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Ausgabe:

1986

Spalte:

884-885

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Knight, George Angus Fulton

Titel/Untertitel:

Servant theology 1986

Rezensent:

Mathias, Dietmar

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Theologische Literaturzeitung 111. Jahrgang 1986 Nr. 12

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im Blick auf die Geschichte Jesu Christi präzisiert werden", konzentriert
im Kreuz.

Die Teile V-VI (Alte Kirche, Mittelalter) könnten im Anschluß an
die eben skizzierte neutestamentliche Ausgangssituation auch gelesen
werden unter dem Aspekt, welche Ergänzungen oder auch Veränderungen
jene Präzisierung und Konzentration immer wieder erfahren
hat. Erstes Beispiel dafür wäre schon der Eingangssatz von Teil V:
„Der Gottesbegriff der Kirchenväter beruht auf dem Alten Testament
... in der Deutung, die es in dem zum Neuen Testament... hinführenden
Uberlieferungsmilieu gefunden hat. Seit dem 2. Jh. standen
sie zudem unter dem starken Einfluß griechischer Philosophie" (652).
Als Beitrag des Mittelalters (Teil VI) wird u. a. folgendes festgehalten:
„Gott bleibt, sei es als reines Denken, als Grund des Seins oder als
vollkommener Wille, der pnmus analogans, die Quelle unseres Vermögens
, ihm im Denken und Handeln zu antworten" (662). Für die
„Reformationszeit" (Teil VII) wird einerseits die Kontinuität herausgestellt
: „Am Dasein Gottes gibt es weder in der vorreformatorischen
noch in der reformatorischen Stufe des christlichen Glaubens Zweifel
" - „Die altkirchlichen und mittelalterlichen Ausprägungen des
trinitarischen Gottesbildes werden etwas vereinfachend fortgesetzt,
die biblische Grundform betont" (663). Andererseits werden Neuansätze
in der Gottesanschauung vermerkt: theologia crucis und der
Zusammenhang von Gott und Glaube. Zusammenfassend: „Es gipfelt
die Gottesanschauung auch der reformatorischen Bekenntnisse im
Zeugnis von der Anwesenheit des Deus ipse in dem einen Sohn .. ."
(665). Allerdings fehlen auch im 16. Jh. „Rationalisierungen im
Gottesbild" nicht ganz, ausgehend von Melanchthon (667).

Solche „Rationalisierungen" sind nun weitaus charakteristischer
für die Neuzeit, für die sich ja auch jene o. g. Kontinuität nicht mehr
ohne Einschränkung nachweisen läßt. In Teil VIII wird entsprechend
formuliert, daß „ein rationalistisches Religionsverständnis. . . jederzeit
einer weiteren Radikalisierung in Richtung auf die grundsätzliche
Infragestellung der Existenz Gottes offen" ist (683). Die Auseinandersetzung
um diese im 19. und 20. Jh. weitgehend eingetretene Infragestellung
(vgl. besonders die Atheismus-Definition - 686) wird philosophisch
und theologisch erläutert, wobei ein Ergebnis lautet:
„... weder eine Gott-ist-tot-Theologie noch eine metaphysische
Gotteslehre [wird] christlicher Theologie aus den Aporien ihrer Konfrontation
mit dem neuzeitlichen Atheismus heraushelfen können"
(690). Vf. (I. Lonning) schließt mit „Grundstrukturen christlicher
Gotteslehre" (691 ff), einsetzend mit dem (an den neutestamentlichen
Ausgangspunkt erinnernden) Satz: „Christlicher Glaube ist an Jesus
gebundener Glaube an Gott" (691). Weitere „Strukturen" betreffen
die Verborgenheit Gottes, Trinitarische Glaubenssprache, Theologia
crucis (hier die wichtigen Stichworte: Denkbarkeit des Gottesgedankens
, Einheit von Gotteslehre und Christologie - aber auch folgende
These: „Die kreuzestheologische Präzisierung der Gotteslehre setzt
eine korrekturfahige Gottesvorstellung voraus" - 695). Aus den
weiteren „Strukturen" seien noch diese Aussagen hervorgehoben:
„Gott ist nicht eine Art der Mitmenschlichkeit" (700) - Vom Tode
Gottes „kann sprachlich nur als eine contradictio in adjecto geredet
werden" (701) - „Was der Glaube von Gott aussagt, sagt er in der
Gestalt kategorischer Behauptungen" (702).

Eine wichtige Ergänzung besonders zu Teil VIII des Artikels „Gott"
(den unsere Besprechung natürlich keineswegs ausschöpfen konnte),
bildet der Artikel „Gottesbeweise" (708-784). Hier begegnet neben
der ausführlichen Beschreibung des philosophiegeschichtlichen
Materials aus Judentum, Mittelalter und Neuzeit der Versuch
eines heutigen Umgangs mit den Beweisen in folgendem Sinne:
„. .. die historischen Gottesbeweise als verschlüsselte Übungen auf
dem Felde begrifflicher Analyse neu zu interpretieren" (775). Als
mögliche Ergebnisse könnten u. a. folgende erwartet werden: der
Gottesbegriff ist sprachlich bedeutungsvoll („nicht mit jedem möglichen
Sachverhalt gleichermaßen verwendbar"); der Gottesbegriff ist
moralisch zu verteidigen (ergibt „sittlicher Erfahrung eine innere Einheit
").

