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Ausgabe:

1986

Kategorie:

Systematische Theologie: Ethik

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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473

Theologische Literaturzeitung 111. Jahrgang 1986 Nr. 6

474

Frey. Christofer: Tugenden - ein Thema für evangelische Ethik? (EvErz 37.
1985.349-359)

Hilpert. Konrad: Die Bedeutung des Glauhcns für die Ethik. Kongreß der
Moraltheologen und Sozialethiker in Brixen.fHK 39,1985,528-532)

Koch. Traugott: Die ethische Grenze medizinischer Machbarkeit in der ärztlichen
Praxis. (WzM 37,1985,434-441)

Krämer. Hans: Sind zwei Ethiktypen notwendig? Zum Verhältnis von
SollenscthikundStrebensethik.(Univ40,1985,995-1002)

ders.: Neue Wege der philosophischen Ethik. (Univ 40,1985, 1159-1166)

Praktische Theologie:
Liturgiewissenschaft

Ahuis, Ferdinand: Der Kasualgottesdienst. Zwischen Übergangsritus
und Amtshandlung. Stuttgart: Calwer 1985. 199 S. 8* = Calwer
Theologische Monographien, 12. Kart. DM 28,-.

Der Titel des Buches bezeichnet die Perspektive, unter der sowohl
die Darstellung der neueren Forschungsgeschichte als auch die systematisch
-theologische Begründung für ein neues Verständnis der
kirchlichen Kasualhandlungen erfolgt. Der Vf., Pfarrer in Hamburg,
will die Eigenständigkeit der Kasualgottesdienstc herausarbeiten,
einerseits gegenüber dem Gemeindegottesdienst, andererseits gegenüber
einer Interpretation der Kasualien, die sie entweder einseitig von
anthropologischen Gegebenheiten als Übergangsriten oder ebenso
emseitig theologisch als Amtshandlungen zu begreifen versucht.

Der Überblick über die neuere Diskussion nimmt die großen Meinungsumfragen
in der BRD als Zäsur (97ff); die wichtigsten Beiträge
vorhcr(22fT) und nachher (109 ff) werden im Blick auf die erkenntnis-
teitenden Begriffe des Übergangsritus, der Amtshandlungen und des
Kasualgottesdienstcs durchaus weiterführend vorgestellt. Im systematisch
-theologischen Teil entfaltet der Autor anhand dieser Leitbegriffe
seinen eigenen Ansatz (126ff), wobei die Kasualpredigt charakteristischerweise
ganz ans Ende gerückt wird (1750. Der Entwurf
eines Traugottesdienstes bildet den Abschluß (176Pf).

Das Buch stellt einen wichtigen, weil eigenständigen und in man-
eher Hinsicht weiterführenden Beitrag dar. Es besticht durch den gelassenen
Umgang mit dem religionsgeschichtlichen Material (126IT),
eine Haltung, die dadurch ermöglicht wird, daß die Kasualproblema-
bk insgesamt in der Anthropologie bzw. in der Schöpfungslehre angesiedelt
wird (145). Sehr aufschlußreich ist die Integration alttesta-
mentlicher Überlieferungskomplexe, die, wie sich im Anschluß an
C. Westermann und R. Albertz zeigt, überraschend viel zur Kasual-
diskussion beizutragen vermögen (bes. 61 IT, 162 ff). Soziologisch tritt
von der Ethnologie wie vom AT her die Familie und ihre Religion im
Kasualgottesdienst betont ins Blickfeld, bis dahin, daß die Trinität
selbst als eine Familienkonstellation interpretiert werden kann (161 0-
Soteriologisch geht es dem Vf. vor allem um die Wahrnehmung der
Differenz zwischen Rettung und Segen (5). Auch im theo-logischen
Zentrum plädiert er für die Wahrnehmung einer fundamentalen Unterscheidung
: „Steht im Hauptgottesdienst Gott als König im Mittel-
Punkt, so im Kasualgottesdienst als Menschenschöpfer, als Vater
'oder als Mutter)" (36). Die Kasualien, ursprünglich „ein vom offiziellen
Kult gesonderter Lebensbereich" (69), konnten dementsprechend
auch von Mitgliedern der Familie vollzogen werden (141 fT). Der
Pfarrer/Ptarrerin, die heutzutage die Mittlerfunktion versehen,
müssen das Spannungsfeld mit den beiden Polen „die offizielle Theologie
(Religion) und die Religion der Familie" (155) angemessen ausbalancieren
.

