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1986

Kategorie:

Altes Testament

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Neuerscheinungen

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Theologische Litcraturzeitung III. Jahrgang 1986 Nr. 9

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Die F.rgehnisse der verschiedenen Unlersuchungsrichtungen füg!
der VT. zu dem Bild eines umfassenden redaktionellen Handelns zusammen
(S. 199-228). Es ordnete die 150 Psalmen nicht völlig neu.
schuf aber das konsequent und zielbewußt frühe Sammlungen, einzelne
Psalmen und spätere. Gruppierungen vereinigende Werk des
Psalters. Die vom Bearbeiter intendierte Botschaft durchdringe das
Cianze und v erdränge jene der früheren Teilsammlungen: Ps I liefere
„hermeneutische Grundsätze", wie sich der Leser den Psalmen zu
nähern habe (S. 207). Die redaktionelle Unterteilung des Psalters
wirke wie Fingerzeige auf die Verkündigung, die der Bearbeiter durch
sein fünffach gegliedertes Werk mitzuteilen beabsichtigte
(S. 209-228).

Die Untersuchung ist klar konzipiert, methodisch streng und mit
didaktischem Geschick (vgl. die Übersichten und Anhänge) durchgeführt
. Ihr Wert liegt nicht in den vielen Einzelbeobachtungen; sie
wurden in der Mehrzahl in der Forschung bereits vor dieser Veröffentlichung
diskutiert. Auch bietet die Interpretation der Bearbeitungsmotive
(Kap. 7) gegenüber den Erkenntnissen von B. S. C'hildsJ kaum
neue Aspekte. W.s ..Entdeckungen" (S. 199) liegen in der konzentrierten
Erforschung der Leistung der verschiedenen Elemente als Zeichen
einer auf das (ianze des Psalters gerichteten redaktionellen Tätigkeit.
Alle Prüfvorgänge werden nachvollziehbar besehrieben. Ergebnisse
behutsam erhoben und von den Feststellungen aus der vergleichenden
Textarbeit her kritisch beurteilt. Die differenziert dargebotene Behauptung
, mit dem gegenwärtigen Zustand des Psalters sei nicht das
Bndstadium einer verwickelten Sammlungsgesehiehtc erreicht, vielmehr
die planvoll erstreble einheitliehe Form eines Gesamtversländ-
nisses. beeindruckt. Sie beseitigt durchaus nicht grundsätzliche Zweifel
, es sei denn, der Leser begibt sieh auf den Weg des Autors; hier freilieh
muß die angenommene redaktionelle Aktivität - mit der einzigen
Ausnahme in Ps 72.20 - aus einer.Fülle von Angaben durch eine entsprechende
Deutung erschlossen werden. Wichtige Fragen, z. B. nach
Zeit und Ort der Bearbeitung, bleiben unbeantwortet. Leider setzt sich
W. nicht mit C. Westermanns Ansatz/ auseinander, dessen Beurteilung
der Forschungslage und Aufmerksamkeil für die groben Kompositionen
sieh doch mit seinem Anliegen berühren,

Wie stark oder wie wenig überzeugend der Leser auch W.s Beweisführungen
aufnehmen mag. die Untersuchung wird sein Interesse an
der Gestaltung des Psalters intensivieren und ihn gerade dann, wenn
er w idersprechen möchte, nötigen, den weitverbreiteten „bruebstück-
artigen" Zugang zur biblischen Psalmen-Sammlung erneut zu überdenken
.

Bochum Dieter Vetter

' H.Gunkel J. Begl ich. Einleitungin diePsalmen,-Götting*n'l975,436.
" 2 H.Gunkel/J. Bcgrieh.a.a.O..447.

' Vgl. auch Ci. H. Wilson. The Qumran Psalms Manuscripts and the C'onse-
eutive Arrangement of Psalms in the flehrew Psalter, in; CathoHc gib Kcal
Quaterly 45. 198.1.377-388.

' B. S. C hilds. Introduetion to the Old Testament as Scriptum. Philadelphia
1979. Sllf; ders.. Psalm Titlcs and Midrashie Exegesis. in: JSS 16. 1971.
137-150.

('. Westermann, zur Sammlung des Psalters, in; ThViat 8. 1961/62,
278-284.

Emmerson. Graee I.. Ilosea: An Israelitc Prophet in Judcan Perspective
. Sheffield: JSOT Press 1984. XI. 224 S. 8' = Journal for the
Study of the Old Testament. Suppl. Scries 28. Geb. $ 28.50; Kart.
S I 1.50.

