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Ausgabe:

1986

Spalte:

830

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Titel/Untertitel:

Regulae Benedicti Studia. Bd. 12 (1983) 1986

Rezensent:

Haendler, Gert

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829

Theologische Literaturzeitung III. Jahrgang 1986 Nr. 11

830

Kirchengeschichte: Mittelalter

Sonntag. Franz Peter: Die Briefe des Winfrid-Bonifatius 672-754.

ausgew. u. eingeleitet. Leipzig: St. Benno 1985. 291 S. 8' = Zeugnissechristlichen
Lebens.

Der emeritierte Erfurter Kirchenhistoriker legt einen Band vor, der
54 Briefe aus der Briefsammlung des Bonifatius in deutscher Übersetzung
enthält (97-291). Er folgt der Ausgabe von Reinhold Rau in der
Reihe „Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters
", hg. von R. Buchner, Bd. IVb, Darmstadt 1968. Die Auswahl
bringt aus dem Briefwechsel mit Päpsten 26 Briefe: 10 Briefe
Gregors IL, 3 Briefe Gregors III., 11 Briefe von und an Zacharias
sowie noch 2 Briefe an Stephan II. Dazwischen stehen 19 Briefe, die
die bleibende Verbindung des Winfrid-Bonifatius nach England aufzeigen
. 3 Briefe wenden sich an fränkische Herrscher: An Karl Martell
(ep. 22), Grifo(ep. 48) und Pippin (ep. 107). Den Texten vorangestellt
ist eine Einführung (10-83): sie erschließt weitere Quellen. Das
Kapitel „Die Erben Roms" geht auf die Frankengeschichte des
Bischofs Gregor von Tours ein. der die Christianisierung der Franken
in Gallien schildert (11-15). Der Prolog der Lex Salica wird ausgewertet
(170. Der Verfall der Merowinger wird belegt mit einem
Zitat aus Einhards Vita Caroli. Kapitel 2 „Die Mission der Iren"
verweist auf die Bedeutung der Bußbüchcr. Zitiert wird aus einem
Brief Columbans an Papst Gregor I. (26), Columbans Rhcinlied wird
in voller Länge gebracht (270- Kapitel 3 „Die Mission der Angelsachsen
" stellt Wilfrid von York und Willibrord vor Augen (30-33).
Damit ist der Grund gelegt für das wichtigste Kapitel „Leben und
Werk des Winfrid-Bonifatius" (33-83), das weitere Bonifatius-Briefe
auswertet. Kritisch beurteilt Sonntag die zweite Quelle, die Vita Boni-
fatii des Willibald: Er hat „die wenigen biographischen Angaben, über
die er verfügen konnte, mit anderen Motiven, die er teils dem Lebensbild
eines gereiften Mannes entnahm, mit den in der hagiographischen
Literatur üblichen Mustern verwoben und daraus ein Werk geformt,
in dem sich nur der Verlauf des Lebens des Bonifatius in Umrissen
erkennen läßt" (34).

Die wichtigsten Probleme kommen zur Sprache. Trotz zahlreicher
Papstbriefc hatte man in Rom primär andere Sorgen. „Von den
Päpsten, mit denen Bonifatius Briefe wechselte, war einer ein Stadtrömer
, der zweite ein Syrer, der dritte ein Grieche." Im Libcr pontifi-
calis, der offiziellen päpstlichen Geschichtsquellc. kommt Bonifatius
nur einmal vor (49). Die Bedeutung der Langobarden für die Päpste
wird breit dargestellt: „Rom politisch im Langobardenreich aufgehen
zu lassen, von dieser Möglichkeit haben sich die Päpste immer angsterfüllt
abgewandt" (53). Das Verhältnis zum byzantinischen Reich
war jedoch durch die dortige Bilderverfolgung belastet. Daher suchte
Rom Kontakt zu den Franken. Die dortige katholische Landeskirche
war freilich durch Mißstände gekennzeichnet, die Bonifatius mehr als
einmal anprangerte (59-62). Als „Last seiner Lebensaufgabe" bezeichnet
Sonntag „das Auseinanderklaffen der angelsächsischrömischen
Kirchenordnung und die fränkische Alltagswirklichkcit"
(68). Ebenso schwierig war auch der päpstliche Auftrag zur Neuordnung
der Kirche in Bayern. Die entsprechenden Briefe 44 und 45
werden teilweise zitiert (750- Nach dem Tode Karl Martclls741
gewann Bonifatius in der fränkischen Kirche mehr Einfluß. Beschlüsse
des Concilium Germanicum werden auszugsweise gebracht
(ep. 56 auf S. 79-81). Der Plan eines Erzbistums Köln für Bonifatius
wird erwähnt (81). Das Kloster Fulda und der Tod unter den Friesen
stehen am Ende der bewegten Einführung. Eine Zeittafel faßt die
Ereignisse zusammen (im Detail abweichend von der Einführung:
S. 90: Concilium Germanicum und Bischof von Erfurt).

Der Band stellt eine ausgezeichnete Einführung in die Kirchen-
geschichtc des 7. und 8. Jh. dar und ist Studenten ebenso zu empfehlen
wie einem breiteren Leserkreis.

