Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1986

Spalte:

634-635

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Welge, Katharina-Elisabeth

Titel/Untertitel:

Ideologie und Weltanschauung in Predigten der Berliner Domprediger zu Texten vom Tod und von der Auferstehung Jesu Christi (1539/40-1817) 1986

Rezensent:

Welge, Katharina-Elisabeth

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

633

Theologische Literaturzeitung 111. Jahrgang 1986 Nr. 8

634

gische Wende ist darin zu finden, daß er die Geschichtlichkeit der Geschichte
Jesu Christi zur Sprache gebracht hat. Der erste Teil dieser
Dissertation behandelt diese theologische Entwicklung K. Barths besonders
im Blick auf den Gottesbegrifif.

Es handelt sich im zweiten Teil dieser Dissertation um die theologische
Auseinandersetzung heutiger Theologen mit K. Barth. Zu
dieser Auseinandersetzung sind 3 Themen (Gottes Offenbarung,
Kreuzestheologic und Trinitätslehre) ausgewählt. Diese Dissertation
beschäftigt sich zur Auseinandersetzung um die Offenbarung Gottes
mit der Kritik W. Pannenbergs an der Worttheologie K. Barths und
der Stärke und Schwäche des Programms Pannenbergs .Offenbarung
als Geschichte' und zuf Diskussion um die Kreuzestheologie und die
Trinitätslehre mit der Kreuzestheologie und der Trinitätslehre von
K. Barth, K. Rahncr, W. Kasper, H. Küng, E. Jüngel undJ. Moltmann.

Schäfer, Karl Gerhard: Eucharistie im ökumenischen Kontext. Zur

Diskussion um das Herrcnmahl in Glauben und Kirchenverlässung
von Lausanne 1927 bis Lima 1982. Diss. Tübingen 1981. 352 S.

Die historisch-dogmatische Arbeit sucht einen Beitrag zur Debatte
um das Lima-Dokument zu leisten. Ausgehend von der Überlegung,
daß das Ergebnis eines Denkprozesses nicht wirklich verstanden
werden kann ohne Kenntnis des Weges, der zu dem Ergebnis gelührt
hat, ist der Versuch unternommen, den Prozeß des Ringens um das
Herrenmahl in Faith and Order von Lausanne 1927 bis Lima 1982
nachzuzeichnen. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt bei der
Darstellung und Analyse der für das Thema ..Eucharistie" relevanten
Texte und Dokumente von „Glauben und Kirchenverfassung". Da
diese Materialien in komplexe Entwicklungen eingebettet sind, ist es-
ansatzweise - unternommen, sie im Horizont übergreifender theologischer
, kirchlicher bzw. ökumenischer Zusammenhänge wahrzunehmen
und zu interpretieren.

Im Verlauf des Gesprächs um das Herrenmahl vollzogen sich Entwicklungen
und Veränderungen, die Methode, Charakter und Zielsetzung
des Dialogs betreffen: Glauben und Kirchenverfassung bemühte
sich zunächst um Feststellung und Überwindung von LehrdilTerenzen.
Diesem Ziel dienten die komparative Methode, sowie Bestrebungen,
die geschichtliche Bedingtheit theologischer Aussagen zu erweisen
und den Verstchcns- und Auslcgungsspiclraum gegensätzlicher Lchr-
aullässungen auszumessen. Konvergenzen, die sich so ergaben, verblieben
allerdings weithin auf der Ebene kirchlicher Überzeugungen
und hatten ihren Ort im Rahmen eines Konzeptes, das die Reduktion
verschiedener Traditionen auf einen gemeinsamen Nenner intendierte
. Die durch Lund (1952) angeregte Zuneigung der Kirchen zur
Fülle Christi ermöglichte dann die Wahrnehmung und theologische
Bearbeitung der trennenden Unterschiede im Licht der in Gott gegebenen
und verheißenen Einheit, ließ verstärkt nach dem Christuszeugnis
in den Gestalten seiner ursprünglichen Bezeugung fragen und
führte zu einer Rezeption vor allem altkirchlichcr Tradition, die die
Neuinterpretation der Tradition in Hinsicht auf die erstrebte sichtbare
Einheit und gegenwärtige Herausforderungen einschloß. Für das
Eucharistiegespräch gilt in exemplarischer Weise, daß es sich zunehmend
in „pleromatischcr" Perspektive vollzog - als Einladung und
Zumutung an die Kirchen, über ihre eigenen Traditionen hinaus der
Fülle und des Reichtums der Eucharistie gewahr zu werden -. in
diesem Zusammenhang verstärkt Fragen der Praxis, der Frömmigkeit
und des ethischen Engagements aufnahm und verpflichtenderen Charakter
gewann. Im Nachvollzug des multilateralen Dialogs über die
Eucharistie tritt in exemplarischer Form die geduldige Beharrlichkeit
ans Licht, mit der „Glauben und Kirchenverfassung" ein theologisch
Fundiertes Einigungswerk verfolgt. Im Blick auf die Eucharistie dokumentiert
die Lima-Erklärung als vorläufiger Abschluß des Dialogs
bedeutsame Konvergenzen. Die Untersuchung stellt diese Konvergenzen
dar, formuliert Anfragen in bezug auf die Behandlung der
Eucharistie und markiert abschließend Einzelaspekte übergreifende
Probleme und Fragestellungen, die sich auf den Rezeptionsprozeß

