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Ausgabe:

1986

Spalte:

616-619

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Mackin, Theodore

Titel/Untertitel:

Divorce and remarriage 1986

Rezensent:

Stein, Albert

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Theologische Literaturzeitung 111. Jahrgang 1986 Nr. 8

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länger Schwierigkeiten bereitete, im 20. Jh. angemessen von Gott zu
reden, als der evangelischen.

Abschließend sei auf drei, meist in Anmerkungen stehende Hinweise
Seigfrieds auf Parallelen und Unterschiede im Denken Salats
und Schleiermachers, insbesondere im Bereich der Ethik, hingewiesen
: S. 112, Anm. 422: „S(alat) kannte Schleiermachers Schriften",
was leider im Gang der Untersuchung nicht im einzelnen belegt wird;
„wahrscheinlich hat erden Begriff .Bewußtsein der Abhängigkeit' daraus
übernommen". - S. 193, Anm. 26: „S(alat) bevorzugte eine Zeitlang
den Ausdruck .Abhängigkeitsgefühl'" gegenüber „Religionssinn
", „Religionsgefühl" u. ä„ „doch schließlich lehnt er ihn wegen
der von Schleiermacher gefolgerten Trennung von Theologie und
Philosophie ab. Schleiermacher habe verkannt, daß die Philosophie
den .Sachgrund' jeder positiven Wissenschaft, also auch der Theologie
, festlegt". Schließlich benutzt Salat mit Nachdruck den Terminus
„religiöse Anlage". - S. 200, Anm. 70, scheint mir ein gewisser
Widerspruch zu den beiden eben zitierten Anmerkungen zu sein,
wenn es hier heißt: „Bei S(alat) kommt Schleiermacher selten zur
Sprache. Wenn S. Glaube als Gefühl bezeichnet, geht das eher auf
Jacobi als Schleiermacher zurück." An dieser Stelle wäre nun eine
weiterführende Studie zum Verhältnis Salat-Schleiermacher unter
Einbeziehung Jacobis fall ig (vgl. den Brief Salats vom 29. 11. 1806 an
letzteren im Jacobi-Nachlaß, UB Freiburg i. Br.). Vielleicht erwiese
sich dann der katholische Vermittlungstheologe und Spätaufklärer
Salat auch noch als ein respektabler Schüler und Kritiker jenes protestantischen
„Religions"-Theologen, der nicht nur Karl Barth, aber
diesen besonders dazu herausforderte, in neuer Weise zu Beginn unseres
Jahrhunderts von Gottes Offenbarung in Christus zu reden.

Borken-Arnsbach Bernd Jaspert

Deschner, John: Wes|ey's Christology. An Interpretation. With a new
Foreword by the Autor. Dallas: Southern Methodist University
Press 2ndpubl. 1985. XXI, 221 S. 8'. Kart. $ 12.95.

Bei John Deschner begegnen uns zwei typische Merkmale eines
evangelischen Theologen methodistischer Tradition: die große Aufgeschlossenheit
für die ökumenische Sache und die intensive Beschäftigung
mit dem theologischen Denken John Wesleys. Seit 1946 hat er
leitend im United Student Christian Council der USA mitgearbeitet,
in der World Student Christian Föderation, im World University Service
, im USA National Council of Churches und der Theological
Commission of the Consultation in Church Union. 1968 wurde er in
die Faith and Order Commission gewählt, deren Moderator er 1983
wurde. Daß er - schließlich als "plenary Speaker" - an den Weltkirchenkonferenzen
in Uppsala, Nairobi und Vancouver teilgenommen
hat (S. 221), versteht sich angesichts dieses Engagements schon
fast von selbst.

Wie viele andere Angehörige seiner Kirche, so ist auch der ursprüngliche
Soziologe und spätere Theologe (nicht ganz ohne A. C.
Outlers Mittlerdienst, S. IX) durch Wesley zu seiner ökumenischen
Haltung inspiriert worden, der in seiner (auf S. 200, unter Nr. 34 angeführten
) Predigt über "Catholic Spirit" die ökumenische Gesinnung
jedem Christen, der zu Recht „Methodist" genannt wird, zur Pflicht
machte. Diese Predigt gehört zu den methodistischen „Standards",
deren Bedeutung für die methodistischen Kirchen der Welt auf
S. 7-13 umfassend kenntlich gemacht und denen in der Abhandlung
die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet wird.

