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Ausgabe:

1986

Spalte:

733

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Duden. Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter. 79., nebearb. u erw. Auflage 1986

Rezensent:

R. M.

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733

Theologische Lilcraturzcitung I I I.Jahrgang 1986 Nr. 10

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dem von Schleswig bekannt; Johann Lange (t 1616). C/rgelbau-
meister; Bernt Notke (t 1508/09 in Lübeck). Maler und Bildschnitzer
; Detlev Olshausen (t 1823), Superintendent in Lübeck; Hermann
Olshauscn (t 18.39), Theologieprofessor in Erlangen. Der Familie Re-
ventlow sind 21 Artikel gewidmet, darunter Detlev R. (t 1536), der
sich als Bischof von Lübeck der Reformation öffnete. Weiter seien genannt
der Jesuit Heinrich Schacht (t 1654). der Organist und Komponist
Heinrich Scheidemann (t 1663), der Theologe Heinrich Sicvers
(t 1758), der Pietist Otto Lorentzen Strandinger (+ 1724). der Kieler
Professor der Philosophie und Theologie Andreas Weber (t 1781) sowie
Franz Wörger. ein umstrittener Theologe in Lübeck (t I 708).

GH.

Duden. Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter
. 19.. neubearb. u. erw. Aufl. Hg. vom Wissenschaftlichen Rat
der Dudenredaktion. Auf der Grundlage der amtlichen Rechtschreibregeln
. Mannheim-Wien-Zürich; Bibliographisches Institut
1986. 792 S,8' = Dcr Duden. I. geb. DM 32.-.

Der Leser mag sich wundern, den ,,Duden" in unserer Zeitschrift
angezeigt zu sehen. Vergegenwärtigt man sich aber, daß Theologie zunächst
Sprache ist. was ja seil der hermeneutischen Diskussion erneut
hervorgehoben wird, dann darfauch der Hinweis auf den unumstrittenen
Kanon der Rechtschreibung gestattet sein, der beim Bibliographischen
Institut Mannheim-Zürich-Wien soeben seine 19. Aufl.
erlebte.' Auch der Theologe wird im orthographischen Zwcifelsfall
nach diesem Kompendium greifen. Darüber hinaus enthält der
..Duden" aber nicht nur normierende Standards der deutschen Sprache
, sondern auch eine Fülle von mehr oder weniger gelungenen
Kurzdefinitionen.

Zum Beispiel: ..Thco/lo/ge der: . . . [gricch.] (Gottesgelehrter, wissensehaftl.
Vertreter der Theologie): The/lo/gie die: . . . (Wissenschaft von Gott u. seiner
Offenbarung, von den Glaubensvorstellungen einer Religion)" (S. 682)

„Es/cha/to/lo/gic . . . die [gricch.] (Lehre vom Endschicksal des einzelnen
Menschen u. der Well)" (S. 250)

..ent my tho lo gF sie ren (mythische od. irrationale Vorstellungen, die mit
etwas verknüpf! sind, beseitigen)" (S. 242)

..Pa ra/klet der:. . . [griech.] (I lediger Geist [nur Sing.]: Helfer. Fürsprecher
vor Gott]" (S. 512)

.. An/ti/christ.. . der, ... (der Widerehrist. Teufel) u. der... [gricch.]
(Gegner desChristentums)" (S. I 18)

R.M.

' Auf ..Der Gipfle Duden", der beim Bibliographischen Institut Leipzig
erseheint, soll bei einer Neuauflage gesondert hingewiesen werden.

Alter Orient

Cohen. Mark E.: Sumerian Hymnology: The Ersemma. Cincinnati:
Hebrew Union College 1981. XII. 217 S. gr. 8- = Hebrew Union
College Annual Suppl., 2. Lw. $ 18.75.

Die Erforschung der sumerischen Literatur hat in den vergangenen
Jahrzehnten gewaltige Fortschritte gemacht, ja man kann sagen, daß
sich sumerische Texte literarischen Charakters überhaupt erst seit den
dreißiger Jahren dem Verständnis zu erschließen begannen. Mag auch
die literaturwissenschaftliche und inhaltliche Durchdringung der in
Keilschrill aus dem alten Vorderasien, vor allem Mesopotamien,
überlieferten Werke noch nicht den Stand erreicht haben, der für
andere Literaturen üblich ist. so steht doch heute eine Fülle von mehr
oder weniger vollständig erhaltenen Dichtungen zur Verfügung. Es
handelt sich um Epen. Mythen. Kultlicder. Weisheitsdichtungen. Beschwörungen
. Sprichwörter - um nur einige der wichtigslen Arten zu
nennen, die aus einem Zeitraum von der Mitte des 3. Jt. bis zum

