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Ausgabe:

1986

Spalte:

335-337

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Gerl-Falkovitz, Hanna-Barbara

Titel/Untertitel:

Romano Guardini 1986

Rezensent:

Pilot, Joachim

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335

Theologische Literaturzeitung III. Jahrgang 1986 Nr. 5

336

der Persönlichkeitspsychologie. Berlin 1982. „Anmerkungen zum Persönlichkeitsprinzip
.'* 138 fT.

5 ebd., 141.

6 Ich greife hier dankbar auf Ausführungen zurück von Wilfried Härle in:
Humanität. Überlegungen zum Verhältnis von Anthropologie und Ethik. In:
Anthropologie als Thema der Theologie, hg. von Hermann Fischer, Göttingen
1978, 119ff.

7 Die in jüngster Zeit im Umkreis des VI. Philosophiekongresses der DDR
angestellten Überlegungen zum Humanismus-Verständnis des Marxismus haben
verdeutlicht, daß sich dieser nicht als „Heilslehre" versteht. Hilfreich in
diesem Zusammenhang ist die neuerliche Erinnerung an die dem Marxismus als
„realem Humanismus" innewohnende Dialektik, wonach die Schaffung besserer
, den Bedürfnissen des Menschen angemessener Lebensbedingungen keinen
linearen Fortschritt in eine widerspruchsfreie Gesellschaft darstellt, sondern
immer auch neue Widersprüche hervorbringt, in denen alles darauf ankommt,
daß Menschen sich in konfliktvollcn Situationen bewähren. Zu dieser Problematik
verweise ich auf Martina Thom, Karl Marx und der reale Humanismus.
ln:DZfPh. Heft 3,1984,198.

* Die folgenden Ausführungen stützen sich insbesondere auf H.-D.
Schmidt, Grundriß der Persönlichkeitspsychologie. In einer Teilzusammcn-
fassung heißt es hier: „In den bisherigen Kapiteln wurde betont, daß die Inier-
aktionsbeziehungen zwischen Individuum und Umwelt Grundlage jeder persönlichkeitspsychologischen
Theoriebildung seien." (ebd., 49) Die Interaktionsprobleme
sind unter therapeutischem Aspekt ausführlich behandelt
worden in: M. Vorwerg und H. Schröder (Hg.), Persönlichkeitspsychologische
Grundlagen interpersonalen Verhaltens. Bd. I und 2, Karl-Marx-Universität
Leipzig, 1980. Insbesondere in: Mensch-Umwelt-Interaktion als psychologisches
Problem (M. Vorwerg) in: ebd. Bd. I, 21 ff. Holzkamp-Osterkamp, U..
Grundlagen der psychologischen Motivationsforschung 1 und 2 Frankfurt-
New York 1975/1976, hat die persönlichkeitstheoretischen Modelle, die eine
von den konkreten Gesellschaftsformationen gelöste grundsätzlich konfliktäre
Individuum-Umwelt-Situation zugrunde legen, einer ausführlichen und überzeugenden
Kritik unterzogen.
9 H.-D. Schmidt, ebd., 50.

10 ebd., 53.

" ebd., 54.

12 ebd.,64IT".

" ebd., 67 ff.

19 ebd., 70.

,s ebd. 75ff

" ebd., 76.

17 Diese Formulierung ist in Gestalt einer Umfrage durch die Deutsche Zeitschrift
für Philosophie zur Diskussion gestellt worden. In: DZfPh. Heft 2, 1985,
und Heft 3, 1985.

18 Eine ausführliche Darstellung der Unterschiede zwischen christlicher und
positivistischer Realitätsauffassung am Beispiel Freuds gibt die sehr instruktive
Studie von Ellert Herms: Die Funktion der Realitätsauffassung in der Psychologie
Sigmund Freuds. In: Anthropologie als Thema der Theologie, hg. von
Hermann Fischer, Göttingen 1978, 165-202.

" Als ein repräsentatives Beispiel für die Identifizierung von Glaube und
Gottvertrauen sei Luthers Formulierung genannt, daß ..... einen Gott haben

nichts anderes ist denn ihm von Herzen trauen und glauben". Großer Katechismus
hg. von G. Holtz, Berlin 1962, 18. Daran, daß Gottvertrauen nicht identisch
ist mit einem unkritischen Vorsehungsglaubcn, erinnert Dietrich Ritsehl,
wenn er schreibt: „Persönliches Gottverlrauen muß mit dem Gedanken fertig
werden, daß Gott ein Flugzeug voll selbstloser Missionare und Krankenpfleger
nicht eher vordem Absturz behüten wird als eines voller Diktatoren und Folterknechte
". In: Zur Logik der Theologie, München 1984. 307.

20 Diese Wendung verdanke ich: Wilfried Härle und F.ilcrt Herms, Rechtfertigung
, Göttingen 1979, 125.

21 Zu diesem Bcgriffvgl : ebd., 196.

22 Die Wendung „Bejahung des Bejahtseins" geht auf P. Tillich zurück: P.
Tillich, Der Mut zum Sein. In: Gesammelte Werke Bd. X, 1969, insbesondere
in: Der Mut, sich zu bejahen als bejaht, ebd., 11711'. Die Bejahung des Bejahtseins
als Bezeichnung des Rechtfertigungsglaubens ist dargestellt worden von:
Wilfried Härle, Überlegungen zum Verhältnis von Anthropologie und Ethik.
In: Anthropologie als Thema der Theologie, hg. von Flcrmann Fischer, Göttingen
1978,119-129.

