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Ausgabe:

1985

Spalte:

94-95

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Lee, John A. L.

Titel/Untertitel:

A lexical study of the Septuagint version of the Pentateuch 1985

Rezensent:

Willi-Plein, Ina

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Kehnscherpcr. Günther: Hünengrab und Bannkreis. Auf den Spuren
der Steinzeit. Leipzig-Jena-Bcrlin: Urania Verlag; zugleich
Neumünster: Wachholtz 1983. 192 S. m. 60 färb. Abb.. 3 Tab..
4 Ktn.8

K. hat mit seinem Buch das Ziel, „einige ur- und frühgeschichtliche
Zeugnisse aus nördlichen Regionen Europas dem heutigen Betrachter
zum Erlebnis werden zu lassen" (S. 13).

In den ersten Kapiteln werden in anschaulicher Weise die sich immer
wieder wandelnden, teils von Vereisung, teils von Erwärmung
bestimmten Lebensverhältnisse der Menschen Mittel- und Nordcuro-
pas während der fast eine halbe Million Jahre währenden Steinzeit
beschrieben. Fundorte, auf die immer wieder Bezug genommen wird,
sind: für die Altsteinzeit (Paläolilhikum) Morsumkliff auf Sylt,
Bilzingsleben (Thüringen), Cehringcn (Lüneburger Heide). Borneck.
Ahrensburg. Stcllmoor und Meiendorf (bei Hamburg); für die Mittelsteinzeit
(Mesolithikum) Hohen Viechcln (Mecklenburg), Roskildc
und Himmerland (Dänemark) sowie Lietzow (Rügen); Tür die Jungsteinzeit
(Neolithikum) Barkaer (Jütland) und Ostorfer See (Mecklenburg
).

Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit der auffälligsten
Hinterlassenschaft der Menschen des Neolithikums, den Großsteingräbern
, die sich in allen Tiefländern im Küstengebiet West- und
Nordeuropas finden. Da die Kultur der Großsteingräber, die Mega-
lithkultur. eine weite territoriale Ausbreitung hatte, beschränkt die
Darstellung K.s sich nun nicht mehr auf das nördliche Mitteleuropa
und das südliche Skandinavien, sondern bezieht auch Frankreich,
darunter besonders die Bretagne. England. Schottland. Irland und die
Pyrenäenhalbinsel mit ein. ja erwähnt auch Mcgalithbauten im
Nahen Osten.

Wenn auch ein Theologe das Buch geschrieben hat. so scheint doch
das Thema mit Theologie wenig zu tun zu haben. Liest man die Ausführungen
jedoch durch, so erkennt man, daß sie manches für die
Theologie Wichtige enthalten. Das betrifft nicht nur die Palästina-
Archäologie, auf die von der europäischen Urgcschichtsforschung -
etwa im Bereich der Klimatologic - manche Streiflichter fallen, sondern
auch die Religionsgeschichte. Bei der Beschreibung der Groß-
steingräber - Dolmen, Ganggräber und Steinkreise - wird ausführlich
auf die Motivation, die zu ihrer Errichtung rührte, eingegangen. Im
Zusammenhang damit werden die geistigen Grundlagen der Megalilh-
kultur erörtert, die in religiösen Vorstellungen gesehen werden: dem
»ild, das man sich vom Totenreich und vom Zustand nach dem Tode
machte. In dem mit ..Medizinmänner. Zauberer und Schamanen"
uberschriebenen Abschnitt beschreibt K. dann die medizinisch-religiöse
Praxis der Menschen der Steinzeit, wie sie aus Funden in Gräbern
und aus Analysen im Bereich rezenter, gegenwärtig noch existierender
Restgruppen steinzeitlicher Jägerkulturcn erschlossen werden
kann. In einem abschließenden Abschnitt „Sonne, Mond und Astronomie
: die Zeit der Symbole" wird aus Steinmonumenten wie Stone-
benge und der Schalkenburg bei Quenstedt (östliches Harzvorland)
aufden Kult der Menschen der Jungsteinzeit geschlossen.

Das Buch ist bewußt populärwissenschaftlich gehalten. So kann
man nicht Akribie in allen Einzelheiten erwarten. Der Prähistoriker
C Childe hat einmal darauf hingewiesen, daß er in seinen Schriften
um der leichteren Lesbarkeit willen zahlreiche Fragezeichen eingespart
habe, die er eigentlich hätte setzen müssen. Auf ihn beruft sich

(S. 13). obwohl er im Bereich der Vorgeschichte sehr wohl hin und
wieder aufdie Unsicherheit bisheriger Forschungsergebnisse hinweist.
Manchmal aber hätte mehr Genauigkeit doch gutgetan. So gibt es
Widersprüche bei der Datierung der Kjökkenmödinger-Kultur zwischen
der Schilderung auf S. 85 und der Tabelle auf S. 181. Auf S. 105
W|rd mit den Begriffen „Bronzezeit" und „Eisenzeit" etwas unglücklich
operiert. Das. was in 2Kön 4.42 berichtet wird, gehört längst
nicht mehr in die Bronzezeit, und das gleiche trifft auf ISam 17,17 zu.
Anders steht es bei dem Auszug aus Ägypten (2Mos 12,8), der vor den
Beginn der Eisenzeit lallen dürfte. Die Ausführungen über Raheis

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Grab auf S. 121 sollten vor einer 2. Aullage des Buches neu überdacht
werden. Was heute als Grab Raheis gezeigt wird, ist keineswegs ein
alterGroßdolmen.

