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Ausgabe:

1986

Spalte:

808-809

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Riesen, Richard A.

Titel/Untertitel:

Criticism and faith in late Victorian Scotland 1986

Rezensent:

Gäbler, Ulrich

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Theologische Literaturzeitung 111. Jahrgang 1986 Nr. 11

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Schriften des AT und zu der Darstellung der Geschichte Israels bis auf
Alexander den Großen will der vorliegende Band die Brückeizum NT
und seiner Epoche schlagen und so die in Gesamtdarstellungen der
biblischen Zeit vielfach vernachlässigte Periode zwischen den beiden
Testamenten gebührend berücksichtigen und erläutern.

Diesem Zweck dienen zunächst ganz eindeutig die ersten drei
Hauptteile dieses Bandes: I. Geschiedenis en godsdienst van het Pa- ß
lestijnse Jodendom vanaf Alexander de Grote tot aan de komst van de
Romeinen (A. S. van der Woude). 2. De Hellenistische wereld (G. J.
D. Aalders Hwzn), 3. Joodse literatur uit de periode tussen Oude en
Nieuwe Testament (J. T. Nelis). An diese, etwa zwei Drittel der
inhaltlichen Darstellung ausmachenden Ausführungen schließen sich
dann aber noch zwei weitere Hauptteile an, die noch einmal direkt auf
das AT zurückgreifen und zusammenfassend Fragen behandeln, die
sich in gleicher Weise auch für die Schriften der intertestamentarischen
Periode stellen bzw. der Wirkung der kanonischen Schriften
des AT in dieser Zeit nachgehen: 4. Het Oude Testament als Heilige
Schrift (J. L. Koole), 5. Functie en uitleg van de Bijbel (Oude Testament
) rondom het begin van onzejaartelling(M. J. Muldcr). Der Band
wird abgeschlossen von zwei ausführlichen, von B. Stigter zusammengestellten
Registern der Personennamen sowie der Sachen und Orte,
die sich auf beide Teilbände von Band 11 beziehen, einem Abkürzungsverzeichnis
und einem Nachweisverzeichni's für die Illustrationen
des Teilbandes MB.

Was schon für Band 1 und Band IIA dieses Handbuches galt, trifft
uneingeschränkt auch für den vorliegenden Teilband IIB zu: In einer
sehr gelungenen Verbindung von allgemein verständlicher, übersichtlich
gegliederter Darstcllungsweise und umfassender Darlegung der
einzelnen Fakten unter Aufnahme der neuesten Forschungsergebnisse
informieren die einzelnen Hauptteile sowohl den Fachwissenschaftler
als auch den kirchlichen Amtsträger, Studenten und interessierten
Laien ausgezeichnet über alle einschlägigen Fragen. Für das eigene
weitere Studium bzw. tiefere Eindringen in die einzelnen Probleme
sind jedem Hauptteil wie auch den verschiedenen Abschnitten ausführliche
Literaturangaben beigegeben. Aber auch zwei in den
1. Hauptteil eingefügte Karten sowie vier diesem angeschlossene
Tabellen, die über die Herrscher aus den Häusern der Ptolemäer, der
Seleukiden und der Hasmonäer sowie über die Jerusalemer Hohenpriester
vom Ende des Exils bis zum Beginn der römischen Herrschaft
informieren, erleichtern den Einblick in die vielfach recht komplizierten
Zusammenhänge und Abläufe der geschichtlichen Ereignisse.
Dazu sind in alle 5 Hauptteile instruktive Abbildungen aufgenommen
worden, die weithin gerade weniger bekannte Aufnahmen bzw. solche
von neueren Funden berücksichtigen. So freut man sich über die
Wiedergabe der sog. Hefzibah-lnschrift von Antiochos III. aus Bet-
Schean (Abb. 10) oder die Abbildung zweier griechischer Weihinschriften
von Ptolemaios III., die eine jüdische Synagoge in Ägypten
betreffen (Abb. 23.24). Ansprechend ist neben mehreren Aufnahmen
von Handschriftenfunden aus den Höhlen von Qumran aber auch die
Einfügung einer vermutlich Flavius Josephus darstellenden Büste aus
der Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen (Abb. 40). Wenn daneben
Abbildungen von den Köpfen Alexanders des Großen (Abb. 2) und
Ptolemaios I. (Abb. 5) nicht fehlen durften, so wäre bei diesen freilich
eine bessere Qualität der Vorlage bzw. der Reproduktion wünschenswert
.

Natürlich kann man in der einen oder der anderen Einzelfragc
anderer Meinung als der jeweilige Autor sein; diese Probleme hier zu
erörtern, würde zu weit führen. Auf jeden Fall ist jedoch festzustellen,
daß die Autoren ihre Ausführungen stets durch ausführliche Quellenbzw
. Stellenangaben belegen und Hypothesen als solche kennzeichnen
.

