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Ausgabe:

1985

Spalte:

920-921

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Heimbrock, Hans-Günter

Titel/Untertitel:

Lern-Wege religiöser Erziehung 1985

Rezensent:

Kehnscherper, Günther

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Theologische Literaturzeitung 1 10. Jahrgang 1985 Nr. 12

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erörtert werden, vermutlich geschichtsphilosophisch. Vertritt ein
Inder, wie D. Chattopadhyaya (Indian Philosophy, New Delhi 1964)
eine westliche Philosophie, empfindet er auch die Unschärfe indischklassischen
Denkens. Ist das ein vorrationales Stadium? Ist das meditative
Überwindung von Rationalität? Schade, daß die europäischen
Freunde des Vf. ihn nicht drängten, hier ausführlich zu werden. Vielleicht
hängt seine Kritik am westlichen Christentum, an der ,,2. Kirche
" (d. i. Kirche des 2. Jh.) damit zusammen; er beklagt, es sei
anthropozentrisch und verrate dadurch die Universalität des Heils,
die auch die außermenschliche Schöpfung einschließe. Es war bereits
gesagt worden, daß Vf. Ganzheit auch in diesem Sinne sieht, der auch
der Ökologie die Peinlichkeit nähme, sie werde nur im Überlebensinteresse
des Menschen berücksichtigt.

Hiermit kommen wir schon zu den Konsequenzen, die im 3. Teil
für die Kirche gezogen werden. Als Übungsfelder für eine durch Yoga
ganzheitlich geprägte Christlichkeit behandelt Vf. die Familie und das
Priesterseminar. Hier liegt das Schwergewicht der Arbeit, hier formuliert
Vf. viele wichtige Einsichten, auch überraschend ungewohnte.
Daß Praktische Theologie den Selbstvollzug der Kirche beschreibe,
übersieht, daß die Kirche der jesuanischen Korrektur, die sie „renoviere
", bedürfe. Und Kirche sei hier nicht Klerikerkirche. Alle Religionen
sollten einander gegenseitig interpretieren, alle führen zum
Heil, alle Menschen seien zum Heil berufen, das Besondere des Christen
sei es, Zeugnis zu geben - es ist ein Rahnerscher Ansatz, dem Vf.
hier mutig folgt, zumal er in der Heimat, aber auch in Westeuropa
religiösen Pluralismus vor Augen hat. Rostocker Gemeinden römischer
und wittenbergischer Observanz läsen sicher erschrocken, daß
Vf. davon redet, es werde in den Kirchen Andachtsbilder von Krishna
(es soll 315 wohl heißen: nach der Gitagovinda, statt Bhagavad Gita)
oder Brahman, Vishnu u. Shiva geben, da träumt Vf. wohl von heimatlichen
Entwicklungen. Freilich hat die christliche Renaissance
auch Gestalten griech.-röm. Religion auf die Bühne und in die Residenzen
verschiedener Konfessionen geholt, nach St. Petersburg, nach
Warschau oder nach Bad Doberan. Vorliegendes Buch drängt mutig
in die Zukunft, die umzugestalten es uns aufruft. Es zitiert mit Recht
E. Benz, daß eine Religion erst dann universal sei, wenn sie sich in
einen positiven Zusammenhang mit der gesamten Menschheitsentwicklung
, insbesondere mit der allgemeinen Religionsgeschichte von
ihren frühesten Stufen an setze (319). Dazu ermutigt das Buch.

Rostock Peter Heidrieh

Praktische Theologie:
Katechetik/Religionspädagogik

Fähndrich. Gisela, u. Gert Traupe: Bedingungen des Lernens im Konfirmandenunterricht
. Hannover: Lutherisches Verlagshaus 1985.
78 S. 8* = Arbeiten zum Konfirmandenunterricht, 1. Kart.
DM 16,80.

Auf dem Hintergrund widersprüchlicher Erfahrungen in der Konfirmandenarbeit
behandelt G. Fähndrich knapp die Fragen nach
Organisationsform, unverzichtbaren Inhalten, Verständnis von Lernen
und angemessenem Alter für Unterricht und Konfirmation
(S. 9-25). Im 2. Teil wertet G. Traupe seine empirische Untersuchung
von „Beteiligungserfahrungen und Beteiligungsmotivation
am Konfirmandenunterricht" aus. Die Beteiligungsmotivation wird
mehr durch die Gestaltung des Unterrichts als durch externe Einflüsse
bestimmt. „Gemindert wird die Teilnahmemotivation durch Auswendiglernen
, Verwendung des Katechismus im Unterricht und
durch die permanente Pflicht zum Besuch des Erwachsenengottesdienstes
". Die Wahrnehmung des Pastors durch die Konfirmanden
„hatte den stärksten Einfluß auf die Motivation", aber auch der Einsatz
von Spielen und das Angebot jugendgemäßer Gottesdienste wirkten
motivierend. 57 % der Befragten gingen gerne zum Konfirmandenunterricht
. Zu beachten ist, daß das Urteil von Konfirmanden

nicht ausreicht, um langfristige Lernergebnisse einzuschätzen. Das
war nicht das Ziel der Untersuchung, und es wäre wohl nicht im Sinne
der Autoren, kurzschlüssige Folgerungen für die Praxis zu ziehen.

