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Ausgabe:

1986

Spalte:

177-178

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Reents, Christine

Titel/Untertitel:

Die Bibel als Schul- und Hausbuch für Kinder 1986

Rezensent:

Adam, Gottfried

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Seite 1

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177

Theologische Literaturzeitung 111. Jahrgang 1986 Nr. 3

178

1840, unter denen seit 1868 Studenten eine große Rolle spielen. Sie
sind meist in Gruppen von 5-20 jungen Leuten in abgelegenen ländlichen
Gebieten unterwegs und werden zuvor in einer Sales Training
School in Psychologie und Verkaufstechnik unterwiesen. Der jährliche
Umsatz beträgt 20 Mill. Dollar, und auch andere religiöse Literatur
sowie Wörter- und Kochbücher werden verkauft. Die Herausgeberin
widmet einen weiteren Aufsatz dem religiösen Kinderbuch
und bemüht sich, einen positiven Trend von einstiger „viktoriani-
scher Sentimentalität" zu ihrer heutigen Qualität v. a. im Hinblick auf
Bildteil und poetische Texte nachzuweisen. Recht trivial mutet dagegen
wieder die volkstümliche religiöse Malerei in den USA an, die
Ljuhica D. Popovich mit gut ausgewählten Beispielen beschreibt, die
auch in 6 Bildtafeln dem Leser verdeutlicht werden.

Rostock Gert Wendclborn

Reents, Christine: Die Bibel als Schul- und Hausbuch für Kinder.

Werkanalyse und Wirkungsgeschichte einer frühen Schul- und Kinderbibel
im evangelischen Raum: Johann Hübner, Zweymal zwey
und funffzig Auserlesene Biblische Historien, der Jugend zum
Besten abgefasset. . . Leipzig 1714 bis Leipzig 1874 und Schwelm
1902. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1984. XVI, 417 S.
m. Abb. gr. 8' = Arbeiten zur Religionspädagogik, 2. Kart.
DM 58,-.

Lange Zeit war es so, daß die Bemühungen der Religionspädagogik
um ihre eigene Geschichte kaum nennenswerter Art waren. In den
letzten 15 Jahren zog eher empirische Forschung das Interesse auf
sich: Mit der Analyse von Einstellungen zum Fach Religionsunterricht
, mit der Dokumentation gehaltener Stunden, sowie mit der
Erforschung der religiösen Sozialisation. Für die überwiegende Mehrzahl
der Religionslehrer wie auch der Hochschullehrer war die Geschichte
der Religionspädagogik keineswegs im Blickfeld des Interesses
.

C. Reents zeigt mit ihrer Arbeit zu „Hübner's Zweymal zwey und
funffzig Auserlesene Biblische Historien", wie ertragreich die Zuwendung
zu dieser Geschichte sein kann. Bei dieser Untersuchung handelt
es sich um eine Habilitationsschrift, die von der Evangelisch-Theologischen
Fakultät der Universität Bern für das Fach der Praktischen
Theologie angenommen wurde.

Die Untersuchung geht der Verwendung der Bibel in der religiösen
Erziehung des 18. und 19. Jahrhunderts an dem exemplarischen
Schul- und Hausbuch von J. Hübner nach. Die Frage des wissenschaftlichen
Umgangs mit der Bibel wurde schon immer erforscht.
Dem gegenüber ist es erstaunlich, daß die Verwendung im Blick auf
den Bereich der religiösen Erziehung bisher in großem Maße ungeklärt
geblieben ist.

Am Beispiel des Werkes und der Wirkungsgeschichte von Hübner's
Biblischen Historien", die erstmals 1714 und letztmals 1902 erschienen
, will die vorgelegte Untersuchung Fragen danach nachgehen, welche
Rolle exegetische und systematische Einsichten gespielt haben, ob
es so etwas wie einen praktischen Schriftgebrauch gegeben hat und
welche realen Lebenszusammenhänge dazu beitrugen, daß sich erst
'm Laufe des 18. Jahrhunderts die biblischen Geschichten in der religiösen
Erziehung breiter durchsetzten. Dabei liegt der Forschungsschwerpunkt
auf der Analyse der unbebilderten Erstausgabe, die in
der Epoche einer vernünftigen Orthodoxie auf der Schwelle zur Früh-
«tufklärung in Kursachsen entstanden ist, sowie auf den verschiedenen
Nachdrucken und Neubearbeitungen. Eine erste Benutzung ist in
Latein-Schulen und in der häuslichen Erziehung nachweisbar. Es folgen
später Lehrerseminare und die niederen Schulen. Von der ungeheueren
Breitenwirkung des „Hübner" bekommt man erst einen
ungefähren Eindruck, wenn man sich vergegenwärtigt, daß alles in
allem über 250 Ausgaben des Werkes in Form von Auflagen, Nachdrucken
, Neubearbeitungen und Übersetzungen in 15 Sprachen
erschienen sind. Sogar nach dem Religionsedikt Wöllners (1788) und
lach dem Verbot privater Bibclauszügc in Preußen (1814, 1825) blieben
die „Biblischen Historien" im Schulgebrauch.

