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Ausgabe:

1986

Spalte:

237-238

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Valentini, Donato

Titel/Untertitel:

Il nuovo popolo di Dio in cammino 1986

Rezensent:

Neufeld, Karl H.

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Seite 1

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237

Theologische Literaturzeitung III. Jahrgang 1986 Nr. 3

238

humanes Sterben (199-204) - Bläsquez, Niccto: Die traditionelle kirchliche
Morallehre über den Suizid (205-212)- Power. David: Die Beisetzungsriten für
Selbstmörder und liturgische Entwicklungen (213-217) - Jossua Jean-Pierre:
..Das Leben hat für mich keinen Sinn mehr" (218-223)- Holderegger. Adrian:
Ein Recht auf den freigcwähltcn Tod? Theologisehe Überlegungen (223-229)-
Kuitert. Harry: Haben Christen das Recht, sich selbst zu töten? (229-233).

Ökumene: Catholica

Valentin!, Donato: II Nuqvo Popolo Di Dio In Cammino. Punti nodali
perunaecclesiologiaattualc. Roma: LAS 1984. 196 S. 8° = Bibliote-
ca di Scicnze Religiöse, 65. Studi di Thcologia Dogmatica, 35. it.
Lire 18.000.

Das II. Vatikanische Konzil hatte sein vordringlichstes Thema in
der Erfassung und Darstellung des Selbstbewußtseins und der Mission
der katholischen Kirche. Der Versuch, diese Wirklichkeit theologisch
zu beschreiben, erbrachte zwar ein beeindruckendes Bild, doch zwang
er gleichzeitig zu einer klareren Bestimmung von Grenzen und offenen
Fragen, von weniger beachteten Schwierigkeiten und offenen
Möglichkeiten, von Vielfalt und Einheit, von Bedingungen und Aufgaben
. Eine solche Bilanz mußte von sich aus zu weiterer Entfaltung
und Vertiefung, zu neuen Akzenten und Aktivitäten anregen.

Unter dem konziliaren Kirchenbild des „neuen Gottesvolkes auf
dem Weg" faßt D. Valentini die seitherige Entwicklung in „Knotenpunkten
einer aktuellen Ekklesiologie" zusammen. Damit ist schon
angedeutet, daß es nicht um einen Gesamtentwurf geht. Vielmehr
orientieren sich die acht Kapitel des Buches an bezeichnenden Stichworten
. Sic lautcn in der vorgelegten Reihenfolge: „Evangelisicren",
„Neuheit", „Evangelium und Kultur", „Zeichen der Zeit", „Kriterien
der Kirchlichkeit", „Papst und Ökumene", „Bischof' und
„Lehramt". Ausgehend vom christlichen Missionsauftrag und seinem
angemessenen Verständnis heute wird nach der Welt gefragt, an die
sich die Botschaft des Glaubens richten soll; nach Voraussetzungen
und Umständen, nach Hindernissen und Erleichterungen, auf die der
Uhrist. aufweiche auch die Kirche stößt. Daß in dieser Begegnung
eine Rückfrage an Kirche- und Christsein empfunden wird, die nicht
nur als Bedrohung und Herausforderung verstanden ist, kennzeichnet
vielleicht am deutlichsten den Mentalitätswandel seit zwei oder drei
Generationen. Für den Verfasser wird das vor allem an der Lage der
katholischen Kirche in Italien, an deren Weg seit dem Konzil deutlich
. Seine Überlegungen beziehen sich darum in erster Linie auf die
kirchlichen Erfahrungen in der neueren italienischen Gesellschaft, ja
schon die Auswahl seiner Knotenpunkte erklärt sich z. T. auf diesem
Hintergrund. Auch wo auf weitere Erfahrung Bezug genommen wird -
namentlich aus dem ökumenischen Raum und im Blick auf Entwicklungen
in Lateinamerika -, geschieht das auf diesem Boden. Gerade
diese Eigenart macht fruchtbare Vergleiche möglich und läßt helles
Licht aufdie innere Vielfalt der katholischen Kirche fallen. Gleichzei-
"g hält sich der Verfasser aber durchgehend an mehr oder minder offizielle
Äußerungen, in denen sich die weitere theologische und pasto-
ra'e Bemühung seit dem II. Vatikanischen Konzil niedergeschlagen
°at. Grundlegende Bedeutung billigt er dem Schreiben Papst Paul VI,
über die Evangelisierung in der Welt von heute (1975) zu. Sein erstes
Kapitel bereitet auf diesen Text vor, der dann selbst den eigentlichen
Gegenstand des zweiten Kapitels bildet und auch in den weiteren
immer wieder herangezogen ist. Außerdem beruft er sich wiederholt
aut neuere päpstliche Enzykliken, auf Erklärungen römischer Stellen,
aul Konsenspapierc verschiedener ökumenischer Kommissionen und
auf Arbeitsberichte der Internationalen Theologenkommission. Insofern
bietet sich hier eine gute Übersicht über die auch offiziell bestätigte
Weitercntfaltung von Anregungen des Konzils; in der Sicht des Verfassers
: „Qucsti documenti fanno, non raramente, .vivere' il testo del
concilio, sulla base di provoeazioni emergenti anchc dalla storia"
(121).

