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Ausgabe:

1986

Spalte:

729-732

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Müller-Salget, Klaus

Titel/Untertitel:

Erzählungen für das Volk 1986

Rezensent:

Bräuer, Siegfried

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729

Theologische Literaturzeitung III. Jahrgang 1986 Nr. 10

730

Übersetzung des Syngramma Suevicum auf Grund der in ihr vertretenen
Ubiquitätslchre in Anspruch nehmen will (WA 19. 527). so ist dem zu widersprechen
.

2m Vgl. Theodor Mahlmann: Das neue Dogma der lutherischen Christolo-
gic. Problem und Geschichte seiner Begründung. Gütersloh 1969. 19-43.

210 Widderdie Kelchdiebe. BI X lr.

Ein ScndbricIT. .. ueber ein frag vom Sacramcnt. Wittenberg 1525
(GeisenhorNr. 142), Bl. A2r.

212 Ebd.,BI.A2r-

2" Widder die Kelchdiebe. Bl. A 4V - B lr. Von mancherley Christlichen
Sachen. Bl. V2r.
2,4 CSch2,264.16-20.
2" Publica confessio. Bl. B 5r.
2" Ebd..BI.C lv.

2" Widderdie Kelchdiebe. Bl. M lr.

'" Luther hat Mitte Januar 1539 - also während Bugenhagens Aufenthalt in
Dänemark - in einer Tischrede Bugenhagens Tätigkeit mit der Wcltcrfahrung.
dem politischen Engagement und dem theologischen Stil des Ambrosius von
Mailand verglichen. WA TR 4. Nr. 4.31.

^ Diese hernach geschrie- // benen Artikeln / haben // sich die hir vnter beschrieben
// zu Marpurg verglichen. // Bckentnis des /' glaubens. '/ D. Mart.
Luthers // Bckentnis Johan- // nis Bugenhagen // Pomern. // Wittembcrg. II
MDXXX. //(Göttingen Universitätsbibliothek. Autogr. Luth. 1143) Nicht bei
Geisenhof. BcnzingNr. 2746.

220 Zu dem Vorgang und den Akten vgl. [T. W. Hildebrand:] Der Wiedertäufer
Hans Sturm und die mit ihm in Zwickau gepflogene gerichtliche Verhandlung
, in: Archiv für Parochialgcschichte der einzelnen Kirchen und
Schulen des deutschen Vaterlandes, hg. von T. W. Hildebrand, I. Bd., 4. Hell.
Zwickau 1835. 3-34 und WA Br 5. 42-44 und 49. Bugenhagens Schrift:
Geisenhof Nr. 250-251.

221 So vertreten im Blick auf Bugenhagens gesamte Theologie z. B. von Hans
Eger (wie Anm. 207), 194, und Robert Stupperich: Johann Bugenhagen und
die Ordnung der Kirche im nordostdeutschen Raum. Kirche im Osten 3. 1960,
119. für Bugenhagens Position bei der Flensburger Disputation 1529 von
Hermann Hering: Doktor Pomeranus. Johannes Bugenhagen. Ein Lebensbild
aus der Zeit der Reformation. Halle 1888. 74.

Allgemeines, Festschriften

Müllcr-Salget,Klaus: Erzählungen für das Volk. Evangelische Pfarrer
als Volksschriftsteller im Deutschland des 19. Jahrhunderts. Berlin
(West): Schmidt 1984. 382 S., 1 Taf. m. 4 Abb. gr. 8 Kart. DM 98,-.

In RGG2 5, 1682-1691 ist ein umfangreicher Artikel über „Volksschriftsteller
" aus der Feder Karl Hesselbachers enthalten. In RGG1
findet sich nicht einmal das entsprechende Stichwort im Registerbd.
Der Gang der Entwicklung auf diesem literarischen Feld ist damit
deutlich genug erkennbar. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand,
wenn man bei Hesselbachcr als Kriterien Für die Volksschriften u. a.
die „Liebe zur Volksseele" genannt findet und die Behauptung liest,
daß das „Bauern- und Arbeitervolk . . . der Erde nähersteht und seine
innere Welt sich in stärkerer Triebhaftigkeit auswirkt" (a.a.O.,
1683). Die stark aufkommende Erforschung der Trivialliteratur in
jüngster Zeit rückte zwar auch die christlichen Volksschriftsteller wieder
mit ins Licht. Eine eindringende wissenschaftliche Aufarbeitung
dieses Sonderbereiches der Literaturgeschichte stand aber bislang
noch aus. In der gekürzt veröffentlichten Habil.-Arbeit von Klaus
Müllcr-Salget (= M.-S.) liegt sie jetzt, zumindest für eine wichtige
Gruppe der einschlägigen Autoren, vor.

Die Volkscrzählungen tragen deutlich die Spuren ihrer Entstehungszeit
. So skizziert M.-S. eingangs (I.)den historischen Kontext,
d. h. die „Stellung der evangelischen Landeskirchen Deutschlands in
Politik und Gesellschaft des 19. Jahrhunderts" (16-40). Bereits hier
stellt der Autor heraus, daß die von ihm untersuchten Volksschriftsteller
„allesamt der Partei des christlichen Konservatismus zuzurechnen
" (14) sind. Das exemplifiziert er am „Sammelplatz der Konservativen
", dem von 1843 an durch den Giebichensteiner Pfarrer Friedrich
von Tippeiskirch (ab 1849 Philipp Nathusius) hrsg. ..Volksblatt
für Stadt und Land", an dem die meisten der von ihm vorgestellten
Volksschriftsteller mitgearbeitet haben (41-68).

