Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1986

Spalte:

855-857

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Maur, Hansjörg auf der

Titel/Untertitel:

Herrenfeste in Woche und Jahr 1986

Rezensent:

Wiggermann, Karl-Friedrich

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

855

Theologische Literaturzeitung 111. Jahrgang 1986 Nr. 1 1

856

Rückführung des Bösen aufGott zu verhindern. Zu fragen ist indes, ob
der Begriffder Wahlfreiheit diese Funktion wirklich unmißverständlich
wahrzunehmen vermag und nicht (ähnlich wie übrigens der
Gedanke göttlicher Zulassung des Bösen) zwangsläufig und gegen die
ausdrückliche Absicht Sch.s (vgl. etwa 270 Anm. 256) dazu verleitet,
die Sünde (schöpfungs-)theologisch zu erklären, mit welcher Erklärung
sie nolens volens immerauch metaphysisch verklärt wäre. Indes
sind damit Probleme angesprochen, die die dogmatische Organisation
im ganzen, insbesondere die Zuordnung von Schöpfungslehre. Chri-
stologie und Pneumatologie betreffen, und die nur im Rahmen eines
systematischen Gesamtentwurfsangemessen erörtert werden können.
Daß ein solcher Gesamtentwurf sein Zentrum in einer soteriolo-
gischen Freiheitstheologie haben muß. hat Schwager richtig gesehen.
Zugleich hat er unentbehrliche historische Vorarbeiten zu einem
solchen Entwurf geleistet. Das ein/ig gravierende Defizit dieser Vorarbeiten
scheint mir die mangelhafte Berücksichtigung spezifisch neuzeitlicher
Freiheitstheorien und ihrer nicht selten fundamentalen
Kritik an den elementaren Traditionsbeständen christlicher Soterio-
logie zu sein. Was zwischen Luther und Barth (die bei Sch. unmittelbar
aufeinander folgen) etwa von den Sozinianern. von einem Grotius,
Kant. Schleiermacher und Hegel, um nur einige zu nennen, in Kritik
und Konstruktion zur Erlösungslehre gesagt wurde, darf eine gegenwärtige
Sotcriologie nicht unbedacht lassen, soll sie gedanklich überzeugend
sein. Erst in diesem Kontext dürfte schließlich auch entscheidbar
sein, ob den Hypothesen Girards wirklich die überragende
geistesgeschichtliche Bedeutung zukommt, die ihnen Schwager beimessen
möchte.

München Gunther Wen/

Christe. Wilhelm: C'hristologie und Seinsverständnis. Zur Interpretation
altkirchlicher t'hristologic bei Bernhard Welte (ThGI 76. 1986.17-37).

Dembowski. Hermann: Natürliche Theologie - Theologie der Natur.
Erwägungen in einem weiten Feld (EvTh 4s. 1985.224-248).

Edwards. Denis: What Are Thcy Saying About Salvation? New York -
Mahwah: Paulist Press 1986. VI, 101 S. 8 . $4.95.

Donath. Tibor: Theology of timc alter theology of heilig (ScF.s 28. 1986.
81-96).

I.uschin. Raimund M.: Personale Gewissensbildung im Prozeß der Selbst Verwirklichung
des Menschen in seinem Ringen um Reife aufgrund seiner
SehuldvcrllochtcnhcitindasBösc(Sal 47. 1985. 749-807).

Merk lein. Helmut: Der Tod Jesu als stellvertretender Sühnetod. Entwicklung
und (ichalt einer neutestamentliehen Aussage (BiKi 41. 1986. 68-75).

Mertens. H. E.: Op zondag is het begonnen. Aetualitcit van Barths
seheppingslccr(KeTh 36.1985.295-304).

Rahner. Karl t: Im Anspruch Gottes. Bemerkungen zur Logik der existentiellen
Erkenntnis(GuL 59. 1986,241-247).

Schobert. Kurt: Wert- und Sinnlindung trotz Nihilismus und Atheismus im
20. Jahrhundert (IKZ 76. 1986. 109-126).

Schützeichel. Heribert: Die Bedeutung der Auferstehung Christi (TThZ 95.
1986.98-114).

Timm. Roger E.: Lefs not miss the theology of the ereation aecounts
(CThMi 13. 1986.97-105).

Weiser. Alfons: Der Tod Jesu und das Heil der Menschen. Aussageweisen
von Erlösung im Neuen Testament (BiKi 41. 1986.60-67).

Praktische Theologie:
Liturgiewissenschaft

Auf der Maur, Hansjörg: Feiern im Rhythmus der Zeit I. Herrenfeste
in Woche und Jahr. Regensburg: Pustet 1983. 230 S.; 50 S. Abkürzungsverzeichnis
gr. 8' = Gottesdienst der Kirche. Handbuch der
Liturgiewissenschaft. 5. Kart. DM 24,80.

kleinheyer, Bruno, Emanucl von Severus u. Reiner Kaczynski:
Sakramentliche Feiern II. Regensburg: Pustet 1984. 291 S. gr. 8* =
Gottesdienst der Kirche. Handbuch der Liturgiewissenschalt. 8.
Kart. DM 36,-.