Abschließend seien noch einige weitere Artikel aus Band 13 wenigstens
genannt (der Band enthält insgesamt 40 Artikel): Gespräch,
Gewissen, Gewohnheit/Gewohnheitsrecht, Gnesiolutheraner, Gno-
sis, Golem.

Inzwischen ist auch Band 14 erschienen; die Besprechung erfolgt in
einem der nächsten Hefte der ThLZ.

Leipzig Emst-Heinz Amberg

1 Vgl. ThLZ 103, 1978,856-859.

Heibig, Wolfgang [Hg.]:... neue Wege, alte Ziele. 125 Jahre Henriettenstiftung
Hannover. Hannover: Lutherhaus Verlag 1985. 280 S.
m. zahlr. Abb. gr. 8*. geb. DM 29,80.

In dieser vielseitig komponierten Festschrift, der man die Freude
am Zustandekommen noch abspürt, kommen alle wesentlichen Vorteile
und Probleme der Mutterhausdiakonie in Geschichte und
Gegenwart auf den Tisch. So könnte das Buch eine Art „Fallstudie"
für die Mutterhausdiakonie sein. Die Titel einiger Beiträge sollen das
dokumentieren:

Gerta Scharffenorth, Schwesternschaft als Zentren alternativen Lebens
in der Volkskirche, 21-32; Harm Alpers, Geschichte und Gegenwart diakonischer
Brüder- und Schwesternschaften in der evangelischen Kirche. Ein Versuch
exemplarischer Verwirklichung christlicher Dienst- und Lebensgemeinschaft
, 33-42; Rudolf Lange, Im Blickpunkt Kunst, 77-82; Axel Freiherr
von Campenhausen, Das christliche Krankenhaus im Spannungsfeld
zwischen staatlicher Verantwortung und kirchlicher Religionsausübung,
83-93; Manfred von Boetticher, Gründerjahre und soziale Herausforderung
. Zur Arbeit der Henriettenstiftung in der Industriestadt Linden bei
Hannover, 115-128; Dieter Brosius, „Allerhöchstihrer Majestät Lieblingsstiftung
". Königin Marie von Hannover und das Henriettenstift, 131-142;
Martin Cordes, Gerhard Uhlhorn - Mittler zwischen freier christlicher und
kirchlicher Liebestätigkeit, 143-151; Hans-Walter Krumwiede, Gerhard
Uhlhorns Bedeutung in der Geschichte des deutschen Protestantismus,
153-159; Hans-Christoph Piper, Krankenhaus- und Krankenseelsorge vor
hundert Jahren am Beispiel Johannes Samuel Büttner, 161-164; Wolfgang
Heibig, Neue Wege-alteZiele, 197-251.

M. P.

Altes Testament

klügln. George A. F.: Servant Theology. A Commentary on the Book
of Isaiah 40-55. Edinburgh: Handsei Press; Grand Rapids: Eerd-
mans 1984. IX, 204 S. 8' = International Theological Commentary.
Kart. £4.75.

Über den Standort der Kommentarserie ist bereits in ThLZ 110,
1985, 809 informiert worden. Der vorliegende Band ist in 1. Auflage
schon 1965 bei Abingdon Press, Nashville, TN erschienen. Die jetzige
Fassung ist eine grundlegende Neubearbeitung.

Der Kommentar bietet keine Übersetzung des Bibeltextes. Auf das
Vorwort des Hg. und eine knappe Einleitung folgt die Vers für Vers
vorgehende Kommentierung. Vier Seiten Auswahlbibliographie beschließen
den Band.

Der Autor übernimmt das Ergebnis historisch-kritischer Forschung
, daß DI (= Deutero-Isaiah) aus der Zeit am Ende des Babylonischen
Exils stammt, will aber im Interesse seiner theologischen
Fragestellung, die DI als "part of the biblical revelation as a whole"
(1) herausarbeiten möchte, und seiner praktischen Ausrichtung sich
nicht bei historischen Fragen aufhalten. Nach eigener Aussage werden
die Resultate der kritischen Forschung als selbstverständlich vorausgesetzt
. Die "'scissors-and-paste' method" (3) wird jedoch abgelehnt,
DI vielmehr als literarische Einheit begriffen, die von vornherein
schriftlich konzipiert war und nicht wie die Prophetie Jesajas in einige
kurze, mündlich tradierte Prophetensprüchc auseinanderfiel. Daher
werden auch die „Gottesknechtslieder" nicht als besondere Schicht
herausgelöst, sondern als integraler Bestandteil des Gesamtwerkes