Natürlich provoziert dieser durchaus originelle Entwurf auch eine
Reihe von Fragen. An manchen Stellen sind die exegetischen Ausführungen
fast zu direkt aufGegenwartsproblcmc bezogen, etwa wenn die
Überlicferungsgcschichte von Num 11,4-35 mit Bohrens Thesen ins
Gespräch gebracht wird (46ff). Daß die Familie den Sitz im Leben der
Kasualgottesdienstc bildet, leuchtet ein; um so wichtiger wird dann

die Frage, was die Wandlungen von Umfang, Struktur und Mentalitäten
im Familienbereich Für die Kasualien bedeuten. Auch die festgestellten
Spannungen im Gottesverständnis enthalten, wenn man sie
ernsthaft weiterverfolgt, eine Menge theologischen Sprengstoff, weil
das Nebeneinander von Familienreligiosität und offizieller Kirchendoktrin
immer nur von den professionellen Theologen dogmatisch
vereinheitlicht werden kann.

Das Buch von Ahuis scheint mir nicht zuletzt darin ein vorbildlicher
Beitrag praktisch-theologischer Arbeit zu sein, daß es sowohl
für die theologische Diskussion als auch für die kirchliche Praxis
wichtige Anregungen enthält.

Friedland Manfred Josuttis

Kaczynski. Reiner: Zwanzig Jahre Liturgiereform. Rückschau und Ausblick.
(MThZ36, 1985,52-66)

Kraft, Sigisbert: Adolf Thürlings - ein Wegbereiter der Liturgiewissenschaft
und der Erneuerung des Gemeindegottesdienstes. (I KZ 75, 1985,193-236)

Langhoff. Johannes: Das Engagement der Reformierten für die Unionsagende
bei ihrer Revision seit 1952.(MEKGR 34,1985, 173-227)

Lehmann. Detlef: Die lutherische Abcndmahlsliturgie nach Luthers Deutscher
Messe im Kreuzfeuer der Kritik. (LuThK 9, 1985.81-93)

Nitschkc. Horst [Hg.]: Gottesdienstpraxis. 2. Pcrikopcnreihc. Bd. 4: Ergänzungsband
Exegesen. Gütersloh: Gütersloher Vcrlagshaus Gerd Mohn 1985.
160 S. 8' = Gottesdienstpraxis. Serie A: Arbcitshilfen für die Gottesdienste zu
den Sonn- und Feiertagen des Kirchenjahres. Kart. DM 22,80.

Praktische Theologie
Katechetik/Religionspädagogik

Katholischer Erwachsenen-Katechismus. Das Glaubensbekenntnis
der Kirche. Hg. von der Deutschen Bischofskonferenz. 2 Aufl.
Kevelaer: Butzon & Bercker; München: Don Bosco Verlag; Stuttgart
: Kath. Bibelwerk; Limburg: Lahn-Verlag; München: Pfeiffer;
Regensburg: Pustet; Köln: Styria 1985.463 S. gr. 8". Lw. DM 16,50.

Mit dem im März 1984 von der Deutschen Bischofskonferenz verabschiedeten
und im Dezember 1984 vom Apostolischen Stuhl ratifizierten
Katholischen Erwachsenen-Katechismus (= KEK) liegt nun
im deutschen Sprachraum eine authentische, lehramtliche Entfaltung
der römisch-katholischen Glaubenslehre auf dem neuesten Stand vor.
Die Deutsche Bischofskonferenz beschränkt sich auf die Bundesrepublik
Deutschland, doch ist KEK auch andernorts zu Rate zu ziehen als
eine Zusammenfassung des verbindlichen katholischen Glaubensgutes
.

Der Untertitel „Das Glaubensbekenntnis der Kirche" zeigt schon
an, daß es sich hier erst um Teil I des Katechismus handelt. Teil II soll
dann die kirchliche Sittenlehre behandeln.

Nach der klassischen Katechismustradition etwa in Luthers Kleinem
und Großem Katechismus und im Catechismus Romanus von
1566, interpretiert der Katechismus vier Hauptstücke: den Dekalog
(Ethik oder Sittenlehre), das Credo (Glaubenslehre), das Vaterunser
(Spiritualität), die Sakramente (Sakramentenlehre). In KEK fehlt
außer der Sittenlehre auch eine eigene Behandlung der Spiritualität.
Die Sakramentenlehre ist in die Glaubenslehre eingefügt. Vorangestellt
ist das gesamtchristlich anerkannte Nicäno-Constantinopoli-
tanum von 381 (= NC), „das Große Glaubensbekenntnis der Kirche"
(9f). KEK geht in seinen drei Teilen („Gott der Vater"; „Jesus
Christus"; „Das Werk des Heiligen Geistes") am NC entlang, freilich
ohne dieses in allen Einzelheiten auszulegen. So setzt die Behandlung
des zweiten Glaubensartikels mit dem irdischen Jesus ein. während
die Auslegung der NC-Sätzc ..... aus dem Vater geboren vor aller
Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott,
gezeugt, nicht geschaffen" sehr knapp gehalten ist (790- Umgekehrt
werden Sätze des Apostolikums besprochen, die im NC fehlen: „Hinabgestiegen
in das Reich des Todes" (194-196), Kirche als „Gemeinschaft
der Heiligen" (307-309).