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1986

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Altes Testament

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Theologische Literaturzeitung 111. Jahrgang 1986 Nr. 1 1

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in PsSal 1 7, eine entscheidenc Grundlegung der Messias-Idee in Israel
hzw. deren literarischen Niederschlag erkennen. Diese These setzt
nun freilich voraus, daß für eine große Anzahl von Traditionen des
alttestamcntlichen Kanons eine jetzt erfolgte eschatologische. durchweg
positiv gefaßte L'mdeulung angenommen werden muß. Obwohl
die Konfrontation mit dem von den Pharisäern als illegitim angesehenen
Königtum der Hasmonäer durchaus als historischer
Hintergrund für eine solche Aktualisierung verständlich wäre, erscheint
es doch keineswegs hinreichend bewiesen, daß eben die traditionell
als messianische Weissagungen geltenden Texte in der Zeit vor
dem NT überhaupt eine Umdeutung erfuhren.

Die Untersuchung ist übersichtlich angelegt; sie ist sehr gut dazu
geeignet, einen Überblick über den Stand der Diskussion um die sog.
messianischen Weissagungen sowie die Messiasvorstellung des AT zu
gewinnen und Anregungen zum erneuten Durchdenken der einschlägigen
Fragen zu erhalten. Gelegentliche Schreibfehler der in
Klein-OtTset-Druck vorgelegten Arbeit (so S. 92; 93; 95; 151) beeinträchtigen
das Verständnis nicht. S. 127 Anm. 1 18 vermißt man den
Ergänzungsvorschlag zu Jes9,5fin VT 23. 1973. 108-1 10. wodurch"
sich S. 33 eine andere Übersetzung ergäbe.

Rostock Klaus-Dietrich Schunck

Dumbrell. William !.: The Purpose ofthe Hook ol'Isaiah (TynB36, 1985.
111-128).

Goulder. Michael D.: The Song of Fourtccn Songs. Sheffield: JSOT Press
1986. VIII. 94 S. 8* = Journal l'or the Study ofthe Old Testament, Suppl. Series
36. Kart. £4.95; Lw. £ 12,-.

Hennig, John: Das Alte Testament als Quelle der Eröffnungsverse der Messe
(ALW28,1986,44-60).

Hermisson. Hans-Jürgen: Deuterojesaja-Probleme. Ein kritischer Literaturbericht
(VF 31. 1986.53-84).

Kreuzer. Siegfried: 430 Jahre. 400 Jahre oder 4 Generationen - Zu den Zeitangaben
über den Ägyptenaufenthalt der ..Israeliten" (ZAW 98. 1986,
199-210).

Mays, James Luther: The David ofthe Psalms (Interp 40, 1986. 14.3-155).

Mazor. Yair: Genesis 22: The Ideological Rhetoric and the Psychological
Composition(Bibl67. 1986.81-88).

Otto. Eckart: Kultus und Ethos in Jerusalemer Theologie. Ein Beitrag zur
theologischen Begründung der Ethik im Alten Testament (ZAW 98. 1986,
161-179).

Ehe Society for Old Testament Study: Book List 1986. 158 S. 8

Sollamo. Raija: The Source Text for the Translation ofthe Old Testament

(BiTr.37, 1986.319-322).
Stähli, Hans-Peter: Tod und Leben im Alten Testament (ThGL 76. 1986,

172-192).

T hiel, Winfried: Ein Vierteljahrhundert Jeremia-Forschung (VF .31. 1986,
32-52).

Judaica

Fossum, Jarl E.: The Name of God and the Angel of the Lord. Sama-
ritan and Jewish Concepts of Intermediation and the Origin of
Gnosticism. Tübingen: Mohr 1985. XIII, 378 S. gr. 8° = Wissenschaftliche
Untersuchungen zum Neuen Testament, 36. Lw.
DM 128,-.

Das Buch ist eine überarbeitete (glücklicherweise gekürzte) Fassung
der 1982 der Theologischen Fakultät der Universität Utrecht vorgelegten
Dissertation. Im Kern entfaltet und modifiziert es folgende
religionsgeschichtliche Theorie G. Quispels: Esoterisch und hetero-
dox jüdische Spekulationen über den Gottesnamen, ausgehend vom
Wohnen des Namens im ,,Engel des Herrn" (vgl. Ex 23,21), waren
prägend einerseits in christologischen Aussagen des Urchristentums
und der Gnosis, andrerseits (zugleich Hauptanliegen der zu besprechenden
Arbeit) in der Entstehungsgeschichte der Gestalt des
gnostischen Demiurgcn. Mit G. Quispel versteht der Vf. Judentum als
Wurzelboden, aus dem der Gnostizismus erwuchs, wobei er jedoch

breiter und intensiver als sein Doktorvater den samaritanischen Zweig
der israelitisch-jüdischen Religion in Betraeht zieht. Forschungs-
geschichtlich knüpft die Studie an die einschlägigen Arbeiten von
W. A. Meeks, H. G. Kippenberg, A. F. Segal an.

