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Ausgabe:

1986

Spalte:

841

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Fauser, Winfried

Titel/Untertitel:

Die Werke des Albertus Magnus in ihrer handschriftlichen Überlieferung 1986

Rezensent:

Heidrich, Peter

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841

Theologische Literaturzeitung III. Jahrgang 1986 Nr. I I

842

daß deutlich wird, wie fern Gregors biblische Hermeneutik der heute
vorherrschenden Denkweise steht.

Berlin Kurt Treu

1 Zur Ausgabe des Hohenlied-Kommenlars durch H. Langerbeck in Band 6
der Reihe. Leiden i960, s. IL Dörries. Griechentum und C hristentum bei Gregor
von Nyssa. ThLZ 88. 1963.569-582.

2 Das Buch translitleriert im Text alles Griechische, natürlich nach dem
französischen System (u = ou. eh = kh). Inden Anmerkungen kommt griechische
Schrift vor.

Fauser. W infried. SJ: Die W erke des Albertus Magnus in ihrer handschriftlichen
Überlieferung, feil I: Die echten Werke. - Codices
Manuscripti Operum Alberti Magni. Pars I: Opera Gcnuina. Münster
/W.: AschendorlT 1982. XXVI. 483 S. gr. 8' = Sancti Doctoris
Ecclesiac Albcrti Magni Ordinis fratrum praedicatorum episcopi.
Opera Omnia, Tomus subsidiarius. I. Parsl. Kart. DM 132.-;
Halbldr. DM 142.-; Halbpergament DM 148,-.

..Wenn die Könige baun, haben die Kärrner zu tun" - dieses Schiller
-Wort galt zuerst den Auslegern Kants, doch es macht aufeinen Bereich
wissenschaftlicher Arbeit aufmerksam, dem die mitreißende
Idee, der Baustein zu neuer Erkenntnis fehlt, der aber mit Entsagung
und Akribie Voraussetzungen schaßt für andere Arbeit.

Vorliegendes Buch verzeichnet annähernd 2 000 Handschriften der
echten Werke Alberts, und zwar der 41 philosophischen und .33 theologischen
Werke des Doctor universalis.

Nach den Albert-Ausgaben von Jammy und Borgnet erscheint die
des Albertus-Magnus-Instituts Bonn, früher Köln, und für diese Ausgabe
werden hier die Cirundlagen benannt. Dem Benutzer der erschienenen
Bände liegt hier der meistens nur mit flüchtigem Blick gewürdigte
Beleg für das erarbeitete Material vor; wo man noch auf eine alte
Ausgabe angewiesen ist. kann man mit Hilfe dieses Bandes die gedruckte
Textform kontrollieren.

Bei jedem Werk Alberts wird über die Zuschreibung, den Titel, die
Entstehungszeit (nach Jahrhunderten), über Incipit und Explicit informiert
. Bibliothcks- oder Signaturwcchsel. soweit eingetreten, ist
berücksichtigt. Auch Editionsangaben fehlen nicht. Sieben Register
am Schluß weisen die Zuschreibungcn, die Titel, die Initien. die
Namen der Schreiber, die Zeit und die Bibliotheken nach.

Der Band ist hervorragend gesetzt, sein gediegener Einband entspricht
der Editio Coloniensis.

Dieser Band, obwohl Frucht intensiver Arbeit, wird kaum viel
Gebrauchsspuren bekommen, man kann ihn nicht lesen, sondern nur
im besonderen Fall in ihm nachschlagen. Aber was wäre die große
Edition ohne die dankenswerte Mühe dieses ..Tomus subsidiarius
I"?

Die Arbeit mit den Albertus-Handschriften geht indes weiter. Das
vorliegende Buch wird fortgesetzt, zunächst in Form von Zeit-
schriftcnartikcln.

Das Bulletin de Philosophie medicvale, herausgegeben von der
Internationalen Gesellschaft für das Studium der mittelalterlichen
Philosophie. Louvain-Ia-Neuvc in Belgien, ist bereit, seine Seiten für
die Ergänzungen und Korrekturen zur Verfügung zu stellen. Im
24. Jg. 1982 - im Erscheinungsjahr des Buches - sind es die
Seiten 115-129, die Nachträge bieten, vom verdienten Autor des
Buches vorgelegt. Jg. 25 (1983) füllte die Seiten 100-120, Jg. 26
(1984) die Seiten 127-151 und Jg. 27 (1985) S. 110-151 mit weiteren
Angaben.

Eines Tages dürfte ein zweiter Tomus subsidiarius diese Früchte
mühseligen Suchens und nicht minder mühseligen Druckens sammeln
. Gleichwohl, ohne solche stille Arbeit ist eine kritische
Edition nicht zu denken.

Rostock Peter Heidrich

Nikolai de Cusa: Opera Omnia iussu et auetoritate academiae litten-
rum Heidelbergcnsis ad codicum fidem edita. XVI: Sermones I
(1430-1441) Fase. 4: Sermones XXII-XXVI a Rudolf Haubst et
Martin Bodewigediti. Hamburg: Meiner 1984. S. 333-451 4". Kart.
DM 160,-.

