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Ausgabe:

1986

Spalte:

45-47

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Urlsperger, Samuel

Titel/Untertitel:

Detailed Reports on the Salzburg Emigrants Who Settled in America... ; Vol. 7,1740 1986

Rezensent:

Winde, Hermann

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Theologische Literaturzeitung III. Jahrgang 1986 Nr. 1

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mit Schwenckfeld würde das bedeuten, daß Flacius nicht eigentlich Ackerwerk Gottes" (usw.), Augsburg, 5 Teile: 1754 bis 1767. Diese

ursprünglich einen christologisch-soteriologischen Sinn der Bibel ab- umfangreichen und für amerikanische Interessenten schwer zugäng-

sichern, sondern den schwenckfcldisehen Spiritualismus in der Tren- liehen Drucke werden nun durch Jones und wechselnde Mitarbeiter

uung von äußerem und innerem Wort abwehren und die - freilich seit 1968 sukzessive in Übersetzung herausgegeben (Auflagenhöhc:

sotenologisch gemeinte - Instrumentalität des Wortes Gottes um der 750 Exemplare).

Anordnung Gottes willen (also nicht primär seine Wirksamkeit zum Der bisher letzte (7.) Band enthält eine lOseitige Einleitung, in der

Heil) behaupten wollte. So hat Flacius es selbst mehrfach formuliert die Themen vorgestellt werden, zu denen das Tagebuch dieses Jahres

(vgl. S. 86). Es hat den Anschein, daß auch nach dem vom Vf. 1557 wichtige Informationen liefert:

beobachteten Wandel in der Begründung der Schriftautorität durch - wirtschaftliche Angelegenheiten (gemeinschaftlich und individuell

Flacius (vgl. S. 84f, 91) das christologisch-soteriologische Argument betriebene Landwirtschaft, Einsatz von Sklaven, Problematik mate-

(das, wenn ich recht sehe, Schwenckfeld, nicht Flacius in die Debatte rieller Unterstützung aus Europa):

eingebracht hatte) für Flacius ergänzenden, nicht primär begründen- - militärische Auseinandersetzungen zwischen Engländern und

den Charakter gehabt hat. Auch die Anspielung auf Offb 5,5 (S. 122), Spaniern im benachbarten Florida (lutherisch-pietistische Stellung

die der Untersuchung den Titel gegeben hat, scheint bei Flacius nur zum Wehrdienst, Söldncrproblematik, gewaltsames Zusammen-

e|n Zitat unter anderen zu sein, die die Autorität und Wahrheit der treffen mit Indianern);

Schrift belegen sollen. Nachdenklich macht auch die vom Vf. immer - Rechtspflege (in Verbindung mit Seelsorge, da durch den Pfarrer

wieder beobachtete Nähe des Flacius zu Erasmus (die noch an weite- betrieben);

ren Stellen zusätzlich belegt werden könnte), zu Martin Bucer und - Frömmigkeit (Besonderheiten einer geschlossenen Siedlungsge-

Andreas Hyperius. Sollte dies alles daraufhinweisen, daß trotz S. 161 meinschaft in hallisch-pietistischer Ausrichtung, Hymnologie, Kir-

und S. 174 Anm. 23 die Nachwirkung Luthers bei Flacius weniger chengesang).

greifbar ist, als es zunächst den Anschein hat? Das vom Vf. für Flacius Es folgen Hinweise auf die Überarbeitungsprinzipien des damaligen
rtiierte hermeneutische Prinzip müßte sich an konkreter Schriftaus- Herausgebers Urlsperger (besonders beschwerlich die Eliminierung
legung bewähren. Nun hat Flacius keine Bibclkommentare hinterlas- von Personennamen), abschließend steht der Dank für ideelle und
scn. Vielleicht könnte eine Durchsicht seiner zahlreichen Streitschrif- materielle Unterstützungen: u.a. an die Universitäts- und Landesten
noch etwas über seinen Umgang mit biblischen Texten erbrin- bibliothek Sachsen-Anhalt in Halle, an Einrichtungen in den USA
gen- und an die Salzburger Landesregierung.

