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Ausgabe:

1985

Spalte:

122-123

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Lundström, Sven

Titel/Untertitel:

Lexicon errorum interpretum Latinorum 1985

Rezensent:

Haendler, Gert

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Theologische Literaturzeitung 110. Jahrgang 1985 Nr. 2

122

Praeparatio Evangeliea zu einer der wichtigsten Vaterschrift, die auf
uns gekommen ist. Der große Umfang und die stellenweise umständlichen
und langweiligen .Ausführungen Euscbs haben bisher die
Kenntnis dieses Werks behindert. Die vorliegende Ausgabe schließt
als bequemer Zugang zu einer unbequemen Schrift eine merkliche
Lücke. Wir hoffen, daß ihr Erscheinen in der bisherigen Weise unbehindert
fortschreitet.

Kiel Heinrich Kraft

Kusche de Cesaree: La Preparatioo Evangelique. Livre XI. Introduc-
tion. Traduction et Commentaire par Ci. Favrclle. Texte grec revisc
par E. des Plaecs. 403 S. Kart, ffr 364. Livrcs XII—XIII. Introduc-
tion. Texte Grec, Traduction et Annotation par E. des Places.
491 S. Paris: Cerf 1982/83. 8" = Sourccs Chreticnnes. 292. 307.
Kart. ffr450.

In den Jahren 1974-1980 sind in sechs Banden der Sources Chreticnnes
die ersten sieben Bücher von Euscbs ..Vorbereitung des Evangeliums
" erschienen. Der Band 292 der S. C. setzt die Ausgabe mit
dem II. Buch fort: es folgen Bände 12 und 13. Den Text hat wie
bisher Prof. Edouard des Places hergestellt, vernünftigerweise unter
Anlehnung an die Ausgabe von Karl Mras (1954. 1956) hfl den GCS.
Einleitung. Übersetzung und Kommentar hat Frau Gcnevieve
Favrellc verfaßt.

Euseb hat sieh beim Entwurf seiner Praeparatio an das apologetische
Schema gehalten, die Vorbereitung des Evangeliums durch das
Wirken des Logos bei den Juden und Griechen. In den vorhergehenden
Büchern hatte erden Stoff in konventioneller Anordnung dargeboten
: der Unterschied gegenüber seinen Vorgängern ist in seiner Gelehrsamkeit
und in der Vertrautheit mit seiner großen Bibliothek begründet
. Selbständig wird sein Gedankengang erst hier im elften Buch,
WO er auf die Philosophie Piatons und ihre Quelle in der Philosophie
der 1 lebräer zu sprechen kommt. Die große Bedeutung Piatons für die
Entfaltung der christlichen Theologie steht ihm nicht in Frage, auch
«enn sein apologetischer Standpunkt ihn nötigt, Piatons Abhängigkeit
von Mose herauszustellen. Bemerkenswert ist. daß er zwischen
Piaton und dem Piatonismus zu unterscheiden weiß, obwohl er die
platonische Philosophie in dem systematischen Zusammenhang sieht,
der ihm durch die Platonikcr des 2./3. Jh. und darüber hinaus durch
Origenes gegeben ist. Seine Haltung gegenüber Piaton ist weit freier als
die des Origenes. der die Abhängigkeit seiner Theologie von Piaton
und dem Patonismus eher verschleiert und verdrängt. Euseb arbeitet
demgegenüber Piatons Wahrheitszeugnis heraus und belegt seine
Ausführungen fortgesetzt durch Zitate, gestützt und gerechtfertigt
durch die Überzeugung, daß Piaton seine Wahrheit den Hebräern verdanke
.

Die einzelnen Bände dieser Ausgabe sind ganz gleich angelegt; sie
unterscheiden sich nur durch die Art. in der des Places' Mitarbeiter
Einleitung und Kommentierung bewerkstelligt haben. In dem vorliegenden
Band ist diese Aufgabe besonders glücklich und kenntnisreich
Selöst. Die 35 Seiten umfassende Einleitung beschreibt die Bedeutung,
die dem elften Buch zusammen mit den beiden folgenden innerhalb
der Praeparatio zukommt: das heißt, daß sie die für Euseb grundlegende
Bedeutung seines Vergleiches zwischen Piaton und Moses behandelt
. Dieser Vergleich erlaubt Euseb nämlich, die platonische Philosophie
als abhängig von der an Mose ergangenen Offenbarung darzustellen
. Zugleich läßt sich die Einleitung auch als Zusammenfas-
sung der im Mittelpiatonismus wurzelnden religiösen Vorstellungen
ansehen, unter deren Einfluß sich die griechische christliche Theologie
entwickelt hat. Denn der methodische Synkretismus des Mittcl-
Platonismus vermischt nicht nur die Religionen und die Philosophen-
sehulen, sondern gewinnt seine Erkenntnis ganz besonders aus der
Vermischung von Religion und Philosophie. Was die Verfasserin hier
■ds Grundsätze des Platonvcrständnisses Euscbs mitteilt, bezeichnet
Zugleich die Fragen, die die Theologen an die Offenbarung richteten,
und bestimmt damit den Bauplan, nach dem das Gebäude der christlichen
Lehre errichtet werden mußte. Die Ausführungen der Verfasserin
sind relativ knapp für das große Thema, beeindrucken aber nichtsdestoweniger
, weil sie ebenso dicht wie sachgemäß sind.