Das, was mit dem Buch beabsichtigt wird, die Welt der europäischen
Urgeschichte dem heutigen Leser lebendig werden zu lassen,
erfüllt es voll und ganz. Einen erheblichen Anteil daran haben die eindrucksvollen
farbigen Abbildungen von Adclhclm Dietzel, einem
Künstler, der seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Bodcndenkmal-
pllege mitarbeitet und auch an den Ausgrabungen von Bilzingsleben
teilgenommen hat. So ergänzen sich Text und Illustration des Buches
in glücklicher Weise.

Herlin Ludwig Wächter

Peek, Werner: Attische Versinschriften. Berlin: Akademie-Verlag
1980. 90 S„ 4 Taf. gr. 8- = Abhandlgn. der Sachs. Akademie der
Wissenschaften zu Leipzig. Philol.-hist. Klasse. Bd. 69. H. 2. Kart.
M 12,-.

Seinen vielen früheren epigraphischen Veröffentlichungen hat Altmeister
Werner Peek nun eine Sammlung attischer Versinschriften
folgen lassen. Insgesamt werden 127 Inschriften abgedruckt und textkritisch
kommentiert und rekonstruiert. Die schon veröffentlichten
Inschriften sind zum größten Teil der Editio Minorder Inscriptiones
Graccae II//III2 entnommen, deren Herausgeber J. Kirchner von
Peek ständig kritisiert wird. Die Sammlung enthält 50 Weih- und
Ehreninschriften, davon I I Inedita, 2 Hymnen, 1 Orakel und
74 Grabepigramme, davon 9 Inedita. Den meisten Inschriften sind
Nachzeichnungen beigegeben, dem Ganzen vier Tafeln mit sieben
Abbildungen, ohne Identifikation oder Zurückverweisung. Es fehlt
eine Einleitung und dadurch erlährt der Leser nichts über Absicht.
Ziel und Methode des Herausgebers. Auch werden Abkürzungsverzeichnis
und Register ernsthaft vermißt, denn dadurch wird die
Sammlung schwer benutzbar für den Nicht-Epigraphen. Methodisch
wichtig und lehrreich sind die vielen epigraphischen Auseinandersetzungen
und Beobachtungen. Die Ausstattung des Heltes ist schön.

Hilthoven Jannes Rei ling

Altes Testament

Lee, J. A. L.: A Lexical Study of the Scptuagint Version of the Penta-
teuch. Chico, CA: Scholars Press 1983. XIV. 171 S. 8* = SBL. Sep-
tuagintandCognateSeries, 14. Kart. $ 12.50.

Rcz. muß eine gewisse Ratlosigkeit angesichts des angezeigten Werkes
gestchen, scheint es ihr doch überwiegend offene Türen einzurennen
. Ein Handicap mag das Abschlußdalum dieser unverändert
gedruckten Arbeit von 1970 sein, konnte L. doch so noch nicht die
neuen Textausgaben der Göttinger LXX von J. W. Wevers zu Gen
(1974) und Dtn (1977) sowie seither auch Num (1982) einsehen. Sie
hätten trotzdem im Literaturverzeichnis auftauchen dürfen, oder
natürlich der erste Genesis-Band von A. Rahlls (1926). Die Klage (45)
über mangelnde Aufarbeitung neueren Materials in W. Bauers Wörterbuch
(engl. 1957) hätte durch Inanspruchnahme der 5. Auflage von
1958 gelindert werden können.

Die angewandte Methode mutet zuweilen zu sorglos an. Gewiß gibt
es eine Menge neuer A'o//ii'-Worte im Pentatcuch. die in zeitgenössischen
Dokumenten gut bezeugt sind, und gewiß sind diese von L.
vorgeführten Beispiele "valuable for my purpose" (43). nämlich zu
zeigen, daß die LXX zeitgenössisches Griechisch schrieben. Deswegen
aber die Aufmerksamkeit auf sie zu konzentrieren, obwohl (52)
"there are undoubtedly numerous words and uses peculiar to Biblical
Greek". müßte bei einer Studie, die sich mit dem Sondcrsprachenpro-
blem belassen will, doch mit mehr als der Versicherung begründet
werden, daß diese Besonderheiten "in fad form only a small Proportion
of the total vocabulary" (52. nach A. 29 nicht mehr als die Hälfte

Theologische Literaturzeitung 110. Jahrgang 1985 Nr. 2