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Ausgabe:

1986

Spalte:

61-62

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Nikodim Rotov, Johannes XXIII 1986

Rezensent:

Kirchner, Hubert

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung III. Jahrgang 1986 Nr. 1

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eigenen Theologie noch möglich sind, aber größte Affinität zum der anderen Biographien Johannes XXIII. Was ihm diesen Platz aber

Gesprächspartner zeigen. Wenn auf dieser Ebene Einigungen erzielt unbestreitbar macht, ist eben der Umstand, daß es als ein sichtbares

werden, sind sie die kleiner Gruppen und nicht mehr unbedingt die Zeichen des Brückenschlages zwischen der Orthodoxen und der

von getrennten Kirchen. Jedenfalls wird mancher zurückhaltender in römisch-katholischen Kirche genommen werden muß. der unter

der Zustimmung zu den hier herausgearbeiteten Thcologumcna sein. diesem Papst, ja eigentlich durch ihn. begann. Die Art, wie sein Leben

auch wenn er die durchaus kritische Haltung des Vf. zu würdigen und Werk gezeichnet werden, ist im Grunde ja schon eine Frucht

weiß.

davon.

Aus der Fülle des Gebotenen konnten hier nur Hauptlinien nach- Selbstverständlich werden Einseitigkeiten in Theologie und kirchgezeichnet
werden Ausstellungen ergeben sich am ehesten dort, wo lichem Engagement wie in den gesellschaftlichen Optionen nicht ver-
der Vf. sein engstes Gebiet verläßt, loannes v. Damaskos, Cyprian deckt. Aber die Notierung ist doch deutlich zurückhaltend. Und wo
U.a. sollten nicht mehr nach Migne. sondern nach den kritischen Aus- kritisiert werden muß, etwa auf sozialethischem Gebiete (Enzyklika
gaben zitiert werden. Der grundlegende Aufsatz von J. Myslivcc zur ..Mater et Magistra") geschieht das bei aller Eindeutigkeit ohne jede
Darstellung von Hymnen (Byzantinoslavica 3, 1931. 462-499) hätte Polemik sachlich anfragend im Stile brüderlicher Diskussion. Höchst
herangezogen werden sollen, ebenso die neuere Literatur zum instruktiv ist die Schilderung der Vorgänge, die zur Entsendung einer
Sehmcrzensmann (H. Belting. Das Bild und sein Publikum im Mittel- Delegation der Russischen Orthodoxen Kirche zum II. Vatikanischen
alter, 1981) Die nur mit N V. Pokrovskij zitierte Arbeit scheint die Konzil Führte(S. 284-289).

letzte der vier im Literaturverzeichnis genannten zu sein. Nicht vergessen sei schließlich die dem Ganzen vorgeschaltete Einführung
von H.-D.-Döpmann „Zum Leben und Wirken von Mctro-

Greifswald HansGeorgThümmel ^ Njkodim„ & ?_29) sje crrnog|icht cs eigentlich erst, das Buch

in seiner besonderen ökumenischen Dimension richtig zu erkennen

L und auch zu würdigen. Und sie ermöglicht es. auch das ökumenische

Nikodim. Metropolit von Leningrad und Nowgorod: Johan- Wirken des Autors an Hand des Buches zu erfassen. Sein Ziel, ..eine

T™1} Pi'Psl einer Kircne im Aufbruch. Hrsg. u. c.ngcl. von A häp, ri;,cnscitigen brüderlichen Wohlwollens zu schaffen.die

^vSS^StSS^ ^ ^ es erlaube, aueh die der Spaltung zugrunde Hegenden neurajgischen

B Punkte sachlich zu behandeln" (S. 27). durfte in der Tat zum Wichtig-

Das Buch, das hier in einer neuen deutschen Übersetzung und Bear- sten gehören, was historische Forschung und Besinnung auf diesem

Leitung vorgelegt wird, verdient in doppelter Hinsicht Interesse: Zum Gebiete heute zu leisten vermögen.

einen vermag die Person von Papst Johannes XXIII. noch immer zu Sehöneieheb. Berlin Hubert Kirchner
faszinieren. War er es doch, der nach einer überlangen Periode der
Erstarrung und Monumentalisicrung der römisch-katholischen

Kirche die Weichen ffir einen neuen Weg stellte. Zum anderen aber ^^^^ der KvanRdistn.me,n„dis.ischcn Kirche. Weg, Wesen und

konzentriert sich ein hohes Maß der Aufmerksamkeit des Lesers über Aullrag dcs Methodismus unter besonderer Berücksichtigung der

d'e Person des Geschilderten, über das Was hinaus auch auf das Wie. deutschsprachigen Länder Europas, hrsg. v. K. Steckel u.

auf die Art und Weise, wie hier geschildert, beschrieben, gewertet. C. E.Sommert. Stuttgart: Christliches Verlagshaus 1982. 369 S.

