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Ausgabe:

1986

Spalte:

774-776

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Dussel, Enrique

Titel/Untertitel:

Historia de la Iglesia en América latina 1986

Rezensent:

Nebel, Richard

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Theologische Litcraturzcitung 1 1 I.Jahrgang 1986 Nr. 10

774

vom Sinn des Lehens. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1986.
95 S. 8- = GTBSicbcnstern. 762. DM 9.80.

I.indemann. Friedrich-Wilhelm; Was kann die Kirche zur Lebcnsvergcwis-
scrungbeilragen?(WzM 38. 1986. 188-195).

Roth. GUnthert Tiefenpsychologische Interpretation historischer Texte
(EvErz 38. 1986.148-168).

Schoors, /V: Kohclcth: A Perspective of Life alter Dcath? (Ephemerides
Thcologieac Lovanicnses 61.1985,295-303).

Ökumenik: Allgemeines

Ansehüt/. Helga: Die syrischen Christen vom Tut 'Abdin. Line alt-
christliche Bevölkerungsgruppe zwischen Beharrung. Stagnation
und Auflösung. Würzburg: Augustinus-Verlag 1984. X, 258 S. m.
35 Abb. auf Taf.. 3 Faltktn als Beilage gr. 8* = Das östliche Christentum
. N. F. 34.

Von den vorchalkcdonisch orientierten Kirchen vollzog sich vor
allem die Geschichte der syrischen immer in politischen, ethnischen,
theologischen und kulturellen Spannungsfcldcrn und erhielt dadurch
besondere Kompliziertheit. So ist es nicht leicht, ihre Entwicklung
von der Entstehung an bis zur Gegenwart nachzuvollziehen und Für
ihre Eigenart und ihren Wert das richtige Verständnis aufzubringen,
obgleich es unumstritten ist. daß gerade vom frühen syrischen
Christentum wichtige Impulse für die Vita interna des gesamten
Christentums ausgingen. Nur wenige Namen, Fakten und Begriffe aus
der syrischen Kirchengeschichte gehören so zum Allgemeinwissen.
Zu diesen darf man wohl auch den geographischen Begriff TUT
Abdin rechnen. Mit ihm ist die Vorstellung des Zentrums des
syrischen Mönchtums seit frühbyzantinischcr Zeit verbunden. Dieses
Berggebiet liegt heute im Südosten der Türkei, an der Grenze zu
Syrien und zum Irak. Vfn. durchstreifte es auf mehreren Forschungsreisen
in der Zeit zwischen 1965.also dem Jahrder Aulhcbungder seit
dem zweiten Weltkrieg andauernden Sperre Für diesen Bezirk, und
'979 bzw. 1982. Eigene Feldforschungen und Erhebungen über die
gegenwärtige Lage derChristen, des Klerus, der Kirchen und Klöster.
4er Baudenkmale des Tur 'Abdin stehen im Mittelpunkt dieser
Studie. Die Historie w ird nur zur Kennzeichnung des Hintergrundes,
soweit er zum Verständnis der Gegenwart notwendig ist. berührt. Es
wird also weder ein historischer Abriß der syrischen Kirche im Bereich
des Tur 'Abdin noch eine umfassende Einführung in Liturgie.
Recht und Gebräuche dieser Kirche geboten. Entstanden ist aber ein
Buch mit wertvollen Informationen und Materialien, die für die verschiedensten
wissenschaftlichen Disziplinen von Interesse sind, so
Ethnographen. Geographen, Archäologen, Theologen, Historiker,
entsprechend der notwendigerweise interdisziplinär orientierten Forschungsmethode
der Autorin: „Die Festlegung aufeinc einzige Disziplin
und ihre Methode ist jedenfalls" bei der Erforschung solcher
komplexer Probleme „abzulehnen" (S. 5f). Ein Grundsatz, der allerdings
auch die Gefahr in Kauf nehmen muß, daß das erreichte
Produkt nicht in jeder Hinsicht befriedigt. Vfn. versteht diesen Satz
auch mehr als das noch nicht erreichte Ziel, „da unter den Forschern
mehr ein Wcttlauf um die noch unbekannten und wertvollen Kulturdenkmäler
stattfindet als eine fruchtbare interdisziplinäre Zusammenarbeit
" (S. 28). Das Buch wendet sich nicht nur an Forscher,
sondern auch an weitere Kreise. Und so wird auch der Reisende hier
ein geeignetes Vademecum linden.