Der Kommentar ist mit seinen 153 Seiten eine auf dem vorliegenden
elften Buch der Praeparatio aufgebaute selbständige Abhandlung
über Euscbs Piatonismus. Euseb läßt sich ja unter den verschiedensten
Aspekten darstellen, als Historiker, als Politiker, als Theologe, und
diese Darstellungen leiden in der Regel darunter, daß sie nicht ganz
aufgehen, sondern einen unerklärten Rest lassen. Desto mehr muß es
überraschen, daß sich von Euseb als Platonikcr ein geschlossenes und
zusammenhängendes Bild zeichnen läßt. Der Erfolg beruht nicht
zuletzt auf dem methodischen Vorgehen der Verfasserin, nämlich
darauf, daß sie zwischen Euseb als Leser und Verehrer Piatons und als
Vertreter des Piatonismus seinerzeit unterscheidet.

In einem ersten Kapitel geht sie aus von Euscbs Haltung gegen Piaton
auf dem Hintergrund antiker Piatonkritik und -Verehrung. Danach
behandelt sie die von Euseb im elften Buch herangezogenen und
zitierten Platonikcr. Im Hauptteil der Untersuchung wendet sie sich
den Lehren zu. die Euseb bei Piaton gefunden zu haben meint und
fragt für jeden Dialog nach den Gesichtspunkten, unter denen Euseb
ihn gelesen hat. Dieses Verlähren führt zwangsläufig zur Erkenntnis
der Selbständigkeit und Originalität des Eusebschen Piatonismus. Das
Weltbild, die Vorstellungen vom Bau der Welt hat er mit den andern
Piatonikern gemeinsam, insbesondere mit dem von ihm als geistigem
Ahnen angesehenen Origenes. Das Piatonverständnis ist jedoch sein
eigenes. Er bleibt zwar in den Traditionen der christlichen Platoni-
sten. aber seine Beschäftigung mit Piaton verhilft ihm zu einem eigenen
, keineswegs unkritischen Urteil und zu einer persönlichen Beziehung
. So trocken der Stoff auch sein mag, die Verfasserin vermag, ihm
einen höchst lebendigen Euseb abzugewinnen. Auch durch ihren Stil
macht sie es dem Leser nicht schwer, es sei denn, daß sie in einer unter
Philologen nicht seltenen Manier bisweilen so redet, als sei allgemein
bekannt, was sie mitteilt - sicher aus Bescheidenheit und nicht aus
dem Hochmut, den die großen alten Männer vergangener Zeiten auf
diese Weise zeigten. Diese Abhandlung über Euscbs Piatonismus hat
als Kommentar zu einem seines Umlängs wegen seltener gelesenen
Werk Euscbs einen relativ unscheinbaren Platz. Es gibt aber nicht
viele Bücher über Euseb. aus denen man über ihn und den Platonis-
tnus seiner Zeit soviel lernen kann wie aus diesem.

Kiel Heinrich Kraft

Lundström, Sven: Lexicon errorum interpretum Latinortun, Stockholm
: Almquist & Wiksell 1983. 194 S. 8" = Acta Universitatis
Upsaliensis. Studia Latina Upsaliensia. 16. Kart, skr 83.-.

Es geht um die Übersetzer des 2.-7. Jahrhunderts, die christliche
Texte aus der griechischen in die lateinische Sprache übersetzt haben,
also um Hieronymus und die Bibelübersetzer vor ihm. um die
Mönche im Kloster Vivarium am Ende des 6. Jahrhunderts, auch um
die Sekretäre, die die Akten der ökumenischen Konzile ins Lateinische
übersetzten. Die Irrtümer teilt Lundström in 3 Arten ein: Der
Übersetzer hat das griechische Wort falsch gelesen; er hat den Sinn des
griechischen Wortes nicht richtig erläßt; er hat den syntaktischen Zusammenhang
falsch verstanden. Näheres erläutert L. in der Zeitschrift
„Das Altertum" (Berlin, Akademie-Verlag, 1959, S. 162-171). Das
vorgelegte Buch bringt lateinische Worte in alphabetischer Folge. Den
Band beschließt ein Verzeichnis griechischer Worte, hinter denen
lateinische Worte stehen, so daß man auch von einem griechischen
Wort her erkunden kann, ob und welche Übersetzungsirrtümer es gegeben
hat. Ein Beispiel sei genannt: Das Wort adoro (ich bete an. mit
Akkusativ) erscheint in übersetzten Texten häufig mit dem Dativ. Das
geschieht bei der Geschichte von den Weisen aus dem Morgenlande
Mt 2 sowie anderen Bibclstellcn: Gen 24,26: Ex 23.24; ISam2.36:
Ps65.4; Ml 9.18; 14.33 und I 5.25 sowie Joh 4.21 und 4.23. Stellen
bei Kirchenvätern werden genannt: Augustin. Hilarius. Hieronymus.