Rostock Gert Haendler

Regulae Benedicti Studia. Annuarium Internationale, hg. von
B. Jaspert. Bd. 12 (1983). Hildesheim: Gerstenberg 1985. 248 S. gr.
8V Lw. DM 98,-.

Der Band enthält die Vorträge des 4. Internationalen Regula-
Benedicti-Kongresses vom 'Oktober 1982 in Ampleforth Abbey.
York. Der Hg. blickt zurück auf die drei früheren Kongresse in Rom,
Maria Laach und Kremsmünster, deren Vorträge bereits in Kongreßbänden
vorliegen. Die Tagungen unterliegen keinem speziellen
Thema; die Teilnehmer tragen ihre jeweiligen Ergebnisse vor, so daß
sich „eine breite Fächcrung der Themen" ergibt. Der Kongreß
vereinte Fachleute aus Belgien, der BRD. Frankreich. Großbritannien
und Irland; er wurde „zu einem charismatischen Erlebnis" (Jaspert.
S. 7 im Vorwort).

Adalbert de Vogüe: Lcs dates de saint Benoit et de sa Regle d'apres
quelques traveaux recentsd 1-27); Andre Borias: Common! Benoit a ciabore Ic
chapitre 3 de sa Regle (29-37); Philip B. Corbett: The Use of "diversus" in the
Regula Magistri (39-42); Oda Hagemeyer: „Memor quae praeeepit Deus"
(Regula Benedicti 7. II) (4.7-47); Oda Hagcmeycr: „Si melius alitcr judiea-
verit" (Regula Benedicti 18. 22) - Psalm 104 als Auswahlpsalm (49-58); Antonio
Linage Condc; Transccndencia doctrinal de una expresiön literaria: Las
metäforas cn la Regula Benedicti (59-82); Lucida Schmieder: Dimensionen der
"Umkehr in der Benediktusregcl - Geistliche Impulse aus einer cxistcntialen
Interpretation (8.7-110); Eoin de Bhaldraithc: Faith in ihe Rule of St. Benedict
- Witncss to a Primitive Theology (89-110); Uwe Kai Jacobs: Zur juristischen
Struktur des benediktinischen Sanktionssystems (111-119); Franz Simmler:
Satztypen im ältesten deutschen Bcnediktinerregcl-Druck (121-140); als
Miszcllen werden gebracht: Dieter von der Nahmer: „Dominici scola servitii" —
Über Schultcrmini in Klostcrregeln (14.7-185): Andre Borias: Emdes de Bernd
Jaspert sur Ic monachisme (187-192): Tcrrence O. Kardong: Hard Obcdience:
Bcncdiet'sChaptcr 68 and Bcyond( 193-202); Klaus Zclzcr: Nochmals „A pro-
posdc la tradition manuscrite de la reglebenedictine" (203-208); Klaus Zelzcr:
Rudolf Hanslik t29. 6. 1982(209).

GH.

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Luther. Martin: Werke. Kritische Gesamtausgabe. Briefwechsel
18. Bd. Alphabetisches Verzeichnis der Tcxtanfänge. Letzte Nachlese
. Weimar: Böhlau 1985. XII. 226 S. 4L

Mit diesem 18. Briefband liegt nunmehr nach 102 Jahren der letzte
bisher noch ausstehende Textband der monumentalen WA vor, sieht
man einmal von der Neuausgabe der ersten Psalmenvorlesung
Luthers in WA 55 I und 55 II ab. Die vielen, noch ausstehenden
Bände des lang erwarteten Gesamtregisters zu den Schriften gehören
nicht zu den Textbänden: der erste Register-Band befindet sich bereits
im Satz.

Unser Nachtragsband zum Briefwechsel beginnt mit einem Nachruf
von Gerhard Ebeling auf Erdmann Schott, der bis kurz vor seinem
Tode seit 1956 mit dem Briefregister. Abteilung Halle (Saale), verbunden
war.

Den Hauptumfang des Bandes nimmt ein Incipit-Verzcichnis, ein
Verzeichnis aller Textanfänge der in WABr 1-18 abgedruckten Briefe
ein. Der Wert eines solchen Verzeichnisses ist unbestritten, stößt man
z. B. irgendwo auf handschriftliche Briefabschriften usw. Die Adressen
, aber auch die stereotypen, ständig wiederkehrenden Grußformeln
, wie etwa „Gratiam et pacem in Domino" werden dabei richtig
nicht als Briefanfang gewertet. Leider werden wiederum die zahlreichen
Briefe in den Beilagen, natürlich nicht von und an Luther,
nicht berücksichtigt. Damit wurde die letzte Möglichkeit vergeben,
diese vielen, für die Reformationsgeschichte und oft nur hier zugänglichen
Texte zu erschließen, schweigen sich doch auch die Registerbände
15-17 darüber aus; s. dazu meine Rezension WABr 15:
ThLZI05. 1980, 286-288; WABr 16: ThLZ 107, 1982, 439F
WABr 17: ThLZ 109. 1984.896-898.