Teil I (S. 1 -24) führt in das Problcmfeld ein, das der Vf. zu bearbeiten
gedenkt: Teil II "The Samarium Mould of Gnosticism"
(S. 25-238), Teil III "The Jewish Evidenee" (S. 239-338), je parallel
untergliedert in die Kapitel "The Name ol'God" und "The Angel of
the Lord". (Diese Gliederung bildet jedoch nur einen lockeren Rahmen
.) Zusätzlich enthält Teil II noch einmal ein Einführungskapitel,
diesmal über ..die Samaritaner und ihre Religion". Nach einer Orientierung
über die Anfänge der samaritanischen Gemeinde stellt der Vf.
seine Sicht der Entstehung und Entwicklung des Dosilheanismus
innerhalb der Laien-Bewegung unter den Samaritanern vor:
Dositheus war ein Schismatiker des 1. Jh. n. C hr., das von ihm herkommende
samaritanisehe Sektentum war Wegbereiter der gnostischen
Bewegung. Noch die Nachrichten des samaritanischen Chronisten
Abu'l Fath aus dem 14. Jh. über dositheanische Splittergruppen
lassen erkennen: Das Simon-Magus-Bild, zumal das der
Pseudoklementinen. "fits into the history of Samaritan sectarianism,
where people arose claiming to be the esehatologieal Prophet like
Moses and introduced the "messianic' Law" (S. 65). Mit Simon (der
„großen Kraft") vergleichbar ist Elchasai („die verborgene Kraft"),
der wohl als Haupt einer samaritanischen Täufersekte angesehen werden
kann (S. 72), zumindest gab es beachtliehe samaritanisehe Elemente
im Eichasaitismus, die dieser den Mandäern und Mani vermittelte
(S. 156-162).

Aus dem Corpus Liturgicum der Samaritaner und aus Memar
Marqa. deren Grundstock jeweils im 4. Jh. n. Chr. verfaßt wurde, entwickelt
, der Vf. in Kap. 3 die samaritanisehe Logoslehre vom
schöpferischen Gottesnamen, mit dem Mose „bekleidet" und
„gekrönt" wurde, dahin gehend, daß Mose als personifizierter Name
und Offenbarer Gottes erscheint: "Morcover. by revealing God's
Name or nature. he also reveals his own being" (S. 1 12). So ergeben
sich Zusammenhänge mit christologischen Namenspekulationen
einer ganzen Reihe gnostischcr Texte (S. 95-106), vor allem des
Evangeliums der Wahrheit (S. 106-112). Ist Mose zum hypostasierten
Gottesnamen geworden, kann auch „der eschatologische Prophet wie
Mose" als Gottes Namensträger erwartet werden. Als solcher erseheint
Simon Magus nach den Pseudoklementinen. Er trägt den göttlichen
Namen „der Stehende", der nicht jüdisch-hellenistisch, sondern
samaritanisch ist, gleichermaßen wie den göttlichen Namen Ego
eimi. In diesem Sinne kann sich schon Mk 13,6 auf den samaritanischen
Häresiarchen beziehen (S. 112-129). Basierend auf einem
"Moses pattern", thematisiert als "The Ascension ofthe Prophet like
Moses", entwickelten die ersten Gnostiker, Simon und sein Nachfolger
Menander, ihre Lehre von der spirituellen Auferstehung (S. 55,
129-144). „Der eschatologische Prophet wie Mose" war nun aber
auch Gottes Gesandter. Das taucht Justin, Apol. I 63,5, Hebr 3,1-6.
den Menander-Bericht des Irenäus, adv. haer. I 23,5 und vor allem das
Johannesevangelium in ein samaritanisches Lieht (S. 144-155). Wie
Mose vergöttlicht wurde durch eine Taufe im Himmel, können auch
die Jünger des „Propheten wie Mose" himmlischen Status erlangen
durch die Taufe. So ist damit zu rechnen, daß Menander und Johannes
(Joh 3,15 entsprechend ausgelegt) "in their respective ways have
adapted some Samaritan ideas of obtaining etcrnal lifc by baptism 'in'
Moses, who was believed to have aseended to heaven and altained this
goal"(S. 155).

Den Abschluß des 3. Kapitels bildet der umfangreiche und vielschichtige
Abschnitt S. 162-191: "Simon Magus as 'TheGreat Power
(of God)'". Da nach Vf. anzunehmen ist. daß alle zum Christentum
Bekehrten vor Kornelius (s. Act 10) beschnitten waren, ist Simon als
Samaritaner zu betrachten (S. 170), und der göttliche Name „Große
Kraft" ist kein anderer als der samaritanisehe Jahwe-Name (S. 171)
oder, was dem gleichkommt, „die Herrliehkeil Gottes" oder „der
Engel des Herrn" (S. 190). So folgt das Kapitel über "The Angel ofthe