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Ausgabe:

1986

Spalte:

437-438

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Theologische Berichte XIII 1986

Rezensent:

Holtz, Traugott

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Seite 1

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437

Theologische Literaturzeitung III. Jahrgang 1986 Nr. 6

438

(1,1-2)", 76-89; „Der Dank- und Fürbittbericht von Phil B
(1,3-1 1)", 90-128; „Der Selbstbericht des Paulus über seine Lage in
PhilB. Information zur Mitfreude (1,12-26)", 129-164; „Prinzipielle
Richtlinien für die Gemeindearbeit in PhilB (1,27-2,18)",
165-226; „Vorbereitende Kontaktpläne in PhilB (2,19-30)",
227-241; „Abschließende Entfaltung der Aufforderung zur Freude in
Phil B (3,1; 4,4-7)", 242-249; „Das Fragment des Warnbriefes Phil C
(3,2-4,3.80", 250-330. Im ausführlichen „Literaturverzeichnis"
(341-352) ist leider nicht alle im Kommentar verwendete Literatur zu
finden; auch fehlt ein Verzeichnis der nur mit Abkürzungen genannten
deutschen Ubersetzungen des Neuen Testamentes.

Zweifellos handelt es sich bei dem vorliegenden Kommentar um die
bisher umfangreichste Auslegung des Philipperbriefes. Die Analysen
sind außerordentlich gründlich, besonders soweit sie Textsyntax und
Textsemantik betreffen. Ältere, neuere und neueste Sekundärliteratur
, auch die fremdsprachige, ist-in einem erstaunlichen Ausmaß verarbeitet
- übrigens kommt dabei der Kommentar von Ewald/Wohlen-
berg zu unverhofften Ehren. Angesichts der Fülle des Erörterten und
des Umfangs des Kommentars fällt es schwer, seinen Ertrag knapp zu
würdigen. Bevor das mit einigen mehr allgemeinen Hinweisen und anhand
weniger Einzelbeispiele geschieht, sei mit Nachdruck betont;
Wer sich künftig mit dem Philipperbrief intensiv befassen will, der
muß diesen gewichtigen Kommentar benutzen und kann ihn nicht
einfach beiseite lassen.

Sch. hat es freilich den Benutzern seines Kommentars nicht leicht
gemacht. Der Kommentar ist ausgesprochen schwer zu lesen, und das
hegt nicht nur an der Verwendung linguistischer Methoden und Terminologie
. Es hat vielmehr seinen Hauptgrund in der engen Verknüpfung
von Textanalysen, kritischer Verarbeitung der Sekundärliteratur
, Erläuterung „meta-exegetische(r) Methodenfragen" (13)
und Aufzeigen hermeneutischer Konsequenzen. Die Darstellung ist
sehr dicht und erfordert höchste Konzentration.

Die deutschen Übersetzungen der einzelnen Textabschnitte kennzeichnet
Sch. jeweils als „Zusammenfassung"; das entspricht seiner
methodischen Zielsetzung. Der Benutzer des Kommentars muß jedoch
beachten, daß sich diese „Zusammenfassungen" interpretierenden
Paraphrasen nähern, die nicht ohne die vorausgehenden Erschließungen
zu verstehen und zu verwenden sind. Ob das wirklich
ein Gewinn ist, scheint dem Rezensenten nicht so sicher wie Sch.

Bei der Textsemantik fällt auf: Sch. zieht zahlreiche Parallelen aus
den anderen Paulusbriefen heran, reflektiert aber dabei so gut wie gar
nicht über mögliche Verschiebungen oder einen Wandel im Denken
des Paulus. Es ist zu bedauern, daß die neuere Diskussion über diese
Tragen im Kommentar fast keinen Niederschlag gefunden hat. Wäre
das der Fall gewesen, dann hätte Sch. vielleicht Spannungen zwischen
widersprüchlichen Aussagen bei Paulus nicht so leicht harmonisiert,
wie das bei der Interpretation von Phil 1,23 (154-158) geschieht.

folgende Einzelheiten seien noch erwähnt: Wie schon mancher vor
'hm hält Sch. die Erwähnung der „Bischöfe und Diakone" in 1,1c für
e,ne „Glosse aus dem Bereich der redaktionellen Sammlung pauli-
nischer Briefe" (82). Phil 2,6-11 gilt ihm als „ein phil(ippisches) Probukt
", nicht aber als ,,,ein sehr altes Christuslied'" (336); auch
Phil 3,20f sei „eine phil(ippischc) Formulierung" (337). Beides sind
neue Vorschläge, die Beachtung verdienen.

Münster Martin Rese

'heologische Berichte XIII. Methoden der Evangelien-Exegese.
Schelbert, G.: Wo steht die Formgeschichtc? Marguerat. Daniel:
Strukturale Textlektüren des Evangeliums. Venetz, H.-J.: Der Beitrag
der Soziologie zur Lektüre des Neuen Testaments. Füssel, K.:
Materialistische Lektüre der Bibel. Mussner, F.: Rückfrage nach
Jesus. Zürich-Einsiedeln-Köln: Benziger 1985. 187 S. 8*. Kart.
DM 38.-.