Den Hauptteil des Buches bildet die Dokumentation (S. 60-158).
zu deren Quellen und Arbeitsmethode sich Vfn. S. 3-5 äußert. Dieser
Teil steht unter der Überschrift: „Die gegenwärtige und historische
Bedeutung des Tur Abdin und seiner Randgebiete sowie die Bevölkerungsbewegungen
im Hinblick auf die Gegcnwartslage der syrischen
Christen". Die historischen Streiflichter sind nur ein Nebeneffekt.
Wenn sie auf Reiseberichten der vergangenen Jahrhunderte basieren,
tritt deutlich deren Subjektivität zutage (z. B. S. 67-69). Es wird
gegliedert nach von Christen bewohnten Orten, Orten mit christlichmuslimisch
gemischter Bevölkerung. Orten, die bis zum ersten Weltkrieg
teilweise von Christen bewohnt waren, nach bewohnten und
unbewohnten Klöstern, nach Ruinen, nach Randgebieten. Allerdings
ist der vorsichtige Satz, auf S. 60 zu beachten, daß es sich bei dieser
Dokumentation weder um eine vollständige noch um eine historisch-
kritische Arbeit handle. Dem entspricht eine Bemühung um zurückhallende
Urteile, die im ganzen Buch ihren Ausdruck Findet. Sehr hilfreich
sind 8 wissenschaftliche Karten (gegenwärtige geographische
Situation, Lage bis 630, bis 1000, bis 1400. bis 1760, bis zum ersten
Weltkrieg, gegenwärtige Streuung der Christen und Verteilung der
Sprachgruppen). Die Karten werden S. 7f und 165-f68 erläutert.

Der Dokumentation sind zwei Kapitel vorangestellt (S. 1 1-59). die
die Struktur des Gebietes und die Situation der christlichen Bevölkerung
unter geographischen, ethnographischen, kulturhistorischen,
sozialen, wirtschaftlichen, siedlungstypographischen Aspekten behandeln
. Das sehr ausführliche Literaturverzeichnis (S. 173-198)
erläßt auch ältere Literatur, ist unter interdisziplinärem Aspekt zusammengestellt
und deshalb eine wirkliche Fundgrube. Es ist alphabetisch
und nicht sachlich geordnet, doch findet es in den Anmerkungen
(S. 199-230) sachliche Aufschlüsselung. Ein gemischtes Namen-
und Sachregister (S. 231-238) und ein Abbildungstcil ergänzen das
Werk.

Den Generaltenor der Studie geben die folgenden Sätze wieder:
„Gegenwärtig . .. scheint eine seit dem frühen Mittelalter währende
christliche Prägung des Gebietes überhaupt zu Ende zu gehen . . ..daß
die Entwicklung allem Anschein nach kaum zu verhindern, der Exodus
der christlichen Bevölkerung aus ihrer angestammten Heimat
kaum aufzuhalten ist" (S. I). Damit ist die Auswanderung in die
Westteile der Türkei, vor allem nach Istambul, oder als Gastarbeiter
in kapitalistische Länder gemeint. Eine Folge sind mehrjährige Reisen
von Bischöfen und Priestern durch diese Länder und eine entsprechende
Abwesenheit von ihren Gemeinden (z. B. S. 62. 66). „Ihr in
.. . [ihrer] feindseligen Umwelt seit langem ausgeprägtes Beharrungsvermögen
hat das bisherige Überleben ermöglicht und widersteht
noch dem drohenden Zerfall der christlichen Gemeinschaft" (S. 65).
Nicht alle Urteile und Schlüsse der Vfn. wird sich der Leser zu eigen
machen wollen, doch wird das Material in einer Weise ausgebreitet,
daß er ein eigenes Bild über Motive und Tendenzen der Entwicklung
gewinnen kann. Die in diesem Buch eingehaltene Konzentration auf
ein begrenztes aber entscheidendes Gebiet erweist sich als der richtige
Weg zur Erhellung einer so vielschichtigen Problematik, wie es die der
Situation der Gemeinden der verschiedenen syrischen Kirchen und
Riten ist. Der Dank an die Autorin Für die Bewältigung ihrer schwierigen
Aufgabe verbindet sich mit dem Dank an das Ostkirchliche
Institut der deutschen Augustiner, das diese Studie in seiner Forschungsreihe
zum Druck gebracht hat.

Berlin Fricdhclm Winkclmann

Dussel. Enrique D.: Historia de la iglesia en America Latina coloniaje
y liberaeiön (1492-1983). Apendices misioneros. Madrid-Mexico:
Mundo Negro-Esquila Misionai 1983.482 S. m. Abb. 8".

Der argentinische Theologe. Philosoph und Historiker Enrique
D. Dussel (geb. 1934). der seit zehn Jahren im mexikanischen Exil
lebt, gilt in Europa als ein Führender Vertreter der lateinamerikanischen
Theologie der Befreiung und als Spezialist in lateinamerikanischer
Kirchengeschichte. Von mehreren Prologen zu früheren
Ausgaben eingeleitet und durch Skizzen, Statistiken und Inhaltsverzeichnisse
anschaulich gestaltet, ist die Fünfte (verbesserte und
stark erweiterte) Ausgabe seiner bereits 1964 in Mainz erschienenen
Geschichte der Kirche in Lateinamerika in vier Kapitel eingeteilt:
I. Hermcneutischc Einführung (25-78). II. Die Christenheit Westindiens
, 1492-1808 (79-132), III. Agonie der kolonialen Christenheit
, 1808-1962 (133-202), IV. Die Kirche angesichts der lateinamerikanischen
Befreiung, ab 1962 (203-359). Sie wird bereichert