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1986

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Systematische Theologie: Allgemeines

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 111. Jahrgang 1986 Nr. 5

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an dieses Thema in den Taufliturgien der Kirche. Ein solches Vorgehen
besteht zum Teil darin, andere Schriftbezüge, die sich in der
Perikope finden, anklingen zu lassen (z. B. die Stimme, die Taube).
Der Sinn dieses Vorgehens besteht darin, daß der Hörer in das Geheimnis
mit hineingenommen wird und so Gemeinschaft findet mit
dem dreieinigen Gott.

Der Vf. stützt sich auf J. H. Newman und F. von Hügel für die Integration
des Intellekts in eine weitere „mystische" Praxis, die auch
Kontemplation, Gebet, Askesis und Liebeswerke miteinschließt. Die
Theologie sollte ihren Platz innerhalb des gesamten Seins der Kirche
einnehmen, innerhalb einer Tradition, deren innerstes, schweigendes
Leben der Heilige Geist selber ist. Die Theologie ist Teil der paideia,
der Bildung der Heiligen.

Louth hat ein schönes und provozierendes Buch geschrieben. Der
Autor (der der mittleren Generation.gegenwärtiger Theologen angehört
) beklagt im Grunde die Armut und Engführung, die charakteristisch
sind für die Theologie an englischen Universitäten und innerhalb
der Kirche von England während der letzten 25 Jahre. Ich selbst
habe große Sympathie für die Herausforderung, die dieses Buch für die
gegenwärtige Wissenschaft und besonders ihren theologischen Zweig
bedeutet. Ein Problem stellt für mich allerdings der Bereich der Ekkle-
siologie in diesem Buch dar. Der Autor bleibt seinen Lesern eine
genauere Definition dessen, was er unter der Kirche konkret versteht,
schuldig. Dies ist um so erstaunlicher, da für ihn die Tradition „der
Kirche" von herausragender Bedeutung ist. Abgesehen von einem
ziemlich unerwarteten positiven Hinweis auf die protestantische
Orthodoxie (Theologie als „sapentia eminens practica"), hat man
nicht den Eindruck, daß die Reformation im Denken des Autors von
großer Bedeutung ist. So hat auch sein Bezug auf die Liturgie, so richtig
er im Prinzip ist, einen simplistischen Unterton. Man möchte vom
Autor gerne wissen, was für ihn innerhalb der Tradition und des Glaubenslebens
als inneres kritisches Prinzip gelten und wirken könnte.

Durham GeofTrey Wainwright

Zähmt, Heinz: Wie kann Gott das zulassen? Hiob - Der Mensch im
Leid. München-Zürich: Piper 1985.96 S. 8°=Serie Piper, 453.

Der Band enthält drei auf dem Kirchentag in Düsseldorf 1985
gehaltene Vorträge. „Religion" muß „den Riß aufdecken, der durch
alles Sein geht, und nur auf diesem Hintergrund vorhandenen Unheils
darf sie von Heilung und Heil sprechen", wird einführend gesagt. Der
erste Vortrag („Der allmächtige Gott - warum läßt er das zu?") geht
vor allem auf die Tröstungsversuche der Freunde Hiobs ein, gegen
deren „distanzierte theologische Argumentation", die Religion in
ihrer Nützlichkeit begründet sieht, fünf Einwände erhoben werden.
Im zweiten Vortrag („Der verborgene Gott - warum schweigt er?")
wird die Zusammengehörigkeit von sinnvoller Ordnung und einer
letzten Undurchschaubarkeit der Welt herausgearbeitet. „In der Unverfügbarkeit
des menschlichen Daseins erkennt Hiob Gottes Sein."
Der letzte Vortrag weist über Hiob hinaus auf den Vater Jesu Christi
hin, der bei den Menschen im Leiden steht. Das Neue Testament löst
die Spannung zwischen der Allmacht und der Liebe Gottes nicht auf.
„Es gibt keine abstrakte christliche Leidensdogmatik,... sondern
höchstens Richtlinien für das konkrete Verhalten des Menschen im
Leid, an denen der Glaube sich wie an Halteseilen im Dunkel des
Leids voranbewegen kann." Sieben solcher Richtlinien werden abschließend
formuliert.

E.W.

Kleber, Karl Heinz: Die Verantwortung der Christen in der Welt (Univ. 40.
1985,883-891).

Schwarz. Hans: Divine Communication. Word and Sacrament in Bihlical.
Historical and Contemporary Perspective. Philadelphia. PA: Fortrcss Press
1985. XII, 162 S.8 Kart. $ 10.95.

Systematische Theologie: Dogmatik

Heinz, Gerhard: Divinam Christianae religionis originem probare.

