leichtfertig
allegorisiercnd über diesen Text hinwegsetzen.) Schütz weiß in einfühlsamem
Verstehen aufzuzeigen, wie im Begriff des Logos Christus,
Wort Gottes und Verkündigung identisch sind, und wie der Mensch
als logikos schon immer daran teil hat. Die „Fleischwerdung" des
Logos in mannigfacher Weise führt zu einer Sicht, die Augustins
Sakramentslehre vergleichbar ist. Allegorese ist auch oft mehr eine
bilder- und metaphernreiche Sprache. Über die Mündigkeit des Christen
, über Glauben und Tun, Praxis und Theorie, über das Kreuz und
über den Fortschritt und vieles andere mehr ist hier Tiefes ans Licht
gebracht worden. Die Rezension kann nur einige der wichtigsten Gesichtspunkte
aus dieser vom Feuer des Origenes angesteckten Darstellung
herausheben. Vieles Theologische, aber auch eine farbige Schilderung
von Gemeinde und Klerikern in all ihrer Gebrechlichkeit
ergibt sich nebenbei. Origenes erweist sich in vielem nicht nur als sehr
modern, sondern auch als hilfreich für die Moderne. Dem Vf. gebührt
Dank für dieses Buch.

Bei allem, was Schütz auch an negativen Äußerungen des Origenes
über die Philosophie vorträgt, wäre es freilich falsch, wenn nun an die
Stelle des Philosophen Origenes der Prediger träte. Origenes ist ein
berühmter philosophischer Lehrer gewesen und in hohem Maße dem
Denken seiner Zeit verpflichtet. Es kann nur die Aufgabe weiterer
Forschung sein, das gegenseitige Verhältnis dieser beiden Seiten des
Origenes zu klären und den gemeinsamen Bezugspunkt aufzuzeigen.
Ein Desiderat: Ein Register der besprochenen Origenes-Stellcn
sowie eines der im Text erläuternd beigegebenen griechischen (und
lateinischen) Termini würde die Arbeit zu einem wichtigen Instrument
derOrigenes-Forschung machen.

Greifswald Hans Georg Thümmel

Schnitker. Thaddäus A„ et Wolfgang A. Slaby [Ed.]: Concordantia
verbalia Missalis Romani. Partes euchologicac. Münster/W.:
Aschendorff 1983. XV. 3048 Sp. 4V Lw. DM 490.-.

Moderne Computertechnik ermöglichte die erstaunlich rasche
I isicllung dieser Konkordanz zum erneuerten römischen Meßbuch
(genauer: zur editio typica altera des Missale Romanum von 1975).
Erfaßt sind alle Gebets- und Gesangstexte des Meßbuches, also auch
die dort abgedruckten Antiphonen. Nicht erfaßt sind selbstverständlich
die Texte des Lektionars und die in das Meßbuch einführenden
Dokumente sowie am Palmsonntag die jeweiligen Evangelien vor der
Prozession und die Psalmen zur Prozession. Nach einer viersprachigen
Einführung (latcinisch/deutsch/französisch/englisch) und einem
Abkürzungsverzeichnis folgt im Hauptteil die vollständige Verbalkonkordanz
. (1 -2864), die die einzelnen Stichwortc in ihren jeweiligen
Kontexten nachweist und die Fundstellen tingibt (aus technischen
(iründen konnte das sonst übliche Verfahren. Sinnzusammenhänge
mittels Auslassungen im Satz aufzuzeigen, hier nicht angewendet werden
; geboten wird jeweils der auf Grund einer Satzzeichen-Hierarchie
bestimmte vollständige formale Kontext). Ein Verzeichnis der Anfänge
aller im Missale vorkommenden Orationcn und ihrer Fundorte
schließt sich an die Vcrbalkonkordanz an (2865-2910). Ein Ektnchus
wrhorum grammatict orclinatornin (291 1-3048) erlaubt es, von den