Nachdem Kap. 1 der Erhebung des Forschungsstandes und der Formulierung
des Forschungsinteresses gewidmet ist, analysiert das
Kap. 2 die Urausgabe von 1714 als eine „frühe bürgerliche Schul- und
Kinderbibel aus der Zeit der orthodoxen Reformbestrebungen". Eine
umfängliche Werkanalyse wendet sich dem Titel, Aufbau, der formalen
Gestaltung, der Wiedergabe der Bibeltexte und dem methodischen
Arrangement des „Hübner" zu. Dabei gelingt es Vfn. herauszuarbeiten
, daß im Umbruch von der Orthodoxie zur Frühaufklärung einerseits
und Pietismus andererseits die „Biblischen Historien" eine
Anleitung für die praktisch-tätige Lebensbewältigung darstellen. Es
handelt sich um ein alltagsbezogenes und verständliches Christentum,
um eine aus dem Ethischen geborene Orthodoxie im Übergang zur
Frühaufklärung, wobei zugleich eine gewisse Verwandtschaft zur
praxis pietatis Hallescher Prägung aus dem Geist der Zeit hinzuzurechnen
sein wird. Wegen seines Kompromißcharakters war darum
später Hübner auch von der aufklärerischen Pädagogik wie von pietistischen
Kreisen und Schulen verwendbar. C. Reents hat m. E. überzeugend
nachgewiesen, daß Hübner kein pietistischer Theologe ist (so
noch zuletzt U. Baltz, Theologie und Poesie, Frankfurt 1983, S. 177),
sondern zwischen orthodoxen Reformbestrebungen, dem Pietismus
und bürgerlicher Erziehung anzusiedeln ist.

Die nächsten fünf Kapitel gehen der Rezeptionsgeschichte der
„Biblischen Historien" nach. Im 3. Kap. geht es um Nachdrucke und
Bearbeitungen, um Verwendung in den Schulen und erste kritische
Stimmen im 18. Jahrhunderl. Kap. 4 geht drei Bearbeitungen im
Geiste der Aufklärung (G. A. Horrer, F. C. Adler, J. C. Weland) nach.
Es schließen sich Analysen zur Rezeptionsgeschichte in der Zeit zwischen
Rationalismus und Pietismus, in der Phase des Rationalismus
sowie einer Bearbeitung aus der Zeit der Restauration in Preußen an.
Das 8. Kap. faßt noch einmal die Ergebnisse zusammen und ordnet
sie in den theologiegeschichtlichen Zusammenhang ein.

Ein 12teiliger Anhang bietet schwer zugängliches Quellenmaterial,
darunter eine ausführliche Tabelle über die Auflagen, Nachdrucke,
Bearbeitungen und Übersetzungen von Hübner's „Biblischen Historien
". Die mit der Angabe der Fundorte versehene Zusammenstellung
verdient besonders hervorgehoben zu werden.

Es folgen die umfangreichen und instruktiven Anmerkungen, ein
Quellenverzeichnis von Kinderbibeln aus dem 18./19. Jahrhundert,
das Literaturverzeichnis und die Register.

Die umfangreiche Untersuchung ist verständlich geschrieben,
solide gearbeitet und überzeugend in der Herausarbeitung des theologischen
Profils des ursprünglichen Hübner in einer Umbruchsituation
sozialgeschichtlicher Art, deswegen in Kursachsen, und theologischer
Art im Wandel von der Orthodoxie zur Frühaufklärung
einerseits bzw. Pietismus andererseits. Die wirkungsgeschichtliche
Analyse bereichert uns mit interessanten Einblicken, die Untersuchung
im Ganzen eröffnet einen neuen Zugang zur Geschichte der
Religionspädagogik, der eindrucksvoll ist. Es ist zu wünschen, daß der
hier begonnene Weg der Erforschung des Bibelgebrauchs in Haus und
Schule ansteckend wirkt, so daß unser Bild vom praktischen Schriftgebrauch
in der Geschichte der christlichen Erziehung weiter präzisiert
wird.

Würzburg Gottfried Adam

Altes Testament

Watson, Wilfred G. E.: Classical Hebrew Poetry. A Guide to its Tech-
niques. Sheffield: JSOT Press 1984. XX, 455 S. 8" = Journal forthe
Study oftheOld Testament. Suppl. Series, 26. geb. $ 40.-.

Der Vf. will Lehrenden und Lernenden einen Guide mit Hinweisen
zu eigenem Studium an die Hand geben, ein Arbeitsbuch, das zur Klärung
der Terminologie. Analyse und Theorie über die hebräische Poesie
beitragen soll. Er hat deshalb auch, verteilt auf die einzelnen Abschnitte
, einen umfangreichen bibliographischen Apparat aufgenom-