Untersuchung zur Entstehung des Fundamentaltheologischen
Offenbarungstraktates der katholischen Schultheologie. Mainz:
Grünewald 1984. V, 301 S. gr. 8° = Tübinger theologische Studien
25.

Die Struktur des Oflenbarungstraktates, wie er im 19. Jh. und bis
zum II. Vaticanum in der katholischen Theologie schulmäßig verhandelt
worden ist, hat sich - geschichtlich gesehen - aus der Frontstellung
gegen die deistischen Offenbarungskritiker entwickelt. Diese
verfochten die Suffizienz der natürlichen, der Vernunft erkennbaren
Religion, so daß eine Offenbarung natürlicher Religionswahrheiten
überflüssig und eine Offenbarung übervernünftiger Mysterien unmöglich
, weil widervernünftig sei (S. 188). Angesichts dieser Behauptung
bemühte sich die kirchliche Apologetik, „die verläßliche Beweisbarkeit
einer historisch ergangenen, übernatürlichen Offenbarung
darzutun, um so die Gewißheit ihrer Wahrheit und die darauf beruhende
allgemeine Verbindlichkeit zu sichern. Zum anderen war sie
herausgefordert, die Heilsnotwendigkeit einer übernatürlichen
Gottesoffenbarung nachzuweisen." (S. 98) Über diese nach außen
gerichtete Aufgabe hinaus erlangte der Offenbarungstraktat im 18. Jh.
(erstmals bei Gerbert, 1720-1793) fundamentaltheologische Bedeutung
. Er diente dazu, im Zusammenhang mit dem idealistischen
Systemdenken der als wesentlich offenbart qualifizierten Theologie
eine gnoseologische Grundlage zu geben (S. 239).

Die breit angelegte Untersuchung zeichnet'umfassend die Entwicklung
des Traktats vom 17. bis zum 19. Jh. nach. Ebenso kommen die
Grundlinien neuzeitlicher Offenbarungskritik zur Sprache und erhalten
z. T. eine positive Würdigung. So wird das ideologiekritische
Anliegen Herbert von Cherburys hervorgehoben. Gegen den Mißbrauch
der Offenbarung als Legitimierung von Herrschaft tritt er für
die religiöse Erneuerung auf dem Boden vernünftiger Einsicht und
sittlichen Ernstes, angesichts derer er die Geschichte aller Religionen
nur als eine solche des Abfalls vom reinen Ursprung identifizieren
kann,ein (S. 97 ff

Nicht einfach ist es, angesichts der Vielfalt von Namen und Konzeptionen
den Durchblick zu bewahren, zumal erst am Schluß die
Fülle des Materials gebündelt wird. Man fragt sich zudem, ob es für
das Verfolgen der konkreten Fragestellung und für das Ergebnis nötig
sei, derart viele, mitunter sich kaum voneinander unterscheidende
Konzeptionen vorzustellen und damit Wiederholungen zu riskieren,
so daß die Stationen der Entwicklung nicht in jedem Fall deutlich
werden. Der Vorteil dieses Verfahrens ist der, daß mit diesem Buch
eine Monographie vorliegt, welche ausführlich die im genannten Zeitraum
relevanten Äußerungen zum Offenbarungsproblem als solchem
sichtet. Damit wird indirekt auch darauf aufmerksam gemacht, daß es
bis in die Gegenwart hinein nur eine begrenzte Anzahl von Argumentationsmustern
in der Offenbarungsfragc gibt und diese in Variationen
wiederkehren. Fragt man nach den aktuellen Bezügen für die
immense Forschungsarbeit, so wird man diese Tübinger Habilitationsschrift
wohl in den größeren Zusammenhang der aufgebrochenen
Frage nach der „Offenbarung als Prinzip neuzeitlicher Theologie"
(P. Eicher) hineinstellen müssen. Der Grund dafür, daß die Neuzeit
das Thema „Offenbarung" in den Mittelpunkt des theologischen
Denkens gerückt hat, liegt in dem Anspruch der Vernunft, auch in
religiösen Dingen Maßstab zu sein und demzufolge die unableitbare
Positivität der Offenbarung nicht gelten zu lassen. Die Entwicklung
des Offenbarungstraktates ist als das Bestreben anzusehen, sowohl
dem Anspruch der Vernunft entgegenzukommen als auch der Kontingenz
der Offenbarung gerecht zu»werden. Resultat dessen ist freilich
, daß die Verteidiger der Offenbarung tiefer, als es ihnen selbst bewußt
ist, von der an sie herangetragenen Fragestellung beeinflußt sind
und Mühe haben, die Besonderheit der Offenbarung •festzuhalten,
wenn sie die Olfenbarungstheologie auf ein rationales Fundament