21 Auf ein solches Beispiel verweist Helga Hörz: „Zweifellos bedürfen die
Bedingungen einer Überprüfung, wenn in einem Wissenschaftlerkollektiv einzelne
Angehörige des Kollektivs die Arbeit anderer geringschätzen, deren Forschungsergebnisse
nicht zur Kenntnis nehmen, aber negative Bewertungen
darüber abgeben. Dann hilft kein moralischer Appell, sondern nur die Schaffung
solcher Bedingungen, die die sachliche Diskussion wissenschaftlicher
Ergebnisse, konzeptioneller Vorstellungen und anderer Resultate bei gegenseitiger
Respektierung gestatten." In: Moralische Triebkräfte der Persönlichkeitsentwicklung
im Sozialismus. DZfPh. Heft 9,1983, 1075.

24 Zu den moralischen Konflikten nochmals Helga Hörz: „Freiheit des einzelnen
in seinen moralischen Entscheidungen verlangt, aus diesen Erfordernissen
die Aufgabe für sich abzuleiten, die vorgefundenen Umstände vorsätzlich
zu verändern, um progressive moralische Ziele zu erreichen. Das ist nicht
immer leicht, schließt Konflikte ein, ist aber letztendlich ein persönlicher Freiheitsgewinn
: Man wird nicht durch die Umstände beherrscht, sondern beherrscht
die Umstände. Der moralische Konflikt ist eine spezifische Ausdrucksweise
der moralischen Entscheidungssituation, aber nicht jede moralische Entscheidung
ruft einen moralischen Konflikt hervor. . . Unter einem moralischen
Konflikt wird eine Situation verstanden, in der das Subjekt der Tätigkeit notwendigerweise
die Auswahl zwischen zwei einander ausschließenden Vcrhal-
tensformen finden muß." DZfPh. ebd., 1075ff

25 Mit etwas anderen theologischen Akzenten wird die „Erkennbarkeit der
Natur" als wichtiges theologisches Anliegen vertreten von H.-H. Jensscn,
Naturerkenntnis-Sünde oder Gottesauftrag? Berlin 21984 und: Ja zum modernen
Weltbild, Berlin21985.

^ Ich greife hier einen Gedankengang von Erhard Geisslcr auf: „Aber
gesetzt den Fall, Aggressivität sei, wie viele Experten meinen, Teil der menschlichen
Natur. Dann wäre es aber doch völlig unwissenschaftlich, nach dem
,Nicht-scin-kann-was-nicht-sein-darf-Prinzip' fach wissenschaftlich belegte
Fakten zu ignorieren." In: „Verhaltensforschung und das Rohr des Galilei". In:
Philosophische und ethische Probleme der modernen Verhaltensforschung.
VI. Kühlungsborner Kolloquium im Oktober 1977, Berlin 1978,6.

27 Diesen Begriffentnehme ich: H.-D. Schmidt, a. a. O. 60.

Allgemeines, Festschriften

Gerl, Hanna-Barbara: Romano Guardini 1885-1968. Leben und
Werk. Mainz: Grünewald 1985. 381 S., 7 Taf. 8°. Lw. DM 48,-.

Nur wenige leben noch heute, die Romano Guardini persönlich gekannt
haben, ihm begegnet sind oder ihn in Predigten oder Vorlesungen
gehört haben. Viele kennen Werke von ihm, sei es „Der Herr"
oder „Welt und Person", „Das Ende der Neuzeit" und „Die Macht",
die Pascal-, Rilke-, Dante-, Dostojewski- oder Augustinus-Interpretationen
oder eine andere seiner philosophischen, theologischen, meditativen
und anthropologischen Schriften; manche schätzen diese besonders
hoch (auch der Rezensent). Mit dem vorliegenden Werke von
Hanna-Barbara Gerl - vielleicht auch mit „Berichte über mein
Leben" - tritt uns die Gestalt Romano Guardinis in einer neuen,
lebendigen Weise entgegen, die nicht nur die Ergebnisse seiner Überlegungen
und seine Meditationen vermittelt, sondern auch die Konflikte
, sein Ringen und die Angefochtenheit ahnen läßt.

Wenn die Vfn. in der Einleitung Guardini als Priester, Erzieher und
Lehrer charakterisiert, so geht es ihr in ihrem Bemühen eigentlich darum
, „wer" Guardini war, eine Frage, die nach seinem „von oben
gehaltenen" Innen zielt, das aber auch noch dem behutsamsten Blick
z. T. verborgen bleiben muß.

Die Autorin geht seiner Herkunft nach, den Eltern und Großeltern,
Italien und Deutschland, seiner Jugend in Mainz. Damit charakterisiert
sie die ersten großen Spannungen seines Lebens, wobei er sich für
das Deutsche und das Nordische entschieden hat, ohne die Verbindung
zum romanischen Geist aufzugeben.

Wir erleben das Suchen und die Umwege während seiner Studienjahre
, die über die Naturwissenschaft und Nationalökonomie zur
Theologie, schließlich im Entschluß zum Pricstcrtum gipfelt, lernen
seine Lehrer und Freunde, insbesondere den früh verstorbenen Karl