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Ausgabe:

1986

Spalte:

350-352

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Mettinger, Tryggve N. D.

Titel/Untertitel:

The dethronement of Sabaoth 1986

Rezensent:

Schreiner, Stefan

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Theologische Literaturzeitung III. Jahrgang 1986 Nr. 5

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begonnen und nach dessen Tod von H. Jagersma betreut. Abgesehen
von einigen Schreibfehlern, die sieh zumal im Literaturverzeichnis
linden, bedarf die Feststellung einer Korrektur, daß R. Rendlorll'von
1958 bis 1963 Hochschullehrer und schließlich Rektor an der Berliner
Universität gewesen sei (III.I); Rendtortf wirkte während dieser
Jahre in Berlin nicht an der Universität (Humboldt-Universität), sondern
an der Kirchliehen I lochschule in West-Berlin.

Rostock Klaus-Dietrich Schunck

RendtorfT. R.: Genesis 15 im Rahmen der theologischen Bearbeitung der
Vätergesehiehten. In: I S C. Westermann. 1980.74-81. Dcrs.: Jakob in Bethel.
In: ZAW 94. 1982. 511-523. Dm.: Das Alle Testament. Eine Einführung,
1983.

Childs, B. S.: Introduetion to the Old Testament as Seripture. 2. Aull. London
1983.

Good, Robert McCIive: The Sheep of Iiis Pasture. A Studj of the
I lebrew Noun Arnim) tmd Iis Semitie Cognates. Chico. CA: Scho-
lars Press 1983. XV. 198 S. 8" = Harvard Semitie Monographs. 29.
Lw.$ 15.-.

In einer vergleichenden Semitistischen Studie wird die Doppelfrage,
was das Alte Testament unter 'amtml. Volk, verstehe und welches der
ursprüngliche Sinn des Wortes gewesen sei. durch fünf Kapitel abgehandelt
, ein sechstes läßt die Frgebnisse zusammen. Einleitend
(Kap. I. S. 1-12) sind Aulgabe und Arbeitshypothese genannt, und
nach knappen Bemerkungen zur Methode wird eine Übersieht über
die einschlägige F'orschungsgeschiehle während der letzten 100 Jahre
geboten. Die zu erhärtende Hypothese versteht ain(ttt) als onomatopoetisches
Wort, welches das Blöken von Schalen tmd Ziegen repräsentiere
und ursprünglich die Kleintierherde bezeichnet habe. Diese
natürliche Gruppe habe in prähistorischen Zeiten ihren Namen der
menschlichen Gruppe (Stamm oder Volk) gegeben. Die Forschung
nach der ursprünglichen Wortbedeutung wird folgerichtig eingeschränkt
auf die Frühperiode des jeweils zu untersuchenden Zweiges
der semitischen Spraehlämilie (Kap. II. S. 1.3-42). Aber schon beim
Auflauchen in den historischen Sprachen deckt arntm) einen weiten
Sinnradius (Verwandtschaft, militante Gruppen, Erinnerung an
nomadische Ursprünge?), und das hebräische Wort hat so vielfältige
Bedeutungsnuancen ererbt, daß sich die biblische ..Idee eines Volkes"
aus dem verwandten Material nicht leichthin erschließen läßt. Im
"I. Kap. (S. 43-63) werden Forschungsbeiträge seit den richtungsweisenden
Arbeilen von Rost und Speiser kritisch beleuchtet. Dabei
gilt G.s Haupteinwand der verbreiteten Auffassung, die singularische
Bedeutung ..Onkel väterlicherseits" bzw. ..Verwandter" und die
Plurahsehe ..Volk" seien Anfangs- bzw. Fndpunkt einer geraden
sprachgeschichtlichen Entwicklungslinie; vielmehr hätten singula-
nscher wie pluralischer .Sinn von Anläng bis Fnde der biblischen
Epoche nebeneinander existiert und auch ihre Sinnwandlungen
nebeneinander durchgemacht. Ein Überblick über das biblische
Material, bei welchem es im Detail nicht immer ohne Gewaltsamkeiten
gegen die bestrittene Sicht und zugunsten der eigenen Hypothese
abgeht, zeigt die enge Beziehung zwischen Singular- und Kollektiv-
Bedeutung des Nomens: Stamm-Slammesglied. Clan-Verwandter.
Stadthevölkerung-der Städter. Ileerbann-der Krieger etc. Zur Kontrolle
bzw. Erhärtung dieser ersten Ergebnisse untersucht (i. in der
folge die Geschichte '«»«VtD-haltiger Formeln (Kap. IV. S. 65-92)
und Nominalphrasen (Kap. V. S. 9.3-1.39) und gelang! zu interessan-
1*0 Ergebnissen. In der Bundvajornwl, einem ursprünglichen Heiligtumsspruch
, von (i. neu definiert als „Klicnlenlormel". meine

«nuim anlänglich den mit seinem Heiligtum wandernden und Zeitenpen
Slawin - hier sei die Verbindung des Wortes mit der (iesellschal't
fön Kleintiernomaden gegeben: später, am Tempel zu Jerusalem, sei