Der für diesen Teilband in Anspruch genommene Zeitraum ist die
Zeit vom Auftreten Alexanders des Großen bis zum Erscheinen der
Römer in Palästina, d. h. die Periode des Hellenismus. Diese Begrenzung
entspricht im wesentlichen auch der Entstehungszeit der
intertestamentarischen Literatur; sie ist somit - abgesehen von der

Zäsur, die der Übergang unter eine von griechischer Kultur beeinflußte
Herrschaft für das Land bedeutete - durchaus zweckmäßig gewählt
, obwohl auch noch einige kanonische Schriften (z. B. Koh, Est,
Dan) in diesen Zeitabschnitt gehören und andererseits einige pseud-
epigraphe Schriften erst in neutestamentlicher Zeit entstanden sind
(z. B. 4Esr, 4Makk, 2Hen, 2Bar, 3Bar, AssMos). Neben den sog.
.Apokryphen' und .Pseudepigraphcn' wird dementsprechend in dem
vorliegenden Band auch noch die Literatur von Qumran erfaßt. Dagegen
führt eine sich daran anschließende Darstellung von Leben und
Schriften von Philo und von Flavius Josephus sowie der früh-
rahbinischen Literatur über den gesteckten zeitlichen Rahmen hinaus
und läßt sich wohl nur aus dem Bestreben verstehen, den folgenden
Band III ausschließlich den Schriften des NT vorzubehalten.

Hilfreich für den mit den traditionellen Begriffen .Apokryphen' und
.Pseudepigraphen' nicht so vertraute Leser dürfte es sein, daß das Verständnis
und der Geltungsbereich dieser beiden vielfach unterschiedlich
interpretierten und angewendeten Begriffe von J. T. Nelis klar
definiert werden. Er versteht unter pseudepigrapher Literatur alle jene
Schriften, „die door titel, inhoud, vormgeving en het gezag waarmee
zij zieh presenteren, zieh een canonieke Status aanmatigen en als
zodanig door grotere of kleinere groeperingen binnen de oude kerk
ook geaeeepteerd zijn. In tegenstelling tot de deutero-canonieke of
apoeriefe werken hebben de pseudoepigrafische geschritten, door
Rome apoeriefen genoemd, in de Oosterse cn/of Westerse kerken
nooit algemene erkenning genoten" (S. 141). Damit ist zugleich auch
schon gesagt, daß diejenigen Apokryphen, die von der Katholischen
Kirche sowie den Orthodoxen Kirchen als kanonisch anerkannt
wurden, sinnvoller als deuterokanonische Schritten bezeichnet
werden sollten.

Zu den S. 52 ausgeführten Kommentaren ist jetzt noch hinzuzufügen
: J. A. Goldstein, II Maccabees (The Anchor Bible), Garden
CityNY 1983.

Rostock Klaus-Dietrich Schunck

Riesen, Richard Allan: Criticism and Kaith in Laie Victorian
Scotland. A. B. Davidson, W. R. Smith, and G. A. Smith.
Lanham-New York-London: Univcrsity Press of America 1985.
XXIV,466 S. 8".

Die aus einer Dissertation hervorgegangene Untersuchung behandelt
das schottische Dreigestirn der historisch-kritischen Exegese im
letzten Viertel des 19. Jh. Alle drei gehören der Free Church an, die
sich im Jahre 1843 von der Nationalkirche gelöst hatte. Andrew Bruce
Davidson (1831-1902) war Lehrer und Anreger für die beiden Smith.
Fast vierzig Jahre lang hatte er eine Profcssur lür Altes Testament am
New College in Edinburgh inne. Ebenso wie seine beiden Schüler verbrachte
er längere Studienaufenthalte in Deutschland. Davidson gilt
als Begründer der kritischen Bibclexeges'e in Schottland, womit er in
der konservativ eingestellten Kirche auf heftigen Widerspruch stieß.
Nicht zuletzt seiner vorsichtigen Ausdrucksweise wegen, die allerdings
zeitweise an Verschwommenheit grenzt, entging er einer kirchlichen
Verurteilung. Sein genialer Schüler William Robertson Smith
(1846-1894) dagegen blieb nicht ungeschoren. Er hatte ebenfalls in
Deutschland studiert, und Albrccht Ritsehl persönlich unterstützte
seine Berufung zum Professor für Altes Testament am Free Church
College in Aberdeen. Ein Artikel über „Bibel" in der Encyclopedia
Britannica (1875) brachte eine kirchliche Untersuchung gegen ihn ins
Rollen. Da er Mose als Verfasser des Pentateuch ausschloß, warf man
ihm Leugnung der Inspiration der Schrift und damit Mißachtung ihrer
Autorität vor. Fünf Jahre lang beschäftigten sich die kirchlichen
Instanzen mit Smiths Lehrmeinungen, bis mit abgeklärter Untertreibung
festgestellt wurde, daß „seine Schriften geeignet seien, beim
Leser den Eindruck zu erwecken, daß Gott nicht der Urheber der
Schrift sei" (S. 99). Smith wurde aus seinem Amt entlassen, doch zwei
Jahre später mit Arabisch-Vorlesungen an der Universität Cambridge