beziehen und der ökumenischen Weiterarbeit bedürfen: Die Fragen
u. a. nach dem Evangelium, nach dem Zusammenhang von Wort und
Sakrament, nach einer angemessenen ökumenischen Hermeneutik,
nach dem Wesen des im ökumenischen Dialog angestrebten Konsensus
und der im Dialog implizierten Sicht von Einheit bezeichnen
Grundprobleme, die sich mit dem Lima-Dokument stellen.

Welge, Katharina: Ideologie und Weltanschauung in den Predigten
der Berliner Domprediger zu Texten vom Tod und von der Auferstehung
Jesu Christi (1539/40-1817). Diss. Greifswald 1985. IV,
191 S.

Haben Ideologie und Weltanschauung, hat der „Zeitgeist" einen
Einfluß auf das Proprium des christlichen Glaubens, auf die Verkündigung
vom Tod und von der Auferstehung Jesu Christi? Diese
Frage steht hinter der vorliegenden Dissertation, die anregen möchte,
sich mit dem genannten Problem intensiver wissenschaftlich zu beschäftigen
.

In der Arbeit selbst wird ausgehend von der marxistisch-leninistischen
Philosophie in der DDR und dem, was sie zu den Begriffen
„Ideologie" und „Weltanschauung" sagt, nach Ideologie und Weltanschauung
in Predigten gefragt. Als Untersuchungsobjekt wurden
die Predigten der Berliner Dom- und Hofprediger zu Texten vom Tod
und von der Auferstehung Jesu Christi aus rund 300 Jahren ausgewählt
. Dieser lange Zeitraum ermöglichte es. nach Weltanschauung
und Ideologie als Bereichen des gesellschaftlichen Bewußtseins zu fragen
. So steht im Mittelpunkt der Arbeit nicht der einzelne Prediger,
sondern die Weltanschauung und die Ideologie, die sich für einen
längeren Zeitraum verallgemeinern lassen. Wo eine solche Verallgemeinerung
nicht möglich war, nämlich bei den beiden Reformatoren
J. Agricola und J. Schenk, wurde nach den sozialen und gesellschaftlichen
Ursachen gefragt. Neben der Beschreibung der Ideologie
und Weltanschauung dieser beiden Prediger aus der Mitte des 16. Jh.
steht diejenige der lutherischen Predigeram Dom von 1575-1614, die
der reformierten Prediger von 1614-1740 und die der reformierten
Aufklärungsprediger 1740-1817. Ein Exkurs geht der Frage nach, ob
man mit Einflüssen der hugenottischen Prediger auf die deutsch reformierten
Predigerrechnen kann.

Als Ideologie in Predigten werden alle Aussagen gewertet, die geeignet
sind, Klassen- oder auch Gruppeninteressen der Prediger zu
vertreten. So wird danach gefragt, welche Gegner und welche politischen
Ereignisse in den Predigten genannt werden und welche Stellung
der Prediger zu den Klassen der Gesellschaft deutlich wird. Obwohl
die allgemeine Klassensituation der Prediger im behandelten
Zeitraum gleich blieb, war ihre konkrete soziale Lage sehr unterschiedlich
und verursachte deshalb auch unterschiedliche Parteinahme
in der Gesellschaft. Die Prediger vertraten vor allem Interessen
, die sich aus den besonderen Aufgaben und Konflikten ihres eigenen
Berufsstandes ableiteten. Der Einfluß der Ideologie und Weltanschauung
der herrschenden Klasse, speziell der brandenburgpreußischen
Kurfürsten und Könige, ist in den Predigten weniger erkennbar
. Er äußert sich vielmehr vor allem bei der Besetzung der
Dompredigcrstellen durch Prediger der den Herrschern genehmen
theologischen Richtung.

Als Weltanschauung wird in der vorliegenden Arbeit gewertet, was
in den Predigten über die Natur, die Gesellschaft, das Denken und die
Zukunft sowie das jeweilige Verhältnis des Menschen dazu ausgesagt
wurde und welche Orientierungen und Wegweisungen daraus abgeleitet
wurden. Aus methodischen Gründen wurden biblisch-theologische
Aussagen nicht zur Weltanschauung gerechnet. Theologische
Aussagen wurden nur insoweit beachtet, wie sie weltanschaulich relevant
sind, d. h. auf irgendeine Weise die oben genannten Fragen
beantworten und Orientierungen für das Fühlen, Denken und Handeln
der Menschen enthalten. Soweit diese Orientierungen nicht im
Rahmen der Frage nach der Weltanschauung und Ideologie genannt
wurden, wird auf sie im einleitenden Kapitel (1.2.2.) eingegangen. Sie
leiten sich direkt vom biblischen Text ab und gleichen sich in aller