Besonderes Interesse darf der deutliche Geist der Offenheit erwarten
, in dem die Fragen der einzelnen Kapitel angegangen sind. Denn

er trägt die Möglichkeit des Dialogs im allgemeinen und in jenen besonderen
Schwierigkeiten, die zwischen den verschiedenen christlichen
Kirchen umstritten sind. An ihnen fehlt es aber gerade in der Ekklesiologie
nicht. Macht sich also in einer Weltkirche wie der katholischen
auch in Rücksicht auf sie Aufgeschlossenheit bemerkbar, und zwar in
Teilen dieser Kirche, die traditionell wenig von solchen Schwierigkeiten
berührt wurden, dann läßt sich mit günstigeren Voraussetzungen für
eine Annäherung getrennter Christen rechnen, als sie lange vorherrschten
. Natürlich bleiben immer noch Fragen. Aber sie können in solchem
Rahmen aufgeworfen und geklärt werden.

Entsprechend der italienischen Sicht finden sich neben der durchaus
vorhandenen ökumenischen Ausrichtung noch andere wichtige
Dimensionen des Christlichen, wie die Frage nach dem Sinn der
Volksfrömmigkeit, nach den Basisgruppen und den Lokalkirchen,
nach der direkten Bedeutung zeitgenössischer Kultur, nach dem Prophetischen
im Christentum und der Möglichkeit des Neuen, nach der
nötigen Unterscheidung und dem Urteil über Zeiterscheinungen (Zeichen
der Zeit), nach Verantwortung und nach dem unerläßlichen
Pastoralen Wirken usw. Doch dienen die entsprechenden Überlegungen
vor allem einer Vertiefung des Bewußtseins von Kirche selbst. Als
Kriterien des Kircheseins nennt der Verfasser zunächst .Horizonte',
worunter er die wesentlichen Dimensionen verstanden wissen will:
Geheimnishaftigkeit, Bezug auf Jesus Christus als Mitte der Heilsgeschichte
und sakramentale Bedeutung für das Heil. Danach wird
Kirche in ihren .Subjekten' bestimmt: als universale und partikulare
Gemeinschaff, in Bewegungen und Gruppen, die gemeinsam das Volk
Gottes bilden. Schließlich werden die .Existenzweisen' der Kirche
vorgestellt: Communio, Dienst, Zeugnis und Mission. Abgeschlossen
wird dieser zentrale Teil des ganzen Versuchs in der Betrachtung der
Kirche ,im Dienst' am Menschen und an der Welt von heute.

Der Band erlaubt einen paradigmatischen Einblick in das Selbstbewußtsein
der katholischen Kirche angesichts der Situation unserer
Zeit. Eine Information darüber, wie sich die Impulse des II. Vatikanischen
Konzils im Durchschnitt gerade für die Frage nach der Kirche
und den damit zusammenhängenden Problemen auswirkten, wird
willkommen sein als Hilfe zur Einordnung und zur Beurteilung konkreter
Einzelvorgänge, über die aus dem Leben der katholischen
Kirche berichtet wird. Zugleich zwingen diese Überlegungen, für
einen Augenblick von näherliegcnden Ausprägungen des Katholischen
abzusehen. Die hier bestimmende italienische Konzeption ist
allerdings nicht einfach nur eine beliebige unter anderen; Rom als
Zentrum der katholischen Kirche gehört zu Italien. In diesem Sinn
darf das Buch als Information über den Status und über die Selbstein-
schätzungdes Katholizismus empfohlen werden.

Rom Karl H. Neufeld *

Zeitschriftenschau

Theologial Szemle 27,1984 (I)

Päsztor. Jänos: Orthodox-rcformätus pä/beszed - Debrecen IV (Odcssza,
1983. jünius 6-10.) (Orthodox-reformierter Dialog - Debrecen IV [Odessa.
6.-l0.Juni I983])S. 9-24.

Varga. Zsigmond: A pröfecia (A pröfecia mint kegyelmi ajändek - a
karizmatikus pröfecia) (Die Prophetic [Die Prophctic als Gnadengabe - Die
charismatische Prophetie])S. 24-31.

ilubai. Peter: A szegeny Läzär üj vallästörtcneti paralcljci (Neue religionsgeschichtliche
Parallelen des armen Lazarus) S. 36-40.68-72.

Szabo. C'saba: A päsztori levelck es a Zsidökhoz irt level liturgikus elemci
(Die liturgischen Elemente des Pastoralbriefes und des Hebräerbriefes)
S. 72-76.

Csohany. Jänos: Revesz Imre. az abszolutizmus kori cllenälläs elharcosa
(Imre Revesz, der Vorkämpferdes Widerstandes im Zeitalter des Absolutismus)'
S. 77-86.

Molnär. Ambrus: A gyülekezet l'clclösscge a hagyomünyok äpoläsäban (Die
Verantwortung der Gemeinde für die Pflege der Traditionen) S. 86-89.