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Ausgabe:

1986

Spalte:

686-687

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Ockham, Guilelmus de

Titel/Untertitel:

Ockham on Aristotle's physics 1986

Rezensent:

Junghans, Helmar

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685

Theologische Litcraturzeitung III. Jahrgang 1986 Nr. 9

686

Im Vorwort (S. 5-6) weisen sie erneut daraufhin, daß es sieh um ein
Handbuch für die Gemeindegeistlichkeit handelt. Deshalb geht es
nicht um eingehende historische und liturgiewissenschaftliche Abhandlungen
, sondern, gestützt auf das Väterschrifttum und die Werke
russischer Theologen, um Iiir die Gemeindepraxis hilfreiche Erläuterungen
. Gleichsam als Leitgedanken zitiert das Vorwort Ausführungen
zur Interpretation des Begriffs ..heilig", wie sie der russische
Priester Pavel Elorcnskij in einem 1918 gehaltenen Vortrag über „Die
Heiligung der Wirklichkeit" geboten hat.

So befaßt sieh Teil I (S. 7-157). ausgehend vom Himmlischen und
Irdischen in der Symbolik des orthodoxen Gotteshauses, mit dessen
äußerer und innerer Gestaltung, dem liturgischen Gerät und der
gottesdienstliehen Gewandung. - In Teil 2 (S. 158-204) leiten Gedanken
über das Gotteshaus als Ikone des verklärten Kosmos über
zum Bilderverständnis in der älteren kirchlichen Tradition, den dogmatischen
Grundlagen der Bilderverehrung sowie den Arten der bildhaften
Darstellung und ihrer Symbolik.

Teil 5 (S. 205-505) behandelt die sieben Sakramente und zeremo-
niale Handlungen kasueller Art in der Praxis der Russischen Orthodoxen
Kirche, auch unter Berücksichtigung der Diaspora-Situation
der Auslandsgemeinden. Dabei wird die Notwendigkeit vorbereitender
Gespräche hervorgehoben. Immer wieder linden sieh Stellungnahmen
zu heute aktuellen Problemen. /.. IL ob die die Taufe vorbereitenden
Riten „ein unnötiger Anachronismus" seien. Oder es
wird auf die Notwendigkeit zum Einhalten der staatlichen Gesetze
hingewiesen, z. IL das Beachten vier beim Standesamt registrierten
Namensform bei der Taufe. Es linden sieh lokalkirchliche Besonderheiten
: Obwohl die rituelle Handlung beim Anlegen des Brustkreuzes
lür den Neugetauften im „Trebnik" nicht vorgesehen ist. wird sie
doch entsprechend der alten Tradition der Russischen Orthodoxen
Kirche vollzogen. Es fehlt auch nicht der Hinweis, daß Katholiken
und Protestanten „nur in Ausnahmefällen" bei der orthodoxen Taufe
Paten sein dürfen. - Außer den Sakramenten behandelt dieser Teil die
Mönchsweihe, Gottesdienste beim Baubeginn und der Weihe einer
Kirche. Große und Kleine Wasserweihe. Segnung eines neuen Hauses
, gottesdienstliche Handlungen bei verschiedenen Anlässen im
Leben, beim Tode und zum Totengedenken sowie die Weihe des
Myron.

Teil 4 (S. 506-596) beläßt sich mit dem Fasten- und dem Blumen-
•riodion für den bewegliehen Kirchenjahreszyklus, d. h. die Ordnung
der Gottesdienste Tür die Vortasten- und Große Fastenzeit bis Ostersonnabend
bzw. von Ostern bis zum Sonntag nach Pfingsten. - Teil 5
(S. 597—611) enthält eine Anleitung zur Berechnung des Ostcrtermins
und des davon abhängigen bewegliehen Festzyklus, damit ihn. wie es
UTi Vorwort heißt, im Falle des Fehlens eines Kirchenkalenders jeder
Geistliche selbst zu berechnen vermag.

Der 6. Teil (S. 612-644) bietet ein kurzes kirehenslavisehes Wörterbuch
. Schließlich findet sieh als Teil 7 (S. 645-792) ein gottesdienst-
heh-liturgisehes Nachschlagwerk lür biblische Namen und jene liturgischen
Begriffe, die in den Bänden I und 4 des I landbuehs sonst nicht
"der zu knapp erläutert worden waren. Dabei erwähnt z. B. das Stichwort
„Diakonisse" nicht nur Stellung und Funktionen in der Alten
Kirche. Nachdem Anfang des 20. Jh. konservative Hierarehen eine
Einführung des Diakonissenstandes in der ROK verhinderten, sei dies
?u einer aktuellen Frage geworden, da heute mehr als 80 % der( ilaubigen
Frauen sind. Es ist in ökumenischer Sieht erfreulieh, daß auch
Katholizismus und Protestantismus in einigen Stichwörter) berücksichtigt
sind. z. IL „Ave Maria". ..Gregorianischer Choral". „Protestantischer
Choral".

Die abschließenden Illustrationen (S. 794-818) veranschaulichen
die Ausführungen des I.Teils und enthalten auch Schnittmuster-
bogen für die geistlichen Gewänder. Schließlich bietet eine Beilage 24
Farbaufnahmen zu den beiden ersten Teilen.