I. Jh. v. Chr. überliefert sind. Sie wurden in zwei Ausprägungen der
sumerischen Sprache verfaßt: im sog. „Haupldialekt", der auch Für
Briefe und Urkunden, Inschriften von Herrschern und Privatpersonen
usw. verwendet wurde, und im sog. Emesal, einer nur Für bestimmte
Arten von Dichtungen verwendeten und mit „Fraucnsprache" übersetzten
Form. Eine der Gattungen, für die letzteres verwendet wurde,
trägt die sumerische Bezeichnung „erschemma". Es handelt sich dabei
um Lieder, die im Kult gesungen werden, an die Götter gerichtet
sind und öffentlichen Charakter tragen, also nicht um Gebete des Einzelnen
. Wörtlich bedeutet die Bezeichnung „Weinen. Klagen zur
sehem-Pauke". wobei das Klagen nicht zu eng verstanden werden
darf. Vorgetragen wurden die Gesänge von ..Klagepriestern" bzw.
..Kultsängern" (sumerisch ga la. akkadisch kahl).

Trotz der Arbeit, die bisher zur Erschließung der keilschriftlichen
Überlieferung geleistet worden ist. existieren zuverlässige Textbearbeitungen
und inhaltliche Analysen bis heute nur Für einen Teil derselben
. Die Untersuchung der ('.-Kompositionen Füllt daher eine
Lücke aus.1 Der Vf. verbindet die Klärung sachlicher Fragen mit der
Bearbeitung ausgewählter Texte. Letztere erfolgt im zweiten Teil,
während der (kürzere) erste Teil folgende Themen zum Inhalt hat: allgemeine
Einführung in die Emesal-Tcxte und die Überlieferung der
sumerischen Literatur. Katalog der bekannten ('.-Dichtungen. Charakteristika
und Entwicklung der Gattung. Untersuchung eines als
erschemma bezeichneten, inhaltlich jedoch Besonderheiten aufweisenden
Stückes (den sog. ..Herzberuhigungsklagen", einem Typ
des individuellen Gebets, nahestehend), die Komposilion der ('.-Lieder
und ihr „Sitz im (kultischen) Leben".

Nach dem Katalog sind heute fast 200 Exemplare der Gattung
wenigstens dem Namen nach bekannt. In Abschriften erhalten ist
jedoch nur ein Teil davon, die übrigen werden in Katalogen erwähnt,
die die Anlange der Dichtungen als „Titel" verzeichnen. Ein Teil der
Texte stammt aus altbabylonischcr Zeit (d. h. etwa zwischen 1800
und 1600 v.Chr. zu datieren), ein anderer aus dem l.Jt. v.Chr.
(neuassyrische bzw. neu/spätbabylonische Periode). Die jüngeren
Exemplare sind gelegentlich mit akkadischcr (Intcrlinear-)Überset-
zung versehen. Da zwischen den beiden Gruppen inhaltliche Unterschiede
bestehen können (mythologische Anspielungen fehlen in der
späteren Zeit), hat der Vf. bei der Bearbeitung der ausgewählten Beispiele
(in Umschrift und Übersetzung vorgelegt und durch einen
Kommentar erläutert) getrennt zwischen Exemplaren, die nur altbabylonisch
überliefert sind, solchen die in Abschriften aus dieser
Periode und der späteren Zeit bekannt sind, und solchen die nur jung
vorliegen, aber durchaus auf die altbabylonische Überlieferung zurückgehen
können im Einzelfall. Inhaltlich sind in den ('.-Dichtungen
bezeugt: Erzählungen, die auf mythologischen Motiven basieren, Klagen
über Katastrophen (etwa Zerstörungen von Tempeln und Städten
). Hymnen, die das Lob der Götter aussprechen (s. S. 20).

Die Untersuchung stellt einen wichtigen Beitrag zur Kultur und
Religion des alten Mesopotamien dar. Das Schwergewicht liegt dabei
jedoch mehr auf kultischen Aspekten als im Bereich der persönlichen
Frömmigkeit. Das ist durch Inhalt und den Charakter der Gattung
bedingt. Die Lieder wenden sich an bestimmte Götter (nie Könige)
und werden in den Unterschriften als „erschemma der Gottheit NN"
bezeichnet. Die verwendeten Epitheta aber ebenso wie die Art der Anrufungen
gewähren Einblicke in die Gottesvorstellung. Formal werden
die Für die sumerische Dichtung charakteristischen Stilmittel der
Reihung und des Parallelismus verwendet.

Die Leser dieser Zeitschrift wird interessieren, ob und welcher Nutzen
Für das Verständnis des AT von den untersuchten Texten zu
erwarten ist. Die Zeiten, in denen man versuchte, mesopotamische
Dichtungcn z. B. geradlinig zu den Psalmen in Beziehung zu setzen,
etwa im Sinne von „Vorläufern", sind vergangen.2 Heute kommt es
darauf an, erst die Eigenart der einzelnen altorientalischen Kulturen
zu erfassen. Die dabei gewonnenen gesicherten Ergebnisse bilden
dann jedoch zugleich die Voraussetzung Für den Vergleich mit
benachbarten Bereichen. Und in diesem Sinne kann die angezeigte