auch weiter gedacht wird und Konsequenzen gezogen werden. Denn g:, Lw. DM 35.-.
oer Autor ist eben nicht nur Historiker, nicht nur Theologe, nicht nur

Ökumcniker - das alles natürlich auch, und in welch hohem Maße Von 1830 bzw. 1850 an. nachdem sich im angelsächsischen Raum

beweist das Buch zur Genüge. Er war aber vor allem Hierarch. ein längst gezeigt hatte, daß auch von methodistischer Seite Kirche nicht

boher Repräsentant seiner, der Russischen Orthodoxen Kirche. als Communio Sanctorum dargestellt werden kann, haben Deutsche -

Dieses doppelte Interesse verschafft dem Buche seinen Wert, sichert in methodistischen Kirchen Großbritanniens und den USA oder in

'hm Interesse gibt ihm Gewicht in dem sonst wahrhaft nicht geringen der Evangelical United Brethrcn Church der USA vom Evangelium

Angebot an Literatur gerade über den Papst Johannes XXIII. erfaßt und in die bewußte Christusnachfolge geführt - in ihrer Heimat

In einem ersten Kapitel wird der Lebensweg des späteren Papstes versucht, Gemeinden aus bewußt und entschieden glaubenden Men-

bis zur Besteigung der römischen Kathedra in verhältnismäßig sehen zu sammeln. Wenn das aus diesen Bemühungen hervorge-

knappen Zügen gesehildert An keiner Stelle dieses Weges wurde gangene Kirchentum nach etwa einem anderthalben Jahrhundert

eigentlich vermutbar, er könnte seine Krönung einmal in der Wahl Rcehenschaft über seinen Weg, sein Wesen und seinen Auftrag ablegt.

ÖMII Bischof von Rom linden, im Unterschied etwa zu seinem Nach- verdient das die Beachtung derÖkumene.

r°lgcr in diesem Amte Kapitel 2 zeichnet überblickhaft das Ponlilikat Die Auslührungen des kirchenamtlich abgesegneten Buches („die

d« Papstes insgesamt während die Kapitel 3-5 einige besonders druckfertigen Manuskripte lagen den Bischöfen A. Härtel - Dresden,

gewichtige Ein/elthcmen herausgreifen und für sich behandeln: F. Schäfer D. D. - Zürich und H. Sticher - Frankfurt/Main zur E.n-

Kapitd 3 das soziale Wirken Johannes XXIII., Kapitel 4 das vor sieht vor". S. I I) lassen erkennen, daß die Ev.-method. Kirche (EmK)

allem anderen interessante II Vatikanische Konzil, den Anstoß dazu. in allen Ländern Kontinentalcuropas eine Minontatskirehc geblieben

sGne Einberufung Vorbereitung und dann auch noch ersten Schritte ist. Es wird aber nicht gesagt, warum und wieso. Aus den Ausfuhrun-

währcnd dieses Pontifikats. und schließlich Kapitel 5 den Friedens- gen im Kapitel „Zur Theologie der EmK" (S. 272IT) konnte man

dienst mit der Enzyklika „Paccm in terris" (1963) im Mittelpunkt. schließen, daß dies aur ihr Kirchenverständnis zurückzuluhren ist.

Das Ganze ist gut lesbar (die Übersetzung stammt von Gisela Schrö- „Im Unterschied zu den Landeskirchen" verstünde sie sich als „Ent-
der). Die vorgenommenen Kürzungen fallen eigentlich kaum ins scheidungskirchc". Glied könne in ihr nur werden, „wer in freier EntGewicht
. Die Anmerkungen (am Schluß) beschränken sich auf den scheidung die Antwort des Glaubens auf den Ruf des Evangeliums
Schweis von Zitaten und Belegen. gibt und damit seine Berufung zum (ilauben. zur Tat der Liebe und
Der historischen Forschung über den Papst Johannes XXIIL, über zur Gemeinschaft der Glaubenden bejaht" (S. 274). Es ist jedoch
sc'n Wirken, sowie die Vorgeschichte des Konzils und der Ncuorien- bekannt, daß führende method. Theologen (so der 11

''crung der römisch-katholischen Kirche vermag das Buch ganz gewiß ner Thcol. Fakultät ehrenhalber promovierte Bischof John L.

auni einen neuen, besonderen Impuls zu geben. Das ist aber auch Nuclsen und der Schweizer Licentiat Theophil Spörri) längst zuge-

nicbt seine Intention. Es vermittelt aber ebenso gewiß vielen einen standen haben, daß mit Behauptungen wie der wicdcrgegcbcncn „ein

mstruktivcn Blick in Leben und Werk dieses Papstes mit seinen Idealbild" entworfen wird, von dem sieh „die Wirklichkeit in beschä-

"-'sonderen Akzenten und verdient insofern seinen Platz, in der Reihe mender Weise entfernen mag". Auf andere Ursachen für die letztlich