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Ausgabe:

1986

Spalte:

654-655

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Raffelt, Albert

Titel/Untertitel:

Proseminar Theologie 1986

Rezensent:

Beyer, Michael

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Theologische Literaturzeitung III. Jahrgang 1986 Nr. 9

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oder durch mehrere Daten - in der Regel von der Hand des Schreibers
-zuverlässig festgelegt ist" (S. I I).

Ergänzend fänden zwei Gruppen undatierter Hss. Aufnahme: solche
mit Angabc des Schreibernamens (signierte Hss.) und in enger
Auswahl Hss.. deren Entstehungszeit man zuverlässig erschließen
kann (datierbarc Hss.). Diese zweite Gruppe (aus nur 4 Hss. bestehend
, also sehr behutsam ausgewählt) umfaßt zusammen mit den
datierten Hss. die 308 Abb. der „Hauptreihe" des Tafelteils in chronologischer
Anordnung, der in der ..Ergänzungsreihe"
(Abb. 309-337) die Tafeln der nur signierten Hss. folgen. Der Einbeziehung
dieser beiden Gruppen, welche das durch Datierung herausragende
paläographische Quellenmaterial für die Erörterung
schritt- und überlieferungsgeschichtlicher Fragen anreichern, muß
man - vor allem für die frühe Zeit - zustimmen.

Der Band umfaßt (im Unterschied zu den meist jeweils zweibändig
unterteilten Reihen des Projekts) Text- und Abbildungsteil. Sein Format
(34x24,5 cm) gestattet die Wiedergabe aller Abbildungen in
Originalgröße (meist vollständige Seiten mit Subskription, doch bevorzugt
man Textseiten mit Initialen), ihre Qualität (Hochglanz-
papicr) und Lesbarkeit ist sehr gut. Zu jeder der abgebildeten Hss. enthält
der „Katalog" des Textteils (S. 25-90) in Signaturfolge eine
erläuternde Kurzbeschreibung, deren Anlage und Umfang vom Vf.
ebenfalls in exemplarischer Weise erläutert wird (S. 13-17). Das
Orundsehcma tür die einzelnen Beschreibungen umfaßt folgende
•4 Angaben: Signatur. Lokalisierung, Datierung. Beschreibstoff,
blattzahl, Format. Maße des Schriftraums. Folioangaben. Vcrfasscr-
name/Titel. Sehreibernahme, Provenienz. Lokalisierungs- und Da-
tierungsstclle in der Hs., Katalogzitat, Abbildungsnummer/abgcbil-
dete Textstelle.

Der historischen Orientierung dient ein präziser, knapper Abriß der
Geschichte der Sammlung (S. 2-10), die zusammengewachsen ist aus
Hss. der 1668 gegründeten Frankfurter Stadtbibliothek (entstanden
durch Vereinigung der spätmittelalterlichen Raisbücherei mit der
1529 eingerichteten ..Barfüßerbibliothek") und den dortigen Bibliotheken
des karolingischen Salvator- und späteren Bartholomäusstifts,
des spätmittelalterliehcn Lconhardstifts, des um 1246 gegr. Karmeliter
- und des 1233 gegr. Dominikanerklosters. Von den 218 lokalisierten
oder lokalisicrbaren datierten Hss. stammen 50 sicher oder
vermutlich aus Frankfurt selbst, andere aus dem westdeutsch-mittel-
t"CÜltschetl Gebiet und naturgemäß aus vielen anderen deutschen Regionen
(besonders südwestdeutsehcr. auch niederrheinisch-kölnischer
Provenienz) und den angrenzenden Ländern (Italien, Österreich,
Frankreich), wie eine regionale Übersicht* zeigt (S. 101-106, zusammengefaßt
S. 9). Aufschlußreich ist auch die chronologische
Ubersicht (S. 93-100), deren Auswertung gleichfalls in der Einleitung
(S. 9) gegeben wird und die erkennen läßt, daß in den Hss. dieser
Sammlung Datierungen im 12. Jh. beginnen, bis ins 14. Jh. selten
sind, um 1425 unvermittelt ansteigen und zwischen 1450 und 1475
kulminieren, bis etwa 1525 noch anhalten und dann verebben. Diese
Beobachtungen wird man später mit den Strukturen anderer Bestände
genauer vergleichen können, und sie werden dann repräsentative Folgerungen
zu verschiedenen Aspekten der Buch- und Bibliotheksgeschichte
erlauben.