Voraussetzungen anderer Art, dem Volksschriftenwesen, ist der
IL Teil der Untersuchung gewidmet (69-138). Nach einem Überblick
zum Werk der Vorläufer und Vorbilder (u. a. J. P. Hebel, H. Zschok-
ke, J. Gotthclf. B. Auerbach) wird die Hinwendung zum Volk in
Gestalt von Vereinen und Verlagen (u.a. Christlicher Verein im nördlichen
Deutschland. Eisleben 1811; Calwer Verlagsverein 1832; Verein
zur Verbreitung guter und wohlfeiler Volksschriften, Zwickau
1841; Norddeutscher Volksschriften-Verein, Berlin 1845; Agentur
des Rauhen Hauses, Hamburg 1844; J. F. Steinkopf Verlag) skizziert
sowie die Adressaten, das „Volk" in den Blick genommen. Im Verständnis
der Ziclgruppe deckt M.-S. die begrilfsaufweichende Entwicklung
vom Volk als den Bauern und kleinen Handwerkern zur
Auffassung des Frommel-Biographcn Gottlob Mayer auf: „zum Volk
gehört ein Jeder, der die deutsche Eigenart hochhält und sich den

gesunden Menschenverstand zu bewahren strebt" (99). In den Ausführungen
über die Verbreitung und Rezeption der Volksschriften ist
M.-S. auf den derzeitig noch wenig gesicherten Forschungsstand über
Lesefähigkeit, Bücherbesitz, Preise, Auflagenhöhe, aber auch über
Leih-, Volks- und Gemeindebibliotheken, Lesegesellschaften und
-vereine sowie Spinnstuben angewiesen. Wenn angenommen werden
muß, daß Angehörige der Unterschichten trotz der niedrigen Preise
selten als Käufer der Volksschriften im 19. Jh. auftraten, so ist durch
die aufkommende Bibliotheksbewegung und das volkspädagogische
Engagement von Pfarrern, Lehrern und einzelnen Gutsbesitzern der
Einfluß .jener Bücher" auf das .Volk', „die es im Staats- und kirchenfrommen
Sinne zu beeinflussen suchten" (123), dennoch nicht zu
gering zu veranschlagen. Die beklagte Vorherrschaft der .schlechten
Lektüre' konnte mit Hilfe der christlichen Volksschriften nicht gebrochen
werden. Für die christlichen Volksschriften werden von ihren
Autoren u. a. die pädagogischen und inhaltlichen Kriterien beansprucht
, daß sie .Literatur für das Volk' und daß sie .christlich und
deutsch' sein sollen (137).

Im umfangreichsten III. Teil seiner Arbeit wendet sich M.-S. den
geistlichen Volksschriftstellern und ihren Werken ausführlich zu.
Zunächst gibt er bio-bibliographische Abrisse und Charakteristiken
„der elf bekanntesten und gelesensten Autoren" in chronologischer
Reihenfolge: Karl (Friedrich Wilhelm) Stöber (139-142); (Philipp
Friedrich) Wilhelm Oertel alias W.O. von Horn (142-147); (Christian
) Wilhelm (Adolf Michael) Redenbacher (147-149); Karl August
Wildenhahn (1490; (Ludwig) Rudolf Oeser alias O. Glaubrecht
(151-160); (Friedrich) Karl Wild (1600; (Johann) Friedrich Ahlfeld
(161-165); Karl Heinrich Caspari (165-171); (Jürgen) Nicolai Fries
(171 -173); Emil (Wilhelm) Frommel (173-189); Otto (Julius) Funcke
(1900- In den meisten Fällen hat M.-S. auf mühevolle Weise die umfangreiche
Primär- und Sekundärliteratur erst sammeln und aufbereiten
müssen. Aus Platzgründen konnten die Ergebnisse der umfangreichen
bibliographischen Recherchen nur in gekürzter Form Eingang in
das immer noch erstaunlich detaillierte Literaturverzeichnis
(343-370) finden. In Einzelfällen lassen sich die archivalischen und
bibliographischen Angaben ergänzen, z. B. hinsichtlich Ahlfeld, dessen
100. Todestag 1984 an seiner ehemaligen Wirkungsstätte in Leipzig
(St. Nikolai) besonders gewürdigt wurde. In einem knappen Überblick
über die verschiedenen Genera (historische Erzählungen, Biographisches
, Dorf- und Alltagsgeschichten) macht M.-S. darauf aufmerksam
, „daß die .Erzählungen für das Volk' insgesamt dem Bereich
der Exempeldichtung angehören" (209). Ausführlich stellt M.-S. die
Tendenzen der „Erzählungen für das Volk" dar. Im Verhältnis von
Welt und Gott (210-228) dominieren laut M.-S. die Widersprüche,
z. B. bei der Schilderung der Schickungen Gottes oder der erwünschten
Gottesergebenheit. Die Natur wird vorwiegend als .Bilderbuch
Gottes' gesehen (228-233). Weiterhin beabsichtigen die christlichen