Zur eigenen Weiterarbeit wurden den ersten drei Teilen Literatur-
hinweise beigelügt. Mit den nunmehr vier Bänden des Handbuchs mit
insgesamt fast 3 200 Seiten steht den russisch-orthodoxen Geistliehen

und kirchlichen Mitarbeitern ein instruktives Hilfsmittel zur Verfügung
, das dem nichtorthodoxen Leser zugleich einen tiefen Einblick in
die Spiritualität und aktuelle Praxis dieser Kirche vermittelt.

Merlin t tans-Dicter Döpniann

Ekonoaianr, T: Bekenntnis zum geistlichen Lrhc von Byzanz. Okumenizität
und Universalität im Wirken der Slawenapostel (Sürth 1986.2. 36-40).

tunke. Klaus: Jugendreligionen als Alternative'.' (WuA(M)W, 1985.
107-1 12).

Mechtcnberg. Theo: Der volkskirchliche Charakter vier polnischen Kirche
(ThRv 81. 1985.353-362).

Ruh. Ulrich: Konzilsbilanz nach 20 Jahren. Diskussion und Ergebnis der
römischen BischofeynodcfHK 40.1986. .34-38).

Schmitt. C arl: Römischer Katholizismus und politische Tonn. Erstmals veröffentlicht
1923. Der Text dieser Neuausgabe folgt der 1925 erschienenen
2. Aull. Stuttgart: Klcll-Cotla 1984.65 S. 8'. geb. DM 19.80,

Spider. Bcrndt: Die orthodoxen Kirchen (XCIIf) (IKZ 75) 1985. 149-179;
76. 1986.5-41)

Philosophie, Religionsphilosophie

Oekham. Guillelmus de: Brevis summa libri Physieorum. Summula
philosophiae naturalis et Quaestiones in libros Physieorum Aristo-
telis. ed. Stephanus Brown. St. Bonaventura, N.Y: St. Bonaventura
University. The Franeisean Institute. 1984. 47*. 892 S. = Guil-
lelmus de Oekham: Opera philosophica et theologica. Opera philosophica
, VI.

FürOekhams „Opera philosophica" sind sieben Bände geplant. Die
drei ersten enthalten Schriften zur Fogik und sind erschienen (vgl.
ThLZ I 10. 1985. 12.3-125). Für Bd. 7 sind „Dubia et spuria" vorgesehen
. Dazwischen reihen sieh drei Bände ein. die Oekhams naturphilosophischen
Schriften gewidmet sind. Von diesen ist der erste
Band anzuzeigen. Er beginnt mit einer Überraschung: Eine bisher unbekannte
Oekhamsehrift wird vorgelegt. Drei Forseher hatten einige
Handsehrilten jeweils als Überlieferung von verschiedenen bekannten
Arbeiten Oekhams zu den libros Physieorum des Aristoteles angesehen
. Die Vorbereitung der Edition hat aber erbracht, daß drei I land-
schriften zu einem selbständigen Werk gehören, das unter dem Titel
„Brevis summa libri Physieorum" dargeboten wird. Es unterrichtet
über den Inhalt aller acht Bücher der Physik des Aristoteles. Der Hg.
nimmt an. daß dieses Werk im Zusammenhang mit einer Vorlesung
im Fondoner Gcneralstudium der Franziskaner um 1322 23 entstand
.

Bei der Benennung der zweiten in den vorliegenden Band aufgenommenen
Schrift ergeben sieh Schwierigkeiten. Die Drucke von
1494 und 1506 verwendeten den Titel „Summulae in libros Physieorum
". die Ausgabe von 1637 „Philosophia naturalis". Sie enthält eindeutig
eine Darstellung der ersten vier Bücher der Physik des Aristoteles
. Oekham kündigt im Vorwort aber ein sechsteiliges Werk an. das
die gesamte Natur von der Seele bis zum Universum umfassen soll. Er
hat es jedoch in der Mitte des ersten Teiles abgebrochen, weil - wie der
Hg. vermutet - Oekham Oxford verlassen mußte. Trifft dies zu, entstand
diese Schrift zwischen 1319 und 1321. Der Hg. hat sich entschlossen
, dieses Werk nicht nach dem Ausgeführten, sondern
entsprechend dem Plan zu benennen, und hat ihm den Titel „Summula
philosophiae naturalis" gegeben. Er bringt auch Klarheit in die
Entstehung des „Traetatus de sueecssivis" und des Schlusses der
„Summula philosophiae naturalis": Ein Schüler Oekhams hat aus
drei Teilen der „Expositio in libros Physieorum" seines Meisters diesen
Traktat zusammengestellt. Der mittlere Teil daraus diente als
Vorlage, als jemand die von Oekham in der „Summula philosophiae
naturalis" angefangene und abgebrochene Erörterung „De loeo" zum
Abschluß brachte. Diese Hinzulügung gelangte auch in den Druck
von 1494 und wurde dadurch verbreitet. Aus der aufgehellten Eni-