«nunii als Kongregation zu verstehen, und schließlich bezeichne es
■nT Umkreis von Bundesideen Israel als Nation. Auch die kari'lh-

Formel scheine auf jene alten nomadischen Zustände hinzuweisen,
wo es der Einzelperson unmöglich war. auf die Dauer ..abgeschnitten
von ihrer Stammes-gemeinschafl" und deren Rechtsschutz zu leben.
Das Ausstoßen. ...Abschneiden" sei de facto eine Preisgabe an den Tod
gewesen, woher sich der späte Gebrauch der Formel als Urteilsspruch
erkläre. Dann sei 'amlmi aber nicht mehr der Stamm, sondern die
Gemeinschaft der JHWH-Verehrvr. aus welcher der Schuldige ausgeschlossen
wird. Bei der Wendung ..eingesammelt werden zu seinem
Volk" im Sinne von „sterben" dürfte es sieh um eine späte Analogiebildung
zur /.«/('///-Formel handeln, welcher Für den frühesten Sinn
von ciwiwl nichts zu entnehmen ist.

Ebenso unergiebig erweisen sieh die Phrasen am ha'ares, 'am
qadoS und am segullah. Die erste, in der Zeit nach der ersten Ciolah
entstanden, bezeichne die im Lande Verbliebenen in Gegensatz zu
den Exilierten: in der zweiten und dritten sei zwecks Angleichung an
die Bundeslörmel ursprüngliches gpj mit dm vertauscht worden. Alt
sei dagegen die Wendung „hartnäckiges Volk". Möglicherweise
rühmte sie ehemals die kriegerische Entschlossenheit einer kämpfenden
Gruppe, sie sei aber sehr früh auf das als wandernde Herde vorgestellte
"wilderness Israel" bezogen worden, um schließlich die aus
Ägypten kommende verstockte Gesellschaft zu bezeichnen. '«///
./// II II sei die Nation, für die .11IW11 rettend eingreift, zugleich seine
„nufitia". Das „ganze Volk JHWHs" sei nicht als seine Familie gedacht
. Soweit in diesem Zusammenhang ein Bild zutage trete, könne
es das der menschlichen Herde sein, deren Hil le JHWH selbst ist oder
ein nagul oder ein König. - Die biblische amlmi-Verstellung erweist
sieh nach alledem derart vielschichtig, daß sich die Eigenart des frühen
Israels nicht eindeutig festlegen läßt. Es ehrt den Autor, daß er
seine liebenswürdige Hypothese über den ursprünglichen Sinn von
'am(m) nicht „beweist", sondern sieh mit einer Annäherung begnügt.
Das sorgfältig gearbeitete Buch bietet eine stets fesselnde, bereichernde
Lektüre, obwohl man in Details nicht immer zustimmen
kann und mancherlei zu fragen bleibt.

Berlin I lelgalinde Staudigel

Mettinger. I ryggve N. D.: The Dethronemenl ofSabaofh. Studios in
the Shcm and Kabod Theologies. Transl. by F. C. Over. Fund:
CWKGIecrup 1982. 158 S. gr. 8- = Coniectanca Biblica. Old Testament
Series. 18. skr 70.-.

"Among the manv tasks of the OT exegete. none is more central
than that ol interpreting what the OT savs about God. Achievement of
a more adequate understanding of the OT coneeptions of God will
always remain onc of its prineipal goals of OT rescareh. The present
study isan effort in thisdirection" (S. I I).

Ausgangspunkt der Untersuchung ist eine eher formale Beobachtung
, die nämlich, daß die Gotlesbezeiehnung 17/117/ feha'ot im
deuteronomistisehen Geschichtswerk (Dtn) v erhältnismäßig selten, in
Ez und den priesterschriftlichen Feilen des Pentaleueh (P) hingegen
überhaupt nicht vorkommt. Stattdessen begegnen in beiden Text-
komplexen aus der Exils-. Nachc.xilsz.eit in Dtn sein und in P kahod
als Ausdruck für Gottes Beziehung zum Heiligtum bzw. seine Anwesenheit
dort. Aulgrund dieses Befundes unternimmt es Vf. in seiner
Arbeit, unter Heranziehung umfangreicher Sekundärliteratur (Biblio-
graphy. S. 136-147) und vor allem methodisch vorbildlicher, sorgfältiger
Interpretation aller relevanten Textbelege, die sein- und kavod-
Theologie im Gegenüber zur /('//«(////-Theologie der Zionstradition
zu analysieren (S. 16) tmd dabei aufzuzeigen, in welcher Weise die
veränderte geschichtliche Situation nach 597 bzw. 586 v. C hr. Einfluß
genommen hat auf die Art der Formulierung, mit der das Bekenntnis
zur (legenwart (iottesausgesprochen worden ist. (S. 1 I)

In Kap. I "T he Fnthroned God - The Zion-Sabaoth Theologe of
the Jerusalem CTill T radition" (S. 19-37) kommt es Vf. darauf an.
unter Berücksichtigung auch ikonographischen Materials aus der
allorientalischen Umwelt, deutlieh zu machen, daß dem Epitheton