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Ausgabe:

1986

Spalte:

575

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

The living text 1986

Rezensent:

Holtz, Traugott

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575

Theologische Literaturzeitung III. Jahrgang 1986 Nr. 8

576

das Gesangbuch" (S. 372-392) untersucht die Geschichte des Gedichtes
„Von guten Mächten", das als Gebet besonders von Laien
schon gebraucht wurde, ehe es eine Weise hatte. - Zum inhaltlichen
Reichtum dieses Bandes gehören die auf interessante Weise das
Thema berührenden Predigten von G. Klein, W. Schräge, A. Stein
und W. Nagel. Steins Predigt aus der österreichischen Diasporasituation
ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie Kirchengeschichte erzählend
homiletisch aktualisiert werden kann. - Die Bibliographie Gerhard
Krauses und das Register beschließen die würdige Festgabe für
einen Praktischen Theologen mit enzyklopädischer Weite.

Gutenberg bei Halle/S. Eberhard Winkler

[Saunders, Ernest W.:] The living Text. Essays in Honor ol Ennest W.
Saunders, ed. by D. E. Groh and R. Jewett. Lanham-New York-
London: University Press of America 1985. X, 261 S., 1 Porträt
8'.

Die Festschrift ehrt den Professor Emeritus of New Testament of
Garrett-Evangelical Theological Seminary in Evanston, IL, E. W.
Saunders; seit 1950 gehört erder Fakultät des Garrett Theological Seminary
als neutestamentlicher Hochschullehrer an. Die Zweiteilung
der Festgabe will den Schwerpunkten seines Lebenswerkes entsprechen
, der lebendigen Interpretation des Neuen Testaments und der
Erforschung spezieller Probleme seiner Überlieferung. Eine Photographie
sowie eine Bibliographie des Geehrten leiten, neben einem Verzeichnis
der Mitarbeiter, den (leider nur mäßig ausgestatteten) Band
ein, Indices zu zitierten Autoren und angeführter antiker Literatur beschließen
ihn.

Er bietet diese Beiträge:

I: W. Roth, Jesus as the Son of Man: The Scriptural Identity of a Johanrfine
Image, 11-26. - W. R. Stegner. The Parable of the Good Samaritan and
Leviticus 18:5, 27-38.- H. Ringgren, The Useofthe Psalms in theGospels,
39-43.-A.C. Sundberg, Jr., Paul: A Christian Jonah?, 45-58. - S. Agou-
rides, Is there a Valicinium ex Eventu in the Apocalypse of John?, 59-64. -
R. M. G ra n t, "Holy Law" in Paul and Ignatius, 65-71. - D. E. G ro h, Utte-
rance and Exegesis: Biblical Interpretation in the Montanist Crisis, 73-95.

II: R. Jewett, The Redaction and Use of an Early Christian Confession in
Romans 1:3-4,99-122. - P. B. Mather, The Search for the Living Text of the
Lukan Infancy Narrative. 123-140. -J. T. Sanders, The Pharisees in Luke-
Acts, 141-188. - R. Kysar, Pursuing the Paradoxes of Johannine Thought:
Conceptual Tcnsions in John 6. A Redaction-critical Proposal, 189-206. -
R. H. Füller, The Son of Man: A Reconsideration, 207-217. - H. Koe-
ster, The Text of First Thessalonians, 219-227. - R. I. Pervo, Social and
Rcligious Aspects of the Western Text, 229-241.

T.H.

Religionswissenschaft

Homme). Hildebrecht: Sebasmata. Studien zur antiken Religionsgeschichte
und zum frühen Christentum. Bd. I. Tübingen: Mohr
1983. X, 382 S., 12 Abb! auf lOTaf. gr. 8° = Wissenschaftliche
Untersuchungen zum Neuen Testament, 3 1. Lw. DM 198,-.

Sebasmata, „verehrungswürdige Gegenstände", überschreibt der
Tübinger Altphilologe, der vom Beginn seiner wissenschaftlichen Arbeit
an stets auch über den Bereich der „klassischen" Antike hinausgreifende
und häufig auf die christliche Tradition bezogene Forschungsbeiträge
geleistet hat, seine zweite Aufsatzsammlung, deren
erster Band hier anzuzeigen ist (eine andere Sammlung, die Abhandlungen
zur antiken Literatur- und Kulturgeschichte zusammenfaßt,
trägt den Titel Symbola; deren erster Band erschien Hildesheim
1976). Sebasmata 1 enthält 16 Beiträge aus der Zeit von 1926 bis zur
Gegenwart; der erste, dessen Satz 1943 durch Kriegseinwirkung vernichtet
wurde, und ein weiterer erscheinen hier erstmals im Druck.
Die übrigen sind zum Teil durch Einarbeitung von Zusätzen oder Anfügung
von Anhängen auf den gegenwärtigen Stand gebracht; zum
Teil wurden sie photomechanisch nachgedruckt, aber auch dann zumindest
mit bibliographischen Nachträgen versehen, so daß die
Erstdrucke durch die neue Sammlung teils weniger, teils mehr überholt
sind (auch die frühere Sammlung unter dem Titel „Schöpferund
Erhalter". Berlin 1956. die ganz in Sebasmata I und II aufgeht). Die
Angabe der Seitenzahlen der Erstveröffentlichungen ist zu begrüßen:
daß aber alte und auch neueingefugte Querverweise innerhalb des
Bandes in eckigen Klammern auf jene alten Seitenzahlen verweisen,
die innerhalb des Bandes natürlich bunt durcheinander gehen, ist ein
manchmal verwirrendes Verlähren (besonders im Vergib Aufsatz).

