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Ausgabe:

1985

Spalte:

69-70

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Strömberg, Bengt

Titel/Untertitel:

The manual from Bystorp 1985

Rezensent:

Bieritz, Karl-Heinrich

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 110. Jahrgang 1985 Nr. I

70

Bemühungen gerade um dieses Sakramentarium sind in dessen
Einzigartigkeit als einer Zusammenstellung „gelasianischcr". „gregorianischer
" und „ambrosianischer" Formulare, soweit solche damals
zur Verfügung standen, gerechtfertigt. Wenn auch erst der 3. Hand
eine Quellenscheidung des Formelgutes nach dessen Zugehörigkeit zu
den drei hier verarbeiteten Traditionsströmen bieten soll, kennzeichnet
doch schon in diesem 2. Hand Kursivdruck den Wortschatz aus
dem ambrosianischen Liturgiebereich bzw. Belegstellen im karolin-
PSch-ambrosianischen Sakramentar.

Der vorliegende Hand sieht seine Aufgabe jedoch vor allem darin,
den liturgischen Wortschatz aller im Triplex zusammengearbeiteten
Sakramentaltypen der Forschung zu erschließen. Der Umfang des
Materials nötigt leider dazu, nur solche Lemmata in ihrem originalen
Kontext aufzuführen, die singular verwendet sind oder um des Sinnverständnisses
willen dies nahelegen. Wenn damit auch sehr häufig gebrauchte
Wörter wie ..et*', „non", Präpositionen, die meisten Pronomina
nicht aufgeführt sind, so ist doch der Wortbesland relativ umfassend
. Um dessen Aulbereitung übersichtlich und leicht benutzbar zu
gestalten, sind bei Stichwörtern mit vielen Belegstellen bestimmte
Ordnungsprmzipien angewandt, über welche die Vf. im Vorwort
emen Überblick gibt, nicht ohne eine gewisse Inkonsequenz als Folge
S|ch wandelnder Frmessensentscheidungen zuzugestehen. Bei den
ein/einen Stichworten sind wohl alle Belegstellen, nicht aber jeder
Sachbezug aufgeführt. Besonders von Wert ist es, wie umfassend die
Stichworte „deus" (S. 60-64) und „Christus" (S. 30-31, dazu filius
S. 951) mit ihren Sachbezügen (z. B. Verbalaussagcn) behandelt werden
.

Wer je an einer ähnlichen lexikalischen Arbeit beteiligt war, wird
ganz ermessen können, welch entsagungsvolle Arbeit solche Leistung
verlangt. Der Vf. und ihren Mitarbeiterinnen gebührt der große Dank
derer, denen dieses Werk zur unentbehrlichen Hilfe zu wirklichem
Eindringen in das Sacramentarium werden wird. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft
, die die Durchführung und die Drucklegung der
Arbeit ermöglicht hat. seien ihr Verständnis für die Bedeutung dieses
Unternehmens und die daraus resultierende Förderung besonders gedankt
.

Bad Homburg v. d. H. William Nagel

Strömberg, Beugt [Ed.]: The Manual from ßystorp. Lund University
Library Medeltidshandskrift 43a. Egtved: Edition Egtved 1982.
133 S., 4 Taf. 8' = Bibliotheca Liturgica Danica, Series Latina,
2. geb. dkr 150.-.

Dem Manual from Notmark (vgl. meine Rcz. in ThLZ99. 1974
Sp. 954-956) folgt jetzt als zweite Veröffentlichung innerhalb der
oben genannten Reihe die Edition einer Handschrift, die in der Universitätsbibliothek
von Lund aulbewahrt wird und die der Editor und
Kommentator - der 1979 verstorbene Bengt Strömberg - uns als Manual
from Byslorp vorstellt. Er kann wahrscheinlich machen, daß das
Ms. zu Beginn des 16. Jahrhunderts von einem Priester namens Petrus
Jaeobi (Per Ibsen?) angefertigt wurde, der sich zugleich als erster
Eigentümer zu erkennen gibt; vermutlich war er an der damals sehr
besuchten Wallfahrtskirche St. Maria Magdalena in Bystorp tätig
(Eekdaten: 1502 und 1520). Zwischen 1513 und 1522 wurde das Ms.
hier mit einem Druck des Manuals von Roskilde zusammengebunden
. Eintragungen von späterer Hand bezeichnen das Buch ausdrücklich
als Eigentum der Kirche zu Bystorp; über den Sammler Erik
Johan Meck kam es schließlich in den Besitz der Universität Lund.

