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Ausgabe:

1986

Spalte:

735-736

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Kaiser, Otto

Titel/Untertitel:

Einleitung in das Alte Testament 1986

Rezensent:

Wallis, Gerhard

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Seite 1

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Untersuchung Interesse über den behandelten Gegenstand hinaus
beanspruchen.

Jena-Leipzig Joachim Oelsner

' Es kann nicht Sinn dieser Besprechung sein, hier einen Überblick über den
gegenwärtigen Stand der Erforschung der sumerischen Literatur zu gehen.
Ein Hinweis auf einige Arbeiten, deren Gegenstand Berührungen zu den e.-
Dichtungen aufweist, erscheint aber angebracht. Vgl. J. Krecher. Sumerische
Kultlyrik, Wiesbaden 1966; R. Kutscher. Oh Angry Sea (a-ab-ba hu-luh-ha).
The history of a Sumerian congregational lament, New Häven-London 1975
(Yale Near Eastern Researches 6); M. E. Cohen, balag-Compositions. Sumerian
lamentalion liturgies of the second and first millenium B. C, Malibu 1974
(Sources front the Ancicnt Near East 1/2).

2 Der wohl umfassendste Versuch dieser Art wurde unternommen von
F. Stummer. Sumerisch-akkadische Parallelen zum Aufbau alttestamentlicher
Psalmen. Paderborn 1922 (Studien zur Geschichte und Kultur des Altertums
11 /1-2). Er wurde wegen seiner methodischen Mängel (der Vf. stützte sich
z. B. fast nur auf eine Gattung des individuellen Gebets aus dem 1. Jt. v. Chr..
die Schu-illa „Handerhebung" genannten sog. ,,Gebetsbeschwörungen")
abgelehnt in der Rez. von B. Landsberger, ÖLZ 28, 1925, 479-483. und ist zu
Recht ohne Nachfolger geblieben.

Altes Testament

Kaiser, Otto: Einleitung in das Alte Testament. Eine Einführung in
ihre Ergebnisse und Probleme. 5., grundlegend neubearb. Aufl.
Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1984. 455 S.
gr. 8".Lw. DM 58,-.

Die Tatsache, daß die Einleitung von O. Kaiser nun schon in
5. Aufl. erscheint, mag als Zeichen dafür angesehen werden, daß dieses
Buch nach Anlage und Umfang unter der Leserschaft von Studierenden
und Amtsträgern wie auch unter Fachgenossen ausgiebig Zuspruch
erfahren hat. Wer als nahezu Gleichaltriger die Arbeit des
Autors an seiner Einleitung seit der 1. Auflage (1968) hat verfolgen
können (ThLZ95, 1970, 810-813; 99, 1974, 899-900; 106, 1981,
178-179), der hat auch den Reifeprozeß miterlebt. Dies schließt die
besonders im Geleitwort (9-13) aber auch sonst erkennbare sachliche
und theologische Durchdringung ein, die an Tiefgang durchaus gewonnen
hat.

Zwar bleiben Anlage und Zielstellung im wesentlichen unverändert
, dennoch hat der Autor den Stoff im Laufe seiner akademischen
Lehrtätigkeit stets neu bedacht und die gegenwärtigen Forschungsergebnisse
eingearbeitet, so daß die vorliegende Aufl. einen guten
Überblick über den jetzigen Forschungsstand gewährt. Dabei bleibt
die Handschrift des Vf. deutlich erkennbar. Die Erweiterung ist am
Umfang der einzelnen Abschnitte und Paragraphen erkennbar, wenn
auch einige Ausdehnungen auf das Konto des Drucksatzes gehen
mögen. Den stärksten Eingriff erkennt der Leser indessen an der Neugestaltung
der Darlegungen über das sog. Chronistische Geschichtswerk
. Waren noch in der 4. Aufl. in Abschnitt C § 17 Das Chronistische
Geschichtswerk: Die Bücher der Chronik, Esra und Nehemia
(160-171) zusammengefaßt, so erscheinen jetzt in § I 7 Das Buch
Esra-Nehemia (178-185), in § 18 Die Chronik (186-191) und in § 19
Das Problem des Chronistischen Geschichtswerkes (192-194) in veränderter
Reihenfolge und voneinander getrennt, ein Niederschlag der
Tatsache, daß dieses „Geschichtswerk" und seine Teile in redaktionsgeschichtlicher
wie in theologischer Hinsicht erneut in die Diskussion
geraten sind.

Überhaupt hat die redaktionsgeschichtliche Forschung in der neuen
Auflage ihren erkennbaren Niederschlag gefunden. Der Autor versucht
diese im vorliegenden Rahmen zu den bereits gegebenen Darstellungen
verständlich anzubieten, wenngleich es sichtbar wird, daß
er zu den Dingen, bei Würdigung der Beiträge auch der nachwachsenden
Generation, seinen eigenen Standort bezieht. In dieser Hinsicht
wird besonders der Fachkollege die Ausführungen frequentieren, zu-

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mal es heute nicht mehr möglich ist, die gesamte Breite der Einlei-
tungswissenschaft völlig zu überblicken.

