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1986

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257

Theologische Literaturzeitung III. Jahrgang 1986 Nr. 4

258

v Lotman. Die Struktur (Anm. 70). S. 32. Es bleibt ein kleiner Rest von
Unbehagen, wenn Uspenskij. Interview (Anm. 76). S. 541 sagt: ". . . we refer to
the middle ages as a cuttural, not a ehronologieal period."

*" Ebd..S. 538. Es fallt im übrigen auf. daß sich Uspenski j mit Vladimir Solo-
vev nicht auseinandersetzt

Entsprechend dem Vergleich von Uoogewerll'(Anm. 18) für das Verhältnis
von Ikonologie und Ikonographie mit Geologie und Geographie könnte das
zwischen der Metasprache der Ikone und ihren durch jene zubereiteten ..natürlichen
" Texten mit der Landkarte (und ihrem Zeichensystem) und der natürlichen
Landschaft verglichen werden.

Allgemeines, Festschriften

Evangelisches Kirchenlexikon (EKL). internationale theologische
Enzyklopädie, hg. von E. Fahlbusch, .1. M. Loch man, .1. Mbiti.
.1. Pelikan u. L. Vischcr. Bd. 1. Lfg. 2: Bibliodrama - Ehe, Ehescheidung
. 3. Aull. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1985.
Sp. 48 l-960.gr. 8°. DM 78.-.

Die 2. Lieferung des neuen EKL folgte der ersten schon nach wenigen
Monaten und zeigt, daß das Werk zügig voranschreitet. Ökunie-
nik und Konfessionskunde nehmen diesmal den meisten Raum ein.
Unter den 15 Staaten, über die informiert wird (Birma - Ecuador)
linden sich die BRD und die DDR. wodurch natürlich der Artikel
..Deutschland" entlieh Neu ist neben vielen anderen der Artikel
..Dritte Welt" (W. Gern). Die ökumenische Orientierung wird auf
allen Sachgebieten durchgehalten. So ist etwa die Hälfte des Artikels
..Biblische Theologie" den ökumenischen Aspekten gewidmet, was
zugleich eine Ausweitung des Begriffs bedeutet: ...B. T. im Kontext'
meint die llicol. Interpretation der Bibel angesichts der Herausforderungen
der '/.eil und der jeweiligen Situation der C hristen und Kirchen
an einem Ort. in einem Land oder einer Region." (494) Es geht
also um die hermeneutische Bedeutung der unterschiedlichen sozio-
kulturellen ..Kontexte", und man kann fragen, ob es um der begrifflichen
Klarheit willen günstig ist. diesen Forschungszweig der Öku-
menik der herkömmlichen Biblischen Theologie zuzuordnen. Gleiches
gilt für die feministische Perspektive, die sich nach L. Schottroff
von der herrschenden Theologie vor allem durch die Sensibilität für
Herrschaftsv erhältnisse unterscheidet.

Der umfangreichste Artikel der Lieferung, der die Christologie behandelt
(712-741). wurde ebenfalls in aufschlußreicher Weise umstrukturiert
. Während F. Lau im alten LKL Für seinen vorzüglichen
dogmen- und theologiegeschichtlichen Überblick 19 Sp. zur Verfügung
hatte, mußte L. Mühlenbcrg mit weniger als der Hälfte auskommen
. Eine so komprimierte Darstellung bietet natürlich keine
leichte Kost. Diesen Nachteil muß der Leser dafür hinnehmen, daß er
über die Christologie (im folgenden = C.) in der orthodoxen und
römisch-katholischen Theologie sowie in der Dritten Welt informiert
wird. D. Ritschi, von dem auch der dogmatische Teil stammt, findet
m der Dritten Welt eher implizite Neugewichtungen als explizite
christologische Neuentwürfe. Er unterscheidet eine „Christus-vic-
tor-C." (Jesus Christus besiegt die Dämonen und das Böse überhaupt),
eine ,.C. der Passion", eine „C. des kosmischen Christus" und cincC.
des Schwarzen Christus als Befreier. Ritschis dogmatischer Beitrag
spiegelt darin die gegenwärtige theologische Situation wider, daß er
mehr Fragen als Antworten enthält. Die christologische Grundthese
vom Kommen Jesu als Erfüllung der Verheißung muß im Dialog mit
den Juden verantwortet werden und ist zu bedenken in Auseinandersetzung
mit der klassischen Christologie (Chalcedon). in Aufnahme
der Impulse aus der Dritten Welt und angesichts der Leiden in unserer
Welt.