Band I steht unter der Teil Überschrift „Antike". Aber auch seine
Beiträge sind schon vielfach auf das Weiterleben der Antike im
Christentum (bis in die Neuzeit hinein) bezogen; die Berichterstattung
wird vor allem diese Aufsätze betonen. - „Der Himmelsvater" heißt
der eröffnende, 1943 nicht mehr erschienene Aufsatz (S. 3-43). Programmatisch
für Hommels Gesamtsicht ist er insofern, als H. hier zeigen
will, daß allen indogermanischen Volksreligionen eine Himmelsund
Vatergottheit gemeinsam ist, deren Gemeinsamkeit schon durch
den Namen, von Dyaus pita bei den Indoariern über Zeus bei den
Griechen bis zu Tiwaz bei den Westgermanen, belegt wird und aus der
sich dann jeweils verschiedene Gottheiten gewissermaßen ausgliedern
. So erklärt sich nach H. eine gewisse Affinität der Indogermancn,
speziell auch der Germanen selbst, gegenüber der für semitisches
Empfinden eher fremden, neuen Botschaft Jesu vom „Vater im Himmel
". Zur gleichen Thematik gehört auch „Der allgegenwärtige
Himmclsgott. Eine religions- und formcngeschichtliche Studie" (von
1926; S. 44-64) sowie die Arbeit über „Die Hauptgottheiten der Germanen
bei Tacitus" (1941; S. 178-206), in der u. a. gezeigt wird, daß
sich auch aus den Nachrichten des Tacitus schließen läßt, daß in einer
älteren Stufe germanischer Religion „Mars" (= Tiwaz) als praeeipuus
deorum verehrt wurde, während später bei einigen Stämmen „Mercu-
rius" (= Wodan) in den Vordergrund trat. Auch die Abhandlung über
„Das religionsgeschichtliche Problem des 139. Psalms" (ZAW 1929;
S. 65-83, mit einem teilweise korrigierenden Nachwort von 1981)
möchte diesen Psalm mit seiner Allgegenwartstheologie aus indogermanischen
Quellen, genauer: vom vedischen Hymnus Atharva-
veda IV 16 gespeist sein lassen. - In „Die Satorformel und ihr Ursprung
" von 1952 (S. 84-130, ebenfalls mit einem Nachwort, das auf
Grund neuerer Literatur einige Fragen neu bedenkt) hat H. das berühmt
-berüchtigte Sator-Arepo-Quadrat bekanntlich - unter Zuhilfenahme
der schon früher vorgeschlagenen Bustrophedon-Lesung
„Sator opera tenet" - als Ausdruck stoischer Kosmotheologie gedeutet
: Der Schöpfer des Kosmos ist auch sein Erhalter; auch das kryptisch
darin enthaltene Paternoster mit A und O fordert nach H.
keineswegs eine christliche Deutung, ermöglicht aber natürlich leicht
eine christliche Adaption. Die antike Vorgegebenheit des Gedankens
von Gott dem Schöpfer und Erhalter gegenüber christlich-theologischer
Tradition ist auch der Kerngedankc der folgenden, umfangreichen
Abhandlung „Pantokrator" (1953/54; S. 131-177; die
Zwischentitel sind typographisch ungeschickter gesetzt als in der Vorlage
, bes. S. 145 das Pauluszitat). Hier zeigt H„ daß das Wort pantokrator
nicht nur den Sinn autoritären Allherrschertums haben kann,
sondern ebenso den des väterlich-bewahrenden Erhal tens(kratein mit
Akk. statt mit Gen.; ich würde die Übersetzung „durchwalten" vorziehen
, zu S. 135ff). Spätestens im hellenistisch-jüdischen Pseudo-
Aristcas-Brief (§ 185) ist, unter dem Vorzeichen der stoischen Allformel
von Zeus, der „Anfang, Mitte und Ende" ist, das Wort in diesem
Sinne zu verstehen, und das gilt dann möglicherweise auch für die
Pantokrator-Aussagcn in Offb 1,8; 4,8 und 11,17, obwohl auch H. natürlich
anerkennt, daß dort zunächst einmal das alltestamcntliche
„Zebaoth" im Hintergrund steht. Er möchte aber seine Auffassung dadurch
stützen, daß er eine Linie von der auch in Offb begegnenden
Dreierformcl zu Stellen wie Rom 11,36; IKor8,6; Kol 1,16 und
Hcbr2.l0 zieht, die ihrerseits freilich ganz gewiß von jenem stoisie-
rend-kosmotheologischen Hintergrund her zu deuten sind, während