Bemerkenswert ist die reiche musikalische Ausstattung des Ms.; die
meisten liturgischen Texte sind mit Noten v ersehen, so daß St. geradezu
von einem musical manuscripl (7) spricht; sie werden übrigens in
der vorliegenden Edition in vorzüglicher Qualität faksimiliert. In seiner
detaillierten, dänische und außerdänische Vergleichstexte umfassend
berücksichtigenden Einleitung gelingt St. der Nachweis, daß das
Ms. in der Tradition der Missalien von Lund und Kopenhagen steht

und insbesondere auf die Diözesanliturgie von Roskilde verweist. Im
einzelnen enthält das Ms.:

1. Unter der (von späterer Hand eingefügten) Rubrik //; iwcte na-
tiuilatis domini erscheint die matthäische Genealogie (Liber genera-
cionis ihesu christi), die - wie ein et cetera im Text andeutet -
dänischer Praxis entsprechend nach dem neunten Responsorium der
Matutin gesungen wird, gefolgt vom Te Deum und der ersten Weihnachtsmesse
.

2. Unter der - ebenfalls nachträglich eingefügten - Rubrik Infesto
epiphanie ante missam folgt die lukanischc Genealogie Fadem est
autem, die am Ende ausdrücklich auf das sich anschließende /'<•
Deum verweist (während der Brauch, die lukanischc Genealogie zu
Epiphanias zu singen, in Deutschland unbekannt zu sein scheint, ist
sie im skandinavischen Raum - entsprechend der auch von Durandus
bezeugten Übung - Bestandteil der Matutin zum Fest der Erscheinung
).

3. Es folgt die Segnung der Palmzweige für Palmsonntag(/» diepal-
marum pre/äcio), und zwar die längere Version, wie sie auch das Missale
von Lund, das Manuale von Notmark und die Odense agenda bie-
ten;dasMs. folgt damit zugleich dem Kathedralritus von Roskilde.

4. Die Karfreitagsliturgie schließt sich an (Sequitur de officio para-
sceues); sie umfaßt Rubriken, Angaben für die Lesungen und die feierlichen
Karfreitags-Orationerr, die Kreuzverehrung, die Kommunion,
die Vesper und die depositio enteis. Die Ordnung ist deutlieh im Blick
auf einfache Verhältnisse gestaltet: eine kleine Kirche, kein Raum für
ausgedehnte Prozessionen, verkürzte Gesänge, keine Mitwirkung eines
Akolythen oder Diakons. Vor der Kommunion gibt der Priester
ein Stück der vorkonsekrierlen Hostie in den Kelch, wovon - eine genaue
Analyse der Texte macht dies deutlieh - nicht nur eine sanetifl-
catio, sondern eine tatsächliche consecralio des Weines erwartet
wird.

5. Den weitaus meisten Raum nimmt die Liturgie der Ostervigil (In
vigilia pasce) ein. Sic umfaßt im einzelnen a)die benedictio novi ignis,
b) den Hymnus Inventarrutill(Adintroitum ecclesiecum igne—später
eingefügte Rubrik), c) die benedictio cerei mit dem E.xultet und dem
nachfolgenden I 'ere dignum, d) einen-Hinweis auf die folgenden Lektionen
nach Maßgabe des Missale, e) den Hy mnus Rexsanctorum an-
gelorum, der während der Prozession zum Taufstein gesungen wird
(verkürzt auf die drei ersten Strophen und den Refrain - wiederum ein
Hinweis auf .kleine Verhältnisse'), I) die benedictio fontis (in Übereinstimmung
mit der Tradition von Lund und Roskilde; von der bei der
Rückkehr zu singenden Litanei hat sich nur ein kleiner Restbestand
im Zusammenhang mit derChrisam-Salbung und dreifachen Segnung
des Wassers erhalten).

6. Zuletzt - und damit außerhalb der sonst eingehaltenen Reihenfolge
nach dem Kirchenjahr - steht die Segnung der Kerzen an Lichtmeß
(In purificatione SartCle Marie), die sieben Gebetstexte umfaßt,
gruppiert um eine Präfation; auch hier lassen sieh - im Zusammenhang
mit der folgenden Prozession - deutliche Verkürzungs- und Ver-
einfächungstendenzen erkennen, die die Gegebenheiten einer kleinen
Kirche berücksichtigen.

Leipzig Karl-Heinrich BieriU

Pähl. Irmgard [Hrsg.]: Coena Domini I. Die Abendmahlsliturgie der
Rclbrmationskirchen im 16./I 7. Jahrhundert. Freiburg/Schwei/:
Universitätsverlag 1983. X VIII. 61 I S. 4* = Spicilcgium Friburgense.
Texte zur Geschichte des kirchlichen Lebens. 29. Kart,
»fr 75,-.

1968 erschien als 12. Band der gleichen Reihe unter dem Titel
„Prex Eucharistica" eine Textsammlung von eucharistischen Hochgebeten
der altkirchlichcn Tradition, für die J. Pähl ebenfalls als mitverantwortliche
Hrsg. zeichnete. Das Gesamtwerk wird jetzt mit dem
umfangreichen I. Band einer zweibändigen Textausgabe der Abendmahlsliturgie
der Reformationskirchen fortgesetzt (der 2. Band wird