Aus der Liste der neuen Artikel seien einige genannt, deren Aufnahme
zeigt, wie das neue EKL der veränderten Situation entspricht:
»rot für die Welt, Bund der Ev. Ki rchen in der DDR. Charismatische
Bewegung. Christen für den Sozialismus, Christlich-jüdischer Dialog
(685-692. P. v. d. Ostcn-Sacken), Clinieal Pastoral Education, Drogen
. Neu ist auch der Artikel „Christliche Kunst" aufgenommen
(696-708. P. Maser). Sämtliche Beiträge wurden neu geschrieben und
erhielten auch dann neue Verfasser, wenn der Autor des entsprechenden
Artikels im alten EKL noch lebt. Dadurch wird nicht nur jeder

Verdacht einer wertenden Differenzierung ausgeschlossen, sondern
auch die bleibende Bedeutung des alten EKL neben dem neuen verstärkt
. Beide Auflagen ergänzen einander sehr gut. aber für die aktuelle
Information über Lehre und Leben der christlichen Kirchen wird
sich das neue Werk als unentbehrlich erweisen.

I lalle (Saale) Eberhard Winkler

King. Martin Luther: Schöpferischer Widerstand. Hg. von H.W.Grosse.
Gütersloh: Gütersloher Vcrlagshaus Gerd Mohn 1985. 151 S. 8' = GTB. Siebenstern
. 576 S. Kart. DM 9.80. (s. aueh ThLZ 109. 1984. 797).

Religionswissenschaft

Holtz, Gottfried: Die Faszination der Zwänge. Aberglaube und
Okkultismus. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1984. 279 S.
gr.8k Kart. DM 42.-.

Die Thematik ist hochaktuell. Aberglaube und Okkultismus haben
auf theologischer und praktischer Ebene nichts von ihrer Faszination
verloren. Im Liegenteil, sie gehören zu den ernst zu nehmenden Herausforderungen
, denen sich christliche Kirche und Theologie zunehmend
gegenüber sehen. Literatur zu diesem Problem gibt es reichlich.
Sachlich informierende und um einen niveauvollen kritischen Dialog
bemühte Publikationen sind freilich selten. Ihnen ist die vorliegende
Arbeit zuzurechnen.

Gottfried Holtz. seit 1949 bis zu seiner Emeritierung Ordinarius für
Praktische Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität
Rostock, faßt den Ertrag seiner jahrzehntelangen Forschungsarbeil
wie auch praktischen Erfahrungen auf diesem zweifellos heiklen, von
der akademischen Theologie vielfach zu Unrecht gemiedenen Gebiet
zusammen. Er ist sich des damit verbundenen Wagnisses wohl bewußt
.

Das klar und übersichtlich gegliederte, mit einem Verfasser-, Personen
- und Sachregister versehene Buch besteht aus zwei Teilen. Im
ersten Teil soll das Wesen des Aberglaubens ,,durchschaubar" gemacht
werden. Nach Bemerkungen zur „Wortgeschichte" wendet
sich der Vf. der ..Wesenserfassung des volkstümlichen Aberglaubens"
zu, um sich dann der „Schwierigkeit einer Definition" des Begriffes
Aberglauben zu stellen. Dabei kommt Holtz - das zeigt sein differenziertes
Herangehen an die Problematik - u. a. zu dem Eingeständnis,
„daß es bis zur Stunde eine befriedigende Definition des Aberglaubens
nicht gibt" (23). Auf jeden Fall stehe er jedoch „zum Glauben in
Beziehung". „Diese Beziehung festzulegen, ist eine der schwierigsten
Aufgaben unseres Unternehmens." (ebd.) Ihr unterzieht sich der Vf.
im folgenden bei der konkreten ,. Auseinandersetzung mit der Sache
und ihren Problemen" (25).

Zunächst zeigt er „Wurzeln seelischer Bereitschaft" für den Aberglauben
auf. Den Theologen kann dabei nachdenklich stimmen, wenn
auch auf die Rolle der Bibel und des unhistorischen Bibelverständnis-
ses verwiesen wird, wodurch „magische Vorstellungen . . . gefestigt
und vielleicht gar erst entbunden" wurden (26). Ausführlich werden
„die Mächte" aus der Sicht des Aberglaubens vorgestellt. Ausgehend
von den Mächten der Erde, des Himmels und der Gestirne spannt sich
der Bogen über die Mächte zwischen Himmel und Erde zu den göttlichen
und höllischen Mächten. Dem schließen sich folgerichtig
Untersuchungen dazu an, wie der Mensch „Zugang zu den Mächten"