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Ausgabe:

1986

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

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Neuerscheinungen

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679

Theologische Literaturzeitung 111. Jahrgang 1986 Nr. 9

680

ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnis. Ein Personenregister
, in dem durch kursiv gesetzte Seitenzahlen auf die in den
Anmerkungen befindlichen Kurzbiographien der genannten Personen
hingewiesen wird, erhöht die Benutzbarkeit des Buches in erfreulicherweise
.

Druckfehler: S. 27: Ernst Haenchen statt Ernst Haenlein, desgl. im Personenregister
Emden Menno Smid

Beintker. Michael: Toleranz und Bekenntnis. Theologisehe Beobachtungen
zur Immigrations- und Religionspolitik Preußens von 1685-1817 (ZdZ 39,
1985,210-216).

Blaufuß, Dietrich: Philipp Jacob Speners Reformprogramm als Beitrag zur
Glaubwürdigkeit der Kirche (Una Sancta 40, 1985,203-214).

Feil, Ernst: Widerstand und Ergebung(StZ 203, 1985, 555-568).

Glenthej, Jorgen: Die Eideskrise in der Bekennenden Kirche 1938 und
Dietrich BonhoelTer(ZKG 96, 1985,377-394).

Hauschild. Wolf-Dieter: Zur Erforschung der Barmer Theologischen Erklärung
von 1934 (ThR 51, 1986, 130-165).

Link, Hans-Georg: Ein neuer Anfang. Die Stuttgarter Erklärung in ökume-
nischerSicht.Teil I1(ÖR 35, 1986,40-53).

Missalla. Heinrich: Deutsche katholische Kirche im Zweiten Weltkrieg
(WuA(M)26, 1985, 139-145).

Mohr, Rudolf: Die Lutherfeiern des Jahres 1883 (MEKGR 34, 1985,
57-111).

Peters, Albrecht: Unter Gottes Heimsuchung - zum theologischen Vermächtnis
Werner Elerts(KuD 31,1985,250-292).

Prolingheuer. Hans: Das „Stuttgarter Schuldbekenntnis" (19. Oktober 1945)
l. Teil: Die verdrängte Schuld (JK 46,1985,446-453).

Prolingheuer. Hans: Das „Stuttgarter Schuldbekenntnis". 2. Teil (JK46,
1985,531-539).

Thierfelder, Jörg: Theophil Wurm und der Weg nach Treysa (BWKG 85,
149-174).

Dogmen- und Theologiegeschichte

Twomey, Vincent: Apostolikos Thronos. The Primacy of Rome as
reflected in the Church History of Eusebius and the historico-apolo-
getic writings of Saint Athanasius the Great. Münster/W.: Aschendorff
1982. IX, 623 S. gr. 8° = Münsterische, Beiträge zur Theologie
, 49.

Vf. möchte einen Beitrag zur gegenwärtigen ökumenischen Diskussion
über Natur und Funktion des päpstlichen Primats leisten
(S. VII und 8). Da nun gerade die erste Hälfte des 4. Jh. für diese Problematik
bedeutsam sei, sollen Eusebs Kirchengeschichte und Atha-
nasios' historisch-apologetische Schriften geprüft werden. Die Wahl
gerade dieser beiden Schriftsteller und die Eingrenzung auf die genannten
Werke ist nicht ausreichend begründet. S. VII wird auf ihre
bedeutende Rolle in der Entwicklung der Beurteilung des päpstlichen
Primats im Osten hingewiesen (so auch S. 2ff) und behauptet, daß die
genannten Werke "are still largely unexplored terrain", was in solch
apodiktischer Form nun sicher nicht aufrecht erhalten werden
kann.

Der Abschnitt, der Euseb gewidmet ist (S. 13-229), bietet eine detaillierte
Analyse der einzelnen Bücher der Kirchengeschichte und
arbeitet vor allem den Aspekt der Entwicklung der Eusebschen
Kirchen- und Reichsvorstellung heraus. Da es noch keinen Kommentar
zu diesem Werk gibt, benutzt man diese Ausführungen mit großem
Gewinn. Vf. fußt in der Zeitansetzung der einzelnen Stadien und Revisionen
des Werkes vor allem auf den Forschungen von R. Laqueur
(Eusebius als Historiker seiner Zeit, Berlin/Leipzig 1929) und von
D. S. Wallace-Hadrill (Eusebius ofCacsarea, London 1960) und führt
sie weiter durch die Prüfung von Interpolationen in Buch I
(S. 192-200) und durch Präzisierung der Tendenzen, die Euseb bei
den verschiedenen Revisionen (1. Rev. nach 311,2. Rev. nach 312,

3. Rev. nach 317, 4. Rev. zwischen 325 und 326) geleitet haben (vgl.
auch die knappe Formulierung des Ergebnisses S. 190-192).