Die durch das II. Vatikanische Konzil in die Wege geleitete Litur-
gtereform erfordert ein neues I landbuch der LiturgiewissenschafL Die
neue Lage hatte die Arbeil der Fachgelehrten zunächst auf Einzeluntersuchungen
beschränkt, die jedoch nach geraumer Zeit in ein umfassendes
Handbuch münden mußten. Nach langen Vorarbeiten
liegen nun von den geplanten acht Bänden zwei Einzelbände vor.

Was kann der Leser von einem ..Handbuch der Liturgicwissen-
schaft" erwarten? Es soll sowohl die Forschungslage als auch die
Praxis darstellen; es soll ollen geblichene Fragen artikulieren und auf
neue Möglichkeiten in der Zukunft hinweisen: essoll historische Tiefe
mit ökumenischer Weite verbinden.

Hansjörg Aul'der Main beginnt seinen Band mit Überlegungen über
„Grundfragen der gottesdienstlichen Zeitgestaltung". Die anthropologische
, religionswissenschaftliche und historische Darstellung zielt -
unvermittelt - auf das Thema: „Der Sonntag und die Woche". Besinnung
über die religiöse Bedeutung der Zeit führt aber nicht direkt zur
christlichen Zeiteinteilung, die sieh aus der Glaubenserfahrung der
Urgemeinde entwickelte. Ein Bruch also? Ja. aber dennoch sind die
Eingangsüberlegungen nicht überflüssig. „Der Sonntag und die
Woche" setzen (religions-)historische Arbeit voraus. Beim Sonntag
erörtert der Vf. bereits „gegenwärtige Probleme".

Ein weiterer großer Abschnitt beläßt sieh mit der „jährliehen Ost erleid
". Das ist insofern legitim, als Ostern das Grunddatum christlicher
Zeit- und Eesterfahrung ist. Hier geht der Vf. den weiten Weg
von dem „alt-jüdischen Pesaeh-I est" bis zur „Osterfeier gemäß den
Reformen des II. Vatikanum". Dieser Abschnitt ist die Mitte des
ganzen Buches. Wichtig sind die Passagen über das „Triduum
Saerum" und die Quadragesima, Im Rahmen des gesamten Abschnittes
wird auch die „Osterzeit" bis einschließlich Pfingsten dargestellt
.

Im vierten Abschnitt behandelt der Vf. die weiteren „Herrenfeste"
im liturgischen Zusammenhang - freilieh in einer gelegentlieh willkürliehen
Reihenfolge: Epiphanie, Weihnachten. Darstellung des
Herrn. Advent, Kreuz-Feste bis zum Herz-Jesu-Fest. Die Einteilung
ist fast immer gleich: A. Name; B. Ursprung und Verbreitung: C. Die
Feier; D. Theologisehe Bedeutung. Warum fehlt D. so oft?

Ein fünfter Abschnitt hat „die Jahresfeier als Ganze" zum Thema.
Hier werden allgemeine Tragen im „Verhältnis zu Kultur und Gesellschaft
" erörtert, aber auch ökumenische (iesichtspunkte im Blick auf
die „Struktur der byzantinischen und der lutherischen Jahresfeier"
gezeigt. Das Buch endet mit den Kapiteln: „Offizielle kirchliche Auflassungen
des 20. Jh."; „Ansätze für eine organische Weiterlührung";
„Praktisch-theologische Probleme". Der Vf. bedenkt die Frage des
Festes in der katholischen Weltkirehc und in den katholischen Regionalkirchen
. Ein weites Feld für neue Überlegungen! Schwierig wird
wegen der Säkularisierung die Lage in Mitteleuropa: Man kann „in
unserer Gesellschaft kaum mehr von einer geschlossenen Festkultur
sprechen. Es gibt heute eine Unzahl von Subkulturen mit je eigenen
Festen, so daß das christliche Festjahr lediglieh als Bestandteil einer
solchen Subkultur erseheint" (S. 229). Das Proprium Christian um der
Kirehcnfestc nicht zu verwässern, sondern sie klar in ihrem Gehalt -
nicht nur anthropologisch - nahezubringen, ist Aufgabe der Liturgiewissenschaft
.

Teil 8 des Handbuchs behandelt „Sakramentliche Feiern II". Verschiedene
Autoren haben mitgearbeitet. Bruno Kleinheyer beginnt
mit „Ordinationen und Beauftragungen". Weil hier das Fehlen reformatorischer
Liturgien besonders auffallt, hat Frieder Schulz nach
kurzer Zeit eine evangelische Zusatzdarstcllung geschrieben:
„Ministeria communitatis. Evangelische Marginalien zu einer katholischen
Darstellung der Ordinationsliturgie" (ALW 27. 1985,
412-424). In der Arbeit von K. ist gute historische Arbeit - aber mehr
zum innerkatholischen Gebrauch -geleistet worden.

„Riten um Ehe und Familie" werden wiederum von B. Kleinheyer
dargestellt - diesmal aber mit deutlichem ökumenischen Akzent in
„aktuellen pastoralliturgischen Fragen". (Warum gebraucht Reiner
Kaczynski die andere Wortverbindung: „liturgisehpastoral"; S. 228?)