Schon heute werden (S. VIII und 10) einige zusätzliche kodikolo-
gische Betrachtungsweisen hervorgehoben, die-wie oben gesagt-den
Kreis der wissenschaftlichen Benutzer nach verschiedenen Seiten erweitern
. Diese werden auch aus den Registern (S. 107-1 15), die nach
Personen und Orten bzw. Verlässernamen und Titeln anonymer
Werke angeordnet sind, ebenso vielfachen Nutzen ziehen (z. B. für die
Personengeschichtliche Forschung) wie aus anderen Beigaben. Von
mnen sind weiter zu nennen die Signaturenliste (S. I 160 und das Ab-
bildungsverzcichnis (S. 118IT) mit Datierungen und, falls möglich,
<<ueh Lokalisierungen; außer dem Literaturverzeichnis (S. 19) interessiert
auch eine Liste der I 5 ausgeschiedenen Hss. mit einzelnen Begründungen
(S. 91 0-

Der paläographisch interessierte Benutzer wird dieses Werk dankbar
, aber mit einer gewissen Vorsicht heranziehen; denn eine einzelne
datierte Schriftparallele ist schon aus Gründen wie Lebensalter des
Kopisten, Schrcibermobilität usw. nicht direkt aussagekräftig. Er
würde wohl auch gerne unterhalb der Tafeln die Bezeichnung der betreffenden
Schriftart finden, doch hat man angesichts der besonders
für das Spätmittclalter immer noch wenig einheitlichen (internationalen
) Terminologie darauf verzichtet. (Der Hss.katalog selbst bietet
diese Angabe, wobei man nach heutiger Einschätzung den Schrifttyp
der Bastarda enger faßt und die spätmittelalterliehcn Buchkursiven als
Grundtyp dieser Texthss. ansieht.)

Die Vielfalt des Materials wie der beigegebenen Hilfsmittel zu seiner
Erschließung und weiteren Nutzbarmachung ist übersichtlich dargeboten
und sehr sorgfältig erarbeitet. (Unter den ganz wenigen kleinen
Unebenheiten stört am ehesten, daß es sich im Katalogteil S. 59
bei der zu Ms.Praed. 14 gehörenden Abbildung nicht um Nr. 321,
sondern um Nr. 317 handelt.)

Der ausgezeichnet gearbeitete Band schließt sich den vorliegenden
ausländischen Reihen des CMD ebenbürtig an. Der Vf. hat, wie schon
bei der Katalogisierung des Frankfurter Hss.bestandes (und besonders
mit dem beispielhaften ersten Katalogband), so auch mit diesem
ersten deutschen Band der Reihe datierter Hss. nicht nur einen Neubeginn
gewagt und erfolgreich abgeschlossen, sondern auch für die
weitere Bereitstellung und Erschließung mittelalterlicher Hss.be-
ständc gültige Maßstäbe gesetzt.

Düsseldorf Gerhard Karpp

Raffelt. Albert: Proseminar Theologie. Einführung in das wissenschaftliche
Arbeiten und in die theologische Bücherkunde. 4.. völlig
neubearb. Aufl. Freiburg-Bascl-Wien: Herder 1985. 192 S. 8*.
Kart. DM 19.80.

Schon die 2. bzw. 3. Aull, des 1975 zuerst erschienenen, in
ThLZ 102, 1977, 22f von Helmar Junghans besprochenen. ..Proseminar
Theologie" brachte in bibliographischer Hinsicht erhebliche
Ergänzungen. Naturgemäß veralten in einem solchen Hilfsbuch die
Angaben über ..Bücherkunde zur Theologie" (S. 128-182) sehr
schnell. Diesem Prozeß steuert die Neuauflage erfolgreich entgegen,
bringt bibliographisch den ihr möglichen letzten Stand und kann
mittlerweile fast eine ökumenische Bücherkunde genannt werden.
Auch der Anmerkungsapparat zu den Ausführungen über das wissenschaftliche
Arbeiten ist durchgängig mit neuester Literatur versehen
worden. Die Bücherkunde wurde in bezug auf ihre Systematik verändert
. So wurden z. B. die Informationen über biographische Nachschlagewerke
erheblich erweitert, je ein Titel aus Philosophie, Musik.
Literatur und Kunst hinzugefügt und auch der früher nur mit einem
Verweis bedachten Hagiographie ein Gliederungspunkt eingeräumt
(S. 133-135). Der Abschnitt „Enzyklopädien. Lexika" (14.6) verzichtet
auf die Zuordnung zu einzelnen Fremdsprachen, nennt nacheinander
die allgemeinen Lexika, allgemeine theologische deutschsprachige
sowie allgemeine fremdsprachige Werke und gleicht Fehlendes
durch eine Erweiterung der systematischen Untergruppen aus
(S. 142. 144-146).

Die dem selbständigen wissenschaftlichen Arbeiten der Studenten
gewidmeten Kapitel sind punktuell überarbeitet und ergänzt worden
und verweisen reichlich auf weiterführende Literatur. Wichtig scheinen
Hinweise auf die elektronische Datenverarbeitung für die bibliographische
Recherche (S. 33. 37) und der Ausblick auf die Arbeit mit
Kleincomputern (S. 78) zu sein. Neu ist der Abschnitt über den „Vortrag
" (S. 97-100).

Angemerkt sei, daß sich R. nunmehr zwar weitgehend der ..Regeln
der alphabetischen Katalogisierung (RAK)" bedient und sie auch den
Studenten anempfiehlt, aber selbst noch keine vollständige Einheitlichkeit
erzielt. So sollen die Studenten nicht nur bei Verlässerwerken
zuerst die Namen der Autoren suchen, sondern ebenfalls bei Sachtitel-
wqrken die Namen der Herausgeber. Entsprechend unterschiedlich