Es ist daher verständlich, daß der Vf. (wie damals u. a. auch Harald
Löndström und Franz Hildebrandt, wie es auf S. IX richtig heißt) einzuschätzen
versuchte, welcher Platz John Wesley in der "Company"
derer zukommt, die sich als theologische Erben Marthin Luthers,
Johannes Calvins usw. verstanden haben oder verstehen. Zu einer
Zeit, in der vielfache Diskussionen über die Basis des ORK den kirchlich
-theologischen Alltag mitbestimmten, das Bekenntnis zu Jesus
Christus als Gott, Heiland und Herrn aber unbestritten war (das Buch
ist erstmals 1960 erschienen), bot sich Wesleys christologisches Verständnis
für eine solche Überprüfung geradezu an. Ganz nebenbei
(und offensichtlich auch nicht so bewußt wie durch C. W. Williams,
der zur selben Zeit seine „Theologie John Wesleys" veröffentlichte)
konnte mit einer solchen Arbeit der damals vom amerikanischen
Magazin "Life" aufgestellten und durch alle Kirchen und ökumenischen
Gremien wandernden Behauptung entgegengetreten werden,
daß der Methodismus zwar „groß in der Organisation, aber klein in
der Theologie" sei.

Im ersten Teil des Buches wird Wesleys Verständnis von der „Person
Christi" untersucht. Der Vf. läßt gelten; daß in Wesleys Predigten
die menschliche Natur des Gottessohnes (offensichtlich aus herme-
neutischen Gründen) eine untergeordnete Rolle spielt. Zugleich aber
weist er nach, daß sie in Wesleys theologischem Denken ein ebenso
großes Gewicht hat wie die göttliche (S. 370- Im zweiten Teil wird
unter der Überschrift "The Status of Christ" Wesleys Auffassung über
die Erniedrigung und Erhöhung des Gottessohnes dargestellt und
daraufhingewiesen, daß für ihn Jesu Heiligkeit verhüllte Herrlichkeit
und Jesu Herrlichkeit unverhüllte Heiligkeit war (S. 61). Die weiteren
Kapitel handeln vom „Werk Christi". Von der Beteiligung des Sohnes
an der Schöpfung bis hin zu dessen „prophetischem, priesterlichem
und königlichem" Wirken (das in Wesleys Denken "a prominent
place" innehatte, S. 730 ist in ihnen alles dargestellt.

Dem Vf. gelingt der interessante Nachweis, daß Wesley am 24. Mai
1738, dem Tag seines „Turmerlcbnisses" (wie wir in Anlehnung an
Martin Luther sagen sollten), „keine brandneue Theologie direkt vom
Himmel erhielt". Er hat an diesem Tag vielmehr die alte Theologie
wiederentdeckt, die nunmehr von ihm in einem lebenslangen Prozeß
reflektiert und mit einer unermüdlichen Einsatzbereitschaft bis in die
letzten Tage seines irdischen Daseins hinein gepredigt wurde
(S. 1970- Stellt man sich also unter einem „Erben" einen Nachfahren
vor, der die Gabe der Väter zu erwerben sucht, um mit diesem
„Pfund" zu „handeln" (Lk 19,13), so scheint mir der Vf. nachgewiesen
zu haben, daß John Wesley in der "Company" der reformatorischen
Erben eine eigenständige Stellung zukommt und daß er zu
Recht als Begründer einer neuen theologisch-kirchlichen Richtung
(neben den radikalen Reformern und der protestantischen Orthodoxie
, wie es S. IX heißt, aber doch wohl auch neben dem Pietismus
u. a.) anzusehen ist, eben der „methodistischen".

Das Buch wurde 1960 von der Theol. Fakultät Basel als Dissertation
angenommen. Karl Barth, der die Arbeit betreute, hat sie als
bedeutsam bezeichnet, da durch sie zweifelsfrei nachgewiesen würde,
daß wir es bei der Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben an
Jesus Christus mit „der Mitte, dem Brennpunkt und der Basis" von
Wesleys theologischer Arbeit zu tun haben, der mit seiner echt reformatorischen
Überzeugung nur gegen und nicht mit dem Strom seiner
Zeit schwimmen konnte (letzte Einbandseite). Zur erneuten Auflage
von 1985 hat der Vf. gerne seine Zustimmung gegeben, weil nach seiner
Überzeugung Weiterführendes bisher nicht erschienen ist (S. IX).
was tatsächlich der Fall zu sein scheint.

Werdau Karl Zehrer

Kirchen- und Konfessionskunde

Mackin, Theodore: Divorce and Remarriage. New York-Ramsey:
Paulist Press 1984. IX, 565 S. 8' = Marriage in the Catholic Church.
Kart.S 19.95.

Der Vf., den der Verlag als Doktor der römischen Gregoriana und
langjährigen Professor der Theologie an der Santa Clara Universität in
Berkeley, CA, vorstellt, legt hier im Anschluß an eine im gleichen
Verlag früher erschienene Untersuchung über das Wesen der Ehe
nunmehr eine zunächst historisch vorgehende Monographie über
Lehre und Disziplin der römisch-katholischen Kirche zur Frage der
Ehescheidung vor. Er nimmt sich die H interf ragung der bisherigen Begründungsstrategien
der katholischen Lehre vor, obgleich ihm bewußt