Das Buch ist ungewöhnlich instruktiv. Es will nicht die gesamte
Methodenpalette der Evangelien-Exegese demonstrieren, sondern

neue Aufbrüche und Ansätze vorstellen und damit vielleicht auch
einen Neuaufbruch des theologischen Denkens insgesamt signalisieren
. Schon der erste Beitrag zur „Formgeschichte", der ihre bleibende
Bedeutung betont, beschäftigt sich in hervorgehobenem Maße
mit der Kritik, die in neuerer und neuester Zeit an ihr vorgebracht und
begründet worden ist. Er stößt freilich nicht bis zu dem Satz vor. mit
dem der letzte Beitrag und damit der ganze Band schließt: „Die Zeit
der .Formgeschichte' alten Stils ist vorbei"; mit ihm faßt F. Mußner
seinen Bericht über neue Bemühungen um den Zugang zum Jesus der
Geschichte (bes. P.-G. Müller; R. Riesner; R. und W. Feneberg;
W. Thüsing) zusammen. Dazwischen stehen Beiträge zur „struk-
turalen Textlektüre", zur soziologischen Fragestellung und zur „materialistischen
Lektüre der Bibel". D. Marguerat ist als französischsprachiger
Schweizer besonders kompetent für den Bericht über
Linguistik und Strukturalismus, er bietet eine vorzügliche, verständliche
Information! Der Aufsatz von K. Füssel ist weniger Bericht als
engagierte Darstellung des sich auf F. Belo beziehenden Programms
der „materialistischen Lektüre"; er hat gerade darin seinen Wert.

Dem Band ist weite Verbreitung und Benutzung zu wünschen.

Inhalt: G. Schelbert, Wo steht die Formgeschichte?. 11-39 - D. Marguerat
, Strukturalc Tcxtlektüren des Evangeliums, 41-86 - H.-J. Venetz.
Der Beitrag der Soziologie zur Lektüre des Neuen Testaments. Ein Bericht.
87-121 - K. Füssel, Materialistische Lektüre der Bibel. Bericht über Entwicklung
, Schwerpunkte und Perspektiven einer neuen Leseweise der Bibel,
123-163 - F. M ussner, Rückfrage nach Jesus, Bericht über neue Wege und
Methoden, 165-182.

T.H.

Braun, Herbert: Jesus - der Mann aus Nazareth und seine Zeit. Um

12 Kapitel erw. Studienausgabe. Stuttgart: Kreuz Verlag 1984.
277 S. 8'. Kart. DM28,-.

Das Jesus-Buch, das hier um 12 Kapitel, die Schwerpunkte der neu-
testamentlichen Botschaft behandeln wollen, erweitert neu vorgelegt
wird, ist von L. Goppelt in ThLZ95, 1970, Sp. 744-747 gründlich
besprochen worden. Auf die dort begründete Kritik darf als nach wie
vor gültig verwiesen werden.

Zugefügt ist ein fast genau gleich umfangreicher Teil, der auf Vorträge
und Aufsätze zurückgeht, die der Vf. für ein Laienpublikum
gedacht hatte. Zwar schimmert gelegentlich die ursprüngliche Bestimmung
durch, doch ist nirgends ein früherer Ort angegeben. Diese Beiträge
entsprechen in Inhalt und Art der Jesus-Darstellung; leider sind
(mit Ausnahme des letzten Kapitels) nirgends genaue Fundorte für die
zumindest teilweise recht interessanten außerchristlichen Belege angegeben
. Literaturangaben enthält das Buch gar nicht mehr. Die Auslegungen
entsprechen genau der vorangehenden Darstellung Jesu:
„der Mensch ist es, der die Auslegung des Begriffs .Gott' darstellt"
(S. 159). Mit diesem Kanon wird der Text erschlossen - und zwar
wesentlich seine Verbindlichkeit, nicht nur seine Aussage. Man ist erstaunt
, mit welcher souveränen Autorität solcher Kanon angewendet
wird.

T. H.

Hühner, Hans: Law in Paul's Thought, ed. by J. Riehes, transl. by
J. C. G. Greig. Edinburgh: Clark 1985. XL 186 S. 8' = Studies of the New Testament
and its World. Lw. £ 10.95. (Originalausgabe s. ThLZ 105.1980.8960")

l.uek. Ulrich: Die Bekehrung des Paulus und das Paulinisehe Evangelium.
Zur Frage der Evidenz in Botschaft und Theologie des Apostels. (ZNW 76.
1985,187-208)

Ruckstuhl. Eugen: Jakobusbrief; 1 .-3. Johannesbrief. Würzburg: Echter
1985. 79 S. gr. 8' = Die Neue Echter Bibel. Kommentar zum Neuen Testament
mit der Einheitsübersetzung, 17/19. DM 19,80.

Stuhlmacher. Peter: Warum muftte Jesus sterben? (Theologische Beiträge 16.
1985,273-285)

Trakatcllis. Demetrios: „Akoloüthci moi / Follow mc" (Mk 2.14): disciplc-
chipand priesthood (GOTR 30, 1985,271-285).

Vernet, Joan M.: Cristo. el que abre el Camino (Sal. 47.1985.419-431).