E. W.

Crom, Bernhard: Methoden für Religionsunterricht, Jugendarbeit und
Erwachsenenbildung. 7„ Überarb. u. erw. Aufl. Düsseldorf: Patmos;
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1985. 227 S. 8". Kart.
DM 28,-.

Wenn ein Lehrbuch in wenigen Jahren sieben Auflagen erreicht, ist
es zum Standardwerk geworden. Die neue Bearbeitung läßt noch
deutlicher erkennen, daß es nicht nur um den Religionsunterricht,
sondern vor allem auch um neue Wege und Methoden in Jugendarbeit
und Erwachsenengruppen geht. Die Erweiterung des Inhaltes von
Kap. II „Bessere Interaktion: Durch kooperative Arbeits- und Gesprächsformen
, durch gruppenpädagogische Übungen und Aktionskontrolle
" und die Aufnahme eines weiteren Kapitels: VII. „Methodische
Hilfen zur Bibelarbeit" lassen stärker als bisher die ekklesiolo-
gische und biblisch-theologische Ausrichtung erkennen.

Aber auch in dieser Form kann und will das „Medienhandbuch"
dem Praktiker nicht die eigne didaktische Arbeit und die Bemühungen
um theologische Eindeutigkeit und Schlüssigkeit der angebotenen
Wege und Methoden ersparen.

Durch offensichtliche, weitere Rückkoppelung mit der Praxis in
Religionspädagogik und Gemeinde wurde eine weitgehende Läuterung
der gruppendynamischen Aspekte und eine noch größere Genauigkeit
im methodischen Detail erreicht.

Die Qualität des Umgangs mit den Methoden im Bereich des Gruppengeschehens
wie auch beim Bewußtmachen von Einstellungen und
bei der Herausbildung neuer Einsichten hat sich als ein entscheidender
Faktor im Hinblick auf die Förderung auch gerade spezifisch religiöser
Einstellungen und Lerninhalte bewährt.

Die Beachtung und methodische Beeinflussung des emotionalen
Gruppengeschehens und die sorgfältige biblisch-theologische Erarbeitung
kognitiver Lernziele schließen sich nicht aus, sondern ergänzen
sich (33). Verzichtet man z. B. bei Einkehrtagen auf das Einbringen
von Selbsterfahrung zum Thema und auf sensibilisierende Übungen,
könnte alles, was sonst von der Ethik Jesu her etwa zu brüderlicher
Offenheit und Nächstenliebe gesagt und meditiert wird, ohne vorausgehende
Klärung der eigenen Verhaltensweisen, Motive, Stärken und
Schwächen eine für das wirklich geistliche Leben unwirksamer Versuch
der Mobilisicrungguten Willens bleiben.

Bedeutsam bleibt auch, daß der Vf. trotz oder gerade wegen der
Vielfalt der angebotenen Unterrichtsverfahren und Arbeitsformen
ständig auf ein mehrdimensionales, ganzheitliches Lernen hinzielt.
Weder bloße Wissensvermittlung noch rein emotionale Aktivierung,
sondern Auslösung und Förderung von Lernprozessen in sinnvoller
Verbindung von Erleben, Reflexion und Verhalten werden angestrebt
.

Greifswald Günther Kehnscherper

Heimbrock, Hans-Günter: Lern-Wege religiöser Erziehung. Historische
, systematische und praktische Orientierung für eine Theorie
religiösen Lernens. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1984.
212 S.,8". Kart. DM 32,-.

Brauchbare Kompendien der Religionspädagogik sind in letzter
Zeit mehrfach erschienen. Es fehlte ein Lehrbuch für die Hand des
Theologiestudenten und des angehenden Religionspädagogen, das mit
möglichst sparsamer, aber deutlicher Linienführung historische
Modelle christlichen Lernens und Erziehens skizziert, um gegenwärtige
Tendenzen durchschaubar zu machen. Hier schließt das vorliegende
Buch eine spürbare Lücke.

Der erste Teil (11-72) bringt in kursorischer Skizzierung histo-