Die vorliegende Untersuchung wurde von der Autorin im Jahre
1982 der Univcrsity of Neweastle upon Tync als Dissertation zur Erlangung
des Cirades eines Ph. D. vorgelegt. Sic ist der redaktions-
gesehiehtliehen Methode verpflichtet. Die Autorin geht von dersehon
mehrfach behandelten Tatsache aus. daß die Überlieferung des Propheten
des Nordreiches an etlichen Stellen auch Juda und das dav i-

disehe Königshaus berührt, und dies durchaus nicht immer kritisch.
Daß dies unmittelbar zu der Botschaft Hoseas zu rechnen sei. ist mit
einigem Recht angezweifelt worden. Als Lösung des hiermit entstehenden
Problems wird gemeinhin die Tatsache angenommen, daß
die Sammlung der Sprüche des Propheten nach dem Ende des Nord-
reiches, durch den Fall von Samaria. nach Juda'Jerusalcm verbracht
worden sei und dort eine endgültige nun aber judäische Redaktion
und auch Rezeption erfahren habe.

Die Autorin geht der Kommentierung dieser Stellen (2.16-17;
2,18-25; 1 1.8-1 I: 14.5-9: Chapter I. S. 9-55) gewissenhaft prüfend
nach, ohne unbesehen alle Stellen, die Juda nennen, einer judäischen
(deuteronomistisehen) Bearbeitung zuzuweisen. Wichtig für sie ist die
Beobachtung, ob diese Äußerungen sieh auch sonst nahtlos dem Kontext
einordnen, bedeutsam zugleich die theologische Feststellung,
nach der in dem Verständnis Hoseas von Schuld und Sühne Jahwe
selbst den ersten Sehritt zur Befreiung des Volkes aus seiner Schuldverstrickung
tut. nicht wie in judäiseher, deuteronomistisehcr Sicht,
nach der das Sehuldgcständnis und die Umkehr des Volkes Voraussetzung
für eine Entsündigung sein müssen. Nach Hosea ist die Antwort
Israels auf die Vergebung eine neue Gotteserkenntnis. Unter
dieser Voraussetzung läßt sieh nachweisen, daß Hosea in seinem ge-
samtisraelitisehen Denken Juda nicht aus seiner Zukunftshoffnung
ausgeschlossen hat.

Ähnliehe Wege gehen auch die Betrachtungen über: Judah and the
DavidicMonarchy(l2..J; 5,5: 5,10-14:6,4; 8.14:4.15; 6,1 1: 1,7:2.2:
Chapter II. S. 56-1 16). Dabei zeigt sieh, daß die Geriehtsprophctie
des Propheten eher die wechselvolle Geschichte des nordisraelitischen
Königtums betrifft, während die Stabilität des davidischen Königtums
bei allen seinen Schwächen doch eine theologische Würdigung erfahrt
. Ein Exkurs beläßt sieh speziell mit: 1 losea's attitude to reunion
(3.5): ein weiterer mit: Hosea s attitude to monarehy (12.1).

In der Kultkritik: Israelite Worship: Its Sanetuaries and Cult
Practices (Chapter III. S. 120-155) werden dann die Heiligtümer des
Nordreiches, insbesondere Bethel und Gilgal. sowie die Opfer-
darbringungen untersucht, wobei diese Heiligtümer als solche von
ihrer Würde nichts einbüßen, während der dort von den Zeitgenossen
praktizierte Kult einer gründliehen Kritik unterzogen wird. In seiner
Einschätzung geht Hosea hierin nicht die Wege des Propheten Arnos,
sondern läßt eine gewisse Nähe zum Dculeronomium nicht verkennen
, das ja auch das Reich Israels und Judas in Betracht zieht.

Ein sehr umfangreicher Füßnotenapparat (S. 165-199). eine Bibliographie
(S. 200-208) und ein Index der Bibelzitate (S. 209-224)
ergänzen diese eigenständige, bisweilen eigenwillige, geistreiche Arbeit
, die aufmerksame Beachtung verdient.

Halle (Saale) Gerhard Wallis

Book List 1985. London: The Society for Old Testament Study 1985.
DOS. 8.

Cohn. Robert L.: Convention and Creativity in the Book of Kings: The Case
of'the Dying Monareh (CBQ 47, 1985.603-616).
Guilmin. Serge: Jona (ETR 61. 1986. 189-193).

Jcnni. Emst: Hebraistische Neuerscheinungen (ThR 50. 1985.313-326).

Koch. Klaus: Aufder Suche nach derGeschichte (Bibl 67. 1986. 109-117).

kselman. John S.: The Social World of the Israelite Prophcts: A Review
Article(RcligiousStudies Review II. 1985. 120-129).

Ocming. Manfred: Biblisehe Theologie - was folgt daraus für die Auslegung
dcsAT'MEvErz 37. 1985.233-243).

Schmidt. Werner H.: Ansätze und Absichten alttestanicntlicher Ethik
(BiKi 40. 1985.94-100).

Sekine. Masao: Der ..Bruch" in der allhebräischen Poesie (AJBI 11. 1985.
3-15).

Weinberg- Joel P.: Die soziale Gruppe int Weltbild des Chronisten (ZAW 98.
1986.73-95).

Westentiann, ( laus: Zur Erforschung und /um Verständnis der prophetischen
Heilswortc(ZAW 9. 1986. 1-13).

Zobel. Hans-Jürgen: Prophet in Israel und Juda Das Prophetenverständnis
des Hosea und Amos(ZThK 82.1985.281-299).