Im Athanasiosteil (S. 233-559) umreißt Vf. die Forschungssituation
(bes. S. 234-242), analysiert die Apologia secunda (S. 291-345)
und die Historia Arianorum (S. 476-552), prüft zudem die Athanasianische
Exegese von Mt. 16,16-18 (S. 270-291) und einige Briefe
(S. 346ff). Leider benutzt er nie die Clavis Patrum Graecorum. Er
hätte sich manche Aufzählungen ersparen können. Auch in diesem
Abschnitt ist es wieder die Analyse der Schriften, die sehr nützlich ist.
Die S. 246 genannten 3 Aspekte der Grundkonzeption des Athanasios
dagegen wirken weniger befriedigend.

Es sei Eusebs grundlegender Fehler gewesen, die Bedeutung des
Kreuzes Christi zu übersehen; so habe sich seine ursprüngliche Ekklc-
siologie, die von der Annahme einer auf Petros basierenden Apostolischen
Kirche ausging, zu einer Ideologie der Reichskirche entwickelt
, zu einer „kaiserlichen Ekklesiologie", die die Petrinische
Sukzession auf Kaiser Konstantin [. transferierte, zu einem "closed
rational System in contrast with a genuine theology" (S. 201. 562
u. a.). Durch die Auseinandersetzung mit dieser Ideologie wurde
Athanasios zu einem entgegengesetzten Ergebnis geführt, nämlich "to
the ultimate significance of the traditional understanding of the
Petrine Succession at Rome and the promise of the Lord to Peter.. .
and so antieipate the ecclesiological developments normally asso-
ciated with the pontificate of Damasus" (S. 7).

Vieles der einzelnen Ausführungen oder der übergreifenden Hypothesen
des Vf. verlangte Auseinandersetzung. Leider muß sich die
folgende Kritik nur auf einige wesentliche Punkte beschränken:

- Vf. hat entscheidende moderne Forschungsliteratur nicht benutzt
, obgleich sie zur Zeit der Abfassung seiner Arbeit längst vorlag.
Ein Teil wird zwar in einer Appendix (S. 587-592) nachgetragen und
in Kürze kritisch charakterisiert, doch reicht dieses Verfahren nicht
aus. Vor allem bei der Untersuchung Eusebs macht sich, das Fehlen
eines Teiles der neuen Forschungsergebnisse bemerkbar. Insofern ist
der Nutzen der Eusebabhandlung nur begrenzt, denn manches wäre
bei der Verarbeitung dieser Literatur anders ausgefallen. Einiges fehlt
auch in dieser Appendix, so z. B. R. Farina, L'impero e fimperatore
cristiano in Eusebio di Cesarea, Zürich 1966. Vor allem aber wird der
interessante und in den Ergebnissen von Twomey erheblich abweichende
Versuch von T. D. Barnes (Constantine and Eusebius,
Cambridge, Mass./London 1981) nicht genannt und benutzt.

- Wie schon zu Beginn dieser Rezension angedeutet wurde, hat die
Arbeit zwei unterschiedliche Motivationen. Die eine erwächst aus
modernen theologischen und kirchenpolitischen Erwägungen und
Zielrichtungen, die andere aus historischem Interesse. Diese Spannung
durchzieht die ganze Arbeit, wobei es vor allem der zweite
Aspekt ist, der der Untersuchung ihren wissenschaftlichen Wert
verleiht.

- Die vergleichende Zusammenstellung von Eusebs Kirchengeschichte
und den historisch-polemischen Schriften des Athanasios
ist nicht überzeugend. Sicher vertreten beide Väter konträre Standpunkte
, aber man kann sie nicht ausreichend unter dem engen Leitthema
dieser Arbeit und auf so enger Materialbasis studieren. Der
geistigen Haltung Eusebs kann man einfach nicht nur auf der Grundlage
seiner Kirchengeschichte gerecht werden. Außerdem wären die
unterschiedlichen Traditionen, in denen sie stehen, zu berücksichtigen
.

- In der Behandlung des Athanasios wird die Trennung der theologischen
und der historischen Betrachtung vertreten (S. 233). "Before
the documents of Athanasius are used by historians ... they must.. •
be examinedby the theologian in order to determine both their precise
literary genre and their theological significance" (S. 237). Vor allem
der Althistoriker Otto Seeck und der Altphilologe Eduard Schwartz
werden gemaßregelt, weil sie den theologischen Aspekt nicht beachteten
(S. 2351T), mit einem gewissen Recht, da ja die historischtheologische
Betrachtung ein notwendiger Bestandteil der historischen
Urteilsbildung ist. Vf. scheint beides zu trennen und ein Nach-

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