Dankbar nimmt man freilich die angeführte Literatur zur Kenntnis,
fragt sich aber, ob ältere Titel noch im gebotenen Umfang aufgeführt
werden sollten. Der speziell Interessierte wird sie bei weiterem Nachforschen
schon von selbst entdecken, während die Auslese aus der
neueren Literatur, besonders an Aufsätzen großzügiger gehandhabt
werden sollte. Aufs ganze gesehen aber darf man die getroste Zuversicht
des Vf. stärken, daß auch diese Aufl. „in seiner veränderten
Gestalt seine alten Freunde behalten und neue dazugewinnen" (Zum
Geleit, 13) wird.

Halle (Saale) Gerhard Wallis

Ruppcrt, Lothar: Das Buch Genesis. Teil II: Kap. 25,19-50,26.
Düsseldorf: Patmos 1984. 483 S. 8' = Geistliche Schriftlesung.
Erläuterungen zum Alten Testament für die Geistliche Schriftlesung
, 6/2. geb. DM 28,-.

Bei der gegenwärtigen Verunsicherung und Umoricnticrung innerhalb
der Pentatcuchforschung gehört Mut dazu, einen Kommentar zu
Gen 25,19-50, 26 zu schreiben und sich dabei im wesentlichen an die
bisher gebräuchlichen Modelle zu halten. Im Anhang, der Literaturangaben
und 383 Anmerkungen enthält, weist der Vf. auf die Veränderungen
hin, die sich für ihn unter dem Einfluß der neueren Pentatcuchforschung
vollzogen haben und im Kommentar niederschlagen.
Er vertritt eine modifizierte Sicht der Überlicfcrungs-, Kompositionsund
Redaktionsgeschichte des Pentateuchs: „Der jehowistische
Redaktor (Je) wird nicht mehr, wie herkömmlich, als unselbständiger
Kompilator zweier voneinander unabhängiger Quellenschriften (J
und E) betrachtet, sondern als durchaus eigenständiger Verlässer. der
eigene Überlieferungen wie Interpretationen in die Komposition beider
Quellen eingebracht hat. Vor allem eine Reihe bisher als jahwi-
slisch betrachteter Texte dürften der Tradition oder Interpretation des
Jehowisten zuzuschreiben sein." (444)

Der Aulbau des Kommentars ist der gleiche wie im ersten Teilband
Gen 1-25,18. Die Texteinheiten sind fortlaufend numeriert und
mit einer zusammenfassenden Überschrift versehen, außerdem wird
die Quellcnzugehörigkeit vermerkt. Wo nötig, werden Untcrgliedc-
rungen nach dem gleichen System vorgenommen. In der meist kurzen
Einleitung werden die Gliederung des Textes angegeben und Einleitungsfragen
behandelt. Es folgt die Übersetzung des Textes, die zur
Verdeutlichung von litcrarkritischen Beobachtungen in zwei Schriftarten
gedruckt ist. Dabei wird nicht wie in anderen Kommentaren
üblich verfahren, jede Quellenschrift oder Redaktionsschicht in
einem eigenen Schrifttyp wiederzugeben. So wird z. B. in Gen
25,27-34 v. 29-34 kursiv abgehoben und als E zugehörig charakterisiert
, während in Gen 26,1-6 der J-Anteil, in Gen 26,12-14 Je und
Gen 26, 34-35 P im Kursivdruck erscheinen. Dieses Verfahren wird
nicht erläutert und erscheint dort nicht einsichtig, wo der ganze Text
einer einzigen Quellcnschicht zugeordnet wird ( Gen 26,12-14 oder
Gen 26.34-35).

Die kurze Auslegung der Texte richtet sich an alle auch theologisch
interessierten Bibcllcser und versucht dankenswerter Weise trotz des
begrenzten Raumes. Erkenntnisse der alttestamentlichen Forschung
zu verarbeiten. Hier werden aber die Probleme des Unternehmens
sichtbar. Die knappen litcrarkritischen Angaben sind wenig informativ
, wenn der Leser z. B. nur die Abkürzung R vortindet und nicht erfährt
, was das literarisch und theologisch bedeutet. Wenn der .jehowistische
Redaktor" als eigenständiger Verfasser charakterisiert wird,
würde man gern etwas über seine zeitliche Ansetzung. sein theologisches
Profil usw. erfahren. Hat ein wißbegieriger Bibcllcser garetwas
vom deuteronomistischen Redaktorenkreis erfahren, so wird er nach
diesem Stichwort vergeblich im vorliegenden Kommentar fahnden.
Verbirgt ersieh hinter „R"7 Oder ist der Vf. ein Gegner des „Dcutero-
nomismus"? Sicher sind keine ausführlichen Erklärungen zu den

Theologische Literaturzeitung 111. Jahrgang 1986 Nr. 10