Diese Rückfragen können nur vermutungsweise geäußert werden. Die Übersetzung des Diariums Für 1740 (außer 13. 9. bis 31. 10.)
Sie betreffen auch nur einen Aspekt, wenn auch einen zentralen umfaßt 270 Druckseiten. Sie ist mit hervorzuhebender Akribie ausge-
Aspekt der vorliegenden Arbeit und können auch die Freude darüber führt und trägt auch stilistischen Besonderheiten von Sprache und
n|cht schmälern, daß mit dieser Untersuchung ein wichtiges, aber Ausdrucksweise jener Zeit mit feinem Empfinden Rechnung. Die
sProdes Stück der thcologiegeschichtlichen Überlieferung deutlich Anmerkungen lassen erkennen, daß nicht nur ausdrückliche Bibel-
weitcr erschlossen und in größere Zusammenhänge eingeordnet wor- zitate, sondern auch Anklänge anhand der King James Version über-
Qen ist. Auch sind die in der Arbeit enthaltenen Warnungen vor der prüft worden sind; es wäre zu begrüßen, wenn die demnach ohnehin
' llUschalisierung von Urteilen höchst notwendig. Aufmerksam ge- festgestellten Bibelstellenangaben auch durchgängig vermerkt wür-
maeht sei auch noch auf die Hinweise zur Textkritik des Corpus den, so daß eine Auswertung unter theologischen und frömmigkeits-
Reformatorum S. 101 Anm. 35 und S. I 14. geschichtlichen Gesichtspunkten das Material ähnlich aufbereitet
Leider enthält die am Schluß des Bandes zusammengestellte Biblio- vorfände wie die Hymnologie durch die dankenswerterweise erfolgte
graphie zum Schrifttum des 16. Jahrhunderts keine Bibliothcksfund- Zusammenstellung der zitierten Kirchenlieder. Dem Bearbeitungs-
or'e. Ihre bibliographische Verzeichnung dürfte unter den gegenwärti- grad durch die Herausgeber wäre es auch angemessen, wenn die beigen
Bedingungen immer notwendiger werden. den im Faksimile abgedruckten Choralsätze im Generalbaß (Seite 66
Leipzig Ernst Koch unt^ 'n heutiger Notenschrift wiedergegeben würden, was nicht

schwierig ist und vielleicht im nächsten Band nachgeholt werden

kann; sie sind es wert!

KirchengeSChichte: Neuzeit 20 Seiten Anmerkungen (d i pro Druckseite des Diariums etwas

., mehr als eine) schließen sich an. Sie zeugen von sorgfältiger Beschäfti-

"■sperger. Samuel [Ed.]: Detailed Reports on the Salzburg Emi- gung mit der Materie und bieten hauptsächlich:

grants Who Settled in America ... Vol. 7, 1740. Transl. and ed. by _ Hinweise auf das Redaktionsverfahren Urlspergers;

w- r. Jones and D. Savelle. Athens, Georgia: The Univ. of Georgia i_- ■ u u- ■ i~ i_ i i

Prpccino-) -> ■ r o ». . m -V - historische Hinweise für einen breiteren Leserkreis;

rress 1983.315 S. gr. 8 . Lw. $ 25.-. k uu. u ji ua

- Erläuterung geographischer, botanischer und zoologischer Anga-

Pünktlich vor den Feierlichkeiten zum 250. Jubiläum der Ankunft ben, die Jones aufgrund jahrzehntelanger Ortskenntnis in besondc-

j-'ner Gruppe emigrierter Salzburger im März 1734 in Georgia (USA) rer Weise zu geben vermag;

Jgt der amerikanischerseits zur Zeit einzige Spezialist auf diesem Ge- - Ermittlungen von Personen, die ungenau oder indirekt erwähnt
lel Li. F. Jones (gebürtig aus Georgia, Professor für Germanistik an oder deren Namen für den Druck eliminiert wurden (mehr als ein
°-er University of Maryland in College Park, Md.) den 7. Band der von Drittel aller Anmerkungen; eine besonders mühsame Arbeit, da die
,nm und Mitarbeitern herausgegebenen Reihe vor. Originale der Diarien aus Amerika für 1740 in Halle nicht vorhan-
°e' dem Unternehmen handelt es sich um die englische Überset- den sind);
Ung des ursprünglich deutschen Amtstagebuchs („Diarium"), das (so - Erläuterungen von theologischen Sachverhalten, damaliger pietisti-
gut w'e ausschließlich) durch den ersten Pfarrer der Salzburger An- scher Terminologie und Frömmigkeit für den Nichtfachmann;
^"-'dlung in Ebenezer in Georgia Johann Martin Boltzius über die - bibliographische Ermittlungen von zitierten Büchern und Hinweise
ure | 7T3 bis 1765 getührt und in überarbeiteter Form durch den mit auf Anspielungen an Choräle (hier würde sich mit einer gründ-
en Franckcschen Stiftungen in Halle in engem Kontakt stehenden liehen, allerdings zeitaufwendigen Durchsicht von J. A. Freyling-
u&shurger Pfarrer Samuel Urlsperger herausgegeben worden ist hausen: „Geistreiches Gesangbuch" wohl noch einiges identifizierter
dem Titel: „Ausführliche Nachricht Von den Saltzburgischen ren lassen (Anmerkungen II Nr. 16 und 35).

'JnkWantcn, Die sich in America niedergelassen haben" (usw.), Halle: Ein Verzeichnis von 11 Errata (Druckfehler, Präzisierungen, Ergän-

atsenhaus, 3 Teile: 1735 bis 1752. Fortsgesetzt wurde die Reihe zungen) wurde dem Herausgeber vom Rezensenten zugesandt.

Ureh Samuel und Johann August Urlspcrger als „Amcricanisches Das Buch schließt mit zwei Indices: der Aufstellung der zitierten