Mit Easc. 4 wird die Edition der Predigten des Nikolaus von Kuts
(NvK) von 1430-1441 beendet, nachdem bereits die Edition seiner
Predigten von 1443-1452 begonnen hat, vgl. ThLZ 109, 1984. 50f. In
dieser Besprechung habe ich auf die Editionsgrundsätze hingewiesen
und möchte darauf verweisen. Hier soll nur auf Besonderheiten dieses
Faszikels, aber auch auf die fünf in ihm enthaltenen Predigten eingegangen
werden.

Auch diese Predigten sind - mit Ausnahme der sowieso eine
Sonderstellung einnehmenden Predigt XXIV. s. u. - nach dem Auto-
graph (Cod. Cus. 220) abgedruckt. In den Praenotanda werden wieder
die nötigen Angaben gemacht. Der dreiteilige Apparat erfüllt alle
Wünsche, die an eine wissenschaftliche Ausgabe gerichtet werden
können. Ein Register ist diesem letzten Faszikel des I.Bandes der
Predigten nicht beigegeben.

Interessant ist der Faszikel vor allem durch drei der in ihm abgedruckten
Predigten. Sermo XXII ist die große Weihnachtspredigt
„Dies sanetificatus", die NvK (wie jetzt feststeht) zu Weihnachten
1440 in Augsburg gehalten hat, wo sich NvK als päpstlicher Gesandter
in Fragen der Auseinandersetzung mit dem Basler Konzil aufgehalten
hat. Die Predigt geht von keinem Bibeltext aus. sondern von
einem liturgischen Stück, einem Responsorium der Weihnachts-
matutin bzw. dem Gradualc der dritten Festmessc, will aber doch den
Johannesprolog (Johl) erschließen (n. 6). Diese - wie auch die
nächste - Predigt ist wichtig zum Verständnis der Hauptschrift des
NvK De docta ignorantia. die er kurz zuvor geschrieben hatte, und ist
Ausdruck seiner Theologie, die im Gedanken der coincidentia
oppositorum gipfelt. Was NvK in Buch III von De docta ignorantia.
dem christologischen Zielpunkt der Schrift, spekulativ darlegt, wird
hier weiterführend gepredigt. NvK gliedert seine Predigt - wie oft - in
drei Teile (!): Von der ewigen Geburt des Gottessohnes; Von
Christus, als Mensch in der Zeit geboren; Von der geistlichen Geburt
in Christus. Im ersten Teil geht NvK - tür die „Kundigen" - auf die
ewige Zeugung des Gottessohnes als des Wortes ein; im zweiten Teil
handelt er - für die „einfachen Leute" - von der Heilsnotwendigkcit
der Inkarnation; im dritten Teil - für „Kontemplative" - von unserer
Wiedergeburt in Christus zum Sohne Gottes.

Sermo XXIII ist das Pendant zu XXII, es ist die Neujahrspredigt
zum Tage der Beschncidung Christi 1441, ebenfalls in Augsburg über
Ps 88, I6f gehalten. Um den Apparat zu entlasten, ist für diese Predigt
aufS. 380-383 ein „Conspectus eorum, quae Nicolaus hic et alibi de
aetatibus ultimisque diebus humanitatis conieeif' beigegeben. NvK
will, wie er eingangs (n. 2) ausführt, drei Dinge behandeln, nämlich
den Wandel im Licht, das Frohlocken im Namen und die Erhöhung
in der Gerechtigkeit; das dritte Unterthema ist jedoch nicht ausgeführt
. Auffallend ist seine starke Bezugnahme auf das Vaterunser, was
sicher mit Sermo XXIV zusammenhängt. Ihm geht es im ersten Teil
darum aufzuzeigen, wie wir in einem zeitweilig empfundenen Licht
zu einem vermuteten Licht wandeln, wie wir aufgrund eines ständig
empfundenen Lichtes zum verständigen Licht durchdringen und wie
wir auf Grund des mittels der Sinne in uns aufgenommenen Lichtes
der Lehre Christi als der Wahrheit in das „intellectuale altissimum
lumen" eintreten; in Teil 2 spricht er über den unaussprechlichen
Namen Gottes, über die Gottesnamen in der Hl. Schrift und über das
Frohlocken im Namen Jesu.

Sermo XXIV ist keine Predigt, sondern eine Vatcrunserauslegung
in moselfränkischer Umgangssprache. W. Jungandreas hat den Text
gestaltet und das meiste im Apparat beigesteuert. An anderer Stelle
hat er eine neue Übertragung in das heutige Deutsch vorgelegt';
hier hat R. Haubst mit A. Thicrfelder eine lateinische Übertragung
beigesteuert, die parallel zum Urtext abgedruckt ist. Besonders ausführliche
Praenotanda sind beigegeben. Die Erklärung ist Anläng