Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1986

Spalte:

588-589

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Falk, Harvey

Titel/Untertitel:

Jesus the Pharisee 1986

Rezensent:

Baumbach, Günther

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

587

Theologische Literaturzeitung III. Jahrgang 1986 Nr. 8

588

Themenbereichen gegliedert), Index und Chronologkai table
(S. 401-464), dreizehn Kapitel, deren letztes in vier Teile unterteilt
ist. Die ersten drei Kapitel sind gleichsam als Einleitung in das
Gesamtwerk konzipiert. Als erstes beschreibt Denis Baly "The geo-
graphy of Palestine and the Levant in relation to its history" (S. 1 -24)
des gesamten in Betracht kommenden Zeitraumes, wobei er neben der
eigentlichen historischen Geographie den geologischen und klimatischen
Bedingungen der Region besondere Aufmerksamkeit schenkt.

- Über den Wert von Münzen als Geschichtsquellen informiert sodann
anhand zahlreicher, im Text abgebildeter Beispiele Uriel Rap-
.poport "Numismatics" (S. 25-59). Die Ausbeute für die persische
Zeit ist darin allerdings am geringsten. - Des schwierigen Problems,
die verschiedenen, auf unterschiedlichen Voraussetzungen beruhenden
, für den behandelten Zeitraum belegten Zeitrechnungen zueinander
in Beziehung zu setzen und in Übereinstimmung zu bringen,
hat sich (der unterdessen verstorbene) Elias J. Bickerman "Calendars
and chronology" (S. 60-69) angenommen.

Der Hauptteil des Buches (S. 70-400) ist - wie im Untertitel angegeben
- der persischen Zeit gewidmet. Einen äußerst knappen Überblick
über "The Persian empire and the political and social history of
Palestine in the Persian period" gibt Ephraim Stern (S. 70-87), in
dem er im wesentlichen A. Alts These bestätigt, daß erst unter Nehe-
mia eine unabhängige Provinz Juda errichtet worden ist, da es für die
Frühzeit des persischen Reiches "no historical or archeological evi-
dence of the separate existence of a jewish provincc" gibt (S. 83). -
Den geschichtlichen Überblick ergänzt E. Stern in "The Archeology
of Persian Palestine" (S. 88-1 14), einer klassifizierenden Zusammenstellung
des der persischen Zeit zuzurechnenden archäologischen
Materials. - Mit der Entwicklung des Hebräischen und der lingua
franca des Persischen Reiches, dem Aramäischen befassen sich Joseph
Naveh und Jonas C. Greenfield "Hebrew and Aramaic in the Persian
period" (S. 115-129), wobei sie bei letzterem das Official Aramaic
(= Reichsaramäisch), dem die biblisch-aramäischen Texte zugerechnet
werden (S. 118), und das Standard Literary Aramaic (= Qumra-
naramäisch und später Sprache von TargOnqelos und TargJonathan)
im Blick haben. - Die Neuanfange nach dem Exil, darin das Wirken
Sheshbazzars und Zerubbabels, Haggais und Sacharjas und ihre Bemühungen
um den Wiederaufbau des Tempels, sowie das Wirken
Esras und Nehemias, diskutiert eingehend Peter Ackroyd in "The
Jewish Community in Palestine in the Persian period" (S. 130-161),
ohne in der Sache freilich Neues zu bringen. Auch in der Frage der
Ansetzung Esras und Nehemias vermag er am Ende nur zu sagen, daß
"the indeterminate chronology (. . .) remains", und begnügt sich
daher mit der Feststellung, daß "there is some swing back among
scholars to the aeeeptance of the conventional order (seil. Esra vor
Nehemia), but it must be admitted that this order presents its own
Problems" (S. 1600- - Die nachexilischen Propheten (in der Folge:
Haggai-Sacharja-Trito-Jesaja-Maleachi-Joel-Anonymi, darunter
Jes2,2-4; 4,2-6; 9,2-7; 11,1-9; 23,1-14; Mi 4-7) und Psalmenliteratur
stellt in größter Kürze Gunther Wanke "Prophecy and
Psalms in the Persian period" (S. 162-188) vor. - Einen Einblick in
die "Wisdom Literature in the Persian period" liefert Hartmut Gese
(S. 189-218), bei dem das Hiob-Buch allerdings sehr kurz wegkommt.

- Auskunft über das "Jewish religious life in the Persian period" gibt
Morton Smith (S. 219-278), indem er zunächst ausführlich auf die
Onomastik der Epoche und die Anhaltspunkte, die sie zur Rekonstruktion
religiösen Lebens zu liefern in der Lage ist, eingeht und
im zweiten Teil im wesentlichen eine Zusammenfassung seines
Buches "Palestinian Parties and Politics that Shaped the Old Testament
" (New York 1971; vgl. ThLZ 100, 1975, 28-31) vorträgt, die er
um einige Nachträge bereichert. - Über den Zoroastrismus, die "Persian
religion in the Achemenid age" informiert Mary Boyce
(S. 279-308), und zwar so, wie sie in persischen Quellen (Inschriften),
aber auch von Herodot etwa geschildert wird. - "Iranian influence on
Judaism: first Century B. C. E. to second Century C. E." geht Shauf
Shaked (S. 308-325) nach, wie er vor allem in der Angelologie und

Dämonologie und der Eschatologie spürbar ist, bei der zuweilen gefragt
ist, ob sie je eine solche Entfaltung genommen hätte ohne iranische
Einflüsse. Unerklärlich bleibt aber auch für Shaked letztlich,
"howcontactsbetween Jewsan Iranians took place in such a way asto
bring about the awareness of common religious concerns evidenced by
compositions which were perhaps for the most part written in Palestine
and its environment, and not in Iran" (S. 324). - Das letzte Kapitel
behandelt "The Diaspora" (S. 326-400), und zwar die babylonische
und die ägyptische. Zunächst beschreibt M. Dandamayev die
politischen, ökonomischen, sozialen und ethnographischen Verhältnisse
in "Babylonia in the Persian age" (S. 326-342), während E. J.
Bickerman "The Babylonian captivity" (S. 342-358), d. i. das Leben
der jüdischen Gemeinschaft in Babylon untersucht, sofern und soweit
es die Quellenlage überhaupt zuläßt. Mindestens "the internal life of
Babylonian Jewry (. . .) remains compietely closed to us. What we
know comes from the prophets of the Exile", aber "their data (. ..) do
not reveal anything that we could not imagine without their testimo-
nies" (S. 350). Anders scheinen da die Verhältnisse in Ägypten zu
liegen. Nachdem Edda Bresciani in "Egypt, Persian satrapy"
(S. 358-372) die Wandlungen der politischen Lage in Ägypten nach
dessen Einverleibung als Satrapie ins Persische Reich aufgezeigt hat,
widmet sich Bezalel Porten "The Jews in Egypt" (S. 372-400), d. h.
genauer betrachtet er nur die Geschichte der jüdischen Kolonie Ele-
phantine, die dank reichlich vorhandenen Urkundcnmalcrials verhältnismäßig
gut rekonstruierbar ist, jedenfalls für die rund hundert
Jahre, die zwischen dem ersten sicher datierten Text (d. i. 515/495)
und dem letzten Dokument (d. i. aus dem Jahre 399), liegen.

So wenig es zu bestreiten ist, daß die einzelnen Beiträge des Bandes
je für sich interessante und aufschlußreiche Lektüre bedeuten, so muß
man am Ende aber doch feststellen, daß der Band als ganzes dem Anspruch
, den die Hgg. mit ihm verbunden haben, nicht gerecht wird,
jedenfalls ein Gefühl des Unbefriedigtseins im Leser hinterläßt. In der
thematischen Abgrenzung der einzelnen Beiträge haben die Hgg. den
Autoren derselben wohl völlig freie Hand gelassen, was zu inhaltlichen
Überschneidungen, ja Doppelungen geführt hat, wie etwa in
den Beiträgen von M. Smith und B. Porten in bezug auf die Analyse
der religiösen Verhältnisse in Elephantine (S. 223fT—S. 372fT), oder in
den Beiträgen von M. Boyce und Sh. Shaked in bezug auf die Beziehungen
zwischen Persern und Juden/Parsismus und Judentum
(S. 298ff-S. 308ff, bes. 313ff), oder - um nur die drei Beispiele zu
nennen - in den Beiträgen von P. Ackroyd und G. Wanke in bezug auf
die Würdigung Haggais und Sacharjas (S. 136Pf—S. 164fT). An den
Stellen freilich, an denen die Autoren in der Behandlung desselben
Themas zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangt sind, findet der
Leser dann eben zwei voneinander abweichende, sich gelegentlich sogar
widersprechende Erklärungen, etwa - um ein markantes Beispiel
zu nennen - in bezug auf Person und Werk Sheshbazzars (vgl. S. 70
mit S. 138). Sicher hat das solchermaßen zustande gekommene bunte
Bild der antiken jüdischen Geschichte auch sein Gutes: Bewahrt es
den Leser doch vor dem Trugschluß, daß alle geschichtlichen Rätsel
eindeutig gelöst seien. Nur zu bedauern aber ist, daß die Vorbereitung
der Herausgabe des Bandes sich offenbar über so viele Jahre hingezogen
hat, daß manche Beiträge durch neuere Forschungen ihrer
Autoren überholt, mindestens erweitcrungsbedürftig erscheinen, da
sie - was freilich nicht bei allen vermerkt ist - z. T. lange, gelegentlich
neun (so Geses Beitrag), ja sogar elf Jahre (so Balys und Sterns Beiträge
) auf ihr Erscheinen haben warten müssen.

Berlin Stefan Schreiner

Falk, Harvey: Jesus the Pharisee. A New Look at the Jewishness of
Jesus. New York-Mahwah: Paulist Press 1985. VII, 175 S. 8*.

Das mit einem Vorwort von A. . Katsh versehene Buch ist vom
Autor, einem Rabbiner in New York City, seinen Großeltern gewidmet
, die im Holocaust umgekommen sind. Im Gedenken an dieses
schreckliche Geschehen hoffi Vf., daß seine Schrift "will make a